[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung aminierter Baumwollfasern.
[0002] In der Europäischen Offenlegungsschrift EP 0 546 476 A1 wird ein "Verfahren zur Herstellung
eines modifizierten Fasermaterials und ein Verfahren zum Färben des modifizierten
Fasermaterials mit anionischen Farbstoffen" beschrieben. Die Modifizierung des Fasermaterials
erfolgt in der Weise, daß man eine amino-und estergruppenhaltige aliphatische oder
cyclische Verbindung auf das Material aufbringt und einer thermischen Behandlung aussetzt.
Eine weitere Möglichkeit ist, das Material in einer solchen Lösung über längere Zeit
bei erhöhter Temperatur zu belassen.
Bei dem zu modifizierenden Materialien handelt es sich jeweils um färbefertige, d.h.
abgekochte und gebleichte Baumwoll- und Baumwoll-Mischgewebequalitäten.
Diese Verfahrensweise, nämlich färbefertige Materialien nachträglich zu modifizieren,
um sie dann salz- und alkalifrei zu färben, stellt sich bei einer Gesamtkostenkalkulation
als sehr unökonomisch und unökologisch dar.
[0003] Es bestand daher ein großer Bedarf nach einem Verfahren, das den Prozeß der Modifikation
von Baumwolle in Verfahrensschritte integriert, die ohnehin mit Baumwolle durchgeführt
werden müssen, um sie mit Reaktivfarbstoffen einfärben zu können, das also auch mit
roher unvorbehandelter Baumwolle durchgeführt werden kann.
[0004] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung aminierter Baumwollfasern,
dadurch gekennzeichnet, daß man Rohbaumwolle oder Rohbaumwolle-Polyester-Gemische
gleichzeitig mit dem Abkochen, Beuchen oder Trockenmercerisieren durch Zusatz von
einer gegebenenfalls durch 1 oder 2 oder mehrere Hydroxygruppen substituierten, gesättigten
aliphatischen Verbindung von 3 bis 15 C-Atomen mit mindestens einer primären, sekundären,
tertiären oder quartären Aminogruppe und mindestens einer hydrolysierbaren Estergruppe,
in welcher der (die) gesättigte(n) Rest(e) geradkettig, verzweigt und/oder cyclisch
ist (sind) und gegebenenfalls durch ein oder mehrere Heterogruppen unterbrochen sein
kann (können), modifiziert.
[0005] Zur Modifizierung der Rohbaumwollfasern haben sich Verbindungen der allgemeinen Formel
(1a), (1b) oder (1c) bewährt:
H₂N-alkylen-Y
m (1c)
in welchen bedeuten:
- Y
- ist eine Estergruppe;
- A und N
- bilden zusammen mit 1 oder 2 Alkylengruppen von 1 bis 4 C-Atomen den bivalenten Rest
eines heterocyclischen Ringes, worin
- A
- ein Sauerstoffatom oder eine Gruppe der allgemeinen Formel (a), (b) oder (c)

ist, in welchen
- R
- ein Wasserstoffatom oder eine Aminogruppe ist oder eine Alkylgruppe von 1 bis 6 C-Atomen
bedeutet, die durch 1 oder 2 Substituenten aus der Gruppe Amino, Sulfo, Hydroxy, Sulfato,
Phosphato und Carboxy substituiert sein kann, oder eine Alkylgruppe von 3 bis 8 C-Atomen
ist, die durch 1 oder 2 Gruppen der Formeln -O- und -NH- oder eine Kombination davon
unterbrochen ist und durch eine Amino-, Sulfo-, Hydroxy-, Sulfato- oder Carboxygruppe
substituiert sein kann,
- R¹
- Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist,
- R²
- Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist und
- Z(-)
- ein Anion bedeutet;
- B
- ist die Aminogruppe der Formel H₂N- oder eine Amino- oder Ammoniumgruppe der allgemeinen
Formel (d) oder (e)

in welchen
- R¹, R² und Z(-)
- eine der obengenannten Bedeutungen besitzen,
- R³
- Methyl oder Ethyl ist und
- R⁴
- Wasserstoff, Methyl oder Ethyl bedeutet;
- p
- ist die Zahl 1 oder 2
- alkylen
- ist ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 2 bis 6 C-Atomen, der durch
1 oder 2 Hydroxygruppen substituiert sein kann, oder ist ein geradkettiger oder verzweigter
Alkylenrest von 3 bis 8 C-Atomen, der durch 1 oder 2 Gruppen der Formeln - O- und
-NH- oder eine Kombination davon unterbrochen ist;
- alk
- ist ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 2 bis 6 C-Atomen, oder ist
ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 3 bis 8 C-Atomen, der durch 1 oder
2 Gruppen der Formeln -O- und -NH- oder eine Kombination davon unterbrochen ist und
ist bevorzugt ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 2 bis 6 C-Atomen;
- m
- ist die Zahl 1 oder 2;
- n
- ist eine Zahl von 1 bis 4;
die Amino-, Hydroxy- und Estergruppen können sowohl an einem primären, sekundären
oder tertiären C-Atom des Alkylenrestes gebunden sein.
