[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein verfahren zur Korrektur des Lagefehlers bei einem
Gebersystem, das zwei um 90° phasenverschobene weg- bzw. winkelabhängige sinusförmige
Signale gleicher Amplitude und Periode liefert, wobei aus diesen zwei Signalen über
eine Interpolationselektronik ein Winkel berechnet wird.
[0002] Zur Erfassung von Rotationsbewegungen von Werkzeugmaschinen oder von Maschinenteilen
werden optische sowie magnetische Sinus-Cosinusgeber benutzt, deren Signale interpoliert
werden, damit man die Lageerfassung des Werkzeugs bzw. der Maschine erfaßt. Es sind
schon verschiedene Vorrichtungen zur Interpolation der Lage solcher Sinus-Cosinus-Geber
bekannt. Sie beziehen sich auf zwei verschiedene Verfahren. Beim meistbenutzten handelt
es sich um die Bildung der Arcustangens-Funktion der Signalspuren. Ein weiteres Verfahren,
das sogenannte "HMS"-Verfahren, ist in der EP-0 390 936 beschrieben. Bei diesem wird
ein vom Weg bzw. Winkel linear abhängiges digitalisierbares Folgesignal gebildet.
[0003] Alle Verfahren setzen jedoch voraus, daß die Signale, welche die Lageinformation
enthalten (Sinus- und Cosinusspur), eine Phasenverschiebung von exakt 90° aufweisen.
Aufgrund der Toleranzen bei der Geberherstellung und Geberjustage weisen die informationstragenden
Spuren jedoch eine Phasenverschiebung auf, die von der idealen Phasenlage von 90°
etwas abweicht. Bei den obengenannten Verfahren ist eine gewisse Empfindlichkeit gegenüber
Fehlern dieser Art gegeben, denn aufgrund des Phasenfehlers der beiden Signale entsteht
durch die Interpolation ein Lagefehler, der im Lageregelkreis eine Fehllage vortäuscht
bzw. dem Drehzahlregler eine Lagewelligkeit und damit auch eine Drehzahlwelligkeit
vorgibt.
[0004] Da in modernen Steuerungen und Antrieben die Lage- und Drehzahlregelung digital ausgeführt
ist, wäre es bei Kenntnis des Phasenfehlers möglich, die Lageinformation für den Lage-
und Drehzahlregler zu korrigieren. Die immer genauer werdende Lageerfassung bei Werkzeugmaschinen
macht diese Korrektur notwendig.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein solches Verfahren zur Korrektur des Phasenfehlers
bei der Auswertung von Inkrementalgebern mit sinusförmigen Ausgangssignalen zu schaffen.
[0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe bei einem Verfahren der eingangs genannten
Art durch die Maßnahmen des kennzeichnenden Teils des Hauptanspruchs gelöst. Es wird
ferner bei einer vorteilhaften Ausbildung der Erfindung ein Verfahren beschrieben,
bei dem über einen Tabellenzugriff des Prozessors, der die Lage- bzw. Drehzahlregelung
ausführt, der Lagefehler korrigiert werden kann. Dabei kann die Korrektur dadurch
erreicht werden, daß dem aus der Interpolationselektronik kommende, noch fehlerbehafteten
Winkel durch Zugriff auf eine entsprechende Tabelle ein winkelabhängiger Anteil der
Fehlerfunktion zugeschlagen wird, wobei die Tabellenwerte mit dem Phasenfehlerwinkel,
d.h. einer geberspezifischen Größe, multipliziert werden.
[0007] Bei diesem Verfahren ist der Phasenfehlerwinkel eine geberspezifische Größe, die
- wenn sie einmal ermittelt ist - als Parameter hinterlegt sein kann. Es wäre jedoch
durchaus denkbar, diesen geberspezifischen Parameter in einem Auslaufversuch zu ermitteln
und von Zeit zu Zeit zu aktualisieren. Dieser Prozeß könnte sogar automatisiert werden,
was dazu führen würde, daß sogar Temperatureinflüsse auf diesen Fehler kompensiert
werden könnten.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher erläutert. Dabei zeigen:
- FIG 1
- eine Darstellung von idealen und phasenverschobenen Zeigern,
- FIG 2
- die numerisch berechneten Verläufe der Fehlerfunktion für zwei verschiedene Phasenfehlerwinkel,
- FIG 3
- Spektralanteile für verschiedene phasenfehler und
- FIG 4
- ein Blockschaltbild zur Phasenkorrektur.
[0009] Es werden zuerst die mathematischen Zusammenhänge zwischen Phasenfehler und Lagefehler
gezeigt.
[0010] Der Lagefehler aufgrund Phasenverschiebung läßt sich in der komplexen Zahlenebene
relativ einfach ermitteln, wenn man die Cosinusspur dem Realteil und die Sinusspur
dem Imaginärteil zuordnet.
[0011] Ein idealer Geber soll eine Position anzeigen, die dem Weg bzw. Winkel genau entspricht.
In diesem Fall werden die Signalspuren Sinus und Cosinus einen Winkel φ codieren,
der durch den Zeiger
Z beschrieben ist.
Ein Geber mit einer phasenverschiebungsabweichung mit dem Wert α führt auf einen resultierenden
Zeiger folgender Größe:
Es sei hier darauf hingewiesen, daß bei diesem Beispiel die Phasenverschiebung komplett
der Cosinusspur zugeschlagen wird.
[0012] Diese Darstellung der beiden Zeiger
Z und
Z₁ in der komplexen Zahlenebene zeigt die Darstellung gemäß FIG 1. Der Zeiger
Z₁ codiert über den Arcustangens bzw. andere Auswerteverfahren den Winkel φ₁. Der Differenzzeiger
Z -
Z₁ ergibt sich zu
mit der Länge
Über den Winkel φ₁ der sich sowohl als Phasenwinkel des Zeigers
Z₁ als auch als Differenzwinkel des Zeigers
Z -
Z₁ und des Zeigers
Z₁ wiederfindet, kann die Dreieckshöhe h berechnet werden. Es gilt
Da die Länge des Zeigers
Z den Wert
1 hat, läßt sich aus der Dreieckshöhe h eine Beziehung für den Korrekturwinkel Δφ erstellen
Aus den Gleichungen (5) und (6) läßt sich die Beziehung ableiten
Mit der Beziehung

