[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung von Bauteilen,
insbesonders von stab- oder plattenförmigen Bauteilen mit und ohne profiliertem Querschnitt
aus faserverstärkten mineralisch gebundenen Baustoffen, sowie Anlagen zur Durchführung
eines solchen Verfahrens. Im speziellen betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Herstellung von Bauteilen mit verbesserten mechanischen Eigenschaften.
[0002] Bauteile aus faserverstärkten zementösen Baustoffen, beispielsweise Faserbeton, Faserzement,
werden nach verschiedenen Verfahren hergestellt. Für flächige und stabförmige Bauteile
gelangt häufig das Giessverfahren zur Anwendung, bei welchem die vorgeschnittenen
Fasern im Mischer in die Zementmatrix eingemischt werden. Der giessfähige Faserverbundwerkstoff
(Matrix + Fasern) wird in Formen gefüllt und durch Vibration verdichtet. Dieses Verfahren
eignet sich gut für die Herstellung von Kleinteilen mit
- beschränkten Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften (Biegezugfestigkeit,
Bruchdehnung)
- Ansprüchen an die Oberflächengestaltung (z.B. Struktur der Giessform).
[0003] Höhere Anforderungen bezüglich mechanischer Eigenschaften können insbesondere erfüllt
werden, wenn bei gegebenem Kurzfasergehalt der Wasser/Zement-Wert gesenkt oder zusätzlich
orientierte Faserbündel als Bewehrung eingebracht werden.
[0004] Eine Erhöhung des Kurzfasergehalts führt zu erheblichen Erschwernissen bei der Verarbeitung
und hat insbesonders auch eine Erhöhung des Wasser/Zement-Wertes zur Folge. Diese
Erhöhung des Wasser/Zement-Wertes wirkt sich jedoch in verschiedenen Beziehungen nachteilig
auf die mechanischen Eigenschaften des Faserverbundwerkstoffes aus, wie
- Verlangsamung der Festigkeitsentwicklung
- tiefere Druck-, Zug- und Biegezugfestigkeit
- reduzierte Frostbeständigkeit
- grösseres Schwindmass und grössere feuchtigkeitsbedingte Formänderungen.
[0005] Die Verbesserung der mechanischen Eigenschaften durch Erhöhung des Fasergehaltes
gelingt demzufolge nur, wenn nicht gleichzeitig der Wasser/Zement-Wert erhöht werden
muss. Dies wird erreicht, wenn Matrix und Fasern nicht vorgemischt, sondern im Spritzverfahren
getrennt in die Form eingebracht werden, was allerdings mit einem entsprechend grossen
Aufwand verbunden und deshalb für die Serienfertigung in der Regel unwirtschaftlich
ist.
[0006] Bei beiden Verfahren (Giess- und Spritzverfahren) variiert infolge der Verdichtung
der Wassergehalt über den Querschnitt, was zu unterschiedlichem Schwinden über den
Querschnitt führt.
[0007] Aus EP 0 173 873 ist ein Verfahren bekannt, bei dem die hydraulisch abbindende Masse
in einer vorgegebenen Dicke auf eine Unterlage aufgebracht wird, worauf Faserschnitzel
auf die Oberfläche aufgestreut und in die Matrix eingedrückt werden. Zusätzlich können
auch Endlosfasern in die Masse der herzustellenden Platte aufgelegt und/oder eingezogen
werden.
[0008] Nachteilig bei diesem Verfahren sind die Aufeinanderfolge vieler Einzelschritte sowie
die beschränkten Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich Formgebung und Oberfläche.
[0009] Es wurde auch bereits versucht gewisse Faserverbundwerkstoffe zu extrudieren.
[0010] Mit diesem Verfahren lassen sich stabförmige Bauteile mit gleichbleibendem Querschnitt
äusserst rationell herstellen. Aufgrund des niedrigen Wasser/Zement-Wertes des steifplastisch
verarbeitbaren Faserverbundwerkstoffes ergeben sich günstige Eigenschaften bezüglich
Festigkeit, Schwinden und Quellen. Nachteilig sind das ausgesprochen spröde Bruchverhalten
und die für viele Anwendungen unzureichende Oberflächenbeschaffenheit.
