[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Hinzufügen wenigstens eines
Legierungsbestandteils zu einem Strom geschmolzenen Metalls, insbesondere von Blei
zu einer Stahlschmelze, in einem Verteiler für ein Stranggussverfahren zur Herstellung
von Knüppeln, nach dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs 1, sowie eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 6.
[0002] Bei der Serienfertigung von Massenteilen aus Stahl spielt dessen Zerspanbarkeit auf
automatischen Maschinen für die Bearbeitung eine grosse Bedeutung. Hierfür werden
sogenannte Automatenstähle eingesetzt, deren chemische Zusammensetzung und Gefügeausbildung
für eine gute Zerspanbarkeit besonders geeignet sein muss. Den Hauptanteil an solchen
Stählen bilden die Weichautomatenstähle, vor allem mit Bleizusatz. Der Schwefelgehalt
liegt im Bereich von ca. 0,26 bis ca. 0,42 % und sie haben üblichenweise ein dem Schwefelgehalt
angepassten Mangangehalt von ca. 0,9 bis ca 1,6 %, um beim Walzen einen Rotbruch zu
vermeiden. Der Zusatz von Blei bewirkt bei der Zerspanung eine geringere Reibung zwischen
Werkzeug und Werkstück. Die Bleipartikeln führen zu kürzeren Spänen und einer geringeren
Schnittkraft, was zu längeren Standzeiten des Werkzeugs sowie einer besseren Oberfläche
des Werkstückes führt.
[0003] Der Zusatz von Blei bietet jedoch Schwierigkeiten in bezug auf Umweltverschmutzung.
Blei hat mit ca. 327°C einen niedrigen Schmelzpunkt. Seine Verdampfungstemperatur
liegt mit ca. 1725°C nur wenig oberhalb der üblichen Herstellungstemperaturen von
flüssigem Stahl. Damit verdampft Blei bei Zugabe in die Stahlpfanne stark und muss
deshalb wegen der toxischen Wirkung sorgfältig abgesaugt werden. Man strebt heute
bei erstarrtem Stahl einen Bleigehalt von ca. 0,15 bis 0,35 % an.
[0004] Versuche, Strangguss unter Zugabe von Blei in den Verteiler, um die Beimengung in
einem Gebiet mit niedrigeren Temperaturen und damit geringerer Entwicklung von Bleidämpfen
vor dem Giessen vorzunehmen, wurden schon früher unternommen. Es zeigte sich aber,
dass dies nur unter Zusatz von Giesspulver möglich war. Jedoch musste diese Entwicklung
unterbrochen werde, weil die Entwicklung von Giesspulver für kleine Strangguss-Formate,
ebenso wie auch die Entwicklung feuerfester Tauchrohre bis etwa 1979 noch in den Anfängen
steckte, so dass die Entwicklung der Stähle mit Bleizusatz im Knüppelstrangguss stagnierte.
[0005] Dies zeigte sich auch deutlich in einer ersten Anordnung, gemäss der DE-A-23 23 503,
wo vorgeschlagen wurde, in einer verschliessbaren Giesspfanne bei der ihr Inneres
von der umgebenden Atmosphäre isoliert ist, über dem Stahlbad eine gasförmige Atmospähre
zu bilden. Das Blei dem flüssigen Stahl nach dem Verschliessen zuzuführen und den
Stahl mindestens während der Bleizuführung mittels eines inerten Gases umzurühren.
[0006] In der EP-A-0 267 609 wird eine Anordnung eines Verteilers (im englischen Sprachraum
"Tundish" genannt) beschrieben. In den mit flüssigem Stahl beschickten Verteiler wird
ebenfalls flüssiges Blei mittels eines Stopperrohrres in einer kontrollierbaren Menge
zugeführt. Als Vorteil dieser Anordnung wird ausgesagt, dass keine Leckage auftreten
kann und eine einheitliche Mischung erhalten wird.
[0007] Nach der EP-A-0 283 130 wird flüssiges Blei einem geschlossenen Verteiler mit mehreren
Kammern in die Zuflusskammer des Stahls geleitet, so dass sich am Boden dieser Kammer
eine Bleisedimentschicht bildet. In der Trennwand zwischen der Einleitkammer und einer
Ausflusskammer befindet sich eine versunkene Düse. durch die der geschmolzene Stahl
in die zweite Kammer geleitet wird, um von da in die Form abgelassen zu werden.
[0008] Schliesslich ist in der EP-A-0 393 801 eine Vorrichtung zum Giessen von Blöcken aus
bleilegiertem Stahl beschrieben. Der Verteiler ist mit zwei Kammern, einer Bespeisungskammer
und einer Entleerungskammer, versehen. Das flüssige Blei wird dem Stahl in der verschlossenen
Entleerungskammer zugefügt. Diese Entleerungskammer hat eine zylindrischkonische Form,
wodurch eine Drehbewegung der Schmelze unterstützt wird. Die Kammerböden sind geneigt,
um zu vermeiden, dass sich erstarrte Ablagerungen bilden können.
[0009] Es zeigt sich somit ein Hauptproblem neben der notwendigen die Umwelt schonenden
Anforderung, nämlich dass das Blei infolge seiner begrenzten Löslichkeit im flüssigen
Stahl und seiner höheren Dichte von ca. 11,3 g/cm3 gegenüber ca. 7,5 g/cm3 des Stahls
(bei 20°C), zum Absinken neigt, was dazu führt, dass entweder eine gesammelte Sedimentschicht
gebildet wird, oder eine Art eines Umrührens bewirkt werden muss.
