[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Archivierungssystem, bestehend aus mindestens
einem faltbaren Dokumentenbehälter aus Karton zur Aufnahme von aufzubewahrenden, gegen
eine saure Atmosphäre zu schützenden Dokumenten. Aus der Schweizer Patentschrift CH-A-676'111
ist ein Dokumentenbehälter bekannt, der zur konservierenden Aufbewahrung von Dokumenten
aus säurenhaltigem Papier geeignet ist. Der Dokumentenbehälter besteht aus einem säurefreiem
und säurefrei verleimten Karton, der in seiner Masse überdies überschüssigen Säurebinder,
wie Kalziumkarbonat enthält. Dieser Säurebinder neutralisiert, die in der Atmosphäre
im inneren des Kartons vorhandenen Säuren. Gemäss jener Erfindung soll der Dokumentenbehälter
möglichst Luftdicht gestaltet sein, um einen Luftaustausch zwischen Innenraum und
Umgebung zu unterbinden.
[0002] Papiere und Karton, die einen Säurebinder enthalten, sind seit mehr als 10 Jahre
auf dem Markt erhältlich. Die aus ein oder mehreren Lagen bestehenden Kartons sind
dicht, das heisst massiv gestaltet. Ein für die Bindung der Säure erforderliche Gasaustausch
kann somit lediglich über die Aussenflächen erfolgen. Der Gasaustausch erfolgt durch
Diffusion.
[0003] Die aus der obgenannten Schweizer Patentschrift bekannten Dokumentenbehälter haben
sich funktionell bewährt, aber auf dem Markt nur gering durchgesetzt. Dies liegt zum
einen daran, dass das Säurebinder enthaltende Material, aus dem die Dokumentenbehälter
gefertigt sind, relativ teuer ist. Ferner sind solche Dokumentenbehälter aus relativ
dickwandigem Karton gefertigt, um eine möglichst hohe Aufnahmefähigkeit zu erreichen.
In der Folge sind solche Dokumentenbehälter relativ schwer. Ein weiteres Problem besteht
darin, dass jene Dokumentenbehälter, um die erwünschte Dichtigkeit zu erhalten, vollständig
fertig angeliefert werden müssen, wodurch ein enormes Transportvolumen entsteht, dass
die Dokumentenbehälter zusätzlich verteuert. In der Folge sind Archive, Bibliotheken
und Museen, die solche Dokumentenbehälter benötigen, relativ zurückhaltend, um bestehende
Dokumentenbehälter durch Neue zu ersetzen.
[0004] Die vorliegende Erfindung hat sich grundsätzlich zur Aufgabe gestellt, ein Archivierungssystem
zu schaffen, welches mit faltbaren Dokumentenbehältern arbeitet, und bei dem zudem
die vorgenannten Nachteile des bekannten Systemes vermieden werden können.
[0005] Diese mehrfache Aufgabe löst ein Archivierungssystem mit den Merkmalen des Patentanspruches
1.
[0006] In Abkehr vom bekannten Stand der Technik gemäss der zitierten Schweizer Patentschrift,
geht die Erfindung von der Ueberlegung aus, dass es realistisch nicht erreichbar ist,
mit einer Kartonschachtel eine genügende Luftdichtigkeit zu erzielen. Dieser scheinbare
Nachteil wird bei der vorliegenden Erfindung in einen Vorteil gewandelt, indem man
eine gewisse Luftzirkulation im Dokumentenbehälter durch speziell gestaltete Einlagekartons
nicht nur aufrecht erhält, sondern sogar fördert. Unter diesem Aspekt ist es folglich
möglich, bestehende Dokumentenbehälter weiterhin zu nutzen. Im einfachsten Fall erfolgt
dies lediglich durch die Einlage einer oder mehrerer Einlagekartons mit dem Merkmalen
des Patentanspruches 1. Im preiswertesten Fall wird lediglich die Luftzirkulation
gewährleistende Lage aus einem Säurebinder enthaltenden Material gefertigt. Es ist
jedoch auch möglich mindestens eine oder beide äusseren Lagen ebenfalls aus einem
Säurebinder enthaltenden Material zu fertigen.
Dieses Material kann entweder Papier oder Karton sein. Um die Luftzirkulation jedoch
zusätzlich zu erhöhen, kann mindestens einseitig der Einlagekarton Perforationen aufweisen,
die sich von der äussersten Schicht bis zu der die Luftzirkulation gewährleistende
Schicht sich erstrecken.
