[0001] Die Erfindung betrifft monofile Kunstfasern auf Polyamidbasis.
[0002] Monofile Kunstfasern aus Polyamid, insbesondere aus Polyamid 6 und Polyamid 66 sind
bekannt (z.B. Hansjürgen Saechtling: Kunststofftaschenbuch, 22. Ausgabe 1983, Seite
286 ff., Carl Hanser-Verlag, München). Diese Monofile werden beispielsweise zur Herstellung
von Bürsten und zur Produktion von Geweben sowie Sieben für Papiermaschinen eingesetzt.
Da derartige Monofile im Einsatz insbesondere stark mechanisch und chemisch beansprucht
werden, besteht das Bestreben, derartige Kunstfasern auf Polyamidbasis im Hinblick
auf ihre mechanischen und chemischen Eigenschaften zu verbessern.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine Kunstfaser auf Polyamidbasis anzugeben,
welche bessere mechanische und chemische Eigenschaften aufweist als Kunstfasern aus
reinem Polyamid.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer monofilen Kunstfaser der eingangs bezeichneten
Art durch eine Mischung aus Polyamid und Polypropylen gelöst.
[0005] Es wurde überraschend gefunden, daß durch die Beimischung von Polypropylen Kunstfasern
aus Polyamid in vielen Eigenschaften deutlich verbessert werden können. So wird insbesondere
die Wasseraufnahme verringert und die chemische Beständigkeit erhöht. Darüber hinaus
wird vor allem die mechanische Steifheit sowohl trocken als auch naß vergrößert und
eine höhere Bürstenstandzeit bei hoher Beanspruchung erreicht.
[0006] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Zusammensetzung von 1 bis 60 % Polypropylen
und ad 100 % Polyamid herausgestellt, wobei vorzugsweise Polyamid 6 und/oder Polyamid
66 eingesetzt wird.
[0007] Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen monofilen Kunstfaser lassen sich noch wesentlich
durch die Zugabe eines Haftvermittlers (Verträglichkeitsvermittlers) beispielsweise
maleinsäuregepfropftes Polypropylen, acryliertes Polypropylen, maleinsäuregepfropftes
SEBS, Ionomere oder Ethylenacrylsäure-Copolymere, verbessern.
[0008] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Zusammensetzung von 20 bis 40 % Polypropylen,
5 bis 10 % Haftvermittler und ad 100 % Polyamid herausgestellt, wobei insbesondere
20 - 30 % Polypropylen und 5 bis 10 % Haftvermittler besonders vorteilhaft sind.
[0009] Es hat sich herausgestellt, daß eine derartige monofile Kunstfaser ganz besonders
als Kunstborste oder Kunstborstenbündel geeignet ist, da gegenüber Kunstborsten aus
Polyamid wesentlich bessere mechanische und chemische Eigenschaften erreichbar sind.
[0010] Vorteilhaft läßt sich eine erfindungsgemäße Kunstfaser auch in Geweben oder Sieben
(z.B. Papiermaschinensieben) verwenden, wobei insbesondere die gegenüber reinem Polyamidfasern
wesentlich geringere Wasseraufnahme und damit erhöhte Dimensionsstabilität der Siebe
und Gewebe wesentlich ist.
[0011] Die Erfindung ist nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen beispielsweise näher
erläutert:
Beispiel 1:
[0012] Es wurde zunächst eine dem Stand der Technik entsprechende Kunstfaser aus reinem
Polyamid 6 untersucht. Diese Kunstfaser wird nachfolgend als Kunstfaser I bezeichnet.
Beispiel 2:
[0013] Demgegenüber wurde eine erfindungsgemäße monofile Kunstfaser mit folgender Zusammensetzung
untersucht:
80 % Polyamid 6, 20 % Polypropylen,
diese Faser wird nachfolgend als Kunstfaser II bezeichnet.
Beispiel 3:
[0014] Darüber hinaus wurde eine erfindungsgemäße monofile Kunstfaser mit folgender Zusammensetzung
untersucht:
[0015] 70 % Polyamid 6, 20 % Polypropylen und 10 % maleinsäuregepfropftes Polypropylen (Exxelor
PO 1015) als Haftvermittler. Diese Kunstfaser wird nachfolgend als Kunstfaser III
bezeichnet.
[0016] Diese Kunstfasern wurden zunächst im Hinblick auf ihre Wasseraufnahme untersucht,
die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 1 dargestellt:
Tabelle 1
Wasseraufnahme |
Kunstfaser |
Lagerungszeit in Wasser 24 h |
Kunstfaser I |
6,63 % |
Kunstfaser II |
4,77 % |
Kunstfaser III |
4,64 %. |
Erkennbar läßt sich gegenüber bekannten Kunstfasern aus Polyamid (Kunstfaser I) durch
die erfindungsgemäßen Kunstfasern die Wasseraufnahme erheblich reduzieren.