[0011] Ziel der vorliegenden Erfindung war es deshalb ein Verfahren zu entwickeln, welches
die Vorteile des klassischen Extrusionsverfahrens mit dem des Giess- und Spritzverfahrens
vereinigt, sowie Anlagen zur Durchführung dieses Verfahrens bereitzustellen. Die Vorteile
des erfindungsgemässen Verfahrens sind:
- rationelle Fertigung von standardisierten profilierten und nicht profilierten Bauteilen
mit stabförmiger oder flächiger Ausbildung
- gute mechanische Eigenschaften dank tiefem Wasser/Zement-Wert
- kurze Härtungszeiten
- hervorragende Oberflächengüte, entsprechend den verwendeten Formen
- gezielt in den Zonen der grössten Zugbeanspruchung angeordnete Zusatzbewehrung.
[0012] Dieses Ziel wurde erreicht durch die Bereitstellung eines Verfahrens zur Herstellung
von Bauteilen, insbesondere aus faserverstärkten zementösen Baustoffen, welches dadurch
gekennzeichnet ist, dass der Baustoff unter Druck in eine Stützform eingebracht wird,
so dass er an jeder Stelle des Bauteils den gleichen Druckbedingungen ausgesetzt wird.
[0013] Durch die gleichbleibenden Druckbedingungen werden Inhomogenitäten innerhalb eines
Bauteils weitgehend vermieden, was zu einer Erhöhung der Festigkeit beiträgt und die
Formbeständigkeit verbessert. Zudem lassen sich unter Druck steifplastischere Baustoffe
verarbeiten, wodurch bei tiefem Wasser/Zement-Wert Materialien mit hohem Kurzfasergehalt
verarbeitet werden können.
[0014] Vorzugsweise wird das Verfahren derart durchgeführt, dass die Strömung des frisch
in die Form geleiteten Materials weitgehend laminar ist.
[0015] Durch die gleichbleibenden Druckbedingungen sowie die vorzugsweise weitgehend laminare
Strömung lassen sich auch Bewehrungen aus Endlosfasern, resp. Rovings, Cords und Gewebe,
zur zusätzlichen Verbesserung der Festigkeiten und des Bruchverhaltens in das Bauteil
einbauen, ohne dass Inhomogenitäten entstehen.
[0016] Dieses Verfahren eignet sich insbesonders für sämtliche gefüllten z.B. faserverstärkten
zementösen Baustoffe. Als Fasern können bekannte Füllmaterialien, insbesonders Faserbündel
resp. aus Faserbündeln erhaltene Kurzfasern verwendet werden. Als Faserverstärkung
kommen natürliche und künstliche Fasern, beispielsweise mineralische, metallische
oder organische Fasern sowie Carbonfasern als Einzelfasern oder gebündelt sowohl als
Kurzwie auch als Endlosfasern in Betracht. Beispiele für solche Fasermaterialien sind
AR-Glasfasern, Kunststoff-Fasern, Kohlenstoff-Fasern und Stahldrähte. Diese können
sowohl allein als auch in Materialkombinationen eingesetzt werden. Mögliche Vorbehandlungen
der Bewehrungsmaterialien sind bekannt.
[0017] Die zementösen Baustoffe können allgemein gebräuchliche Zusätze enthalten, beispielsweise
Betonverflüssiger, Hochleistungsbetonverflüssiger und Polymerdispersionen.
[0018] Bevorzugte Baustoffe enthalten Polymerdispersionen gewöhnlich in solchen Mengen,
dass der Feststoffanteil bezüglich der ganzen Matrix 0-10 Vol % beträgt.
[0019] Der Kurzfasergehalt wird nur durch die Verarbeitbarkeit limitiert. Vorzugsweise enthalten
entsprechende Mischungen aber 0,3 bis 3 Vol.-% Kurzfasern, bevorzugt 1,5 bis 2,5 Vol.-%,
und weisen einen Wasser/Zement-Wert im Bereich von 0,2 bis 0,5, insbesondere 0,2 bis
0,3 auf.
[0020] Spezielle Ausführungsarten und Anlagen zur Durchführung des Verfahrens werden anhand
der Figuren näher erläutert.