[0007] Insbesondere bei der Nutzung alter, bereits vorhandener Dokumentenbehälter, kann
es wünschbar sein, diesen mehr oder weniger vollständig mit dem Material der erfindungsgemässen
Einlagekartons auszulegen. Dies geschieht vorzugsweise in dem man einen etwas grösseren
Einlagekarton U-förmig falzt. Da im Bereich der Falzung die Luftzirkulation eventuell
unterbrochen wird, ist es vorteilhaft im Falzbereich von der äussersten Schicht bis
zu der die Luftzirkulation gewährleistende Schicht Einschnitte anzubringen. Selbstverständlich
kann auf solche Einschnitte verzichtet werden, wenn von den bereits genannten perforierten
Einlagekartons Gebrauch gemacht wird.
Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass beim erfindungsgemässen Archivierungssystem
auch die faltbaren Dokumentenbehälter aus demselben Material, wie der Einlagekarton
gefertigt sein kann. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemässen Archivierungssystem
besteht darin, dass die äusseren Schichten des Einlagekartons nicht mehr unbedingt
eine hohe Diffusionsfähigkeit aufweisen müssen. Daher lässt sich auch mindestens eine
der äussersten Schichten mit einem UV-Strahlen undurchlässigen Material belegen.
[0008] Nachfolgend wird eine bevorzugte Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes anhand
der beiliegenden Zeichnungen erläutert. Es zeigt :
- Figur 1
- das Archivierungssystem, bestehend aus einem faltbaren Dokumentenbehälter aus Karton,
mit zwei darin befindlichen Einlagekartons in einem Vertikalschnitt, teilweise in
perspektivischer Darstellung;
- Figur 2
- eine perspektivische Darstellung eines Teiles eines Einlagekartons in grösserem Massstab;
- Figur 3
- eine andere Gestaltungsform des Einlagekartons mit besonders gestalteter Standkante
und
- Figur 4
- den unteren Teil eines U-förmig gefalzten Einlagekartons;
- Figur 5
- einen Schnitt durch einen Dokumentenbehälter mit einem gerollten Einlagekarton.
[0009] Das erfindungsgemässe Archivierungssystem besteht aus einen Dokumentenbehälter 10
mit einem oder mehreren darin angeordneten Einlagekartons 1. Im Dokumentenbehälter
10 sind mehrere aufzubewahrende, gegen eine saure Atmosphäre zu schützende Dokumente
D eingelegt. Der Dokumentenbehälter gemäss der Figur 1 ist hier als eine Faltschachtel
dargestellt in dem die aufzubewahrenden Dokumente D stehen. Der Deckel 11 ist über
ein Falzscharnier 12 mit einem am boxartigen Behälterunterteil 13 verbunden. Auf der
Vorderseite weist der Deckel 11 eine Einsteckklappe 14 auf. Der Boden 15 ist genau
wie der Deckel 11 mit verschiedenen Faltungen versehen, die es ermöglichen, den faltbaren
Behälter mit wenigen Handgriffe zusammenzustecken. Beim Dokumentenbehälter 10 kann
es sich dabei um einen herkömmlichen bekannten Dokumentenbehälter handeln. Es ist
jedoch auch möglich, den Dokumentenbehälter aus demselben Material, wie die Einlagekartons
1 zu fertigen.
[0010] Der Aufbau einer Ausführungsform des Einlagekartons gemäss des erfindungsgemässen
Archivierungssystemes ist aus der Figur 2 ersichtlich. Dieser Einlagekarton besteht
aus mindestens drei Schichten. Dies sind im dargestellten Beispiel die beiden äussersten
Deckschichten 3 und 4 und eine innere Lage 2, welche eine Formgebung aufweist, die
eine freie Luftzirkulation im Bereich zwischen den beiden äusseren Lagen 3 und 4 zulässt.
Das Material der beiden äusseren Schichten kann mehr oder weniger aus beliebigem Material
gefertigt sein, einzige Bedingung ist jedoch, dass dieses Material säurefrei ist.
