[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trocknen einer Papierbahn gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1 sowie eine Trockenpartie gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 3.
[0002] Es gibt eine große Zahl von Druckschriften, die sich mit dem technischen Sachgebiet
befassen. Nur beispielshalber wird auf DE-GM 92 07 656 (= US No.07/931,261) verwiesen.
Dabei handelt es sich um eine Trockenpartie einer Papiermaschine mit mehreren, aufeinander
folgenden Trockengruppen. Jede einzelne Trockengruppe ist einreihig, d.h. sie umfaßt
eine einzige Reihe von Trockenzylindern, und zwischen je zwei einander benachbarten
Trockenzylindern befindet sich eine Umlenksaugwalze. Ein einziges endloses Stützband
umschlingt abwechselnd einen Trockenzylinder und eine Umlenksaugwalze, wobei die zu
trocknende Papierbahn in direkten Kontakt mit den Trockenzylindern, und das Stützband
in direkten Kontakt mit den Umlenksaugwalzen gelangt. Dabei wird in ein und derselben
Trockengruppe nur die eine Seite der Papierbahn getrocknet. Um auch die andere Seite
zu trocknen, folgt eine weitere Trockengruppe, in welcher die Papierbahn mit ihrer
anderen Seite in direkten Kontakt mit den Trockenzylindern gelangt.
[0003] Neben diesen einreihigen Trockenpartien gibt es aber auch Trockenpartien, bei welchen
die Papierbahn abwechselnd einen oberen Trockenzylinder umschlingt, und sodann unmittelbar
darauffolgend einen unteren Trockenzylinder, so daß von Zylinder zu Zylinder abwechselnd
die eine und die andere Seite der Papierbahn unmittelbaren Zylinderkontakt hat.
[0004] Beide Arten von Trockenpartien, also die einreihige wie auch die zweireihige, kommen
bei der folgenden Erfindung in Betracht.
[0005] An das eingangs genannte Verfahren bzw. an die eingangs genannte Trockenpartie werden
die folgenden Anforderungen gestellt: Die Bahn soll bei höchsten Arbeitsgeschwindigkeiten
mit größter Sicherheit durch die Maschine hindurch laufen. Dabei sollen möglichst
keinerlei Bahnabrisse auftreten. Die Trocknung soll möglichst intensiv sein, so daß
eine bestimmte, in der Papierbahn enthaltene Wassermenge auf möglichst kleinem Wege
ausgetrieben wird, so daß die Baulänge der Trockenpartie möglichst klein gehalten
werden kann. Außer diesen genannten Eigenschaften - hohe Laufsicherheit (runability)
und hohe Energiedichte - gibt es noch weitere Anforderungen an das genannte Verfahren
bzw. an die genannte Trockenpartie. Ganz wichtig ist bei manchen Papiersorten eine
schonende Trocknung, um gewisse Papiereigenschaften zu beeinflussen. Dazu gehörte
vorallem das Vermeiden von Schrumpffalten.
[0006] Im vorliegenden Falle soll dem ersten Erfordernis, nämlich der möglichst hohen Energiedichte
und damit der raschen und intensiven Trocknung, besondere Aufmerksamkeit gewidmet
werden. Ein bekanntes Mittel, auf kleinem Weg der Papierbahn hohe Feuchtigkeitsmengen
aus dem Papier zu verdampfen, besteht darin, die Temperatur der einzelnen Trockenzylindermäntel
zu steigern. Dem sind jedoch Grenzen gesetzt, die in der Festigkeit des Materiales
der Trockenzylinder liegen. Außer dem genannten ersten Erfordernis soll auch dem zweiten
Erfordernis Aufmerksamkeit gewidmet werden, nämlich der schonenden Trocknung.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bzw. eine Trockenpartie der
genannten Gattungen derart zu gestalten, daß die Energiedichte und damit die Intensität
des Trocknens wesentlich gesteigert werden kann, ohne daß sonstige Nachteile auftreten.
