[0001] Die Erfindung betrifft eine pneumatische Bogenleiteinrichtung in Bogenrotationsdruckmaschinen
zur Unterstützung der Bogenförderung gemäß Oberbegriff des 1. Patentanspruches.
[0002] Derartige Bogenleiteinrichtungen sind seit langem bekannt. So ist beispielsweise
der Druckschrift EP 0156173 eine Vorrichtung an Mehrfarbendruckmaschinen zum Führen
von ein- oder beidseitig bedruckter Bogen zwischen den Druckwerken bzw. einem Druckwerk
und dem Ausleger entnehmbar. Diese Vorrichtung (siehe Fig. 2) ist als Kasten ausgebildet.
Im Oberblech des Kastens sind Bohrungen eingebracht, aus denen Luft geblasen oder
gesaugt wird. Zur Erzeugung des Über- und/oder Unterdrucks sind im Kasten Lüfter vorgesehen.
Der Blaskasten ist dem jeweiligen Bogenweg angepaßt.
[0003] Bei der Unterstützung der Bogenförderung durch mittels Lüfter erzeugter Luftströmung,
die aus Bohrungen ein- bzw. austritt, handelt es sich nur um ein Beispiel. Es ist
beispielsweise bekannt, eine derartige Bogenleiteinrichtung zentral an eine Luftversorgungseinrichtung
anzuschließen oder eine andere Form der Einarbeitung der Öffnungen ins Oberblech vorzusehen.
[0004] Die Kastenform ist notwendig, da sie die Funktion eines Vordruckbehälters erfüllt.
[0005] Nachteilig an diesen pneumatischen Saug- bzw. Blaskästen ist, daß sie einsatzmäßig
dem jeweiligen Ort angepaßt sind. Sie sind stabil ausgeführt und können deshalb nicht
längs des Bogenweges - bei anderer Krümmung des Bogenweges - verschoben werden. Es
ist auch nicht möglich, durch Schwenken in eine andere Arbeitsstellung der Leiteinrichtung
eine andere Form zu geben.
[0006] Es ist weiterhin bekannt, daß in Abhängigkeit vom zu verarbeitenden Format Verstellungen
z.B. an der Bogenbremse am Auslegerstapel vorgenommen werden müssen. Dies kann auch
bei Leitelementen in Druckmaschinen, die wahlweise im Schöndruck oder im Schön- und
Widerdruck betrieben werden, notwendig werden.
[0007] So zeigt beispielsweise die DE-OS 3113750 einen Bogenausleger für Rotationsdruckmaschinen,
bei dem der Bogenbremse Leitbügelbläser zur Unterstützung der Bogenförderung im aufsteigenden
Kettentrum vorgeordnet sind. Zwischen der Bogenbremse und dem Leitbügelbläser sind
flexible Führungsbänder oder Führungstücher vorgesehen, die an der Bogenbremse angelenkt
sind und bei Verschiebung der Bogenbremse den Freiraum zwischen Bogenbremse und Leitbügelbläser
ausfüllen.
[0008] Nachteilig an diesen Bändern oder Tüchern ist, daß sie nicht mit Fremdluft arbeiten,
so daß eine exakte Unterstützung der Bogenförderung einschl. sicherer Zuführung des
Bogens zur Bogenbremse nicht möglich ist.
[0009] Es ist weiterhin bekannt, Leiteinrichtungen in Abhängigkeit vom zu verarbeitenden
Flächengewicht und/oder bei Betriebsartumstellung von Schöndruck auf Schön- und Widerdruck
und umgekehrt zu verstellen.