[0006] In vielen Fällen als günstig erwiesen haben sich Verbindungen, in denen die Estergruppen
der aminogruppenhaltigen Verbindungen eine Sulfato- oder Phosphatogruppe ist oder
eine C₁-C₄-Alkanoyloxygruppe, Phenylsulfonyloxy-oder eine am Benzolkern durch Substituenten
aus der Gruppe Carboxy, C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy und Nitro substituierte Phensulfonyloxygruppe
ist.
[0007] Vorteilhaft verwenden lassen sich auch z.B. die Verbindungen N-(β-Sulfatoethyl)-piperazin,
N-[β-(β-Sulfatoethoxy)-ethyl]piperazin, N-(γ-Sulfato-β-hydroxy-propyl)-pyrrolidin,
N-(β-Sulfatoethyl)-piperidin, 2-Sulfato-3-hydroxy-1-amino-propan, 3-Sulfato-2-hydroxy-1-amino-propan,
1-Sulfato-3-hydroxy-2-amino-propan, 3-Hydroxy-1-sulfato-2-amino-propan, 2,3-Disulfato-1-amino-propan
oder 1,3-Disulfato-2-amino-propan, ein Derivat dieser Verbindungen mit einer anderen
vorstehend genannten Estergruppe statt der Sulfatogruppe, insbesondere N-(2-Sulfatoethyl)-piperazinsulfat.
[0008] Darüberhinaus sind für die Modifizierung von Rohbaumwollartikeln auch solche Aminoverbindungen
geeignet, die als reaktiven Rest an der Aminkomponente eine α-Chlor-β-hydroxy-Substitution
aufweisen. Weiterhin können auch solche Verbindungen eingesetzt werden, die mit Hydroxylgruppen,
beispielsweise von Cellulose, oder Amino- und Thiolgruppen, beispielsweise von Wolle
und Seide, reagieren können und eine kovalente chemische Bindung einzugehen vermögen.
[0009] Das Modifizieren während des Beuchens oder des Abkochens von Rohbaumwollartikeln
kann kontinuierlich oder diskontinuierlich erfolgen. Als Beuch- oder Abkochflüssigkeit
verwendet man in diskontinuierlicher Arbeitsweise Natronlauge mit etwa 5 bis 30 g/l
NaOH. Man arbeitet vorzugsweise in geschlossenen Kesseln bei Temperaturen zwischen
80°C und 120°C, vorzugsweise 90 und 102°C. Das Vorbehandlungsagens kann linear, degressiv
oder direkt zugegeben werden. Die Konzentrationen betragen zwischen 10 und 100 g/l,
vorzugsweise 15 bis 30 g/l.
[0010] Das erfindungsgemäße Modifizieren in diskontinuierlicher Form kann sich direkt einem
Bleichprozeß mit Wasserstoffperoxid anschließen, indem man die zur Vorbehandlung notwendigen
Menge Alkali der Bleichlösung zusetzt, dabei überschüssiges Bleichmittel zerstört
und dann das Modifizierungsagenz addiert. Dabei hat es sich als vorteilhaft erwiesen,
wenn der Bleichlösung kein Peroxidstabilisator zugesetzt wird.
