[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Kobaltmetallpulver als Bindermetall für die Herstellung
von Diamant- und/oder Hartmetallwerkzeugen und/oder Verschleißschutzbeschichtungen
sowie daraus hergestellte Verbundsinterkörper.
[0002] Es ist bekannt, Kobaltmetallpulver durch Verdüsen des geschmolzenen Metalls herzustellen.
Die JP-A 53-093 165 offenbart die Herstellung und Verwendung verdüsten Kobaltmetalls.
Hierbei wird das Rohprodukt nach der Verdüsung durch Mahlen und Schocktempern nachbearbeitet,
um ein gewünschtes hexagonal/kubisches Phasenverhältnis zu erreichen. Durch Mahlprozesse
werden die Kobaltmetallpulver nicht nur verteuert, sondern auch zusätzlich verunreinigt.
[0003] Kobaltmetallpulver könen zwar durch Verdüsen aus der Schmelze recht kostengünstig
hergestellt werden, diese Pulver sind jedoch als Bindermetalle, z.B. für die Herstellung
von Diamantwerkzeugen völlig ungeeignet, da sie auf Grund der sphäroidischen Kornform
und der Korngröße bei den anwendungsüblichen Sintertemperaturen zwischen 800-900°C
keine dichten Verbundsinterteile von genügender Härte ergeben.
[0004] Hauptursache für die unzureichenden Gebrauchseigenschaften heißgepreßter Verbundsinterkörper
aus verdüstem Kobaltmetallpulver ist die mangelnde Verpreßbarkeit der vorgepreßten
Formkörper aufgrund der sphäroidischen Kornform, der relativ engen Korngrößenverteilung
und der groben Primärpartikel (Fig. 2). Auch durch Heißpressen wird die notwendige
Dichte von mindestens 8,5 g/cm³ nicht erreicht.
[0005] Hingegen sind durch Wasserstoffreduktion von sauerstoffhaltigen Kobalt-Verbindungen
bei erhöhter Temperatur als Matrixmaterial geeignete Kobaltmetallpulver mit einem
FSSS-Wert von 3 bis 5 µm, sogenannte 400-mesh-Pulver (Fig. 1), erhältlich. Diese Bezeichnung
erklärt sich aus dem Siebdurchgang dieser Pulver durch ein 400-mesh-Sieb. Derartige
Pulver erfüllen Anforderungen, die an das Matrixmetall für Verbundwerkstoffe bezüglich
Härte und Sinterdichte gestellt werden. Allerdings weisen die sogenannten 400-mesh-Pulver
einen recht hohen Anteil an Verunreinigungen auf. Dabei ist allgemein bekannt, daß
Aluminium, Kalzium, Natrium, Magnesium und Silizium leicht mit dem Sauerstoff des
Kobaltmetallpulvers stabile Oxide bilden. Diese können in Diamantsegmenten eine unerwünschte
Porosität verursachen.
[0006] Bei Hartmetallen können durch Porosität bedingt Festigkeitsverminderungen auftreten,
wenn die oben genannten Verunreinigungen sowie Schwefel in zu hohen Mengen enthalten
sind. In beiden Anwendungen sind daher Kobaltmetallpulver mit geringen Gehalten an
Verunreinigungen erstrebenswert. Je nach Reinigungsaufwand in den metallurgischen
Vorstufen kann die Reinheit der Kobaltmetallpulver den Erfordernissen angepaßt werden.
Der Aufwand für die Herstellung besonders reiner Kobaltmetallpulver ist naturgemäß
kostenintensiv und derartige Pulver sind demzufolge sehr teuer.
[0007] Es ist nun Aufgabe dieser Erfindung, ein Kobaltmetallpulver zur Verfügung zu stellen,
welches die Nachteile der beschriebenen Pulver nicht aufweisen.
[0008] Es wurde nun ein Kobaltmetallpulver gefunden, welches diese geforderten Eigenschaften
aufweist Gegenstand dieser Erfindung ist ein Kobaltmetallpulver als Bindermetall für
die Herstellung von Diamant- und/oder Hartmetallwerkzeugen und/oder Verschleißschutzbeschichtungen,
welches dadurch gekennzeichnet ist, daß es zu 20 bis 80 Gew.-% aus einem verdüsten
Kobaltmetallpulver mit optisch ermittelten Korngrößen von 5 bis 150 µm und dem zu
100 Gew.-% fehlenden Rest aus einem, gegebenenfalls agglomeriert vorliegenden, Kobaltmetallpulver
einer optisch ermittelten Primärgröße von kleiner als 3 µm besteht.