Gleichzeitig soll ein Verfahren angegeben werden, mit welchem sich empfindliche Papiere
besonders schonend trocknen lassen.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche 1 bzw. 5 gelöst.
[0009] Die Erfinder haben erkannt, daß die erste Teilaufgabe dadurch gelöst werden kann,
daß die Umfangsgeschwindigkeit wenigstens eines oder mehrerer Trockenzylinder höher
bemessen wird, als die Geschwindigkeit der Papierbahn. Dies bedeutet, daß der betreffende
Trockenzylinder schneller umläuft, als die Papierbahn, und daß somit ein gewisses
Gleiten oder Schleifen der Papierbahn auf der Mantelfläche des betreffenden Trockenzylinders
erfolgt. Dabei haben die Erfinder vor allem erkannt, daß dies möglich ist, ohne daß
es zu Komplikationen kommt, vor allem nicht zu Abrissen der Papierbahn. Durch Anwendung
der genannten Differenzgeschwindigkeit zwischen der Mantelfläche des Trockenzylinders
einerseits und der Papierbahn andererseits ist das Wärmeangebot, das die Mantelfläche
der Papierbahn zur Verfügung stellt, entsprechend größer, als bei identischen Geschwindigkeiten.
[0010] Die Erfinder haben ferner erkannt, daß die zweite Teilaufgabe dadurch gelöst werden
kann, daß die Umfangsgeschwindigkeit wenigstens eines oder mehrerer Trockenzylinder
geringer bemessen wird, als die Geschwindigkeit der Papierbahn. Dies bedeutet, daß
der betreffende Trockenzylinder langsamer umläuft als die Papierbahn, und daß somit
wiederum ein gewisses Gleiten oder Schleifen der Papierbahn auf der Mantelfläche des
betreffenden Trockenzylinders erfolgt.
[0011] Weitere Maßnahmen können zweckmäßig sein, um die Erfindung besonders gut anwenden
zu können. So ist es denkbar, die Mantelflächen der betreffenden Trockenzylinder mit
einer Beschichtung zu versehen, die den Reibungskoeffizienten gegenüber der Papierbahn
(bzw. gegenüber dem Stützband) herabsetzt. Auch ist es denkbar, die Differenzgeschwindigkeit
erst dann herzustellen, wenn die Trockenpartie eine gewisse Zeitspanne, z.B. einige
Minuten, in Betrieb war. Um den Übergang vom Betrieb mit identischen Geschwindigkeiten
zu Differenzgeschwindigkeiten zu erleichtern, könnte beispielsweise vor derjenigen
Stelle, an welcher die Papierbahn bzw. das Stützgewebe auf die Mantelfläche des Trockenzylinders
aufläuft, ein Sprühorgan zum Aufbringen eines Gleitmittels vorgesehen werden. Dieses
Sprühorgan wurde ganz kurzfristig ein Sprühmittel abgeben, das die Haftreibung zwischen
der laufenden Bahn einerseits und der Mantelfläche des betreffenden Trockenzylinders
andererseits herabsetzt, so daß es zu einem Gleiten kommt. Ist erst einmal ein Gleitezustand
eingetreten, so würde dieser beibehalten werden können, auch ohne daß weiterhin Sprühmittel
zugesetzt wird. Dabei kann das Sprühmittel entweder auf die Papierbahn, oder auf die
Mantelfläche des Trockenzylinders, oder in den keilförmigen Einlaufspalt zwischen
diesen beiden eingegeben werden.
[0012] Die Erfindung ist anhand der Zeichnung näher erläutert.
[0013] In der Figur erkennt man zunächst eine Presse P, die zwei miteinander einen Preßspalt
bildende Preßwalzen 18 und 19 aufweist. Die herzustellenden Papierbahn 9 läuft durch
diesen Preßspalt zusammen mit einem Entwässerungsfilz 17. Diese Presse P ist die letzte
Presse einer Pressenpartie, deren übrige Teile in der Zeichnung nicht dargestellt
sind. Die Presse P hat einen nur schematisch dargestellten Antrieb 30.
