[0001] Die Erfindung betrifft eine Gießkokille für Metallschmelzen, die aus elektrisch leitfähigen,
die Metallschmelze umschließenden Wandelementen gebildet ist.
[0002] Derartige Gießkokillen werden beispielsweise beim Stranggießen von Stahl verwendet.
In der Kokille erstarrt die Schmelze, während gleichzeitig der erstarrte Stahl fortlaufend
aus der Kokille abgezogen wird. Die Gefügebildung während des Erstarrens kann dabei
dadurch positiv beeinflußt werden, daß die Schmelze einem induktiven Rührvorgang unterworfen
wird. Zu diesem Zweck wird die Schmelze einem zeitlich und räumlich sich ändernen
magnetischen Feld ausgesetzt, durch das ein magnetisches Drehfeld in der Schmelze
erzeugt wird. Dieses übt auf die Schmelze ein Drehmoment aus, durch das die Schmelze
"gerührt" wird.
[0003] Die Arbeitsweise solcher induktiver Rührer ist vergleichbar mit der Arbeitsweise
eines Asynchronmotors. Die das erzeugte Drehmoment bestimmenden, nach dem Induktionsgesetz
transformatorisch übertragenen miteinander verketteten Größen (magnetisches Feld und
elektrischer Strom), werden dabei berührungslos über ein magnetisches Drehfeld durch
die die Schmelze umgebenden Kokille auf das flüssige Metall übertragen.
[0004] Ein Problem beim induktiven Rühren besteht darin, daß das von der Rührvorrichtung
erzeugte magnetische Drehfeld nicht allein auf die Schmelze sondern auch auf alle
anderen Metallteile wirkt, die in seinem Wirkungsbereich angeordnet sind. Dies hat
zur Folge, daß zunächst nur die die Schmelze umgebende Kokille der vollen Wirkung
der magnetischen Induktion ausgesetzt ist. Da diese Kokille aufgrund ihrer elektrischen
Leitfähigkeit einen geschlossenen Leiterkreis bildet, fließt in der Kokille, sobald
diese einem magnetischen Drehfeld ausgesetzt ist, ein Induktionsstrom, durch den wiederum
ein Magnetfeld entsteht.
[0005] Dieses zweite dem von der Rührvorrichtung erzeugten Primärmagnetfeld entgegen gerichtete
Gegenmagnetfeld hebt die Wirkung des Primärfeldes teilweise auf, so daß letztlich
in der Metallschmelze nur noch ein Bruchteil der ursprünglich erzeugten magnetischen
Induktion wirkt. Die die Schmelze umgebende Gußform schirmt somit die Schmelze gegen
die gewünschte Wirkung des von der Vorrichtung erzeugten magnetischen Feldes ab. Besonders
stark ist die abschirmende Wirkung der Kokille beim Rühren von Stahlschmelze während
des Stranggießens von Stahl, da die beim Stranggießen verwendete, in der Regel aus
Kupfer bestehende Kokille eine besonders große Leitfähigkeit aufweist.
[0006] Es ist bekannt, daß die abschirmende Wirkung der Kokille im wesentlichen von der
Frequenz des Drehfeldes, der Geometrie der Kokille und der elektrischen Leitfähigkeit
des Kokillenmaterials abhängt. Da die zwei letztgenannten Größen in der Regel fest
vorgegeben sind, wird in der Praxis versucht, durch eine Senkung der Frequenz des
magnetischen Drehfeldes dessen Eindringtiefe zu vergrößern und damit den Abschirmeffekt
der Kokille zu mindern. Der Nachteil dieser Maßnahme besteht jedoch darin, daß durch
die Verringerung der Frequenz des Drehfeldes auch die gewünschte Bewegung in der Schmelze
vermindert wird. Dies hat z.B. eine Verminderung der Qualitätsverbesserung des entsprechend
behandelten Stahls zur Folge. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Stärke des
magnetischen Feldes zu erhöhen. Dies bringt jedoch einen hohen Energieaufwand und
damit einhergehende hohe Betriebskosten mit sich.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Kokille zu schaffen, die bei geringerem
Energieaufwand ein wirkungsvolles induktives Rühren der Metallschmelze erlaubt.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß jedes Wandelement der Kokille
gegenüber den ihm benachbarten Wandelementen elektrisch isoliert ist. Auf diese Weise
stellt die die Schmelze umgebende Kokille keinen geschlossenen Leiter mehr dar, so
daß bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung in der Kokille kein Induktionsstrom mehr
fließt. Dies hat eine gegenüber dem bekannten Stand der Technik starke Reduzierung
des in der Kokille erzeugten magnetischen Gegenfeldes zur Folge, so daß bei Verwendung
der erfindungsgemäßen Kokille in einer induktiven Rührvorrichtung das von dieser erzeugte
Primärmagnetfeld bis auf geringe Verluste mit seiner vollen Leistung unmittelbar auf
die Schmelze einwirkt.
