(19)
(11) EP 0 658 640 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.06.1995  Patentblatt  1995/25

(21) Anmeldenummer: 94115909.7

(22) Anmeldetag:  08.10.1994
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6D01F 6/90, D01F 6/46
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE DK FR GB LI NL SE

(30) Priorität: 18.12.1993 DE 4343368

(71) Anmelder: Hahl, Peter, Dr.
D-89597 Munderkingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Hahl, Peter, Dr.
    D-89597 Munderkingen (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Meinke, Dabringhaus und Partner 
Westenhellweg 67
44137 Dortmund
44137 Dortmund (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Monofile Kunstfaser


    (57) Eine monofile Kunstfaser auf Polyamidbasis soll hinsichtlich ihrer mechanischen und chemischen Eigenschaft verbessert werden. Zu diesem Zweck wird eine monofile Kunstfaser aus Polyamid und Polypropylen vorgeschlagen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft monofile Kunstfasern auf Polyamidbasis.

    [0002] Monofile Kunstfasern aus Polyamid, insbesondere aus Polyamid 6 und Polyamid 66 sind bekannt (z.B. Hansjürgen Saechtling: Kunststofftaschenbuch, 22. Ausgabe 1983, Seite 286 ff., Carl Hanser-Verlag, München). Diese Monofile werden beispielsweise zur Herstellung von Bürsten und zur Produktion von Geweben sowie Sieben für Papiermaschinen eingesetzt. Da derartige Monofile im Einsatz insbesondere stark mechanisch und chemisch beansprucht werden, besteht das Bestreben, derartige Kunstfasern auf Polyamidbasis im Hinblick auf ihre mechanischen und chemischen Eigenschaften zu verbessern.

    [0003] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine Kunstfaser auf Polyamidbasis anzugeben, welche bessere mechanische und chemische Eigenschaften aufweist als Kunstfasern aus reinem Polyamid.

    [0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer monofilen Kunstfaser der eingangs bezeichneten Art durch eine Mischung aus Polyamid und Polypropylen gelöst.

    [0005] Es wurde überraschend gefunden, daß durch die Beimischung von Polypropylen Kunstfasern aus Polyamid in vielen Eigenschaften deutlich verbessert werden können. So wird insbesondere die Wasseraufnahme verringert und die chemische Beständigkeit erhöht. Darüber hinaus wird vor allem die mechanische Steifheit sowohl trocken als auch naß vergrößert und eine höhere Bürstenstandzeit bei hoher Beanspruchung erreicht.

    [0006] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Zusammensetzung von 1 bis 60 % Polypropylen und ad 100 % Polyamid herausgestellt, wobei vorzugsweise Polyamid 6 und/oder Polyamid 66 eingesetzt wird.

    [0007] Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen monofilen Kunstfaser lassen sich noch wesentlich durch die Zugabe eines Haftvermittlers (Verträglichkeitsvermittlers) beispielsweise maleinsäuregepfropftes Polypropylen, acryliertes Polypropylen, maleinsäuregepfropftes SEBS, Ionomere oder Ethylenacrylsäure-Copolymere, verbessern.

    [0008] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Zusammensetzung von 20 bis 40 % Polypropylen, 5 bis 10 % Haftvermittler und ad 100 % Polyamid herausgestellt, wobei insbesondere 20 - 30 % Polypropylen und 5 bis 10 % Haftvermittler besonders vorteilhaft sind.

    [0009] Es hat sich herausgestellt, daß eine derartige monofile Kunstfaser ganz besonders als Kunstborste oder Kunstborstenbündel geeignet ist, da gegenüber Kunstborsten aus Polyamid wesentlich bessere mechanische und chemische Eigenschaften erreichbar sind.

    [0010] Vorteilhaft läßt sich eine erfindungsgemäße Kunstfaser auch in Geweben oder Sieben (z.B. Papiermaschinensieben) verwenden, wobei insbesondere die gegenüber reinem Polyamidfasern wesentlich geringere Wasseraufnahme und damit erhöhte Dimensionsstabilität der Siebe und Gewebe wesentlich ist.

    [0011] Die Erfindung ist nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen beispielsweise näher erläutert:

    Beispiel 1:



    [0012] Es wurde zunächst eine dem Stand der Technik entsprechende Kunstfaser aus reinem Polyamid 6 untersucht. Diese Kunstfaser wird nachfolgend als Kunstfaser I bezeichnet.

    Beispiel 2:



    [0013] Demgegenüber wurde eine erfindungsgemäße monofile Kunstfaser mit folgender Zusammensetzung untersucht:
    80 % Polyamid 6, 20 % Polypropylen,
    diese Faser wird nachfolgend als Kunstfaser II bezeichnet.

    Beispiel 3:



    [0014] Darüber hinaus wurde eine erfindungsgemäße monofile Kunstfaser mit folgender Zusammensetzung untersucht:

    [0015] 70 % Polyamid 6, 20 % Polypropylen und 10 % maleinsäuregepfropftes Polypropylen (Exxelor PO 1015) als Haftvermittler. Diese Kunstfaser wird nachfolgend als Kunstfaser III bezeichnet.

