[0001] Die Erfindung betrifft ein drehungsarmes Drahtseil in Vollstahl-Machart, bestehend
aus einer Außenlitzenlage und einem entgegengesetzt dazu verseilten Seilkern.
[0002] Ein derartiges Drahtseil ist als "Spiral-Rundlitzenseil 18 x 7, drehungsarm" Gegenstand
des DIN-Normblattes 3069. Dabei handelt es sich um Seile mit zentraler Fasereinlage
im Seilkern. Der Seilkern besteht aus 6 Litzen, die aus einer Drahtlage und einem
Herzdraht aufgebaut und um eine Hanfseele angeordnet sind. Alternativ kann gemäß Seite
2 nach DIN 3069 die genannte Hanfeinlage durch eine einlagige Litze aus 1 + 6 Drähten
ersetzt sein. In diesem Fall würde es sich um die Drahtseilkonstruktion 19 x 7 handeln.
[0003] Diese Drahtseile weisen einen relativ kleinen metallischen Querschnitt und dadurch
eine entsprechend geringe Bruchkraft auf. Ferner wird bei denselben keine optimale
Auflage der Außenlitzenlage auf dem Seilkern erzielt.
[0004] Insbesondere bei Horizontal-Auslegerkranen wird ein Drahtseil benötigt, das bei einfachem
Aufbau und somit preiswerter Herstellung eine hohe Leistungsfähigkeit besitzt. Aufwendige
Seilkonstruktionen, die als drehungsarme oder drehungsfreie Seile die entsprechenden
Leistungen erzielen, lassen sich nicht so preiswert herstellen, um mit vergleichbaren
Produkten aus Billig-Lohnländern konkurrieren zu können.
[0005] Auf der Suche nach einer geeigneten Seilkonstruktion war zunächst zu beachten, daß
eine Stahllitze als einzige zentrale Einlage mit einem im Verhältnis zum Durchmesser
der Außenlitze großen Durchmesser das Seil für den praktischen Betrieb zu steif macht.
Wegen der relativ kleinen Rollen und Trommeln in Betracht kommender Geräte, insbesondere
bei Horizontalauslegerkranen, wird die Arbeit des Hebezeuges bei zu steifem Seil erschwert
und unter Umständen sogar unmöglich gemacht.
[0006] Die Verwendung von preisgünstigen Hanfseelen scheidet aus, weil diese eine wesentliche
Verminderung der Bruchkraft zur Folge hat.
[0007] In der DE-PS 975 386 wird zum Stand der Technik ein Vollstahlseil mit einer Kernlitze
erwähnt. Es wird aber darauf hingewiesen, daß die beim Biegen des Seiles über Rollen
oder Trommeln auftretende Reibung und Abnutzung zwischen Kernlitze und Außenlitze
so stark sei, daß die in dieser Seilzone sich berührenden Drähte schnell zerstört
würden. Dem Fachmann wird somit abgeraten, sich in dieser Richtung zu bemühen.
[0008] Die DE-OS 23 25 931 zeigt ein Rundlitzendrahtseil in einer drehungsarmen bzw. drehungsfreien
Machart, bei dem die Außenlitzen des Kerns Parallelschlaglitzen sind, deren metallischer
Querschnitt mindestens 50 % größer ist als der metallische Querschnitt der Außenlitzen
des Seiles. Bei dieser Konstruktion ist wegen der großen Durchmesser der Kernaußenlitzen,
die den Hauptanteil des metallischen Querschnittes im Seilkern ausmachen, die Notwendigkeit
gegeben, diese in Parallelschlagmachart zu gestalten. Diese bilden jedoch eine teuere
Konstruktionsgrundlage bei der Seilkerngestaltung. Außerdem kann die Auflage der Außenlitzenlage
auf dem Seilkern noch verbessert werden.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein drehungsarmes Drahtseil zu schaffen,
das bei einfachem Aufbau und damit preiswerter Herstellung eine hohe Lebensdauer bei
hoher Bruchkraft aufweist und sich im Betrieb auch bei Umlenkung über die auf diesem
Hebezeugsektor gebräuchlichen Rollen- und Trommeldurchmesser gut bewährt.
[0010] Zur Lösung dieser Aufgabe dienen die im Hauptanspruch gekennzeichneten Merkmale.
Die Unteransprüche enthalten zweckmäßige weitere Ausbildungen.
[0011] Durch die erfindungsgemäße Seilkonstruktion wird bei gleichem Seildurchmesser ein
größerer metallischer Querschnitt gegenüber vergleichbaren Konstruktionen nach dem
Stand der Technik erreicht. Dadurch wird eine bedeutende Steigung der Bruchkraft erzielt.
Eine größere Bruchkraft bedeutet für den Konstrukteur von Hebezeugen mit einer vorgegebenen
Tragkraft, daß ein dünneres Drahtseil verwendet werden kann. Hiermit ist wiederum
der Einbau kleinerer Umlenkelemente möglich und die Grundlage zur Gestaltung eines
preiswerteren Hebezeuges gegeben.
[0012] Durch den vergrößerten metallischen Querschnitt anmeldungsgemäßer Seile ist auch
die Basis einer Lebensdauersteigerung gegenüber vergleichbaren Seilen des Standes
der Technik gegeben. Bekanntlich steigt nämlich die Seillebensdauer etwa proportional
mit der Abnahme der spezifischen Zugbelastung des Seilquerschnittes bei der Seilarbeit
an.