[0017] Darüber hinaus wurde die chemische Beständigkeit der vorgenannten Kunstfasern in
20 %-iger bzw. 50 %-iger Ameisensäure in Zeitabhängigkeit untersucht, die Ergebnisse
sind in der nachfolgenden Tabelle 2 dargestellt:
Tabelle 2
Restfestigkeiten der Kunstfasern |
Faser |
Lagerungszeit in Ameisensäure (30 %) (h) |
Lagerungszeit in Ameisensäure (50%) (h) |
|
1 |
2 |
3 |
3 |
Kunstfaser I |
87,0 % |
85,0 % |
82,0 % |
58,0 % |
Kunstfaser II |
100,0 % |
92,0 % |
88,0 % |
66,0 % |
Kunstfaser III |
99,0 % |
92,0 % |
92,0 % |
72,0 % |
[0018] Wie den in der Tabelle 2 aufgeführten Ergebnissen zu entnehmen ist, weisen die erfindungsgemäßen
Kunstfasern II und III gegenüber den herkömmlichen Kunstfasern I wesentlich bessere
chemische Eigenschaften auf, die Restfestigkeiten der Kunstfasern nach Lagerung in
Ameisensäure sind deutlich besser.
[0019] Schließlich wurden auch die mechanischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Kunstfasern,
insbesondere in Hinblick auf ihre Standzeit in einer Rundbürste untersucht, und zwar
anhand eines Bürstversuches, die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 3 dargestellt:
Tabelle 3
Bürste aus Kunstfaser |
Bürstendrehzahl (min⁻¹) |
Anpreßdruck (g) |
Laufzeit (h) |
Gewichtsverlust Bürste (g) |
Bemerkungen Eintauchtiefe (mm) |
Kunstfaser I |
2000 |
2000 |
24 |
4,4 |
ET = 3,0 vereinzelt Borsten abgebrochen |
Kunstfaser II |
2000 |
2000 |
24 |
4,15 |
ET = 2,5 |
Kunstfaser III |
2000 |
2000 |
24 |
4,15 |
ET = 2,5 |
Kunstfaser I |
2600 |
4000 |
8 |
47,0 |
Bürste zerstört |
Kunstfaser II |
2600 |
4000 |
24 |
37,7 |
ET = 6,5 Borsten abgebrochen |
Kunstfaser III |
2600 |
4000 |
24 |
25,5 |
ET = 6,0 Borsten abgebrochen |
[0020] Wie den in der Tabelle 3 dargestellten Versuchsergebnissen deutlich zu entnehmen
ist, weisen die erfindungsgemäßen Kunstfasern eine deutlich höhere Standzeit als die
bekannte Kunstfaser aus reinem Polyamid auf. Dies ist auf ein wesentlich verbessertes
Verhalten gegen Wärmealterung der erfindungsgemäßen Monofile im Vergleich zu bekannten
Polyamid-Monofilen zurückzuführen.
[0021] Natürlich ist die Erfindung nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt.
So ist insbesondere auch eine Kunstfaser auf Polyamid 66 Basis mit Polypropylen-Zusatz
geeignet und darüber hinaus generell eine Kombination von Polyamid und Polypropylen,
ggf. mit Zusatz eines Haftvermittlers.
1. Monofile Kunstfaser auf Polyamidbasis, bestehend aus einer Mischung aus Polyamid und
Polypropylen.
2. Kunstfaser nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
1 bis 60 % Polypropylen und ad 100 % Polyamid.
3. Kunstfaser nach Anspruch 1 oder 2,
gekennzeichnet durch
einen Einsatz von Polyamid 6 und/oder Polyamid 66.
4. Kunstfaser nach Anspruch 1 oder einem der folgenden,
gekennzeichnet durch
eine Zugabe eines Haftvermittlers (Verträglichkeitsvermittlers).
5. Kunstfaser nach Anspruch 4,
gekennzeichnet durch
1 bis 20 % Haftvermittler (Verträglichkeitsvermittler).
6. Kunstfaser nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Verträglichkeitsvermittler maleinsäuregepfropftes Polypropylen, acryliertes
Polypropylen, maleinsäuregepfropftes SEBS, Ionomere oder Ethylacrylsäure-Copolymere
eingesetzt werden.
7. Kunstfaser nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, gekennzeichnet durch
20 - 40 % Polypropylen,
5 - 10 % Haftvermittler und
ad 100 % Polyamid.
8. Verwendung einer monofilen Kunstfaser nach Anspruch 1 oder einem der folgenden als
Kunstborste in einer Bürste.
9. Verwendung einer monofilen Kunstfaser nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
7 in Geweben oder Sieben.