Eine Leiteinrichtung, die bei Betriebsartwechsel umgestellt werden muß, zeigt die
DE-PS 2128216. Durch diese Druckschrift ist eine Vorrichtung zur Bogenübergabe und
-wendung in Druckmaschinen für wahlweise Schön- oder Schön- und Widerdruck bekannt,
bei der eine Bogenübergabetrommel zusammen mit dem Druckzylinder eine Bogenwendestation
darstellen. Sowohl unter dem Druckzylinder als auch unter der Bogenübergabetrommel
sind je ein Bogenleitblech in geringem Abstand vom Trommel- bzw. Zylinderumfang stationär
vorgesehen, die über ein verstellbares drittes bzw mittleres Bogenleitblech miteinander
verbunden sind. Das letztgenannte Bogenleitblech ist in eine Schöndruck- und in eine
Schön- und Widerdruckstellung umstellbar. In der Schön- und Widerdruckstellung bilden
alle drei Bogenleitbleche eine geschlossene Führung, die in geringem Abstand tangential
vom Druckzylinderumfang ausgehend in eine nahe des Umfangs der Bogenübergabetrommel
verlaufende äquidistante Bahn einmündet. Bei Schöndruck wird das mittlere Bogenblech
als Koppel einer Schubschleife in den Spalt zwischen Druckzylinder und Bogenübergabetrommel
geschwenkt, so daß es sich im geringen Abstand vom Umfang der Bogenübergabetrommel
tangential dazu erstreckt.
In beiden Stellungen verbleibt das Bogenleitblech in seiner Strecklage; eine Anpassung
an den Bogenförderweg ist nicht möglich.
[0010] Ausgehend von den Nachteilen aus dem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung,
eine pneumatische Bogenleiteinrichtung zu schaffen, die auf unterschiedliche Krümmungen
längs des Bogenweges anpaßbar ist und somit längs des Bogenweges verschoben oder in
ihrer Lage verschwenkt werden kann.
[0011] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des 1. Anspruchs
gelöst.
[0012] Da das Oberteil flexibel (Stahlblech) und das Unterteil elastisch (Elastomer, Folie
oder textiles Material) ist, ist die Bogenleiteinrichtung auf jede Krümmung längs
des Bogenweges einstellbar. Damit ist eine Verschiebung längs des Bogenweges sowie
ein Verschwenken der Bogenleiteinrichtung bei anderer Krümmung möglich.
[0013] Das Oberteil und das Unterteil sind ihrer Flexibilität so ausgelegt, daß bei einer
Biegung des Stahlbleches infolge Anpassung an den Bogenförderweg die neutrale Faser
- eine Faserschicht, deren ursprüngliche Länge sich nicht bzw. nur unwesentlich ändert
- im Oberblech liegt.
[0014] Die Flexibilität des Unterteiles ist wesentlich größer als die Flexibilität des Oberteiles.
Die Flexibilität des Unterteiles ist so groß, daß sich bei Beaufschlagung der Leiteinrichtung
mit Blasluft das Unterteil dehnt und sich ein Quasiluftsack bildet.
[0015] Die Bogenleiteinrichtung ist einfach im Aufbau und kann mit geringen Mitteln hergestellt
werden. Es ist ohne weiteres möglich, die Bogenleiteinrichtung aus der Strecklage
in eine gekrümmte Form und umgekehrt zu bringen.
[0016] Anhand eines Ausführungsbeispieles soll nachfolgend die Erfindung näher beschrieben
werden.
In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1:
- Bogenleiteinrichtung an einer Bogenauslageeinrichtung einer Bogenrotationsdruckmaschine
- Fig. 2:
- Bogenleiteinrichtung unter einer Wendetrommel in Schöndruck- und in Schön- und Widerdruckmaschinen
- Fig. 3:
- Bogenleiteinrichtung im Detail
Fig. 1 zeigt die Bogenleiteinrichtung an einer Bogenauslage 7 einer Bogenrotationsdruckmaschine.
Von der Bogenauslage 7 sind der Kettenkreis 1 mit den Greiferwagen 2, die Umlenkräder
3 sowie der Bogenstapel 4 dargestellt. Am Bogenstapel 4 sind die Anschläge 11 angeordnet.