Figur 1 stellt eine Vorrichtung für die Injektion über einen Kolben dar, wobei Figur
1a ein Längsschnitt und Figur 1b ein Querschnitt ist;
Figur 2 zeigt eine Vorrichtung zur Herstellung eines Bauteils ohne Endlosfasern mittels
Extrusion, wobei Figur 2a einen Längsschnitt und Figur 2b einen Querschnitt durch
dieselbe Vorrichtung zeigt;
Figur 3 zeigt einen Anlagenteil zur Herstellung eines Bauteils unter Verwendung eines
Mehrfach-Extrusionskopfes, beispielsweise für die Herstellung von Produkten mit Endlosfasern
als zusätzliche Bewehrung (Duplex-Extrusion), wobei Figur 3a einen Längsschnitt und
Figur 3b einen Querschnitt durch denselben Anlagenteil zeigt, und
Figur 4 zeigt eine Vergrösserung des Austrittsbereichs von Figur 3.
[0021] Bei der Injektion über Kolben (vgl. Figur 1) wird das gefüllte Material aus einem
Druckbehälter 1, der mit einem Rührwerk 2, einem Druckbegrenzungsventil 3 und einem
Steigrohr 4 versehen ist, über einen Druckschlauch 5 und das Kolbenstangenrohr 9 in
einen Raum 6 eingebracht, der durch die Injektionsform 6a,6b und die Kolbenfläche
8 begrenzt wird. Durch das Einströmen des Materials wird der Kolben 8,9 innerhalb
der Form 6a,6b in Gegenrichtung zum Materialfluss verschoben. Um einen Druckabfall
im Raum 6 zu verhindern ist die Kolbenfläche 8 gegenüber der Injektionsform 6a mit
einer Dichtung 10 abgedichtet. Selbstverständlich kann der Kolben 8,9 auch aktiv bewegt
werden.
[0022] Die in Figur 1 dargestellte Vorrichtung eignet sich auch sehr gut für die Herstellung
von Bauteilen mit zusätzlicher endloser, gerichteter Bewehrung, beispielsweise mit
Spinnfäden, Garn, Drähten oder Rovings (Fasersträngen). Dabei wird der Kolben mit
der Bewehrung 11 in die Ausgangslage gegen die Stirne der Form 6b gefahren. Die Führungsbohrungen
8a in der Kolbenfläche 8 halten die einzelnen Bewehrungsfäden in Position.
[0023] Das Verankern der Bewehrung 11 erfolgt in der Stirne der Form 6b. Die dafür vorgesehenen
Trennflächen 7 der Stirne resp. eine andere Befestigungsvorrichtung, klemmen resp.
halten die einzelnen Fäden oder die Drähte und positionieren diese. Nach dem Verankern
wird die Bewehrung leicht gespannt.
[0024] Pressluft mit üblicherweise 2 bis 3 bar beaufschlagt den in einen Druckbehälter 1
gefüllten Faserverbundwerkstoff. Der auf die Materialoberfläche wirkende Druck fördert
den Verbundwerkstoff über ein Steigrohr 4 in den Druckschlauch 5. Von dort gelangt
der Werkstoff ins Kolbenstangenrohr 9 und weiter zur Mündung in den Kolbenraum 6.
[0025] Das Einpressen des Faserverbundwerkstoffes in den Kolbenraum 6 schiebt den Injektionskolben
8,9 zurück. Die Kolbengegenkraft regelt den Druck im System. Der Faserverbundwerkstoff
umströmt die Bewehrung 11, sobald diese die Kolbenfläche (Führung) verlässt. Dadurch
ist eine millimetergenaue Positionierung der Bewehrung 11 gewährleistet.
[0026] Wenn sich der Kolben während des Injektionsvorgangs bewegt, führt er die Bewehrung,
welche beispielsweise vorgängig von Spulen (nicht gezeigt) abwickelt und in der Stirnfläche
6b fixiert worden ist.
[0027] Zusätzlich kann direkt am Kolben eine leichte Vibration vorgesehen werden, um den
Faserverbundwerkstoff zusätzlich zu verdichten.
