[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Vermeidung von Überdrücken in
Lagerbehältern für Wasserstoff entwickelnde, insbesondere radioaktive Abfallstoffe
mit einem in den Behälter einbezogenen, Mittel zur Umwandlung von Wasserstoff in Wasser
aufweisenden Behältnis.
[0002] Radioaktive Abfälle werden über längere Zeiten hinweg in geschlossenen Behältern
gelagert. Aufgrund radiolytischer Zersetzung sowie infolge elektrochemischer Reaktionen
entsteht in radioaktiven Abfällen, insbesondere in solchen mit hochverpreßten radioaktiven
Mischabfällen, Wasserstoff. So können z.B. in konventionellen Behältern von 200 l
gelagerte hochverpreßte radioaktive Mischabfälle innerhalb von 100 Tagen bis zu 1300
l Wasserstoff freisetzen. Diese Gasentwicklung kann zu beträchtlichem Überdruck und
damit zu Aufwölbungen und/oder Leckagen der jeweiligen Abfallbehälter führen. Bei
der Lagerung radioaktiver Abfallgebinde muß aber deren Integrität gewährleistet und
ferner sichergestellt werden, daß keine weitere Gefährdung durch das Entweichen von
Wasserstoff und ggf. Knallgasbildung auftreten kann.
[0003] Zur Reduzierung des in radioaktiven Abfallgebinden durch Wasserstoff verursachten
Innendrucks wird bereits von R.Köster et.al. in der DE 39 04 149 A1 eine in einer
Durchlaßöffnung von Behälter oder Deckel vorgesehene Anordnung beschrieben, die zwischen
gasdurchlässigen Begrenzungen ein Füllmaterial enthält, das zur katalytischen Oxidation
von Wasserstoff bei Lagertemperatur befähigt ist. Das dabei gebildete Wasser kann
dabei ungehindert aus dem Behälter entweichen. Mit einer solchen Anordnung ist die
sicherheitstechnische Barrierefunktion des Behälters für radioaktive Gase oder Dämpfe
aber nicht mehr erfüllt. Insbesondere berücksichtigt diese Problemlösung nicht, daß
tritiumhaltiges Wasser entstehen und an die Umgebung des Behälters abgegeben werden
kann.
[0004] Eine mit zusätzlichem Trockenmittel versehene Katalysatorpackung in gasdurchlässiger
Hülle ist zwar schon länger bekannt (DE 2856243 C2) die an möglichen Austrittsstellen
von Behältern wie z.B. unterhalb des Behälterdeckels abdichtend vorgesehen sein kann,
jedoch erscheint die Brauchbarkeit dieser von Anfang an zugänglichen Anordnung über
lange Zeiten hinweg nicht unbedingt gewährleistet. Eine Funktion der Druckminderung
im Behälter ist in der DE 28 56 243 C2 nicht erwähnt.
[0005] Ziel der Erfindung ist nun eine Anordnung mit der auch über längere Zeiten hinweg
ein brauchbares Mittel zum Druckabbau bei Wasserstoff-Entwicklung im geschlossenen
Behälter zur Verfügung steht.
[0006] Zu diesem Zweck ist die erfindungsgemäße Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch
gekennzeichnet, daß das Behältnis sowohl Mittel zur Umsetzung des Wasserstoffs in
Wasser als auch Trockenmittel in einem in sich gasdicht abgeschlossenen Raum aufweist,
der mit der Umgebung über eine Berstscheibe in Verbindung steht.
[0007] Weitere Besonderheiten der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der
nachfolgenden Beschreibung.
[0008] Eine solche in den Abfallbehälter integrierte Bersteinheit gibt bei Überschreiten
eines bestimmten Behälterinnendruckes eine zuvor insbesonders unter Schutzgas gelagerte
Kombination aus Wasserstoff/Sauerstoff-Rekombinationskatalysator bzw. wasserbildendem
chemischen Oxidationsmittel und einem Trockenmittel frei. Beide Komponenten sind sowohl
bei Raumtemperatur als auch bei Endlagertemperatur wirksam. Die Bersteinheit schützt
den Katalysator bzw. das Oxidationsmittel und Trockenmittel bis zum Erreichen des
Bedarfsfalles vor unerwünschtem Kontakt mit inaktivierenden Abfallkomponenten. Im
Hinblick auf die Minimierung des freien Behältervolumens wird die Bersteinheit vorteilhaft
an der Innenseite des Behälterdeckels mit nach oben oder nach unten zeigender Berstscheibe
verschraubt oder verklebt. Sie kann aber auch anderweitig im Behälter fixiert oder
ohne Befestigung plaziert und insbesondere durch ein hervorragendes Gitter mechanisch
geschützt sein.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert.
Diese zeigt zwei
Versionen A und
B einer an der Innenseite des Behälterdeckels mit nach unten zeigender Berstscheibe
hängend angeordneten Bersteinheit.
