[0001] Die Erfindung betrifft ein sogenanntes Entwicklungs-Verstärkungsverfahren ausgehend
von einem farbfotografischen Silberhalogenidmaterial mit chloridreichen Silberhalogenidemulsionen.
[0002] Bei der Entwicklung farbfotografischer Aufzeichnungsmaterialien entsteht an den belichteten
Stellen das Oxidationsprodukt des Entwicklers (EOP), das in der gleichen Schicht mit
dem dort vorhandenen Kuppler zum gewünschten Farbstoff kuppelt (üblicherweise je nach
Schicht Gelb, Purpur oder Blaugrün).
[0003] Bei einem ökonomisch und ökologisch besonders vorteilhaften Verfahren kann man entweder
die Silberhalogenidmenge des Materials oder die Menge der Entwicklersubstanz in der
Entwicklungslösung oder sowohl Silberhalogenidmenge als auch Menge der Entwicklersubstanz
oder die Entwicklungszeit drastisch reduzieren und dennoch ein farbstarkes Bild erhalten,
wenn man auf den Entwicklungsschritt die Behandlung mit einer oxidierenden Substanz,
den sogenannten Verstärkungsschritt folgen läßt, wobei als oxidierende Substanz H₂O₂
oder ein H₂O₂-abspaltendes Mittel verwendet wird (Entwicklungs-Verstärkungsverfahren).
[0004] Entwicklung und Verstärkung können auch in einem Bad durchgeführt werden (Monobadverfahren).
Nachteilig ist aber die geringe Stabilität des Monobades.
[0005] Vorteilhafter ist das Zweibadverfahren, bei dem Entwicklung und Verstärkung in getrennten
Bädern vorgenommen werden.
[0006] Dieses bekannte Verfahren ist besonders erfolgreich, wenn farbfotografische Silberhalogenidmaterialien
verwendet werden, deren Silberhalogenidemulsionen zu wenigstens 90 Mol-%, insbesondere
wenigstens 98 Mol-% aus Silberchlorid bestehen. Sofern die Silberhalogenidemulsionen
ein weiteres Halogenid enthalten, ist dies bevorzugt Bromid. Die farbfotografischen
Materialien können sowohl Farbfilme als auch Printmaterialien wie Farbdisplayfilm
oder Colorpapier sein. Letztere sind bevorzugt.
[0007] Dennoch ist es wünschenswert, die Empfindlichkeit der Materialien, die für die Verarbeitung
im Entwicklungs/Verstärkungsverfahren geeignet sind, weiter zu steigern. Dies kann
grundsätzlich durch Veränderung des Materials als auch durch Veränderung der Verarbeitung
geschehen.
[0008] Es wurde nun überraschend gefunden, daß eine erhebliche Empfindlichkeitssteigerung
dadurch erreicht werden kann, wenn man dem Entwicklungsbad in einem Entwicklungsverstärkungsverfahren
ein Oxidationsschutzmittel zusetzt, dessen Redoxpotential gemessen gegen eine Platin/Ag/AgCl-Elektrode
positiv ist und insbesondere +50 bis +500 mV beträgt.
[0009] Derartige Oxidationsschutzmittel, z.B. Hydroxylammoniumsulfat bzw. -chlorid, Amidosulfonsäure,
Hydrazin und Hydrazinderivate und Ascorbinsäure, wovon Hydroxylammoniumsalze bevorzugt
sind, wurden bereits als Oxidationsschutzmittel in fotografischen Verarbeitungsbädern
für den üblichen Prozeß ohne Verstärkungsschritt (z.B. E6-Prozeß der Eastman Kodak
Company) verwendet, ohne aber empfindlichkeitssteigernd zu wirken. Sie konnten im
RA-4-Prozeß der Eastman Kodak Company für die Verarbeitung von Materialien mit chloridreichen
Emulsionen wegen ihres stark reduzierenden Charakters nicht verwendet werden und wurden
z.B. durch das mildere Oxidationsschutzmittel Diethylhydroxylamin ersetzt.
