[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Abziehen von ringförmigen Bauteilen von
einer Welle mit
- einer Abziehglocke, gegen deren Decke eine in der Achse der Abziehvorrichtung angeordnete,
gegen die Stirnseite einer Welle ansetzbare Abdrückvorrichtung abgestützt ist,
- einer Greifhülse, die auswechselbar mit der Abziehglocke verbunden ist und die federnde
Greiffinger aufweist, die an ihren freien Enden mit nach innen gerichteten Krallen
versehen sind, welche hinter das abzuziehende Bauteil zu greifen vermögen und deren
Außenseiten eine Konusfläche bilden und
- einer Spannhülse, die über Gewinde axial verstellbar mit der Abziehglocke verbunden
ist und die eine zur Konusfläche der Greiffinger komplementäre Konusfläche aufweist,
die durch axiale Verstellung die Greiffinger mit ihren Krallen in Greifstellung drückt.
[0002] Abziehvorrichtungen dieser Art sind bekannt aus der DE-PS 819 830, DE-PS 1 269 069
und DE-OS 41 14 994. Bei den bekannten Abziehvorrichtungen ist die Greifhülse an die
Abziehglocke angeschraubt, so daß die von der Abdrückvorrichtung ausgeübten Abziehkräfte
von der Abziehglocke unmittelbar auf die Greifhülse und deren Greiffinger übertragen
werden. Die Konusflächen der Greiffinger und der Spannhülse konvergieren in Abziehrichtung,
so daß die Spannhülse zum Spannen entgegen der Abziehrichtung, das heißt zu den Enden
der Greiffinger hin, bewegt werden muß. Die Spannhülse übt auf die freien Enden der
Greiffinger ausschließlich Druckkräfte aus. Beim Abziehen sind die Greiffinger nicht
nur von den Abziehkräften belastet, sondern zusätzlich von den Druckkräften der Spannhülse,
welche die Greiffinger und deren Krallen in Greifstellung drücken.
[0003] Weil die von der Spannhülse aufgebrachten Klemmkräfte unabhängig sind von den Abziehkräften,
besteht bei diesen Abziehvorrichtungen die Gefahr, daß bei großen Abziehkräften die
Klauen oder Krallen an dem abzuziehenden Teil abrutschen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Abziehvorrichtung der eingangs genannten
Art derart weiter zu entwickeln, daß die in Greifstellung bewegten Krallen der Greiffinger
auch bei sehr großen Abziehkräften nicht abrutschen können.
[0005] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, daß die Konusflächen der Greiffinger
und der Spannhülse in Abziehrichtung divergieren, so daß die Spannhülse beim Spannen
durch Verlagerung in Abziehrichtung radiale Druckkräfte und axiale Zugkräfte auf die
freien Enden der Greiffinger ausüben und daß die Greifhülse unter Zwischenfügen eines
Wälzlagers um die Achse der Abziehglocke drehbar in oder an der Abziehglocke gelagert
ist.
[0006] Das Spannen der Greiffinger erfolgt durch Verlagerung der Spannhülse in Abziehrichtung.
Durch Aufschrauben der Spannhülse auf die Abziehglocke drückt die Konusfläche der
Spannhülse gegen die korrespondierende Konusfläche der Greiffinger, so daß diese mit
ihren Krallen das abzuziehende Lager erfassen. Dabei dringen die Krallen dieser Greiffinger
in den kleinen Spalt ein, der sich zwischen der angefasten Kante des Lagers und der
Wellenschulter befindet. Die Klemmkräfte der Greiffinger sind zunächst abhängig von
der Anpreßkraft der Spannhülse.
[0007] Durch Betätigen der Abdrückvorrichtung, beispielsweise einer in der Decke der Abziehglocke
verstellbar gelagerten Gewindespindel oder einer hydraulischen Kolben-Zylindereinheit,
wird die Greifglocke zusammen mit der Spannhülse und der Greifhülse in Abzugsrichtung
bewegt. Setzt das abzuziehende Lager dem Abziehen einen erhöhten Widerstand entgegen,
dann erhöhen sich automatisch auch die nach innen gerichteten radialen Klemmkräfte,
welche die Spannhülse auf die freien Enden der Greiffinger ausüben. Je nachdem, wie
groß der Winkel α zwischen der Achse der Abziehvorrichtung und den Konusflächen ist,
wachsen die radialen Klemmkräfte stärker oder weniger stark als die axialen Abziehkräfte.
[0008] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen 2 bis 4.