[0011] Bei einer kontinuierlichen Verfahrensführung schwanken die Mengen an NaOH zwischen
5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Ware, je nach Art der Energiezufuhr und
Art des Flottenauftrages. Als Anlageeinrichtungen dienen der Stiefel, Rollenbetten,
Breit- und Blitzdämpfer, Rollendämpfer, HT-Dämpfer, Conveyor, Umdock-Anlagen und Unterflottenverweilanlagen.
Gerechnet auf das Warengewicht, werden zwischen 2 und 10 Gew.-%, vorzugsweise 3 und
8 Gew.-%, Modifizierungsagens eingesetzt.
[0012] Auch hier kann sich das erfindungsgemäße Modifizieren direkt einem kontinuierlichen
Bleichprozeß anschließen, indem man auf das vorgebleichte, noch stark feuchte Material
eine gegenüber einer üblichen Flotte zwei bis dreifach aufgestärkte, alkalische Wirksubstanzlösung
aufquetscht und die Ware anschließend einem Dämpfprozeß unterwirft. Der Lösung für
die Vorbleiche sollte kein Stabilisator zugesetzt sein, um zu gewährleisten, daß nach
dem Aufquetschen der stark alkalischen Modifizierungsflotte das Wasserstoffperoxid
schnell zerstört wird und so keine Faserschädigungen auftreten.
[0013] Das textile Fasermaterial, das in das erfindungsgemäße Vorbehandlungsverfahren eingesetzt
wird, kann in allen Verarbeitungszuständen, so als Garn, Flocke, Kammzug und Stückware
(Gewebe) vorliegen.
[0014] Ein wesentlicher und überraschender Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
darin, daß die Faserschädigung, die im Verlauf von Abkoch- oder Beuchprozessen immer
auftritt, bei einer Vorbehandlung mit besagten Modifizierungsagenzien deutlich vermindert
ist.
[0015] Zum Modifizieren eignen sich ebenfalls Mercerisierprozesse. Die bevorzugte Ausführungsform
ist ein Trockenmercerisieren, indem man auf das Gewebe eine Natronlauge von 22 bis
32° Be, vorzugsweise 24° Be, die im Liter zwischen 30 und 120 g Modifizierungsagens
enthält, aufquetscht. Anschließend wird die Ware auf einem Spannrahmen mit Heißluft
von 120°C übertrocknet. Nach einem Auswaschprozeß wird ein Material erhalten, das
einen erhöhten Glanz zeigt und erfindungsgemäß salz- und alkalifrei gefärbt werden
kann.
[0016] Einer andere Ausführungsform stellt die Imprägnierung mit heißer, modifizierungsagenshaltiger
Flotte dar. Im Anschluß an die Heißimprägnierung durchläuft die Ware ein Walzenmercerisierabteil.
Abweichend von gängigen Techniken sollte die Temperatur während der Quellung und in
der anschließenden Stabilisierzone für eine längere Zeit zwischen 80 und 95°C gehalten
werden.
[0017] Das erfindungsgemäße Färben der aminierten Baumwollfasern erfolgt analog bekannten
Färbeweisen und Druckverfahren zum Färben und Bedrucken von Fasermaterialien mit wasserlöslichen
textilen Farbstoffen und unter Anwendung der hierfür bekanntermaßen eingesetzten Temperaturbereiche
und üblichen Farbstoffmengen. Der besondere Vorteil hierbei ist, daß für die Färbebäder,
Klotzverfahren, Druckpasten und Ink-Jet-Formulierungen ein Zusatz von alkalisch wirkenden
Verbindungen, wie sie üblicherweise zur Fixierung von faserreaktiven Farbstoffen benutzt
werden, nicht nötig ist und des weiteren auch auf übliche Zusätze an Elektrolytsalzen
verzichtet werden kann.
[0018] Färbeverfahren, die erfindungsgemäß eingesetzt werden können, sind beispielsweise
die verschiedenen Ausziehverfahren, wie das Färben auf dem Jigger und auf der Haspelkufe
oder das Färben aus langer und kurzer Flotte, das Färben in Jet-Färbemaschinen, das
Färben nach Klotz-Kaltverweilverfahren oder nach einem Klotz-Heißdampf-Fixierverfahren.
Zu den erfindungsgemäß nutzbaren Färbeverfahren zählen auch die Drucktechniken, einschließlich
des Ink-Jet-Printings und des Transferdruckes.