[0010] Geeignete Oxidationsschutzmittel und Vergleichsverbindungen mit ihren Redoxpotentialen
sind die folgenden (Bestimmung in wäßriger Lösung bei 20°C mit einer Lösung, die 6
g der Verbindung pro Liter enthält):
Verbindung |
Redoxpotential |
Bemerkung |
Hydroxylaminsulfat |
+120 mV |
Erfindung |
Ascorbinsäure |
+ 90 mV |
" |
Aminoessigsäure |
+180 mV |
" |
Toluolsulfinsäure, Na-Salz |
+190 mV |
" |
Amidosulfonsäure |
+460 mV |
" |
Diethylhydroxylamin |
-150 mV |
Vergleich |
Natriumsulfit |
-165 mV |
" |
[0011] Die Meßelektrode ist Platin, die Bezugselektrode Ag/AgCl,
[0012] Umso überraschender ist die empfindlichkeitssteigernde Wirkung der Verbindungen mit
einem positiven Redoxpotential im Entwicklungs-Verstärkungsverfahren, wenn damit Materialien
mit hohen Chloridgehalten in den Emulsionen verarbeitet werden.
[0013] Das Oxidationsschutzmittel wird vorzugsweise in einer Menge von 1 bis 15 g, insbesondere
3 bis 9 g/l Entwickler eingesetzt.
[0014] Die Wirkung der erfindungsgemäßen Verbindungen tritt auch bei Anwesenheit weiterer
Oxidationsschutzmittel, z.B. Diethylhydroxylamin, ein. Das Material kann eine Silberhalogenidmenge,
angegeben als die equivalente AgNO₃-Menge bis zu 1,5 g/m² aufweisen. Für diesen Fall
sollte sich an Entwicklung und Verstärkung eine Fixierung in der üblichen Weise, z.B.
mit einem Thiosulfat, und eine Wässerung oder Stabilisierung sowie die Trocknung anschließen.
[0015] Bei extrem silberarmen Materialien mit AgNO₃-Mengen von 0,005 bis 0,5 g/m² kann auch
auf das Fixieren verzichtet werden, da die maximal entstehende Silbermenge so gering
ist, daß der Farbeindruck des Produktes kaum beeinträchtigt wird.
[0016] Auf das Bleichen kann in beide Fällen verzichtet werden.
[0017] Bei dem Silberhalogenid kann es sich um überwiegend kompakte Kristalle handeln, die
z.B. regulär kubisch oder oktaedrisch sind oder Übergangsformen aufweisen können.
[0018] Es können auch verzwillingte, z. B. plättchenförmige Kristalle vorliegen, deren durchschnittliches
Verhältnis von Durchmesser zu Dicke bevorzugt wenigstens 5:1 ist, wobei der Durchmesser
eines Kornes definiert ist als der Durchmesser eines Kreises mit einem Kreisinhalt
entsprechend der projizierten Fläche des Kornes. Die Schichten können auch tafelförmige
Silberhalogenidkristalle aufweisen, bei denen das Verhältnis von Durchmesser zu Dicke
größer als 5:1 ist, z.B. 12:1 bis 30:1.
[0019] Die Silberhalogenidkörner können auch einen mehrfach geschichteten Kornaufbau aufweisen,
im einfachsten Fall mit einem inneren und einem äußeren Kornbereich (core/shell),
wobei die Halogenidzusammensetzung und/oder sonstige Modifizierungen, wie z.B. Dotierungen
der einzelnen Kornbereiche unterschiedlich sind. Die mittlere Korngröße der Emulsionen
liegt vorzugsweise zwischen 0,2 µm und 2,0 µm, die Korngrößenverteilung kann sowohl
homo- als auch heterodispers sein. Die Emulsionen können außer dem Silberhalogenid
auch organische Silbersalze enthalten, z.B. Silberbenztriazolat oder Silberbehenat.
[0020] Es können zwei oder mehrere Arten von Silberhalogenidemulsionen, die getrennt hergestellt
werden, als Mischung verwendet werden.
[0021] Die fotografischen Emulsionen können nach verschiedenen Methoden (z.B. P. Glafkides,
Chimie et Physique Photographique, Paul Montel, Paris (1967), G.F. Duffin, Photographic
Emulsion Chemistry, The Focal Press, London (1966), V.L. Zelikman et al, Making and
Coating Photographic Emulsion, The Focal Press, London (1966) aus löslichen Silbersalzen
und löslichen Halogeniden hergestellt werden.