[0009] Da die Kokille nahezu keinen Einfluß mehr die Wirkung des Primärmagnetfeldes hat,
kann ohne die Gefahr zusätzlicher Verluste die Frequenz und damit die Umlaufgeschwindigkeit
des von der Rührvorrichtung erzeugten Drehfeldes erhöht werden. Hierdurch wird die
Wirksamkeit des induktiven Rührens erhöht.
[0010] Darüber hinaus ist der Energiebedarf einer mit der erfindungsgemäßen Gießkokille
ausgestatteten Rührvorrichtung aufgrund der verminderten Verluste gegenüber den herkömmlich
ausgestatteten Vorrichtungen verringert. Auf diese Weise können bei unveränderter
Geometrie der Gießkokille zur Versorgung der Vorrichtung, die in Verbindung mit der
erfindungsgemäßen Form betrieben wird, leistungsschwächere und somit kostengünstige
Transformatoren und Frequenz-Umrichter eingesetzt werden. Genauso können die Querschnitte
der eingesetzten Kabel aufgrund der geringen benötigten elektrischen Leistung verringert
werden, was zu vermindertem Materialbedarf und damit zu einer Kostenersparnis führt.
Die mit einer Verminderung der erforderlichen elektrischen Leistung einhergehende
Verringerung der Leistungsdichte in der Rührspule der Rührvorrichtung hat zudem positive
Auswirkungen auf deren Lebensdauer.
[0011] Bei unveränderter Leistung der Rührvorrichtung können dagegen aufgrund der geringen
Abschirmwirkung der Gießkokille ihre Wandstärken vergrößert werden. Das führt zu einer
Verlängerung der Lebensdauer der Gießkokille.
[0012] Schließlich ist es bei einem induktiven Rührer, der zusammen mit der erfindungsgemäßen
Gießkokille betrieben wird, nicht mehr erforderlich, den Rührstrom an den Verschleißzustand
der Wandelemente anzupassen. Die Wandstärke der Wandelemente der Kokille hat nämlich
dann nahezu keinen Einfluß auf deren Abschirmwirkung mehr. Fehler, die beim bekannten
Stand der Technik durch ein verspätetes Nachregeln des von dem Rührer erzeugten Magnetfeldes
verursacht werden, können auf diese Weise vermieden werden. Dies bringt erhebliche
Vorteile bei der Sicherung eine gleichbleibenden guten Qualität der bearbeiteten Schmelze
mit sich.
[0013] Die erfindungsgemäße Kokille ist vor allem als Stranggießkokille geeignet.
[0014] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer ein Ausführungsbeispiel zeigenden Zeichnung
näher erläutert.
[0015] Die Figur zeigt in perspektivischer Ansicht eine wassergekühlte Gießkokille 1, für
das Stranggießen von Stahl. Sie ist dabei von dem Rührer umschlossen, der ein auf
die Schmelze einwirkendes elektromagnetisches Feld erzeugt. Die Gießkokille ist aus
vier formschlüssig zusammengesetzten, plattenförmigen Wandelementen 2 gebildet, welche
die in die Kokille eingegossene Stählschmelze umschließen. Die Wandelemente 2,3 sind
durch Isolierpapier 4, das in die Fugen 5 zwischen den Wandelementen 2 eingelegt ist,
gegeneinander elektrisch isoliert. Auf diese Weise wird das Entstehen eines ein Gegenfeld
zu dem von dem Rührer erzeugten Primärmagnetfeld verhindert. Das Primärmagnetfeld
kann so mit nahezu voller Stärke während des Erstarrens auf die Schmelze einwirken.
1. Kokille für eine Metallschmelze, die aus elektrisch leitfähigen, die Metallschmelze
umschließenden Wandelementen (2,3) gebildet ist,
dadurch gekennzeichnet, daß
jedes Wandelement (2) gegenüber den ihm benachbarten Wandelementen (3) elektrisch
isoliert ist.
2. Kokille nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Isolierung zwischen den Wandelementen (2,3) durch zwischen die Wandelemente (2,3)
gelegtes Isolierpapier (4) gebildet ist.
3. Verwendung der Kokille nach Anspruch 1 oder 2 als Stranggießkokille in Verbindung
mit einem elektromagnetischen Rühren beim Stranggießen von Stahl.