[0019] Die Farbstoffe, die zum Färben der aminierten Baumwollfaser genutzt werden, sind
im allgemeinen anionischer Natur. Besonders geeignet sind die faserreaktiven Textilfarbstoffe,
die mit Hydroxylgruppen, beispielsweise von Cellulose, oder Amino- und Thiolgruppen,
beispielsweise von Wolle und Seide, von synthetischen Polymeren, wie Polyamiden, oder
auch modifizierten Polymeren, eben den aminierten Cellulosen, reagieren können und
eine kovalente Bindung einzugehen vermögen. Als faserreaktive Komponente an den Textilfarbstoffen
seien besonders der Sulfatoethylsulfonyl-, Vinylsulfonyl-, Chlortriazinyl-, Fluortriazinyl-,
Trichlorpyrimidyl-, Difluorchlorpyrimidyl-, Dichlorchinoxalinyl-, Chlorpropylamidyl-,
α-Bromacrylamidyl sowie Kombinationen dieser "Ankersysteme" genannt.
[0020] Die nachfolgenden Beispiele dienen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Wenn nicht anders angegeben, sind die in den Beispielen angeführten Teile Gewichtsteile.
Beispiel 1
[0021] Baumwollköper (vorentschlichtet, rohweiß, Gewicht 200 g/kg) wird mit einer wäßrigen
Flotte, die 60 Teile Sulfatoethylpiperazin, 100 Teile Natriumhydroxid, 5 Teile ®Hostapal
FA (Handelsname eines nichtionischen Netz- und Waschmittels) und 6 Teile ®Ladit RBO
in 1000 Teilen Wasser enthält, imprägniert. Die Flottenaufnahme bei dieser Behandlung
beträgt ca. 150 %. Das Gewebe wird anschließend aufgedockt und 60 Minuten bei 95 bis
103°C belassen. Der Temperaturbehandlung schließt sich ein dreimaliger Waschvorgang,
wobei die Waschlösung gegebenenfalls ein handelsübliches Tensid enthalten kann, bei
Kochtemperatur an, um die auf dem Gewebe befindlichen wasserlöslichen Verunreinigungen
zu entfernen. Nach Spülen mit warmem und kaltem Wasser wird das Baumwollmaterial getrocknet.
Man erhält so ein textiles Gewebe mit einem Entschlichtungsgrad von 9 (Bewertung nach
Tegewa) und einer Saughöhe von 6,5 cm nach 300 Minuten, das direkt in einem Färbeprozeß
nach dem Klotz-Verfahren weiterverarbeitet werden kann. Hierzu wird eine wäßrige Farbstofflösung,
die in 1000 Vol.-Teilen 20 Teile des Farbstoffs der Formel,

bekannt aus der Europäischen Patentanmeldung 158 233, Bsp. 1, und 3 Teile eines handelsüblichen
nichtionogenen Benetzungsmittels gelöst enthält, mittels eines Foulards mit einer
Flottenaufnahme von 80 %, bezogen auf das Gewicht des Gewebes, bei 25°C auf das Gewebe
aufgebracht. Das mit der Farbstofflösung geklotzte Gewebe wird auf eine Docke aufgewickelt,
in eine Plastikfolie gewickelt, während 4 Stunden bei 40 bis 50°C liegen gelassen
und danach mit kaltem und heißem Wasser, das gegebenenfalls ein handelsübliches Tensid
enthalten kann, und gegebenenfalls anschließend nochmals mit kaltem Wasser gespült
und getrocknet. Es wird eine farbstarke, gleichmäßig gefärbte gelbe Färbung erhalten,
die gute Allgemeinechtheiten, insbesondere gute Reib-und Lichtechtheiten, besitzt.
Beispiel 2
[0022] Polyester-Baumwoll-Mischgewebe, 50/50 (vorentschlichtet, rohweiß, Gewicht 200 g/kg)
wird mit einer wäßrigen Flotte, die 30 Teile Sulfatoethylpiperazin, 50 Teile Natriumhydroxid
und 5 Teile ®Leonil EB (Handelsname eines nichtionischen Netz- und Waschmittels) in
1000 Teilen Wasser enthält, imprägniert. Die Flottenaufnahme bei dieser Behandlung
beträgt ca. 150 %. Das Gewebe wird anschließend aufgedockt und 30 Minuten bei 95 bis
103°C belassen. Der Temperaturbehandlung schließt sich direkt ein mehrgängiger Waschvorgang,
wobei die Waschlösungen gegebenenfalls handelsübliches Tensid enthalten können, bei
Kochtemperatur an, um die auf dem Gewebe befindlichen wasserlöslichen Verunreinigungen
zu entfernen. Nach Spülen mit warmem und kaltem Wasser wird das Baumwollmaterial getrocknet.