Eine Bogenbremse 5 ist vor dem Bogenstapel 4 vorgesehen. Die gestrichelt gezeichnete
Bogenbremse 5, die als Saugwalze 5 ausgebildet ist, zeigt ihre Stellung bei Verarbeitung
eines kleinformatigen Bogens 6.
[0017] An der Bogenauslage 7 sind Bogenleiteinrichtungen angeordnet. Eine Bogenleiteinrichtung
ist im aufsteigenden Teil des Kettenkreises 1 vor dem Bogenstapel 4 dargestellt. Diese
Bogenleiteinrichtung ist über einen Halter 8 fest mit der Saugwalze 5 und mit dieser
verschiebbar, verbunden. Die Bogenleiteinrichtung ist in Gleitführungen 9 gelagert.
Die Gleitführungen 9 sind beidseitig seitlich an der Bogenauslage 7 angeordnet. Zur
Versorgung mit Blasluft ist die Bogenleiteinrichtung über einen Anschlußstutzen 10̸
mit einem nicht dargestellten Lufterzeuger verbunden.
[0018] Eine weitere Bogenleiteinrichtung ist unterhalb des unteren Umlenkrades 3.1, das
dem Druckzylinder 12 nachgeordnet ist, vorgesehen. Dargestellt als Vollinie ist die
Stellung bei Verarbeitung von Papier. Die Stellung bei Verarbeitung von Material höherer
Steifigkeit (Karton) ist gestrichelt gezeichnet. (nur teilweise eingezeichnet)
[0019] Die Bogenleiteinrichtung ist über einen Winkelhebel 13 mit einem Arbeitszylinder
14 verbunden. Mittels des Arbeitszylinders 14 wird die Bogenleiteinrichtung in die
beiden Stellungen geschwenkt und in der jeweiligen Stellung positioniert. In der Stellung
für Papierverarbeitung liegt die Bogenleiteinrichtung in Nähe des Bogenförderweges;
für die Kartonverarbeitung ist die Bogenleiteinrichtung abgeklappt.
[0020] Fig. 2 zeigt die Bogenleiteinrichtung unter einer Wendetrommel 15 einer von Schöndruck
auf Schön- und Widerdruck und umgekehrt umstellbaren Bogenrotationsdruckmaschine.
Dargestellt sind auch der vor- und nachgeordnete Druckzylinder 18,19.
[0021] In der Schöndruckstellung ist die Bogenleiteinrichtung dem Bogenweg angepaßt (Vollinie).
In der Schön- und Widerdruckstellung ist die Bogenleiteinrichtung abgeklappt. Sie
füllt in Strecklage in dieser Stellung den Raum zwischen einem ersten und zweiten
festen Leitelement 16,17 aus.
[0022] Fig. 3 zeigt den detaillierten Aufbau der pneumatischen Bogenleiteinrichtung in teilweise
perspektivischer Darstellung als Einzelheit gekennzeichnet mit X in Fig. 1.
[0023] Die Bogenleiteinrichtung besteht aus einem Oberteil 20, das als Düsenblech 20 gestaltet
ist, flexibel (biegbar) ist und beispielsweise aus Stahlblech besteht. In das Oberteil
sind Öffnungen 21 eingearbeitet, die im Ausführungsbeispiel als Sicke ausgebildet
sind. Es ist jedoch auch jede andere Form, wie beispielsweise Bohrungen und jede andere
Anordnung der Öffnungen 21 denkbar.
[0024] Das Oberblech 20 ist an den Randflächen fest mit einem Unterteil 22 verbunden, das
aus einem gleichermaßen flexiblen Material, beispielsweise Gummi besteht. Es ist jedoch
auch denkbar, als Unterteil eine Folie oder textiles Material zu verwenden.