[0028] Durch die Injektion in eine geschlossene Form wird eine allseitig modellglatte, hochwertige
Oberfläche des Bauteils sowie gute Masshaltigkeit erzielt.
[0029] Die Injektion über Kolben bewirkt ein über den ganzen Injektionsprozess gleiches
Strömungsverhalten, homogenen Materialaufbau und dadurch gleichmässiges Schwinden
über das ganze Bauteil.
[0030] Das Verdichten in der Form unter Druck und gegebenenfalls leichter Vibration führt
zu einem kompakten Gefüge und wenig Lufteinschluss.
[0031] Das Injektionsverfahren über Kolben ermöglicht ausserdem genaue Positionierung der
Bewehrung durch Führung in der Kolbenfläche sowie präzise Anordnung der Bewehrung
an jeder Stelle des Profilquerschnittes.
[0032] Die Anlage ist einfach und weist sehr wenig Verschleissteile auf, da wenig bewegte
Teile vorhanden sind, zumal wenn der Kolbenvorschub durch den Injektionswerkstoff
erzeugt wird. Dadurch werden
- der Unterhalt geringer, und
- die Injektionswerkzeuge sowie
- die Anlage kostengünstiger.
[0033] Durch den im Vergleich zu Giessverfahren deutlich geringeren Wasseranspruch der Mischung
(tieferer Wasser/Zement-Wert) wird zudem das Schwind- und Quellmass kleiner.
[0034] Ein der Injektion über Kolben ähnliches Verfahren ist der Extrusionsprozess. Für
nicht zusätzlich mit Endlosfasern bewehrte Bauteile eignet sich die einfache Extrusion.
Eine geeignete Anlage ist in Figur 2 dargestellt.
[0035] Um die gleichmässigen Druckbedingungen im Extrusionsverfahren zu gewährleisten, wird
mittels eines speziellen, sich gegen die Mündung hin verjüngenden Extrusionskopfs
in eine Stützform 6a,6b extrudiert.
[0036] Die spezielle Gestaltung des Extrusionskopfs gestattet den Druckaufbau, was zu den
günstigen Austragsbedingungen einer Vorform bei gleichzeitig zusätzlicher Verdichtung
führt. Direkt nach dem Austragen erfolgt eine Nachverdichtung in der Stützform, was
die Formgenauigkeit verbessert und die Oberflächenvergütung ermöglicht.
[0037] Mit einer Pumpe 12 wird der pastöse Faserverbundwerkstoff über einen Druckschlauch
5 in den Extrusionskopf 13 gefördert. Der Strömungsverlauf des Faserverbundwerkstoffs
wird beim Eintritt in den Extrusionskopf 13 mit einer Umlenkung von üblicherweise
ca.90°stark gebrochen. Damit wird im Kopf 13 die Beeinflussung des Strömungsverhaltens
durch den Förderschlauch 5 eliminiert. Der Werkstoff wird im Extrusionskopf 13, der
sich auf die Mündung zu verjüngt, verdichtet und erhält durch die entsprechende Ausbildung
des Kopfs an der Mündung die Vorform, welche der endgültigen Form des Bauteils ähnlich
ist. Durch die Verdichtung im Extrusionskopf 13 und die verengende Form der Kopfverlängerung
oben und seitlich an der Mündung des Extrusionskopfs 13 wird an der Mündung eine weitgehend
laminare Strömung erzielt. Der Faserverbundwerkstoff wird ausgetragen und durch die
verengende Form der Kopfverlängerung in die Stützform 6a,6b gepresst. Die spezielle
Gestaltung der Mündung, insbesondere auch deren schwache Neigung gegenüber dem Boden
der Stützform 6a,6b, ermöglicht das Entweichen der Luft und verhindert so deren Einschluss.
Mit einer Schleppform 14, die die Kontur der Bauteilrückseite hat und vor dem Extrusionskopf
resp. diesen etwas überlagernd angeordnet ist, wird der vorhandene Druck in der Austragszone
langsam abgebaut. Ein kleiner Vibrator 15 auf der Schleppform 14 unterstützt den gesamten
Austragungsprozess und bewirkt im Zusammenspiel mit anderen Vorgängen eine hohe Oberflächengüte
des Bauteils.