[0009] In der folgenden Beschreibung wird ein Ausführungsbeispiel der Abziehvorrichtung
unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert. Die Zeichnungen zeigen in
- Fig. 1
- in der linken Hälfte eine Seitenansicht und in der rechten Hälfte eine Schnittansicht
der Vorrichtung nach der Erfindung,
- Fig. 2
- einen vergrößerten Ausschnitt II aus Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf eine Spannhülse mit Spannschlüssel und
- Fig. 4
- eine Seitenansicht der Spannhülse und des Spannschlüssels gemäß Fig. 3.
[0010] Die Abziehvorrichtung nach Fig. 1 setzt sich zusammen aus einer Abziehglocke 2 mit
Abdrückvorrichtung 1, einer Greifhülse 9 und einer Spannhülse 13. Die Abziehglocke
2 hat eine Decke 3, die in ein Zylinderteil 5 eingeschraubt ist und in deren Mitte
die Abdrückvorrichtung 1 angeordnet ist, die von einer Gewindespindel oder einer hydraulischen
Kolben-Zylindereinheit gebildet sein kann. Das untere Ende des Zylinderteils 5 ist
mit einem Außengewinde versehen, auf das ein Lagerteil 6 aufgeschraubt ist. Im Lagerteil
6 ist unter Zwischenfügen eines Wälzlagers 7, insbesondere eines Kugel-Drucklagers,
eine Greifhülse 9 um die Achse 21 der Abziehglocke 2 bzw. der Abziehvorrichtung drehbar
gelagert. Die Greifhülse 9 weist federnde Greiffinger 10 auf, die dadurch gebildet
sind, daß in die Greifhülse 9 mehrere Schlitze 25 eingearbeitet sind, welche die Greiffinger
10 voneinander trennen. Die Greiffinger 10 bilden an ihrer Außenseite eine Konusfläche
12, die in Abziehrichtung divergiert. Die Konusfläche 12 ist in Nähe der freien Enden
der Greiffinger 10 angeordnet. Eine komplementäre Konusfläche 15 befindet sich am
unteren Rand der Spannhülse 13. Durch Hochschrauben der Spannhülse 13 werden die Greiffinger
10 mit ihren Klauen oder Krallen 11 in die Greifstellung gedrückt. Weil die von den
Krallen 11 gebildete Innenkante spitzwinklig ist, können diese Krallen 11 in kleinste
Spalte, die durch Fasen oder Rundungen an den Kanten der abzuziehenden Ringe gebildet
sind, eingreifen. Bei erhöhtem Widerstand des abzuziehenden Teiles erhöhen sich selbsttätig
die Klemmkräfte, so daß ein Abrutschen des Gerätes von dem abzuziehenden Teil weitestgehend
ausgeschlossen ist.
[0011] Die Greifhülse 9 ist den jeweils abzuziehenden Teilen, z.B. Lenkkopflager, insbesondere
Schrägkugellager und Schulterlager an Motorrädern sowie Radlager frontgetriebener
Kraftfahrzeuge oder dergleichen, anzupassen. Zum Abziehen eines derartigen Teiles
wird zunächst das abzuziehende Bauteil von Schmutz befreit und eventuelle Verunreinigungen
von der hinter dem Bauteil liegenden Anschlagfläche der Welle entfernt. Die Greifhülse
9 wird zusammen mit dem Lagerteil 6 und der Spannhülse 13 über das abzuziehende Bauteil
gestülpt, und unter leichtem axialen Druck auf das Lagerteil 6 wird die Spannhülse
13 von Hand angezogen, bis das Gerät spielfrei aufgeklemmt ist.
[0012] Nun wird auf das Lagerteil 6 das Zylinderteil 5 mit Decke 3 und Abdrückvorrichtung
1 aufgeschraubt und die Abdrückvorrichtung 1 gegen die Stirnseite der Welle angesetzt.
Die von einer Schraubspindel gebildete Abdrückvorrichtung 1 sitzt mit einer Kugel
24 auf der Stirnseite der Welle auf und drückt die Abziehglocke 2 mit Spannhülse 13
und Greifhülse 9 in Abziehrichtung. Weil diese Spannhülse 13 die Abdrückkräfte über
die Konusflächen 12,15 auf die freien Enden der Greiffinger 10 überträgt, werden die
freien Enden der Greiffinger 10 mit den Krallen 11 nach innen gegen das abzuziehende
Teil gedrückt. Je nachdem, ob der Winkel α zwischen der Achse 21 der Vorrichtung und
den Konusflächen 12,15 klein (z.B, 20°) oder groß (z.B. 50°) ist, vergrößern sich
die Klemmkräfte der Greiffinger 10 sehr stark oder weniger stark.