[0013] Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Drahtseiles liegt in der wesentlich
besseren Auflage der Seil-Außenlitzenlage auf dem Seilkern, der wesentlich mehr zylindrisch-rund
ist als die bisherigen Einlagen gebräuchlicher drehungsarmer bzw. drehungsfreier Macharten.
Somit ergeben sich bei Belastung wesentlich geringere spezifische Berührungsdrücke
in der als kritisch bekannten Zone zwischen Seil-Außenlitzenunterseite und der Peripherie
des Seilkernes. Dadurch wird eine Materialschonung im Seilgefüge erzielt, was als
Grundlage für eine weitere Steigerung der Seilleistung zu betrachten ist. Auch ist
das erfindungsgemäße Drahtseil mit einer einzigen zentralen Herzlitze als Seilkern
erheblich drehungsärmer als ein Seil mit gleicher Anzahl von Außenlitzen, die über
einer klassischen zentralen Einlage angeordnet sind.
[0014] In den Zeichnungen sind Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Drahtseiles dargestellt.
Es zeigen.
- Fig. 1
- ein drehungsarmes Drahtseil in Vollstahl-Machart in der Bauweise 1+7+(7+7)+14 Drähte
und 12x(1+6) Drähte. Die Außenlitzenlage 1 des Drahtseiles besteht aus 12 Einzellitzen
2, von denen jede aus einem Herzdraht 3 und einer Drahtlage 4 besteht. Der Seilkern
5 besteht aus einer einzigen zentralen Herzlitze im Seale-Warrington-Aufbau, die aus
drei Drahtlagen 7,8,9 und einem zentralen Element 6 verseilt ist. Der Durchmesser
der Drähte der äußeren Drahtlage 9 des Seilkernes 5 übersteigt den Durchmesser des
Außendrahtes der Einzellitze 2 der Außenlitzenlage 1 um höchstens 100 %.
- Fig. 2
- eine alternative Ausführung, bei der die Einzellitzen 2 aus 1+6 Drähten verdichtet
sind. Die Außenlitzenlage 1 ist über einen 47-drähtigen Seilkern 5 verseilt. Das zentrale
Element besteht aus einer 7-drähtigen Kernlitze, über der drei Drahtlagen in Parallelschlag
angeordnet sind. Der Litzenaufbau besteht aus (1+6)+8+(8+8)+16 Drähten. Es handelt
sich nicht mehr um eine klassische Parallelschlaglitze, da nur die äußeren drei Drahtlagen
parallel liegen. Der Litzenkern aus 1+6 Drähten wird separat hergestellt. Derartige
Litzen werden Parallel-Compound-Litzen genannt. Wenn erforderlich, kann man auch den
Seilkern 5 verdichten. Es besteht auch die Möglichkeit, nur den Seilkern zu verdichten
und unverdichtete Seilkernaußenlitzen anzuordnen.
- Fig. 3
- eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Drahtseiles. 11 unverdichtete Außenlitzen
im Aufbau 1+6 Drähte sind über eine 56-drähtige Litze verseilt. Die Litze ist aus
einem Litzenkern von 1+7+(7+7)+14 Drähten (Parallelschlaglitze aus drei Drahtlagen)
aufgebaut, über die in Verbundmachart in einem weiteren Arbeitsgang 20 Außendrähte
angeordnet sind (Drahtlage 10).
- Fig. 4
- eine Ausführungsform, bei der 13 verdichtete Einzellitzen 2 aus 1+6 Drähten auf den
Seilkern 5 aufgeseilt sind.
Dieser besteht aus 55 Drähten und stellt eine Warrington-Litze mit 1+6+(6+6) Drähten
dar, über die in einem weiteren Arbeitsgang 18+18 Drähte in Seale-Machart (Parallelschlagmachart)
aufgeseilt sind (Drahtlagen 9 und 10).
1. Drehungsarmes Drahtseil in Vollstahl-Machart, bestehend aus einer Außenlitzenlage
und einem entgegengesetzt dazu verseilten Seilkern,
dadurch gekennzeichnet,
- daß die Außenlitzenlage (1) aus 11 - 13 Einzellitzen (2) besteht, die ihrerseits
aus einem Herzdraht (3) und einer Drahtlage (4) bestehen, und
- daß der Seilkern (5) aus einer einzigen zentralen Herzlitze besteht, die aus mindestens
drei Drahtlagen (7,8,9) aufgebaut ist, die ihrerseits um ein zentrales Element (6)
verseilt sind.
2. Drehungsarmes Drahtseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser
der Drähte der äußeren Drahtlage (9) des Seilkernes (5) den Durchmesser des Außendrahtes
der Einzellitze (2) der Außenlitsenlage (1) um höchstens 100 % übersteigt.
3. Drehungsarmes Drahtseil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzellitzen
(2) und/oder der Seilkern (5) verdichtet sind.
4. Drehungsarmes Drahtseil nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchmesser
der Drähte der äußeren Drahtlage (9) des Seilkernes (5) zu den Durchmessern der Außendrähte
der Einzellitzen (2) der Außenlitzenlage (1) vor ihrer Verdichtung dem in Anspruch
2 angegebenen Verhältnis entsprechen.
5. Drehungsarmes Drahtseil nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß
der Seilkern (5) mit einer Kunststoffbeschichtung versehen ist.
6. Drehungsarmes Drahtseil nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Seilkern (5) als Parallelschlaglitze ausgeführt ist.
7. Drehungsarmes Drahtseil nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Seilkern (5) als Parallelschlag-Verbundlitze ausgeführt ist.