[0022] Die Fällung des Silberhalogenids erfolgt bevorzugt in Gegenwart des Bindemittels,
z.B. der Gelatine und kann im sauren, neutralen oder alkalischen pH-Bereich durchgeführt
werden.
[0023] Die als Bindemittel vorzugsweise verwendete Gelatine kann ganz oder teilweise durch
andere synthetische, halbsynthetische oder auch natürlich vorkommende Polymere ersetzt
werden, Synthetische Gelatineersatzstoffe sind beispielsweise Polyvinylalkohol, Poly-N-vinylpyrrolidon,
Polyacrylamide, Polyacrylsäure und deren Derivate, insbesondere deren Mischpolymerisate.
Natürlich vorkommende Gelatineersatzstoffe sind beispielsweise andere Proteine wie
Albumin oder Casein, Cellulose, Zucker, Stärke oder Alginate. Halbsynthetische Gelatineersatzstoffe
sind in der Regel modfizierte Naturprodukte. Cellulosederivate wie Hydroxyalkylcellulose,
Carboxymethylcellulose und Phthalylcellulose sowie Gelatinederivate, die durch Umsetzung
mit Alkylierungs- oder Acylierungsmitteln oder durch Aufpfropfung von polymerisierbaren
Monomeren erhalten worden sind, sind Beispiele hierfür,
[0024] Die Bindemittel sollen über eine ausreichende Menge an funktionellen Gruppen verfügen,
so daß durch Umsetzung mit geeigneten Härtungsmitteln genügend widerstandsfähigen
Schichten erzeugt werden können. Solche funktionellen Gruppen sind insbesondere Aminogruppen,
aber auch Carboxylgruppen, Hydroxylgruppen und aktive Methylengruppen.
[0025] Die vorzugsweise verwendete Gelatine kann durch sauren oder alkalischen Aufschluß
erhalten sein. Die Herstellung solcher Gelatinen wird beispielsweise in The Science
and Technology of Gelatine, herausgegeben von A.G. Ward und A. Courts, Academic Press
1977, Seite 295 ff beschrieben. Die jeweils eingesetzte Gelatine soll einen möglichst
geringen Gehalt an fotografisch aktiven Verunreinigungen enthalten (Inertgelatine).
Gelatinen mit hoher Viskosität und niedriger Quellung sind besonders vorteilhaft.
Die Gelatine kann teilweise oder ganz oxidiert sein.
[0026] Nach abgeschlossener Kristallbildung oder auch schon zu einem früheren Zeitpunkt
werden die löslichen Salze aus der Emulsion entfernt, z.B. durch Nudeln und Waschen,
durch Flocken und Waschen, durch Ultrafiltration oder durch Ionenaustauscher.
[0027] Die fotografischen Emulsionen können Verbindungen zur Verhinderung der Schleierbildung
oder zur Stabilisierung der fotografischen Funktion während der Produktion, der Lagerung
oder der fotografischen Verarbeitung enthalten.
[0028] Besonders geeignet sind Azaindene, vorzugsweise Tetra- und Pentaazaindene, insbesondere
solche, die mit Hydroxyl- oder Aminogruppen substituiert sind. Derartige Verbindungen
sind z. B. von Birr, Z. Wiss. Phot.
47 (1952), S. 2 - 58 beschrieben worden. Weiter können als Antischleiermittel Salze
von Metallen wie Quecksilber oder Cadmium, aromatische Sulfon- oder Sulfinsäuren wie
Benzolsulfinsäure, oder stickstoffhaltige Heterocyclen wie Nitrobenzimidazol, Nitroindazol,
(subst.) Benztriazole oder Benzthiazoliumsalze eingesetzt werden. Geeignet sind Mercaptogruppen
enthaltende Heterocyclen, z. B. Mercaptobenzthiazole, Mercaptobenzimidazole, Mercaptotetrazole,
Mercaptothiadiazole, Mercaptopyrimidine, wobei diese Mercaptoazole auch eine wasserlöslichmachende
Gruppe, z.B. eine Carboxylgruppe oder Sulfogruppe, enthalten können. Weitere geeignete
Verbindungen sind in Research Disclosure Nr. 17643 (1978), Abschnitt VI, veröffentlicht.