[0013] Mit Hilfe des aus den Fig. 3 und 4 ersichtlichen Ringschlüssels 18, der mit am Innenring
angebrachten Wülsten 20 in flache, axiale Ausnehmungen 17 eingreift, die am Mantel
der Spannhülse 13 angebracht sind, lassen sich schon vor dem Ziehen große Klemmkräfte
auf die freien Enden der Greiffinger 10 ausüben.
[0014] Die von Hand ein- oder aufzuschraubenden Teile, nämlich die Decke 3, das Lagerteil
6 und die Spannhülse 13, haben an ihrer Mantelfläche eine Riffelung 22. Die Schraubspindel
1 hat einen Sechskant-Schraubenkopf 23, an den ein üblicher Maul- oder Ring-Schraubenschlüssel
angesetzt werden kann.
[0015] Die freien Enden der Greiffinger 10 mit den Krallen 11 sind so gestaltet, daß sie
sich auf die Anschlagfläche der Welle aufsetzen können und die Spitzen der Krallen
11 an dieser Anschlagfläche anliegen. Die Unterseite der Krallen 11 verläuft also
im Winkel von 90° zur Achse 21 der Abziehvorrichtung, während die Oberseite der Krallen
11 im Winkel von 45° zur Unterseite der Krallen 11 verläuft. Dieser Winkel kann aber
auch, insbesondere in Nähe der Spitze, kleiner sein, so daß schon beim Ansetzen und
Spannen und Festklammern der Greifhülse 9 durch das Eindringen der Krallen 11 eine
kleine axiale Bewegung des abzuziehenden Ringes erfolgt.
Bezugszeichenliste:
[0016]
- 1
- Gewindespindel, Abdrückvorrichtung
- 2
- Abziehglocke
- 3
- Decke
- 4
- Innengewinde
- 5
- Zylinderteil
- 6
- Lagerteil
- 7
- Wälzlager
- 8
- Außengewinde
- 9
- Greifhülse
- 10
- Greiffinger
- 11
- Krallen
- 12
- Konusfläche
- 13
- Spannhülse
- 14
- Innengewinde
- 15
- Konusfläche
- 16
- eingezogener Rand
- 17
- flache Nuten
- 18
- Ringschlüssel
- 19
- Handgriff
- 20
- flache Wülste
- 21
- Achse
- 22
- Riffelung
- 23
- Sechskant-Schraubenkopf
- 24
- Kugel
1. Vorrichtung zum Abziehen von ringförmigen Bauteilen von einer Welle mit
- einer Abziehglocke (2), gegen deren Decke (3) eine in der Achse (21) der Abziehglocke
angeordnete, gegen die Stirnseite einer Welle ansetzbaren Abdrückvorrichtung (1) abgestützt
ist,
- einer Greifhülse (9), die auswechselbar mit der Abziehglocke (2) verbunden ist und
die federnde Greiffinger (10) aufweist, die an ihren freien Enden mit nach innen gerichteten
Krallen (11) versehen sind, welche hinter das abzuziehende Bauteil zu greifen vermögen,
und deren Außenseiten eine Konusfläche (12) bilden und
- einer Spannhülse (13), die über ein Gewinde (8,14) axial verstellbar mit der Abziehglocke
(2) verbunden ist und die eine zur Konusfläche (12) der Greiffinger (10) komplementäre
Konusfläche (15) aufweist, die durch axiale Verstellung die Greiffinger (10) mit ihren
Krallen (11) in Greifstellung drückt,
dadurch gekennzeichnet, daß die Konusflächen (12,15) der Greiffinger (10) und der Spannhülse (13) in Abziehrichtung
divergieren, so daß die Spannhülse (13) beim Spannen radiale Druckkräfte und axiale
Zugkräfte auf die freien Enden der Greiffinger (10) ausübt und die Greifhülse (9)
unter Zwischenfügen eines Wälzlagers (7) um die Achse (21) der Vorrichtung drehbar
in oder an der Abziehglocke (2) gelagert ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Winkel α zwischen der Achse (21) der Vorrichtung und den Konusflächen (12,15)
20° bis 50°, vorzugsweise 30° bis 40° beträgt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Krallen (11) keilförmig sind und ihre Unterseiten rechtwinklig zur Achse
(21) verlaufen, wobei die von den Krallen (11) gebildete Innenkante niedriger ist
als 0,2 mm.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannhülse (13) an ihrer Mantelfläche mit flachen Nuten (17) versehen ist,
in welche flache Wülste (20) eines mit einem Handgriff (19) versehenen Ringschlüssels
(18) einsetzbar sind.