[0010] Gemäß der
Version A besteht die Bersteinheit im wesentlichen aus einem napfförmigen Behältnis
2 mit verschlossenem Boden. Im Rand des Behältnisses
2 sind über den Umfang verteilt Sacklochbohrungen und durchgehende Bohrungen eingebracht.
Die Sacklochbohrungen dienen der Befestigung des kreisförmigen Deckels
12 und der darunterliegenden Dichtscheibe
15 mittels der Scheiben
13 und Schrauben
14. Die durchgehenden Bohrungen nehmen in den Behälterdeckel
1 eingelassene Gewindestangen
23 auf, über die die gesamte Bersteinheit mittels der Scheiben
18 und Muttern
19 am Behälterdeckel befestigt ist.
[0011] Der Deckel
12 besitzt eine Öffnung, in der die Berstscheibe
17 sowie ein darüber angeordnetes Schutzgitter
16 befestigt sind. Bei Versuchen haben sich insbesondere bei 150 bis 200 mbar Differenzdruck
brechende Berstscheiben aus Graphit oder ein- bzw. doppelseitig mit PTFE beschichtetem
Graphit, z.B. Typ HYKARB der Ralph Coidan Equipment Ltd. (Cleveland, USA), Berstscheiben
aus verschiedenen Metallen oder Legierungen, z.B. Typ BS & B der Firma Bormann & Neupert
(Düsseldorf), sowie Berstscheiben aus PTFE bzw. Teflon®, z.B. Typ COV der Firma Striko
Verfahrenstechnik (Wiehl) als geeignet erwiesen. Im Inneren des Behältnisses
2 befinden sich unterhalb der wasserdampfdurchlässigen Trennschichten
4 und
6 zwei Lagen verschieden wirkender Trockenmittel. Gut geeignete Trockenmittel sind
außer Silicagel Molekularsiebe, entwässerte Aquokomplexbildner, wie z.B. Kupfersulfat,
oder hygroskopische Chemikalien wie Calciumchlorid, Magnesiumsulfat oder Phosphorpentoxid
ggf. auf Trägermaterial.
[0012] Oberhalb der Trennschicht
6 befindet sich in
Version A der Bersteinheit eine Lage aus einem chemischen Oxidationsmittel, insbesondere einem
Oxid mit hohem Oxidationspotential, die von der gasdurchlässigen Trennschicht
21 gehalten wird. Als Oxidationsmittel ist nach bisherigen Versuchen insbesondere mit
Silberspuren aktiviertes Mangandioxid wirksam, welches als Pulver oder in gepreßter
Form eingesetzt werden kann.
[0013] Oberhalb der Trennschicht
6 befinder sich in der
Version B der Bersteinheit zwei Netze
7 und
9 mit aufgebrachtem Wasserstoff/ Sauerstoff-Rekombinationskatalysator. Hier eignen
sich nach bisherigen Versuchen insbesondere platin- oder palladiumbeschichtete Netze,
insbesondere Typ E2993AE100 (Pt) oder L1993CB003 (Pd) der Firma DODUCO GmbH & Co.
(Sinsheim).
[0014] Zur Fixierung der Trennschichten
4 und
6 sowie der Trennschicht
21 oder der Netze
7 und
8 dienen die in den Behälter
2 eingelegten Distanzringe
3,
5 und
20,
22 bzw.
24,
8 und
10. Der zwischen Distanzring
20 (
Version A) bzw.
10 (
Version B) und Dichtscheibe
15 liegende flexible Ring
11 dient dem Ausgleich von Toleranzen in der Dicke der Distanzringe.
1. Vorrichtung zur Vermeidung von Überdrücken in Lagerbehältern (1) für Wasserstoff entwickelnde,
insbesondere radioaktive Abfallstoffe mit einem in den Behälter einbezogenen, Mittel
zur Umwandlung von Wasserstoff in Wasser aufweisenden Behältnis (2; 12),
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behältnis (2; 12) sowohl Mittel zur Umsetzung des Wasserstoffs in Wasser als
auch Trockenmittel in einem in sich geschlossenen Raum aufweist, der mit der Umgebung
über eine Berstscheibe (17) in Verbindung steht.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behältnis (2; 12) als napfartige Dose mit einer Berstscheibe (17) als Verschluß
ausgebildet ist, über der ein Schutzgitter (16) angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dose mit Fixierungselementen (18; 19; 23) versehen ist und entsprechende Gegenstücke
an Behälterinnenwand oder Deckelinnenseite vorgesehen sind.
4. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch
eine lagenweise Anordnung (A bzw. B) von Trockenmittel und Wasserdampfbildner unterhalb
der Berstscheibe (17).
5. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Trockenmittel Silicagel vorgesehen ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Wasserdampfbildner durch einen Wasserstoff/Sauerstoff-Umwandlungskatalysator
oder insbesondere durch ein Oxid mit hohem Oxidationspotential gebildet wird.
7. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der in sich abgeschlossene Raum mit Inertgas von Behälterfülldruck gefüllt ist.