[0009] Das erfindungsgemäße Kobaltmetallpulver weist den preislichen Vorteil der aus Oxiden
oder sauerstoffhaltigen Verbindungen durch Reduktion erhaltenes Kobaltmetallpulver
auf, enthält aber deutlich geringere Mengen der obengenannten kritischen Verunreinigungen.
Vorzugsweise enthält es weniger als 20 ppm Al, 20 ppm Ca, 30 ppm Na, 20 ppm Mg, 30
ppm S und 75 ppm Si.
[0010] Beim erfindungsgemäßen Kobaltmetallpulver handelt es sich um eine Aufmischung von
verdüstem Kobaltmetallpulver mit feinem Kobaltpulver aus der Wasserstoffreduktion.
[0011] Die gute technische Eignung des erfindungsgemäßen Kobaltmetallpulvers setzt bereits
bei einem Mischungsanteil von 20 Gew.-% an verdüstem feinen Kobaltmetallpulver aus
der Waserstoffreduktion ein, unter dem Aspekt des Preisvorteils ist aber eine Obergrenze
dieses Anteils bis zu 80 Gew.-% noch vertretbar. Das pulvermetallurgische Verhalten
der Mischungen ist innerhalb der genannten Grenzen ebenfalls sehr vorteilhaft.
[0012] Bevorzugt beträgt die Menge des verdüsten Kobaltmetallpulvers 30 bis 70 Gew.-%. Als
verdüstes Kobaltmetallpulver sind sowohl ein wasserverdüstes Kobaltmetallpulver mit
überwiegend sphäroidischem Habitus als auch ein gasverdüstes Kobaltmetallpulver mit
sphäroidischem Habitus geeignet.
[0013] Das Kobaltmetallpulver mit kristalliner Struktur weist bevorzugt BET-Oberflächen,
bestimmt nach der Stickstoff-1-Punkt-Methode (DIN 66 131), von größer als 0,8 m²/g
auf. Das erfindungsgemäße Kobaltmetallpulver weist in einer bevorzugten Ausführungsform
eine Schüttdichte von kleiner als 1,4 kg/cm³ auf.
[0014] Durch die günstige Kornverteilung des erfindungsgemäßen Kobaltmetallpulvers wird
eine Dichte nach dem Heißpressen von mindenstens 8,5 g/cm³ erreicht, womit eine hervorragende
Verpreßbarkeit des Pulvers einhergeht. Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Kobaltmetallpulvers besteht darin, daß das Pulver eine Rockwell-Härte,
gemessen an heißgepreßten Prüfplatten, von mindestens 98 HR
B aufweist.
[0015] Das erfindungsgemäße Kobaltmetallpulver eignet sich hervorragend für die pulvermetallurgische
Herstellung von Diamantwerkzeugen und/oder Hartmetallen, in denen das Kobalt - gegebenenfalls
zusammen mit weiteren üblichen Matrix-Metallen - die Binderphase darstellt.
[0016] Gegenstand dieser Erfindung sind somit auch Verbundsinterkörper, hergestellt aus
Hartstoffpulver und/oder Diamantpulver und Bindermetallen, wobei als Bindermetall,
gegebenenfalls neben anderen Metallpulvern, das erfindungsgemäße Kobaltmetallpulver
verwendet wird.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung beispielhaft erläutert, ohne daß hierzu eine Einschränkung
zu sehen ist.
Beispiel 1: (Mischung 70/30)
[0018] 0,7 kg eines feinen Kobaltmetallpulvers aus der Reduktion von Kobaltoxid mit Wasserstoff
mit einer durchschnittlichen Korngröße von 1,7 µm, gesiebt über ein 63-µm-Sieb mit
einer Schüttdichte von 1,2 g/cm³ (Fig. 1), wurde mit 0,3 kg eines wasserverdüsten
Kobaltmetallpulvers (11,7µm FSSS), gesiebt über ein 38-µm-Sieb mit einer Schüttdichte
von 3,3 g/cm³ (Fig. 2), eine Stunde lang im Turbula-Mischer gemischt. Das so hergestellte
Produkt wies einen FSSS-Wert von 2,25 µm und ein Schüttgewicht von 0,73 g/cm³ auf.