[0029] Die Stabilisatoren können den Silberhalogenidemulsionen vor, während oder nach deren
Reifung zugesetzt werden. Selbstverständlich kann man die Verbindungen auch anderen
fotografischen Schichten, die einer Halogensilberschicht zugeordnet sind, zusetzen.
[0030] Es können auch Mischungen aus zwei oder mehreren der genannten Verbindungen eingesetzt
werden.
[0031] Die Silberhalogenidemulsionen werden üblicherweise chemisch gereift, beispielsweise
durch Einwirkung von Goldverbindungen oder Verbindungen des zweiwertigen Schwefels.
[0032] Die fotografischen Emulsionsschichten oder andere hydrophile Kolloidschichten des
erfindungsgemäß hergestellten lichtempfindlichen Materials können oberflächenaktive
Mittel für verschiedene Zwecke enthalten, wie Überzugshilfen, zur Verhinderung der
elektrischen Aufladung, zur Verbesserung der Gleiteigenschaften, zum Emulgieren der
Dispersion, zur Verhinderung der Adhäsion und zur Verbesserung der fotografischen
Charakteristika (z.B. Entwicklungsbeschleunigung, hoher Kontrast, Sensibilisierung
usw.).
[0033] Die Silberhalogenidmaterialien werden für unterschiedliche Bereiche des sichtbaren
Spektrums des Lichtes durch Zusatz von Sensibilisierungsfarbstoffen empfindlich gemacht.
[0034] Geeignete Sensibilisierungsfarbstoffe sind Cyaninfarbstoffe, insbesondere der folgenden
Klassen:
1. Rotsensibilisatoren
Dicarbocyanine mit Naphthothiazol oder Benzthiazol als basischen Endgruppen, die in
5- und/oder 6-Stellung durch Halogen, Methyl, Methoxy substituiert sein können sowie
9.11-alkylen-verbrückte, insbesondere 9.11-Neopentylenthiadicarbocyanine mit Alkyl-
oder Sulfoalkylsubstituenten am Stickstoff.
2. Grünsensibilisatoren
9-Ethyloxacarbocyanine, die in 5-Stellung durch Chlor oder Phenyl substituiert sind
und am Stickstoff der Benzoxazolgruppen Alkyl- oder Sulfoalkylreste, vorzugsweise
Sulfoalkylsubstituenten tragen.
3. Blausensibilisatoren
Methincyanine mit Benzoxazol, Benzthiazol, Benzselenazol, Naphthoxazol, Naphthothiazol
als basischen Endgruppen, die in 5- und/oder 6-Stellung durch Halogen, Methyl, Methoxy
substituiert sein können und mindestens eine, vorzugsweise zwei, Sulfoalkylsubstituenten
am Stickstoff tragen. Ferner Apomerocyanine mit einer Rhodaningruppe.
[0035] Den unterschiedlich sensibilisierten Emulsionsschichten werden nicht diffundierende
monomere oder polymere Farbkuppler zugeordnet, die sich in der gleichen Schicht oder
in einer dazu benachbarten Schicht befinden können.
[0036] Farbkuppler zur Erzeugung des blaugrünen Teilfarbenbildes sind in der Regel Kuppler
vom Phenol- oder α-Naphtholtyp.
[0037] Farbkuppler zur Erzeugung des purpurnen Teilfarbenbildes sind in der Regel Kuppler
vom Typ des 5-Pyrazolons, des Indazolons oder der Pyrazoloazole.
[0038] Farbkuppler zur Erzeugung des gelben Teilfarbenbildes sind in der Regel Kuppler mit
einer offenkettigen Ketomethylengruppierung, insbesondere Kuppler vom Typ des α-Acylacetamids;
geeignete Beispiele hierfür sind α-Benzoylacetanilidkuppler und α-Pivaloylacetanilidkuppler.
[0039] Bei den Farbkupplern kann es sich um 4-Äquivalentkuppler, aber auch um 2-Äquivlentkuppler
handeln. Letztere leiten sich von den 4-Äquivalentkupplern dadurch ab, daß sie in
der Kupplungsstelle einen Substituenten enthalten, der bei der Kupplung abgespalten
wird.