[0010] Es ist demgemäss eine Aufgabe der Erfindung, inbesondere für Knüppelstrangguss eine
Möglichkeit zu schaffen, womit Blei oder ein anderes schweres Metall in Stahl eingegeben
werden kann, so dass eine gleichmässige Verteilung des Bleis erfolgt und eine Gefahr
für Bildung einer Bleisedimentschicht vermieden werden kann.
[0011] Erfindungsgemäss wird dies mit einem Verfahren erreicht, das dadurch gekennzeichnet
ist, dass im Verteiler ein Metallfluss, dem der Legierungsbestandteil zugefügt ist,
erzeugt wird, der mindestens einmal einer Strömungsbeschleunigung und einer Strömungsverlangsamung
unterworfen wird.
[0012] Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass
der Verteiler mindestens drei Kammern aufweist, denen in der ersten Kammer das Metall
und der Legierungsbestandteil einleitbar sind, der Durchgang zur zweiten Kammer nahe
dem Boden des Verteilers durch wenigstens eine Öffnung erfolgt und die zweite Kammer
als Staukammer ausgebildet ist, von der der Durchgang in die dritte Kammer durch mehrere,
mehrheitlich oben im Verteiler angebrachte Öffnungen erfolgt.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
In der Zeichnung zeigt die einzige Figur eine perspektivische Ansicht einer möglichen
Vorrichtung zur Durchführung des erfinderischen Verfahrens in einer Anwendung zum
Hinzufügen von Blei zu flüssigem Stahl.
[0014] Für das Giessen des Flüssigstahls im Stranggussverfahren zu Knüppeln wird der Stahl
durch einen am Pfannenboden angeordneten Verteilschieber 1 und ein Schattenrohr 2
einem Verteiler 4 in dosierbarer Form zugeführt. Zwischen Pfannenboden und Eingiessbereich
41 des Verteilers 4 wird entsprechend der Stahlzufuhr, der Füllhöhe im Verteiler,
der Giesszeit, dem Stahlabfluss und dem gewünschten Bleigehalt Reinblei oder Blei
in einem Bleiträger in Form von Granulat oder Draht oder einem Fülldraht in einer
Zufuhr 50 zugeführt,
[0015] Der Eingiessbereich 41 auch Legierungs- oder Mischbereich genannt, ist von jenem
Bereich, von dem der Flüssigstahl auf die einzelnen Stränge verteilt wird, zum Teil
abgetrennt. Zur Verbindung dienen Öffnungen im Bodenbereich und auch in einem zweiten
Bereich mehrheitlich weiter oben. Der Stahlfluss wird zwischen Eingiessbereich 41
bis zum Verlassen der Staukammer 42 derart gesteuert, dass das Stahl-Blei-Gemisch
einer Folge von Strömungsbeschleunigungen und Strömungsverlangsamungen unterworfen
wird.
[0016] Absinkendes Blei fällt dabei in einen Bereich hoher Strömungsgeschwindigkeit und
Turbulenz und wird dadurch wieder mit dem Stahl vermengt. Die Turbulenz kann gegebenenfalls
durch Begasung und/oder durch elektromagnetische Felder erhöht werden, Der Flüssigstahl
im Verteiler wird durch feuerfeste Auskleidung des Verteilers und durch die Abdeckschlacke
gegen Oxidation und gegen Temperaturverluste geschützt.
[0017] Die Stahlzufuhr vom Verteiler 4 in die Stranggusskokillen wird mit einem Reguliersystem
zum Beispiel in Form eines Verteilschiebersystems dosiert. Dem Spiegel des Bades in
der Kokille wird kontinuierlich ein Giesspulver zugeführt. Dieses wirkt gleichzeitig
als Oxidationsschutz und als Schmiermittel zwischen der sich mit konstanter Geschwindigkeit
bewegter Strangschale und der hochfrequent oszillierenden Kokille.
[0018] Durch Einsatz eines elektromagnetischen Drehfeldrührers kann die Entstehung von Porosität
unterdrückt und Seigerungen minimiert werden.
1. Verfahren zum Hinzufügen eines Legierungsbestandteils zu einem Strom geschmolzenen
Metalls, insbesonder von Blei zu einer Stahlschmelze, in einem Verteiler für ein Stranggussverfahren
zur Herstellung von Knüppeln, dadurch gekennzeichnet, dass im Verteiler ein Metllfluss, dem der Legierungsbestandteil zugefügt ist, erzeugt
wird, der mindestens einmal einer Strömungsbeschleunigung und einer Strömungsverlangsamung
unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Legierungsbestandteil als Feststoff zugefügt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Legierungsbestandteil in flüssiger Form zugeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallzufuhr vom Verteiler in die Stranggusskokillen geregelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass dem Badspiegel in der Kokille kontinuierlich ein Giesspulver zugefügt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierungsbestandteile in Form von festen Stoffen zugefügt werden.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Verteiler (4) mindestens drei Kammern (41,42,43) aufweist, denen in der
ersten Kammer (41) der Stahl und Legierungsmetall einleitbar ist, der Durchgang zur
zweiten Kammer (42) nahe dem Boden des Verteilers (4) durch wenigstens eine Öffnung
(44) erfolgt und die zweite Kammer (42) als Staukammer ausgebildet ist, von der der
Durchgang (45) in die dritte Kammer (43) durch mehrere, mehrheitlich oben im Verteiler
(4) angebrachte Öffnungen erfolgt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erhöhung der Turbulenz im Bereich hoher Strömungsgeschwindigkeit eine Begasung
erfolgt.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erhöhung der Turbulenz im Bereich hoher Strömungsgeschwindigkeit elektromagnetische
Felder angelegt sind.