Die verschiedenen Lagen sind miteinander mit neutralem Leim verklebt. Die mittlere,
die Luftzirkulation gewährleistende Lage 2 besteht aus einem neutralen, oder einem
Material, welches Säurebinder enthält. Der Begriff Einlagekarton kann insoweit verwirrend
sein, als dass prinzipiell keiner der drei Lagen aus Papier oder Karton gefertigt
sein muss. So können beispielsweise die beiden äusseren Lagen aus Kunststoff oder
kunststoffbeschichteten Folien und die mittlere Lage 2 aus einem Vlies oder einem
offenporigen, geschäumten Material gefertigt sein. Es kann jedoch auch genügen, eine
oder beide äussere Lagen aus einem Material zu fertigen, welche säurebindende Substanzen
enthält. Vorzugsweise wird man jedoch alle Lagen oder zumindest die meisten Lagen
aus Papier oder Karton herstellen. Insbesondere für die mittlere Lage hat es sich
bewährt ein Papier zu verwenden, dem eine säurebindende Substanz beigemischt worden
ist. Vorzugsweise wird als säurebindende Substanz Kalziumkarbonat verwendet. Solche
Papiere sind seit vielen Jahren bekannt und können bei verschiedenen Lieferanten bezogen
werden. Der prinzipielle Aufbau, wie in der Figur 2 dargestellt, entspricht folglich
einer Wellpappe. Die dargestellte Lösung ist insbesondere deshalb preiswert, da lediglich
die mittlere, die Luftzirkulation gewährleistende Schicht aus einem Säurebinder enthaltenden
oder neutralem Papier gefertigt sein muss. Im Gegensat-z zu einem Vollkarton der in
der Regel als Bogen gefertigt wird, lässt die hier dargestellte Version die Fertigung
in einer Endlosbahn zu. Dies bringt zum einen Produktionskostensenkungen, zum andern
aber auch erheblich weniger Verschnittmaterial. Insbesondere, wenn aus solchem Material
nicht nur Einlagekartons, sondern gesamte Archivierungssysteme gefertigt werden.
[0011] Während in den meisten Fällen der vorgenannte Aufbau eine genügende Aufnahmekapazität
zur Adsorbtion der säurehaltigen Atmosphäre aufweist, kann es in manchen Fällen von
Vorteil sein, wenn eine oder beide der beiden äussersten Schichten ebenfalls aus einem
Säurebinder enthaltenden Papier oder anderem Material besteht. Selbstverständlich
kann der gesamte Aufbau auch mehr als nur drei Lagen aufweisen. So kann jede der beiden
äusseren Lagen mehrschichtig sein, aber es können auch mehrere, die freie Luftzirkulation
gewährleistende Schichten, die jeweils durch eine Zwischenschicht voneinander getrennt
sind, vorhanden sein. Sind die beiden äusseren Deckschichten 3 und 4 geschlossen,
so findet die Luftzirkulation lediglich durch die an den Kanten in die freien Räume
einströmende Luft statt. Die Luftzirkulation lässt sich aber problemlos erhöhen, in
dem mindestens eine der Deckschichten oder beide Deckschichten mit Perforationen 5
versehen werden, die sich bis in die, die Luftzirkulation gewährleistende Schicht
erstrecken. Folglich brauchen die Deckschichten 3 und 4 keineswegs aus einem Material
gefertigt sein, die eine Gasdiffusion zulassen; daher ist man in der Gestaltung der
Deckschichten vollständig frei.
[0012] In der Figur 3 ist ein Einlagekarton mit einem alternativen Aufbau dargestellt. Dieser
Einlagekarton weist eine mittlere Trägerschicht 6 und beidseitig davon je eine durch
seine Formgebung die Luftzirkulation gewährleistende Schicht 2 auf. Daran angrenzend
sind wiederum die beiden äusseren Deckschichten 3 und 4 angebracht. Ein solcher Einlagekarton
zeigt somit definierte Luftkanäle, gleich wie in der vorher gezeigten Wellpappe. Die
Luftzirkulation entspricht somit in seiner Störmungsrichtung der Verlaufsrichtung
dieser Luftkanäle. Befinden sich die Einlässe dieser Luftkanäle an der Standkante
7 des Einlagekartons 1, so wären bei einem geraden Schnitt der Standkante diese Einlässe
oft nur sehr beschränkt offen. Dies lässt sich jedoch sehr einfach beheben, in dem
man Ausnehmungen 8 einstanzt, die eine etwa punktuelle Auflage des Einlagekartons
gewährleistet.