[0040] Die Kuppler enthalten üblicherweise einen Ballastrest, um eine Diffusion innerhalb
des Materials, d.h. sowohl innerhalb einer Schicht oder von Schicht zu Schicht, unmöglich
zu machen. Anstelle von Kupplern mit einem Ballastrest können auch hochmolekulare
Kuppler eingesetzt werden.
[0041] Geeignete Farbkuppler bzw. Literaturstellen, in denen solche beschrieben sind, finden
sich in Research Disclosure 17 643 (1978), Kapitel VII.
[0042] Hochmolekulare Farbkuppler sind beispielsweise in DE-C-1 297 417, DE-A-24 07 569,
DE-A-31 48 125, DE-A-32 17 200, DE-A-33 20 079, DE-A-33 24 932, DE-A-33 31 743, DE-A-33
40 376, EP-A-27 284, US-A-4 080 211 beschrieben. Die hochmolekularen Farbkuppler werden
in der Regel durch Polymerisation von ethylenisch ungesättigten monomeren Farbkupplern
hergestellt. Sie können aber auch durch Polyaddition oder Polykondensation erhalten
werden.
[0043] Die Einarbeitung der Kuppler oder anderer Verbindungen in Silberhalogindemulsionsschichten
kann in der Weise erfolgen, daß zunächst von der betreffenden Verbindung eine Lösung,
eine Dispersion oder eine Emulsion hergestellt und dann der Gießlösung für die betreffende
Schicht zugefügt wird. Die Auswahl des geeigneten Lösungs- oder Dispersionsmittels
hängt von der jeweiligen Löslichkeit der Verbindung ab.
[0044] Methoden zum Einbringen von in Wasser im wesentlichen unlöslichen Verbindungen durch
Mahlverfahren sind beispielsweise in DE-A-26 09 741 und DE-A-26 09 742 beschrieben.
[0045] Hydrophobe Verbindungen können auch unter Verwendung von hochsiedenden Lösungsmitteln,
sogenannten Ölbildnern, in die Gießlösung eingebracht werden. Entsprechende Methoden
sind beispielsweise in US-A-2 322 027, US-A-2 801 170, US-A-2 801 171 und EP-A-0 043
037 beschrieben.
[0046] Anstelle der hochsiedenden Lösungsmitteln können Oligomere oder Polymere, sogenannte
polymere Ölbildner Verwendung finden.
[0047] Die Verbindungen können auch in Form beladener Latices in die Gießlösung eingebracht
werden. Verwiesen wird beispielsweise auf DE-A-25 41 230, DE-A-25 41 274, DE-A-28
35 856, EP-A-0 014 921, EP-A-0 069 671, EP-A-0 130 115, US-A-4 291 113.
[0048] Die diffusionsfeste Einlagerung anionischer wasserlöslicher Verbindungen (z.B. von
Farbstoffen) kann auch mit Hilfe von kationischen Polymeren, sogenannten Beizenpolymeren
erfolgen.
[0049] Geeignete Ölbildner sind z.B. Phthalsäurealkylester, Phosphonsäureester, Phosphorsäureester,
Citronensäureester, Benzoesäureester, Amide, Fettsäureester, Trimesinsäureester, Alkohole,
Phenole, Anilinderivate und Kohlenwasserstoffe.
[0050] Das fotografische Material kann weiterhin UV-Licht absorbierende Verbindungen, Weißtöner,
Abstandshalter, Filterfarbstoffe, Formalinfänger, Lichtschutzmittel, Antioxidantien,
D
Min-Farbstoffe, Zusätze zur Verbesserung der Farbstoff-, Kuppler- und Weißenstabilisierung
sowie zur Verringerung des Farbschleiers, Weichmacher (Latices), Biocide und anderes
enthalten.
[0051] Zusätze zur Verbesserung der Farbstoff-, Kuppler- und Weißenstabilität sowie zur
Verringerung des Farbschleiers (Research Disclosure 17 643/1978, Kapitel VII) können
den folgenden chemischen Stoffklasen angehören: Hydrochinone, 6-Hydroxychromane, 5-Hydroxycumarane,
Spirochromane, Spiroindane, p-Alkoxyphenole, sterische gehinderte Phenole, Gallussäurederivate,
Methylendioxybenzole, Aminophenole, sterisch gehinderte Amine, Derivate mit veresterten
oder verätherten phenolischen Hydroxylgruppen, Metallkomplexe.