Der Gehalt an kritischen Verunreinigungen im Vergleich zu einem 400-mesh-Kobaltmetallpulver
gemäß dem Stand der Technik war deutlich erniedrigt (Tab. 2).
Sintertest:
[0019] Das gemischte Pulver wurde für den Sinterversuch in eine runde Graphitform mit ca.
30 mm Durchmesser gefüllt und unter folgenden Bedingungen heißgepreßt:
Aufheizgradient: |
180 K/min |
Sintertemperatur: |
830°C (in der Graphitform gemessen) |
Sinterdruck: |
350 N/mm² |
Haltzeit: |
3 min |
[0020] Das so erhaltende Prüfplättchen hat eine End-Dichte von 8,54 g/cm³ und eine Härte
(Rockwell-B) von HR
B = 101,6.
Beispiel 2: (Mischung 60/40)
[0021] 0,6 kg eines feinen Kobaltmetallpulvers mit einem BET-Wert von 1,11 m²/g, einer durchschnittlichen
Korngröße von 1,7 µm (FSSS), gesiebt über ein 63-µm Sieb mit einer Schüttdichte von
1,2 g/cm³ (Fig. 1), wurden mit 0,4 kg eines wasserverdüsten Kobaltmetallpulvers (11,7
µm FSSS) mit einem BET-Wert von 0,73 m²/g, bestimmt nach der N₂-1-Punkt-Methode (DIN
66 131), gesiebt über ein 38-µm-Sieb mit einer Schüttdichte von 3,3 g/cm³ (Fig. 2)
in einem Pflugschar-Mischer 60 Minuten lang gemischt. Das so erhaltene Kobaltmetallpulver
(Fig. 3) hatte einen FSSS-Wert von 2,6 µm, einen BET-Wert von 0,74 m²/g sowie ein
Schüttgewicht von 0,8 g/cm³. Der Gehalt an chemischen Verunreinigungen ist gegenüber
einem üblichen 400-mesh-Kobaltmetallpulver deutlich erniedrigt (Tab. 2).
[0022] Ein, wie bei Beispiel 1 beschriebenes, heißgepreßtes Probeplättchen wies eine Dichte
von 8,54 g/cm³ und eine Härte von HR
B = 101,2 auf. Fig. 4 zeigt deutlich, daß in der polierten und geätzten Probe noch
große runde Kobaltpartikel neben feinen Primärkristallen erhalten geblieben sind.
Beispiel 3: (Mischung 50/50)
[0023] 0,5 kg eines feinen Kobaltmetallpulvers, erhalten aus der Reduktion von Kobalthydroxid
mit einer durchschnittlichen Korngröße von 0,9 µm, einem BET-Wert von 1,85 m²/g, gesiebt
über ein 100-µm-Sieb (Schüttdichte 0,8 g/cm³), wurde mit 0,5 kg eines wasserverdüsten
Kobaltmetallpulvers (11,7 µm FSSS) mit einem BET-Wert von 0,73 m²/g, gesiebt über
ein 38-µm-Sieb (Schüttdiche 3,3 g/cm³), in einem "Turbula-Mischer" 15 Minuten lang
gemischt. Die so entstandene Mischung hatte einen FSSS-Wert von 1,5 µm FSSS, einen
BET-Wert von 1,06 m²/g bei einem Schüttgewicht von 0,8 g/cm³.
[0024] Aus einem heißgepreßten Probeplättchen entsprechend Beispiel 1 wurde eine Härte von
HR
B 100,4 und eine Dichte von 8,5 g/cm³ gemessen.
Vergleichs-Beispiel 1 (100 % wasserverdüstes Kobaltmetallpulver < 63 µm):
[0025] Reines wasserverdüstes Kobaltmetallpulver, gesiebt über ein 63- µm-Sieb, mit einem
FSSS-Wert von 12 µm wurde gemäß Beispiel 1 heißgepreßt, wobei die Heißpreßtemperatur
variiert wurde. An den so erhaltenen Prüfplättchen wurden folgende Härtewerte ermittelt:
Sintertest mittels Heißpressen:
[0026]
Aufheizgradient: |
180 K/min |
Sinterdruck: |
350 N/mm² |
Haltezeit: |
3 min |
Ergebnisse:
[0027]
Sintertemperatur |
Härtewerte (HRB) |
Dichte |
800°C |
Preßkörper zerfällt, Härte nicht bestimmbar |
n.b. |
850°C |
25 |
7,0 |
900°C |
40 |
7,5 |
950°C |
47 |
7,8 |
[0028] In keinem Fall gelang es, mit dem verdüsten Kobaltmetallpulver die geforderte Mindestdichte
von 8,5 g/cm³ und die Mindesthärte von 98 HRB zu erreichen.