10 Teile dieses Polyester/Baumwoll-Mischgewebes werden nach einem üblichen Ausziehverfahren
in einem Flottenverhältnis von 1:10 mit einer Flotte, die 0,1 Teile eines 50 gew.-%igen
elektrolythaltigen C.I. Reactive Red 198

(vorwiegend natriumchloridhaltig) und 0,1 Teile eines Dispersionsfarbstoffes

in 100 Teile Wasser gelöst oder dispergiert enthält in einer HT-Apparatur zusammengebracht.
Man erwärmt auf 130°C. Nach 30 Minuten bei dieser Temperatur läßt man abkühlen, verwirft
die farblose Flotte und wäscht das Gewebe wie üblich nach. Man erhält eine farbstarke
egale rote Färbung, die in ihren Echtheiten der einer nach dem Stand der Technik erzielten
Färbung in allen Punkten gleichwertig ist.
Beispiel 3
[0023] In einer HT-Apparatur werden 150 Teile Baumwoll-Köper (rohweiß, Gewicht 200 g/kg)
mit einer wäßrigen Flotte, die 15 Teile Natriumhydroxid und 5 Teile Leonil EB (Handelsnahme
eines nichtionischen Netz- und Waschmittels) in 750 Teilen Wasser enthält, auf 120°C
erwärmt. Bei dieser Temperatur werden dann über einen Zeitraum von 30 Minuten 30 Teile
N-(2-Sulfatoethyl)piperazinsulfat, bekannt aus EP-A-0 601 351, gelöst in 30 Teilen
Wasser, linear zudosiert. Nach beendeter Zugabe wird die Temperatur noch 10 Minuten
bei 120°C belassen und anschließend die Flotte verworfen. Der Temperaturbehandlung
schließt sich ein dreimaliger Waschvorgang, wobei die Waschlösung gegebenenfalls ein
handelsübliches Tensid enthalten kann, bei Kochtemperatur an, um die auf dem Gewebe
befindlichen wasserlöslichen Verunreinigungen zu entfernen. Nach Spülen mit warmem
und kaltem Wasser wird das Baumwollmaterial getrocknet. Man erhält so ein textiles
Gewebe mit einem Entschlichtungsgrad von 9 (Bewertung nach Tegewa) und einer Saughöhe
von 6,5 cm nach 300 Minuten, das direkt in einem Ausziehfärbeprozeß weiterverarbeitet
werden kann. Die vorbehandelte, aber noch nasse Ware wird dann in einer Färbeapparatur
mit 1000 Teilen Wasser versetzt. Man heizt auf 60°C auf und dosiert insgesamt 2 Teile
eines 50 gew.-%igen elektrolythaltigen (vorwiegend natriumchloridhaltigen) Farbstoffpulvers
der Formel, bekannt aus der DE-A-1943904,

über eine Zeit von 30 Minuten zu. Nach einer Nachlaufzeit von 5 Minuten wird die farblose
Restflotte abgelassen und das Material nach üblichen Methoden ausgewaschen und getrocknet.
Man erhält eine farbstarke tiefrote Färbung mit sehr guten Gebrauchsechtheiten.