[0038] Ein Verfahren unter Verwendung von zwei Extrudern (Duplex-Extrusion) wird in Figur
3 dargestellt. Mit zwei Pumpen 12 werden pastöse Faserverbundwerkstoffe über je einen
Druckschlauch 5 in den Extrusionskopf 13a bzw. in den Extrusionskopf 13b befördert.
Für jede Pumpe 12 kann die Förderleistung separat eingestellt werden, was die Fördermenge
und den Förderdruck beeinflusst. Wie beim Verfahren mit nur einem Extruder wird der
Strömungsverlauf der Werkstoffe beim Eintritt in die Extrusiosköpfe 13a, 13b mit einer
Umlenkung von vorzugsweise ca. 90° stark gebrochen. Der Werkstoff wird in beiden Extrusionsköpfen
verdichtet und erhält durch die entsprechende Ausbildung der Köpfe an der Mündung
entsprechende Vorformen, welche gemeinsam der endgültigen Form des Bauteils ähnlich
sind. Die Verdichtungsstufe wird je nach Bauteil unterschiedlich ausgebildet, damit
auch bei ungleichmässigen Profilquerschnitten an der Mündung laminare Strömungsverhältnisse
gleicher Geschwindigkeit entstehen. Der Faserverbundwerkstoff des ersten Extrusionskopfs
13a wird ausgetragen und durch die verengende Form der Kopfverlängerung in die Stützform
6a,6b gepresst. Die spezielle Gestaltung der Mündung, insbesondere die Kopfverlängerung
oben und die Neigung der Extrusionsköpfe 13a,13b gegenüber dem Boden der Stützform,
ermöglicht das Entweichen der Luft und verhindert so deren Einschluss. Im vorgezogenen
schleppformseitigen Teil des Extrusionskopfs 13a kann eine Bewehrungsführung 8a vorgesehen
sein, durch die ein kontinuierliches, orientiertes Bewehrungsmaterial von einer Abwickelvorrichtung
über eine Spannvorrichtung (nicht gezeigt) zugeführt werden kann. Für die Herstellung
von Bauteilen, die mit einer endlosen, gerichteten Bewehrung versehen sind, wird das
Bewehrungsmaterial über die Bewehrungsführung 8a zur Klemmvorrichtung für die Bewehrung
7 geführt und leicht gespannt. Während der Produktion wird das Bewehrungsmaterial
unter konstanter leichter Spannung zugeführt, beispielsweise von Spulen abgewickelt.
Die Führung zwischen den Mündungen der beiden Extrusionsköpfe 13a, 13b positioniert
die Bewehrung millimetergenau auf der ersten Extrusionsschicht. Der Faserverbundwerkstoff
des Extrusionskopfs 13b wird ausgetragen. Der verlängerte Oberteil des Kopfes 13b
presst die zweite Extrusionsschicht gegen die erste und bettet die dazwischenliegende
Zusatzbewehrung, Gewebe, Cord, Spinnfäden, Garn, Rovings, Draht etc., ein. Wie bei
der einfachen Extrusion wird mit einer Schleppform, welche die Kontur der Bauteilrückseite
hat, der vorhandene Druck in der Austragszone langsam abgebaut. Auch hier unterstützt
ein kleiner Vibrator 15 auf der Schleppform 14, den gesamten Austragungsprozess und
bewirkt im Zusammenspiel mit anderen Vorgängen eine hohe Oberflächengüte des Bauteils.
[0039] Die genaue Ausbildung einer möglichen Anlage für die Duplex-Extrusion im Bereich
des Materialaustrags aus den Extrusionsköpfen 13a,13b in die Stützform 6a,6b wird
in Figur 4 gezeigt. Wichtig für die Erzielung der gewünschten Eigenschaften ist, dass
die Formgebung unter Druck geschieht. Dies kann dadurch bewirkt werden, dass der Extrusionskopf
13a,13b oben, d.h. schleppformsseitig verlängert ist. Die genaue Ausbildung ist sowohl
material- als auch bauteilabhängig.