Beispiel 5 (100 % wasserverdüstes Kobaltmetallpulver < 38 µm):
[0029] Reines wasserverdüstes Kobaltmetallpulver, gesiebt über ein 38- µm-Sieb (Fig. 2),
mit einem FSSS-Wert von 11,8 µm wurde nach den unter Beispiel 1 beschriebenen Bedingungen
heißgepreßt, wobei die Härte von HR
B 80 an den Probeplättchen gemessen wurde.
[0030] Auch bei dieser noch feineren Absiebung war es nicht möglich, die geforderte Mindestdichte
und Mindesthärte zu erreichen.
[0031] In Tabelle 1 sind die Daten aus den Beispielen 1 bis 3 und die Vergleichsdaten zu
dem 400-mesh-Kobaltpulver und dem verdüsten Pulver (gemäß Stand der Technik) zusammengefaßt.
Tabelle 1
(Versuchsergebnisse aus dem Härtetest): |
Heißpreßtemperatur |
Sinterdichten/Rockwell-Härten (HRB) |
(°C) |
Verdüstes Co-Pulver Beispiel 5 |
Mischung aus Beispiel 1 (70/30) |
Mischung aus Beispiel 2 (60/40) |
Mischung aus Beispiel 3 (50/50) |
Co 400 mesh St.d.T. |
830 |
8,1 g/cm³ |
8,54 g/cm³ |
8,54 g/cm³ |
8,5 g/cm³ |
8,45 |
80 HRB |
101,6 HRB |
101,2 HRB |
100 HRB |
97,7 HRB |
Vergleichsbeispiel (400 mesh-Pulver)
[0032]

1. Kobaltmetallpulver als Bindermetall für die Herstellung von Diamant- und/oder Hartmetallwerkzeugen
und/oder Verschleißschutzbeschichtungen, dadurch gekennzeichnet, daß es zu 20 bis
80 Gew.-% aus einem verdüsten Kobaltmetallpulver mit optisch ermittelten Korngrößen
von 5 bis 150 µm und dem zu 100 Gew.-% fehlenden Rest aus einem, gegebenenfalls agglomeriert
vorliegenden, Kobaltmetallpulver einer optisch ermittelten Primärgröße von kleiner
als 3 µm besteht.
2. Kobaltmetallpulver gemaß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge des verdüsten
Kobaltmetallpulvers 30 bis 70 Gew.-% beträgt.
3. Kobaltmetallpulver gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet daß
das Kobaltmetallpulver mit kristalliner Struktur BET-Oberflächen, gemessen nach der
Stickstoff-1-Punkt-Methode (DIN 66131), von größer als 0,8 m²/g aufweist.
4. Kobaltmetallpulver gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das verdüste Kobaltmetallpulver ein wasserverdüstes Kobaltmetallpulver mit überwiegend
sphäroidischem Habitus ist.
5. Kobaltmetallpulver gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das verdüste Kobaltmetallpulver ein gasverdüstes Kobaltmetallpulver mit sphäroidischem
Habitus ist.
6. Kobaltmetallpulver gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Schüttgewicht von kleiner als 1,4 g/cm³ aufweist.
7. Kobaltmetallpulver gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß es weniger als 20 ppm Aluminium, 20 ppm Kalzium, 30 ppm Natrium, 20 ppm Magnesium,
30 ppm Schwefel und 75 ppm Silizium enthält.
8. Kobaltmetallpulver gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß es eine Rockwell-Härte, gemessen an heißgepreßten Prüfplättchen, von mindestens
98 HRB aufweist.
9. Verbundsinterkörper, hergestellt aus Hartstoffpulvern und/oder Diamantpulver und Bindermetallen,
wobei als Bindermetall, gegebenenfalls neben anderen Metallpulvern das Kobaltmetallpulver
gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6 verwendet wird.