und den Gleichungen (4) und (7) folgt:
oder umgestellt

Der Ausdruck im Nenner

ist für kleine Werte von α gegenüber dem Wert 1 zu vernachlässigen.
[0013] Somit bleibt:

In dieser Darstellung kann für kleine Werte von α die Differenz

gegenüber dem Ausdruck

vernachlässigt werden. Damit bleibt:

Da die Werte für den Phasenfehler α und somit auch für den Lagefehler Δφ klein sind,
gilt in der 1. Näherung mit

Die Darstellung gemäß FIG 2 zeigt beispielhaft den numerisch berechneten Verlauf der
Fehlerfunktion

für die beiden Winkel 5° und 10°.
[0014] An den Verläufen der Fehlerfunktion läßt sich erkennen, daß die berechnete Näherung
(12) Gültigkeit hat.
[0015] Eine weitere Bestätigung für die Gültigkeit der Näherung zeigt die Darstellung gemäß
FIG 3, bei welcher die Spektralanteile für verschiedene Phasenfehler α graphisch dargestellt
sind. Diese Darstellung zeigt, daß die Spektrallinien der zweiten Oberwelle dominant
sind (cos 2φ₁), und daß eine Korrektur der zweiten Oberwelle im Lagewinkel den Lagefehler
um den Faktor 20 minimiert.
[0016] In der Darstellung gemäß FIG 4 wird gezeigt, wie die schaltungsgemäße Korrektur mit
Hilfe eines Phasenkorrekturgliedes (gestrichelt angedeutet) in der Steuerung oder
im Antrieb erfolgen kann. Aus der Interpolationselektronik 1 wird zunächst ein Wert
φ₁ für den Winkel berechnet. Da die informationstragenden Spuren (Sinus und Cosinus)
eine Phasenverschiebung abweichend von der idealen Phasenlage von 90° aufweisen, ist
dieser Wert fehlerbehaftet und wird deshalb einem tabellarischen Speicher S zugeführt,
in dem der φ₁-abhängige Anteil der Fehlerfunktion abgelegt ist; und zwar nach der
Beziehung:
Diese stellt den zweiten Faktor der Gleichung (12) dar.
[0017] Der Ausgangswert der Tabelle wird weiter einem Multiplizierer 3 zugeführt und mit
dem Phasenfehlerwinkel multipliziert. Der Phasenfehlerwinkel α ist eine geberspezifische
Größe, die als Parameter hinterlegt sein kann. Nach der Multiplikation der Fehlerfunktion

mit dem Phasenfehlerwinkel α erhält man den Korrekturwinkel Δφ, wie er der Gleichung
(12) zugrunde liegt, der im Summierer 4 zu dem interpolierten Winkel φ₁ addiert wird.
Der Ausgang dieses Summierers 4 liefert den gewünschten korrigierten Winkel φ an der
Übersichtlichkeit halber nicht gezeigte weitere Auswerteeinrichtungen.
[0018] Der Phasenfehlerwinkel α kann als geberzugehörige Größe einmalig ermittelt werden
und als geberspezifischer Parameter festgehalten werden. Es ist aber auch denkbar,
die Ermittlung des Geberphasenfehlers in einem Auslaufversuch zu automatisieren. Der
automatisch ermittelte Geberphasenfehler kann dann in einer niederprioren Zeitscheibe
aktualisiert werden. Durch eine automatische Aktualisierung des Phasenfehlers können
sogar Temperatureinflüsse auf diesen Fehler kompensiert werden.
1. Verfahren zum Bestimmen der Lage eines Objekts mit Hilfe eines Gebersystems, das aus
zwei sinusförmigen, etwa um 90°el zueinander versetzten Gebersignalen ein linearisiertes
Lagewinkelsignal φ₁ generiert,
dadurch gekennzeichnet, daß bei Kenntnis eines Phasenfehlerwinkels α in einem Umsetzer (2,3) ein Korrekturwinkelsignal
Δφ nach der Beziehung

bestimmt wird, das zum Lagewinkelsignal φ₁ additiv hinzugefügt wird und wobei das
solchermaßen erzeugte Signal als korrigiertes Lagewinkelsignal φ den weiteren Verarbeitungseinrichtungen
zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß, die Beziehung vereinfacht ist als
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Phasenfehlerwinkel α als geberzugehörige Größe einmalig ermittelt wird und
dann als geberspezifischer Parameter festgehalten wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Phasenfehlerwinkel α auf Wunsch aktualisierbar ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Phasenfehlerwinkel α jeweils in einem Auslaufversuch ermittelt wird.
6. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, 2, 3, 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Umsetzer (2,3) ein Rechenwerk vorgesehen ist.
7. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, 2, 3, 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Umsetzer ein Speicher (2) für eine Tabelle vorgesehen ist, in welcher für
vorgegebene Lagefehlerwinkel φ₁ zughörige Korrekturwerte vorgegeben sind, die nach
Wichtung mit dem Phasenfehler α das Korrekturwinkelsignal Δφ angeben.