[0014] Die Trockenpartie umfaßt sieben Trockengruppen I bis V. Jede Trockengruppe hat ein
ihr eigenes Stützband 1 bis 5 sowie eine Reihe von Trockenzylindern 10 und eine Reihe
von Umlenksaugwalzen 11, ferner die üblichen weiteren Leitwalzen 13 zum Führen, Spannen
und Regulieren der endlosen Stützband-Schlaufe. Dargestellt sind horizontale Trockenzylinder-Reihen;
jedoch können auch vertikale oder geneigte Zylinder-Reihen vorgesehen werden. Jede
der Trockengruppen I-V hat einen ihr eigenen Antrieb.
[0015] Gemäß der Erfindung ist in wenigstens einer der dargestellten Trockengruppen I bis
V wenigstens einer der Zylinder mit einer solchen Drehzahl angetrieben, daß die Umfangsgeschwindigkeit
dieses Zylinders ("Schnellzylinder") größer als die Geschwindigkeit der Papierbahn
9 ist. Die übrigen Zylinder haben hingegen dieselbe Umfangsgeschwindigkeit, wie das
Trockensieb. Aufgrund der Differenzgeschwindigkeit zwischen dem betreffenden Schnellzylinder
und der Papierbahn kommt es zu einem Gleiten oder Schleifen der Papierbahn. Da jedes
Flächenelement der Papierbahn mit mehreren Flächenelementen der Mantelfläche des betreffenden
Schnellzylinders in Berührung gelangt, wird mehr Wärme an die Papierbahn herangeführt,
so daß es zu einer intensiveren Trocknung der Papierbahn kommt.
[0016] Bei der dargestellten Trockenpartie ist die folgende Konstellation denkbar:
In der Trockengruppe I sind drei Zylinder 10 konventionell angetrieben, d.h. sie haben
dieselbe Umfangsgeschwindigkeit, wie die Papierbahn 9.
[0017] In der Trockengruppe II ist der erste Zylinder 10A über ein Getriebe G und über eine
Antriebswelle 32 mit erhöhter Geschwindigkeit angetrieben. Die weiteren Zylinder 10B
hingegen haben in konventioneller Weise dieselbe Umfangsgeschwindigkeit, wie die Papierbahn
9.
[0018] In der dritten Trockengruppe haben die beiden ersten Zylinder 10C keinen eigenen
Antrieb, sondern werden von der Papierbahn 9 mitgenommen. Der dritte und vierte Zylinder
10D sind konventionell angetrieben, d.h. mit derselben Umfangsgeschwindigkeit, wie
die Papierbahn. Der letzte Zylinder 10E hingegen hat einen eigenen Motor M', der ihn
mit erhöhter Geschwindigkeit antreibt.
[0019] In Trockengruppe IV hat der erste Zylinder 10C keinen eigenen Antrieb. Der zweite
Zylinder 10F ist konventionell, d.h. mit normaler Umfangsgeschwindigkeit, angetrieben.
Der dritte Zylinder 10G hat eine gegenüber der Papierbahn erhöhte Geschwindigkeit.
Der vierte Trockenzylinder 10H hat wieder eine normale Geschwindigkeit. Die Zylinder
10F, 10G, 10H sind über Zahnräder aneinander gekoppelt. Zylinder 10G hat ein kleineres
Antriebs-Zahnrad als die Zylinder 10F und 10H.
[0020] In Trockengruppe V ist der einzige Zylinder 10 konventionell, d.h. mit derselben
Umfangsgeschwindigkeit angetrieben, wie die Papierbahn 9.