[0013] Statt des einfachen, flächigen Gebildes eines Einlagekartons gemäss der Figur 1 und
3 kann man den Karton ebenfalls U-förmig falzen, wie dies in Figur 4 dargestellt ist.
Damit dabei in den Falzbereichen die Luftkanäle nicht unterbrochen werden, und somit
die Luftzirkulation verhindert ist, kann man in den Falzbereichen Einschnitte 9 anbringen,
die sich durch die äussere Schicht hindurch bis in die, die Luftzirkulation gewährleistende
Schicht reichen. Die bei einer solchen Formgebung des Einlagekartons innen liegende
Schicht kann wiederum mit Perforationen 5 versehen sein. Eine solchermassen ausgestaltete
Form des Einlagekartons eignet sich insbesondere um alte, nicht säurefreie Dokumentenbehälter
auszukleiden.
[0014] Es ist auch möglich, den Einlagekarton in der Form einer einseitig beschichteten
Wellpappe zu fertigen. Dies erlaubt es ein Dokument D zusammen mit der einseitig beschichteten
Wellpappe 21 zu rollen und in einen Dokumentenbehälter 20 in der Form eines Köchers
unterzubringen. Hierbei kann entweder die einzige äussere Deckschicht 23 oder die
die Luftzirkulation gewährleistende, hier gewellte Schicht 22 mit einem säurebindenden
Material gefertigt sein.
[0015] Da wie bereits besprochen, die äusseren Schichten 3 und 4 keine besondere Anforderungen
mehr erfüllen müssen, und insbesondere keine Diffusion zur Aufnahme der säurehaltigen
Atmosphäre zulassen müssen, lassen sich die äusseren Schichten auch mit einer UV-Strahlen
undurchlässigen Material belegen.
1. Archivierungssystem, bestehend aus mindestens einem faltbaren Dokumentenbehälter (10)
aus Karton zur Aufnahme von aufzubewahrenden, gegen eine saure Atmosphäre zu schützenden
Dokumenten (D), dadurch gekennzeichnet, dass der Dokumentenbehälter (10) mindestens
einen stützenden Einlagekarton (1) enthält, der aus mehreren Lagen (2,3,4,) besteht,
und dass mindestens eine Lage (2) eine Formgebung aufweist, die eine freie Luftzirkulation
im Bereich zwischen ihr und einer äusseren Lage (3,4) zulässt, wobei mindestens eine
Lage aus einem Säurebinder enthaltenden Material besteht, während die weiteren Lagen
aus säurefreiem Material bestehënt, und alle Lagen miteinander mit neutralem Leim
verklebt sind.
2. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine
äussere Lage (3, 4) aus einem Säurebinder enthaltenden Material besteht.
3. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens die,
die Luftzirkuation gewährleistende Lage aus einem Säurebinder enthaltenden Material
besteht.
4. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Säurebinder
enthaltende Material Papier oder Karton ist.
5. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens einseitig
der Einlagekarton (1) Perforationen (5) aufweist, die sich von der äussersten Schicht
(3,4) bis zu der die Luftzirkulation gewährleistende Schicht (2) erstrecken.
6. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Einlagekarton
U-förmig gefalzt ist (Figur 4).
7. Archivierungssystem nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens in den
Falzbereichen von der äussersten Schicht bis zu der, die Luftzirkulation gewährleistenden
Schicht Einschnitte (9) angebracht sind.
8. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die faltbaren Dokumentenbehälter
(10) aus demselben Material, wie der Einlagekartion (1) gefertigt sind.
9. Archivierungssystem nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenflächen
des Dokumentenbehälters Perforationen aufweist, die sich von der innersten Schicht
bis zur Luftzirkulation gewährleistenden Schicht (2) erstrecken.
10. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine
der äusstersten Schichten (3,4) des Einlagekartons (1) mit einem UV-Strahlen undurchlässigen
Material belegt ist.
11. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens die Standkante
(7) des Einlagekartons (1) eine Formgebung (8) aufweist, die lediglich eine punktuelle
Auflage auf den Boden des Dokumentenbehälters zu lässt.
12. Archivierungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Einlagekarton
lediglich aus zwei Lagen besteht, wovon die Eine, eine glatte und die Andere, eine
Luftzirkulation zulassende Strutkur aufweist, so dass der Einlagekarton mit einem
Dokument zusammengerollt in einen Dokumentenbehälter unterbringbar ist.