[0052] Die Schichten des fotografischen Materials können mit den üblichen Härtungsmitteln
gehärtet werden. Geeignete Härtungsmittel sind z.B. Formaldehyd , Glutaraldehyd und
ähnliche Aldehydverbindungen, Diacetyl, Cyclopentadion und ähnliche Ketonverbindungen,
Bis-(2-chlorethylharnstoff), 2-Hydroxy-4,6-dichlor1,3,5-triazin und andere Verbindungen,
die reaktives Halogen enthalten (US-A-3 288 775, US-A-2 732 303, GB-A-974 723 und
GB-A-1 167 207) Divinylsulfonverbindungen, 5-Acetyl-1,3-diacryloylhexahydro-1,3,5-triazin
und andere Verbindungen, die eine reaktive Olefinbindung enthalten (US-A-3 635 718,
US-A-3 232 763 und GB-A-994 869); N-Hydroxymethylphthalimid und andere N-Methylolverbindungen
(US-A-2 732 316 und US-A-2 586 168); Isocyanate (US-A-3 103 437); Aziridinverbindungen
(US-A-2 725 294 und US-A-2 725 295); Verbindungen vom Carbodiimidtyp (US-A-3 100 704);
Carbomoylpyridiniumsalze (DE-A-22 25 230 und DE-A-24 39 551); Carbamoyloxypyridiniumverbindungen
(DE-A-24 08 814); Verbindungen mit einer Phosphor-Halogen-Bindung (JP-A-113 929/83);
N-Carbonyloximid-Verbindungen (JP-A-43353/81); N-Sulfonyloximido-Verbindungen (US-A-4
111 926), Dihydrochinolinverbindungen (US-A-4 013 468), 2-Sulfonyloxypyridiniumsalze
(JP-A-110 762/81), Formamidiniumsalze (EP-A-0 162 308), Verbindungen mit zwei oder
mehr N-Acyloximino-Gruppen (US-A-4 052 373), Epoxyverbindungen (US-A-3 091 537), Verbindungen
vom Isoxazoltyp (US-A-3 321 313 und US-A-3 543 292); Halogencarboxyaldehyde, wie Mucochlorsäure;
Dioxanderivate, wie Dihydroxydioxan und Di-chlordioxan; und anorganische Härter, wie
Chromalaun und Zirkonsulfat.
[0053] Die Härtung kann in bekannter Weise dadurch bewirkt werden, daß das Härtungsmittel
der Gießlösung für die zu härtende Schicht zugesetzt wird, oder dadurch, daß die zu
härtende Schicht mit einer Schicht überschichtet wird, die ein diffusionsfähiges Härtungsmittel
enthält.
[0054] Unter den aufgeführten Klassen gibt es langsam wirkende und schnell wirkende Härtungsmittel
sowie sogenannte Soforthärter, die besonders vorteilhaft sind. Unter Soforthärtern
werden Verbindungen verstanden, die geeignete Bindemittel so vernetzen, daß unmittelbar
nach Beguß, spätestens nach 24 Stunden, vorzugsweise spätestens nach 8 Stunden die
Härtung so weit abgeschlossen ist, daß keine weitere durch die Vernetzungsreaktion
bedingte Änderung der Sensitometrie und der Quellung des Schichtverbandes auftritt.
Unter Quellung wird die Differenz von Naßschichtdicke und Trockenschichtdicke bei
der wäßrigen Verarbeitung des Films verstanden (Photogr. Sci., Eng. 8 (1964), 275;
Photogr. Sci. Eng. (1972), 449).
[0055] Bei diesen mit Gelatine sehr schnell reagierenden Härtungsmitteln handelt es sich
z.B. um Carbamoylpyridiniumsalze, die mit freien Carboxylgruppen der Gelatine zu reagieren
vermögen, so daß letztere mit freien Aminogruppen der Gelatine unter Ausbildung von
Peptidbindungen und Vernetzung der Gelatine reagieren.