Beispiel 4
[0024] Ein Baumwoll-Köper-Gewebe (rohweiß, entschlichtet, Gewicht 200 g/kg) wird mit einer
60°C warmen Natronlauge von 30°Be, die im Liter 60 g N-(2-Sulfatoethyl)piperazinsulfat
enthält, imprägniert und unter Druck aufgerollt und dann auf eine zweite, auf 80°C
vorgeheizte Walze aufgerollt. Nach dem Umrollen, das von Walze zu Walze in dauernder
direkter Berührung und bei einer Temperatur von 90°C erfolgt und somit ein Schrumpfen
verhindert, schließt sich ein Spannfeld an. Der Prozess des Umrollens dauert 15 Minuten,
die Verweilzeit im Spannfeld beträgt 10 Minuten. Es folgt ein Entlaugen durch Aufspritzen
von heißem Wasser und ein Waschvorgang, wobei die Waschlösung ein handelsübliches
Tensid enthalten kann, bei Kochtemperatur. Nach Ansäurern und einem nochmaligen Spülen
mit warmem und kaltem Wasser wird das Baumwollmaterial getrocknet. Man erhält so ein
textiles Gewebe, daß unter bekannten Bedingungen anschließend abgekocht, ohne Salz
und Alkali gefärbt werden kann. Dazu werden 10 Teile dieses Materials in einen Färbeapparat
überführt und in einem Flottenverhältnis von 1:10 mit einer wäßrigen Flotte behandelt,
die - bezogen auf das Warengewicht der trockenen Ware - 0,1 Teile eines Reaktivfarbstoffes
der Formel,

bekannt aus EP-A-0 028 788 Bsp. 2, gelöst enthält, behandelt. Man färbt die Fasermischung
30 Minuten bei 80°C. Die Weiterbehandlung der so erzeugten Färbung erfolgt durch Spülen
und Seifen in der üblichen Weise. Man erhält eine tiefblaue Färbung mit den nach dem
Stand der Technik üblichen sehr guten Gebrauchsechtheiten.
Beispiel 5
[0025] In einer kontinuierlichen Arbeitsweise wird Baumwoll-Interlock ungebleicht als Schlauch
bei 100°C in ein Bad, das 1 %, bezogen auf die Flüssigkeitsmenge, einer 50 gew.-%igen
Natronlauge und 1 %, bezogen auf Flüssigkeitsmenge, einer 35 gew.- %igen Wasserstoffperoxidlösung
enthält, getaucht. Die Ware läßt man 10 min verweilen und zieht sie dann durch ein
Quetschwerk, so daß ein Flottenauftrag von ca. 80 % verbleibt. Anschließend führt
man das Material durch einen Netztrog mit Mehrfachquetschwerk, in dem sich eine Lösung
befindet, die 210 g/l N-(2-Sulfatoethyl)-piperazinsulfat und 210 ml/l einer 50 gew.-
%igen Natronlauge enthält. Bei diesem Vorgang wird das Material mit einem Flottenauftrag
von 110 % imprägniert. Zur weiteren Behandlung fährt der Warenstrang dann in eine
J-Box und verbleibt hierin über 30 Minuten bei einer Temperatur zwischen 95 und 98°C.
Anschließend wäscht man gründlich aus, befreit die Ware dabei von gelösten Schmutzpartikeln
und überschüssigem Alkali und stellt auf eine Restfeuchte von 100 % ein. Das noch
feuchte Material kann danach direkt nach einer Ausziehmethode in einer Düsenfärbemaschine
gefärbt werden. Dazu werden 1000 Teile des Materials mit 10000 Teilen Wasser versetzt.
Anschließend dosiert man 20 Teile eines Farbstoffs der allgemeinen Formel

bekannt aus der DE-A-1 179 317, Beispiel 2, über eine Zeit von 10 Minuten zu. Man
heizt auf 80°C auf und beläßt das Material bei dieser Temperatur über 45 Minuten.
Anschließend kühlt man auf 60°C, läßt die Restflotte ab und behandelt das Material
nach gängigen Methoden nach. Nach dem Trocknen erhält man eine farbstarke Türkisfärbung
mit den üblichen Gebrauchsechtheiten.
Beispiel 6
[0026] 1000 Teile Baumwoll-Jersey, ungebleicht, werden in einer Düsenfärbemaschine mit 5000
Teilen Wasser, das 50 Teile einer 35 gew.-%igen Wasserstoffperoxidlösung und 75 Teile
einer 50 gew.-%igen Natronlauge enthält, versetzt. Man heizt das Gewirke mit 3°C pro
Minute auf 98°C auf und beläßt bei dieser Temperatur für 10 min. Nach dieser Zeit
werden 360 Teile einer 50 gew.-%igen Natronlauge zugegeben, die Temperatur oberhalb
95°C gehalten und damit überschüssiges Wasserstoffperoxid zerstört. Innerhalb von
10 min läßt man dann 760 Volumenteile einer Lösung zulaufen, die 180 Teile N-(2-Sulfatoethyl)-piperazinsulfat
gelöst enthält und stellt die Temperatur für weitere 30 Minuten auf 98°C. Danach kühlt
man auf 60°C ab, wäscht alkalifrei und behandelt das Material mit Essigsäure nach.