    [0016] Diese Kunstfasern wurden zunächst im Hinblick auf ihre Wasseraufnahme untersucht, die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 1 dargestellt:
    Tabelle 1
    Wasseraufnahme
    Kunstfaser Lagerungszeit in Wasser 24 h
    Kunstfaser I 6,63 %
    Kunstfaser II 4,77 %
    Kunstfaser III 4,64 %.
    Erkennbar läßt sich gegenüber bekannten Kunstfasern aus Polyamid (Kunstfaser I) durch die erfindungsgemäßen Kunstfasern die Wasseraufnahme erheblich reduzieren.

    [0017] Darüber hinaus wurde die chemische Beständigkeit der vorgenannten Kunstfasern in 20 %-iger bzw. 50 %-iger Ameisensäure in Zeitabhängigkeit untersucht, die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 2 dargestellt:
    Tabelle 2
    Restfestigkeiten der Kunstfasern
    Faser Lagerungszeit in Ameisensäure (30 %) (h) Lagerungszeit in Ameisensäure (50%) (h)
      1 2 3 3
    Kunstfaser I 87,0 % 85,0 % 82,0 % 58,0 %
    Kunstfaser II 100,0 % 92,0 % 88,0 % 66,0 %
    Kunstfaser III 99,0 % 92,0 % 92,0 % 72,0 %


    [0018] Wie den in der Tabelle 2 aufgeführten Ergebnissen zu entnehmen ist, weisen die erfindungsgemäßen Kunstfasern II und III gegenüber den herkömmlichen Kunstfasern I wesentlich bessere chemische Eigenschaften auf, die Restfestigkeiten der Kunstfasern nach Lagerung in Ameisensäure sind deutlich besser.

    [0019] Schließlich wurden auch die mechanischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Kunstfasern, insbesondere in Hinblick auf ihre Standzeit in einer Rundbürste untersucht, und zwar anhand eines Bürstversuches, die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 3 dargestellt:
    Tabelle 3
    Bürste aus Kunstfaser Bürstendrehzahl (min⁻¹) Anpreßdruck (g) Laufzeit (h) Gewichtsverlust Bürste (g) Bemerkungen Eintauchtiefe (mm)
    Kunstfaser I 2000 2000 24 4,4 ET = 3,0 vereinzelt Borsten abgebrochen
    Kunstfaser II 2000 2000 24 4,15 ET = 2,5
    Kunstfaser III 2000 2000 24 4,15 ET = 2,5
    Kunstfaser I 2600 4000 8 47,0 Bürste zerstört
    Kunstfaser II 2600 4000 24 37,7 ET = 6,5 Borsten abgebrochen
    Kunstfaser III 2600 4000 24 25,5 ET = 6,0 Borsten abgebrochen


    [0020] Wie den in der Tabelle 3 dargestellten Versuchsergebnissen deutlich zu entnehmen ist, weisen die erfindungsgemäßen Kunstfasern eine deutlich höhere Standzeit als die bekannte Kunstfaser aus reinem Polyamid auf. Dies ist auf ein wesentlich verbessertes Verhalten gegen Wärmealterung der erfindungsgemäßen Monofile im Vergleich zu bekannten Polyamid-Monofilen zurückzuführen.

    [0021] Natürlich ist die Erfindung nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt. So ist insbesondere auch eine Kunstfaser auf Polyamid 66 Basis mit Polypropylen-Zusatz geeignet und darüber hinaus generell eine Kombination von Polyamid und Polypropylen, ggf. mit Zusatz eines Haftvermittlers.


    Ansprüche

    1. Monofile Kunstfaser auf Polyamidbasis, bestehend aus einer Mischung aus Polyamid und Polypropylen.
     
    2. Kunstfaser nach Anspruch 1,
    gekennzeichnet durch
    1 bis 60 % Polypropylen und ad 100 % Polyamid.
     
    3. Kunstfaser nach Anspruch 1 oder 2,
    gekennzeichnet durch
    einen Einsatz von Polyamid 6 und/oder Polyamid 66.
     
    4. Kunstfaser nach Anspruch 1 oder einem der folgenden,
    gekennzeichnet durch
    eine Zugabe eines Haftvermittlers (Verträglichkeitsvermittlers).
     
    5. Kunstfaser nach Anspruch 4,
    gekennzeichnet durch
    1 bis 20 % Haftvermittler (Verträglichkeitsvermittler).
     
    6. Kunstfaser nach Anspruch 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß als Verträglichkeitsvermittler maleinsäuregepfropftes Polypropylen, acryliertes Polypropylen, maleinsäuregepfropftes SEBS, Ionomere oder Ethylacrylsäure-Copolymere eingesetzt werden.
     
    7. Kunstfaser nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, gekennzeichnet durch
    20 - 40 % Polypropylen,
    5 - 10 % Haftvermittler und
    ad 100 % Polyamid.
     
    8. Verwendung einer monofilen Kunstfaser nach Anspruch 1 oder einem der folgenden als Kunstborste in einer Bürste.
     
    9. Verwendung einer monofilen Kunstfaser nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7 in Geweben oder Sieben.
     





    Recherchenbericht