[0056] Es gibt diffusionsfähige Härtungsmittel, die auf alle Schichten innerhalb eines Schichtverbandes
in gleicher Weise härtend wirken. Es gibt aber auch schichtbegrenzt wirkende, nicht
diffundierende, niedermolekulare und hochmolekulare Härter. Mit ihnen kann man einzelnen
Schichten, z.B. die Schutzschicht besonders stark vernetzen. Dies ist wichtig, wenn
man die Silberhalogenid-Schicht wegen der Silberdeckkrafterhöhung wenig härtet und
mit der Schutzschicht die mechanischen Eigenschaften verbessern muß (EP-A 0 114 699).
[0057] Als Farbentwicklerverbindung lassen sich sämtliche Entwicklerverbindungen verwenden,
die die Fähigkeit besitzen, in Form ihres Oxidationsproduktes mit Farbkupplern zu
Azomethin- beziehungsweise Indophenolfarbstoffen zu reagieren. Geeignete Farbentwicklerverbindungen
sind aromatische, mindestens eine primäre Aminogruppe enthaltende Verbindungen vom
p-Phenyldiamintyp, beispielsweise N,N-Dialkyl-p-phenylendiamine wie N,N-Diethyl-p-phenylendiamin,
1-(N-Ethyl-N-methansulfon-amidoethyl)-3-methyl-p-phenylendiamin (CD 3), 1-(N-Ethyl-N-hydroxyethyl)-3-methyl-p-phenylendiamin
(CD 4), 1-(N-Ethyl-N-(3-hydroxypropyl)-3-methyl-p-phenylendiamin und 1-(N-Ethyl-N-methoxyethyl)-3-methyl-p-phenylendiamin.
Weitere brauchbare Farbentwickler sind beispielsweise in J. Amer. Chem. Soc.
73, 3106 (1951) und G. Haist, Modern Photographic Processing, 1979, John Wiley and Sons,
New York, Seite 545 ff. beschrieben.
[0058] Als H₂O₂-freisetzende Verbindungen eignen sich Peroxihydrate, z.B. NaBO₂ · H₂O₂ ·
3H₂O, NaSiO₃ · H₂O₂ · H₂O und Peroxoverbindungen, z.B. Peroxocarbonate, Peroxoborate,
Peroxosulfate und Peroxophosphate. Sie werden in einer der H₂O₂-Menge equivalenten
Menge eingesetzt.
[0059] Die Konzentrationen betragen vorzugsweise an Farbentwickler 0,01 bis 0,1 mol/l und
an H₂O₂ 0,5 bis 25 g/l im jeweiligen Bad.
[0060] Das Verfahren kann kontinuierlich durchgeführt werden, wobei der Entwickler mit einer
Quote von 70 ml/m² (das heißt überlauffrei) und das Verstärkerbad mit einer Quote
von 500 ml/m² regeneriert werden.
Beispiel 1
[0061] Ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial wurde hergestellt, indem auf einen Schichtträger
aus beidseitig mit Polyethylen beschichtetem Papier die folgenden Schichten in der
angegebenen Reihenfolge aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich jeweils
auf 1 m². Für den Silberhalogenidauftrag werden die entsprechenden Mengen AgNO₃ angegeben.