[0040] Mittels dieses Duplex-Extrusionsverfahrens können endlos längs- und/oder querbewehrte
Bauteile mit guter Homogenität hergestellt werden. Insbesondere Gewebe und Cord ermöglichen
die beliebige Wahl der Bewehrungsausrichtung und damit die Bestimmung der Eigenschaften
je nach Bauteil.
[0041] Das Verfahren kann selbstverständlich auch mit mehr als zwei Extrusionsköpfen durchgeführt
werden, wobei nicht unbedingt bei jeder Schicht eine endlose, orientierte Bewehrung
vorgesehen werden muss, resp. kann es auch zur Herstellung von Verbundwerkstoffen
mit oder ohne orientierte Bewehrung verwendet werden, insbesondere für solche, mit
mindestens einer Schicht aus einem pastösen, faserhaltigen, zementösen Baustoff. Mit
beispielsweise mind. zwei Extrudern können Verbundquerschnitte aus unterschiedlichen
Bau- resp. Werkstoffen hergestellt werden. Beispielsweise kann zwischen zwei zementösen
Schichten eine Kernschicht mit geringerer Rohdichte eingebracht werden.
[0042] Das spezielle Extrusionsverfahren der vorliegenden Erfindung, insbesonders die Duplex-Extrusion,
wird durch die folgenden speziellen Merkmale gekennzeichnet: Die Extrusion erfolgt
in eine Stützform 6a,6b, wodurch genaue Abmessungen der Kontur sowie eine glatte,
porenfreie Oberfläche im Bereich der Stützform erzielt wird.
[0043] Dank der Möglichkeit Faserverbundwerkstoffe mit kleinstmöglichem Wassergehalt zu
verarbeiten, werden gute Festigkeitswerte, kleines Schwinden, gute Formstabilität
im frischen Zustand, homogener Materialaufbau über den gesamten Profilquerschnitt
und gleichmässiges Schwinden über den ganzen Querschnitt erzielt.
[0044] Die Verformung und die Verdichtung in den Extrusionsköpfen führen zu einem kompakten
Gefüge und gewährleisten gute Formgebung auch bei relativ trockenem Werkstoff.
[0045] Infolge des zweiten Druckaufbaus in der Stützform 6a,6b wird insbesondere auch die
Oberfläche dichter.
[0046] Durch die spezielle Ausbildung der Extrusionsköpfe 13a,13b im Bereich der Mündung
sowie die Neigung der Köpfe, kann die Luft gut entweichen, wodurch Lufteinschluss
weitgehend vermieden werden kann.
[0047] Die Duplex- resp. Multiplex-Extrusion ermöglicht die genaue Positionierung der Bewehrung
durch Führung 8a an der Mündung zwischen den mindestens zwei Extrusionsköpfen 13a,13b.
Die Bewehrungsebene ist frei wählbar und kann damit genau auf das Bauteil und dessen
Beanspruchung abgestimmt werden.
[0048] Durch die Schleppform 14 wird ein langsamer Druckabbau im geformten Bauteil bewirkt.
Bei gleichzeitiger leichter Vibration wird eine porenfreie Oberfläche des Bauteils
auf der Formseite sowie eine masshaltige Kontur auf der Bauteilrückseite bewirkt.
[0049] Die erfindungsgemässen Extrusionsanlagen weisen wenig Verschleissteile auf und benötigen
nur relativ einfache Extrusionswerkzeuge. Deshalb brauchen Sie nur geringen Unterhalt
sowie relativ kostengünstige Extrusionswerkzeuge.
[0050] Vorzugsweise sind die Extrusionsköpfe 13a, 13b etc. voneinander trennbar, damit das
erstmalige "Einfädeln" der Bewehrung vereinfacht wird.
[0051] Spezielle Ausführungsarten der hier dargelegten Erfindung werden in den abhängigen
Ansprüchen näher beschrieben.
1. Verfahren zur Herstellung von Bauteilen, insbesonders aus faserverstärkten zementösen
Baustoffen, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Material unter Druck in eine
Stützform (6a,6b) eingebracht wird, so dass das mindestens eine Material an jeder
Stelle des Bauteils den gleichen Druckbedingungen ausgesetzt wird.
2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Material
unter weitgehend laminaren Bedingungen in die Stützform (6a,6b) eingebracht wird.