[0021] Es gibt zahlreiche Varianten der Erfindung. So kann es zweckmäßig sein, den bzw.
die Schnellzylinder am Anfang der Trockenpartie, in der Mitte, oder am Ende der Trockenpartie
anzuordnen. So könnte beispielsweise allein die Trockengruppe III mit einem oder mehreren
Schnellzylindern ausgestattet sein, während die übrigen Trockengruppen mit normal
laufenden Zylindern versehen sind.
[0022] Auch kann es zweckmäßig sein, innerhalb der einzelnen Trockengruppe den betreffenden
Schnellzylinder entweder am Anfang, in der Mitte, oder am Ende der betreffenden Trockengruppe
anzuordnen.
[0023] Entscheidend ist, daß gemäß der Erfindung bewußt eine Differenz zwischen der Umfangsgeschwindigkeit
eines Trockenzylinders oder mehrerer Trockenzylinder einerseits, und der Papierbahn
hergestellt wird. Diese Differenz braucht nur ganz wenige Prozente zu betragen, sie
kann aber auch 5 %, 7 %, 10 %, und im Extremfall sogar 20 oder 30 % betragen.
1. Verfahren zum Trocknen einer Papierbahn, wobei die Papierbahn die Mantelflächen dampfbeheizter,
drehbar gelagerter Trockenzylinder umschlingt,
dadurch gekennzeichnet, daß die Umfangsgeschwindigkeit wenigstens eines Trockenzylinders
von der Geschwindigkeit der Papierbahn bzw. eines die Papierbahn tragenden Stützgewebes
abweicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Umfangsgeschwindigkeit
wenigstens eines Trockenzylinders ("Schnellzylinder") höher als die Geschwindigkeit
der Papierbahn bzw. eines die Papierbahn tragenden Stützgewebes ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Umfangsgeschwindigkeit
wenigstens eines Trockenzylinders ("Langsamzylinder") niedriger als die Geschwindigkeit
der Papierbahn bzw. eines die Papierbahn tragenden Stützgewebes ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß die Differenz
zwischen der Umfangsgeschwindigkeit des betreffenden Zylinders während des Betriebes
einstellbar ist.
5. Trockenpartie einer Papiermaschine mit den folgenden Merkmalen:
5.1 eine Mehrzahl von beheizten Trockenzylindern, die hintereinander angeordnet sind;
5.2 ein Stützgewebe, das die Trockenzylinder umschlingt, wobei die Papierbahn wenigstens
bezüglich einiger Trockenzylinder zwischen deren Mantelflächen und dem Stützgewebe
sandwichartig eingehüllt ist;
5.3 wenigstens einige der Trockenzylinder sind mit einem Antrieb versehen, um der
Papierbahn und dem Stützgewebe eine bestimmte Geschwindigkeit zu erteilen (Bahngeschwindigkeit),
gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale:
5.4 wenigstens ein Trockenzylinder ist mit einer solchen Drehzahl antreibbar, daß
seine Umfangsgeschwindigkeit von der Geschwindigkeit der Papierbahn bzw. eines die
Papierbahn tragenden Stützgewebes abweicht.
6. Trockenpartie nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der betreffende Trockenzylinder
("Schnellzylinder") mit einer Drehzahl antreibbar ist, daß seine Umfangsgeschwindigkeit
größer als die Bahngeschwindigkeit bzw. als eines die Bahn tragenden Stützgewebes
ist.
7. Trockenpartie nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Trockenzylinder
("Langsamzylinder") mit einer Drehzahl antreibbar ist, daß seine Umfangsgeschwindigkeit
kleiner als die Bahngeschwindigkeit bzw. als die Geschwindigkeit eines die Papierbahn
tragenden Stützgewebes ist.
8. Trockenpartie nach einem der Ansprüche 5-7, dadurch gekennzeichnet, daß dem einzelnen
Schnellzylinder Mittel zum Überwinden der Haftreibung zwischen Papierbahn bzw. Stützgewebe
einerseits und Mantelfläche des Schnellzylinders andererseits zugeordnet sind.