[0025] Die Verbindung von Oberteil 20 und Unterteil 22 erfolgt mittels Nieten 23, die durch
Halteplättchen 24 angeordnet sind. Die Halteplättchen 24 wirken gegen das Unterteil
22. Die Verbindung von Ober- und Unterteil 20, 22 an den Randflächen muß so sein,
unabhängig davon, wie die Verbindung erfolgt, daß keine Luft zwischen Ober- und Unterteil
20,22 entweichen kann. Ober- und Unterteil 20,22 sind derart ausgelegt, daß das Unterteil
22 wesentlich flexibler ist als das Oberteil 20.
[0026] Die Wirkungsweise und die Funktion der Bogenleiteinrichtung ist folgende:
[0027] Wird die Bogenleiteinrichtung nicht benötigt, oder im Ruhezustand der Bogenrotationsdruckmaschine,
wenn über den Anschlußstutzen 10̸ keine Luft zugeführt wird, liegt das Unterteil 22
schlaff am Oberteil 20̸ an.
[0028] Im Betriebszustand, wenn über den Anschlußstutzen 10 die Bogenleiteinrichtung pneumatisch
mit Luft beaufschlagt wird, dehnt sich das Unterteil 22 aus, es entsteht ein Quasiluftsack
25, der den Vordruckbehälter bildet. Aus den Öffnungen 21 tritt Luft (sh. Pfeil Fig.
3) aus, die auf den Bogen 6 wirkt und die Bogenförderung unterstützt.
Bezugszeichenaufstellung
[0029]
- 1
- Kettenkreis
- 2
- Greiferwagen
- 3
- Umlenkrad
- 3.1
- unteres Umlenkrad
- 4
- Bogenstapel
- 5
- Bogenbremse, Saugwalze
- 6
- Bogen
- 7
- Bogenauslage
- 8
- Halter
- 9
- Gleitführung
- 10
- Anschlußstutzen
- 11
- Anschlag
- 12
- Druckzylinder
- 13
- Winkelhebel
- 14
- Arbeitszylinder
- 15
- Wendetrommel
- 16
- erstes Leitelement
- 17
- zweites Leitelement
- 18
- vorgeordneter Druckzylinder
- 19
- nachgeordneter Druckzylinder
- 20
- Düsenblech, Oberteil
- 21
- Öffnungen
- 22
- Unterteil
- 23
- Niete
- 24
- Halteplättchen
- 25
- Luftsack
1. Pneumatische Bogenleiteinrichtung in Bogenrotationsdruckmaschinen zur Unterstützung
der Bogenförderung, bestehend aus einem Oberteil mit Öffnungen für den Austritt der
Blasluft und einem Unterteil, wobei Ober- und Unterteil fest verbunden sind und einen
Hohlraum bilden,
dadurch gekennzeichnet, daß das Oberteil (20) und das Unterteil (22) aus einem flexiblen
Material bestehen, wobei die Flexibilität des Unterteils (22) wesentlich größer ist
als die Flexibilität des Oberteils (20).
2. Pneumatische Bogenleiteinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Oberteil (20) aus Stahlblech besteht.
3. Pneumatische Bogenleiteinrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die neutrale Faser bei Anpassung der Bogenleiteinrichtung
an den Bogenförderweg im Oberteil (20) liegt.
4. Pneumatische Bogenleiteinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Unterteil (22) aus einem Elastomer, einer Folie oder
einem textilen Material besteht.
5. Pneumatische Bogenleiteinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ober- und das Unterteil (20̸,22) an den Randzonen
fest, luftundurchlässig miteinander verbunden sind.
6. Pneumatische Bogenleiteinrichtung nach Anspruch 1 und 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Unterteil (22) und das Oberteil (20) mittels Nieten
(23) und Halteplättchen (24) miteinander verbunden sind.
7. Pneumatische Bogenleiteinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß im Betriebszustand zwischen Ober- und Unterteil 20,22)
ein Quasiluftsack (25) entsteht.