3. Verfahren gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringöffnung
relativ zur Stützform bewegt wird.
4. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Material
vor der Einbringöffnung vorgeformt wird und nach der Einbringöffnung in der Stützform
eine Nachverdichtung erfolgt.
5. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens
eine Material mindestens beim Eintritt in die Stützform (6a,6b) einer Vibration ausgesetzt
wird.
6. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens
eine Material kurzfaserhaltig und zementös ist.
7. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
zwei Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften eingebracht werden.
8. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
ein kontinuierliches Bewehrungselement (11) in mindestens einer Dimension und auf
mindestens einer Ebene eingebracht wird.
9. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens
eine Bewehrungselement (11) durch eine Bewehrungsführung (8a) geführt wird, die sich
in einem gegenüber der Stützform (6a,6b) beweglichen Teil befindet, an der Formstirn
(6b) mittels einer Befestigungsvorrichtung (7) befestigt und anschliessend leicht
gespannt wird und dass das leicht gespannte Bewehrungselement (11) während der Materialzuführung
unter konstanter Spannung geführt wird.
10. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9, bestehend
aus einem Rührwerk (2), einer Materialzuführung (5) und einer Stützform (6a,6b), dadurch
gekennzeichnet, dass sich das Rührwerk (2) in einem Druckbehälter (1) mit einem Steigrohr
(4) und vorzugsweise einem Druckbegrenzungsventil (3) befindet, welches Steigrohr
(4) über einen Druckschlauch (5) mit einem Kolbenstangenrohr (9) verbunden ist, so
dass Material aus dem Druckbehälter (1) in einen durch die Stützform (6a,6b) gebildeten
Raum (6) gebracht werden kann, welcher Raum (6) durch eine Kolbenfläche (8) derart
verschlossen ist, dass der Kolben (8,9) unter dem Druck des in den Raum (6) einströmenden
Materials in Gegenrichtung des Materialstroms verschoben werden kann.
11. Anlage gemäss Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass in der Kolbenfläche (8) mindestens
eine Bewehrungsführung (8a) für die endlose, orientierte Bewehrung (11) vorgesehen
ist, sowie in der Stirnfläche (6b) eine Befestigungsvorrichtung (7), insbesondere
eine Klemmvorrichtung, für die Bewehrung.
12. Anlage für die Durchführung des Verfahrens gemäss einem der Ansprüche 1 bis 9, mit
mindestens einem Extruder, dadurch gekennzeichnet, dass der mindestens eine Extrusionskopf
(13) sich in Richtung der Mündung verjüngt, und dass der Extrusionskopf oben und seitlich
im Vergleich zu unten verlängert ist.
13. Anlage gemäss Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Strömungsverlauf des Materials
beim Eintritt in den mindestens einen Extrusionskopf (13) mit einer Umlenkung, insbesonderes
einer Umlenkung von ca. 90°, stark gebrochen wird.
14. Anlage gemäss Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass der mindestens eine
Extrusionskopf (13) derart angeordnet ist, dass die Materialabgabe an der Mündung
des mindestens einen Extrusionskopf (13) in eine Stützform (6a,6b) erfolgt.
15. Anlage gemäss irgend einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass über
und vor dem mindestens einen Extrusionskopf (13, 13b) eine Schleppform (14) vorhanden
ist, die entsprechend der Rückseite des Bauteils geformt ist.
16. Anlage gemäss einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass an der Schleppform
(14) ein Vibrator (15) vorgesehen ist.
17. Anlage gemäss einem der Ansprüche 12 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass sie mindestens
zwei Extrusionsköpfe (13a, 13b) aufweist, und dass zwischen den mindestens zwei Extrusionsköpfen
(13a,13b) mindestens eine Bewehrungsführung (8a) vorgesehen ist, durch welche eine
Bewehrung (11) geführt und an der Stirnfläche der Stützform (6a) mittels einer Befestigungsvorrichtung
(7) befestigt werden kann.
18. Anlage gemäss einem der Ansprüche 12 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass der mindestens
eine Extrusionskopf (13) gegenüber der Stützform (6a,6b) unter Bildung eines spitzen
Winkels angeordnet ist.