Schichtaufbau
[0062]
1. Schicht (Substratschicht):
0,2 g Gelatine
2. Schicht (blauempfindliche Schicht):
blauempfindliche Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol.-% Chlorid, 0,5 Mol.-% Bromid,
mittlerer Korndurchmesser 0,8 µm) aus 0,4 g AgNO₃ mit
1,04 g Gelatine
0,60 g Gelbkuppler GB 1
0,40 g Trikresylphosphat (TKP)
3. Schicht (Schutzschicht):
1,1 g Gelatine
0,08 g Scavenger SC 1
4. Schicht (grünempfindliche Schicht) grünsensibilisierte Silberhalogenidemulsion
(100 Mol.-% Chlorid, mittlerer Korndurchmesser
0,4 µm) aus 0,38 g AgNO₃ mit
1,05 g Gelatine
0,40 g Purpurkuppler PP 1
0,40 g Dibutylphthalat (DBP)
5. Schicht (UV-Schutzschicht)
1,30 g Gelatine
0,60 g UV-Absorber UV 1
0,05 g Scavenger SC 1
0,40 g TKP
6. Schicht (rotempfindliche Schicht) rotsensibilisierte Silberhalogenidemulsion (100
Mol.-% Chlorid, mittlerer Korndurchmesser
0,35 µm) aus 0,28 g AgNO₃ mit
0,72 g Gelatine
0,36 g Blaugrünkuppler BG 1
0,36 g TKP
7. Schicht (UV-Schutzschicht)
0,35 g Gelatine
0,15 g UV-Absorber UV 1
0,075g TKP
8. Schicht (Schutzschicht)
0,9 g Gelatine
0,3 g Härtungsittel H 1

Die Schichten wurden getrocknet, in einem Sensitometer durch einen Stufenkeil bildmäßig
belichtet und wie folgt entwickelt:
Farbentwickeln |
33°C |
30 s |
Verstärken |
30°C |
20 s |
Wässern |
20°C |
30 s |
Fixieren |
30°C |
30 s |
Wässern |
30°C |
30 s |
Zusammensetzung der Farbentwicklerlösung |
Wasser |
800 ml |
KCl |
5 g |
Diethyl-hydroxylamin (85 gew.-%ig, wäßrig) |
6 ml |
CD3 |
7,2 g |
Diethylentriaminpentaessigsäure |
6 g |
1-Hydroxyethan-1,1-diphosphonsäure |
0,14 g |
Kaliumcarbonat |
28 g |
Methylbenzotriazol |
0,005 g |
mit KOH bzw. H₂SO₄ einstellen auf |
pH 10,6 |
mit Wasser auf 1000 ml auffüllen |
Zusammensetzung des Verstärkerbades |
Wasser |
990 ml |
Natriumdihydrogenphosphat |
1,5 g |
wäßrige Wasserstoffperoxidlösung (35 gew.-%ig) |
10 ml |
mit KOH einstellen auf |
pH 8,7 ± 0,2 |
Zusammensetzung der Fixierlösung |
Wasser |
800 ml |
Ethylendiamintetraessigsäure |
1 g |
Ammoniumthiosulfat |
50 g |
Natriumsulfit |
5 g |
Natriumhydrogensulfit |
2 g |
mit Wasser auf 1000 ml auffüllen |
pH 7,0 |
[0063] Es wurde der Zuwachs an Empfindlichkeit gegenüber einem Verfahren ohne Verstärkungsschritt
gemessen. Ergebnis: + 1,5 DIN.
Beispiel 2 (Erfindung)
[0064] Material und Verarbeitungsbedingungen entsprachen Beispiel 1, jedoch wurden anstelle
von 6 ml Diethylhydroxylamin dem Entwickler 6 g Hydroxylaminsulfat zugesetzt. Ergebnis:
+2,4 DIN.
Beispiel 3 (Vergleich)
[0065] Material und Verarbeitungsbedingungen entsprachen Beispiel 1, jedoch wurde das folgende
Entwicklungsbad eingesetzt:
Wasser |
800 ml |
Diethylentriaminpentaessigsäure |
6 g |
Diethylhydroxylamin |
4 g |
CD-4 |
4 g |
Kaliumcarbonat |
28 g |
Methylbenzotriazol |
5 mg |
pH einstellen auf |
10,5 |
mit Wasser auffüllen auf |
1 Liter |
[0066] Verstärkungseffekt der Empfindlichkeit: +1,6 DIN.
Beispiel 4 (Erfindung)
[0067] Beispiel 3 wurde mit 6 g Aminoessigsäure anstelle des Diethylhydroxylamins wiederholt.
Ergebnis: +2,5 DIN.
Beispiel 5 (Erfindung)
[0068] Beispiel 3 wurde mit 6 g Ascorbinsäure anstelle des Diethylhydroxylamins wiederholt.
Ergebnis: +2,4 DIN.
Beispiel 6 (Erfindung)
[0069] Beispiel 3 wurde mit 6 g Amidosulfonsäure anstelle des Diethylhydroxylamins wiederholt.
Ergebnis: +2,4 DIN.