Das auf diese Weise vorgebleichte und modifizierte Gewirke kann im Anschluß daran
direkt ohne jede Zusätze gefärbt werden. Dabei verfährt man entsprechend den Angaben
des Beispiels 5.
Weitere Beispiele:
1. Verfahren zur Herstellung aminierter Baumwollfasern, dadurch gekennzeichnet, daß man
Rohbaumwolle oder Rohbaumwoll-Polyestergemische gleichzeitig mit dem Abkochen, Beuchen
oder Trockenmercerisieren durch Zusatz von einer gegebenenfalls durch 1 oder 2 oder
mehrere Hydroxygruppen substituierten, gesättigten aliphatischen Verbindung von 3
bis 15 C-Atomen mit mindestens einer primären, sekundären, tertiären oder quartären
Aminogruppe und mindestens einer hydrolysierbaren Estergruppe, in welcher der (die)
gesättigte(n) Rest(e) geradkettig, verzweigt und/oder cyclisch ist (sind) und gegebenenfalls
durch ein oder mehrere Heterogruppen unterbrochen sein kann (können), modifiziert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Modifizierungsagens eine
Verbindung der allgemeinen Formel (1a),(1b) oder (1c)
H₂N-alkylen-Y
m (1c)
ist, in welchen bedeuten:
Y ist eine Estergruppe;
A und N bilden zusammen mit 1 oder 2 Alkylengruppen von 1 bis 4 C-Atomen den bivalenten
Rest eines heterocyclischen Ringes,
worin
A ein Sauerstoffatom oder eine Gruppe der allgemeinen Formel (a), (b) oder (c)

ist, in welchen
R ein Wasserstoffatom oder eine Aminogruppe ist oder eine Alkylgruppe von 1 bis
6 C-Atomen bedeutet, die durch 1 oder 2 Substituenten aus der Gruppe Amino, Sulfo,
Hydroxy, Sulfato, Phosphato und Carboxy substituiert sein kann, oder eine Alkylgruppe
von 3 bis 8 C-Atomen ist, die durch 1 oder 2 Gruppen der Formeln -O- und -NH- oder
eine Kombination davon unterbrochen ist und durch eine Amino-, Sulfo-, Hydroxy-, Sulfato-
oder Carboxygruppe substituiert sein kann,
R¹ Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist,
R² Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist und
Z(-) ein Anion bedeutet;
B ist die Aminogruppe der Formel H₂N- oder eine Amino-oder Ammoniumgruppe der allgemeinen
Formel (d) oder (e)

in welchen
R¹, R² und Z(-) eine der obengenannten Bedeutungen besitzen,
R³ Methyl oder Ethyl ist und
R⁴ Wasserstoff, Methyl oder Ethyl bedeutet;
p ist die Zahl 1 oder 2
alkylen ist ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 2 bis 6 C-Atomen,
der durch 1 oder 2 Hydroxygruppen substituiert sein kann, oder ist ein geradkettiger
oder verzweigter Alkylenrest von 3 bis 8 C-Atomen, der durch 1 oder 2 Gruppen der
Formeln - O- und -NH- oder eine Kombination davon unterbrochen ist;
alk ist ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 2 bis 6 C-Atomen, oder
ist ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 3 bis 8 C-Atomen, der durch
1 oder 2 Gruppen der Formeln - O-und -NH- oder eine Kombination davon unterbrochen
ist und ist bevorzugt ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest von 2 bis 6 C-Atomen;
m ist die Zahl 1 oder 2;
n ist eine Zahl von 1 bis 4;
die Amino-, Hydroxy- und Estergruppen können sowohl an einem primären, sekundären
oder tertiären C-Atom des Alkylenrestes gebunden sein.
3. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Estergruppe in der aminogruppenhaltigen Verbindung eine Sulfato- oder Phosphatogruppe
ist oder eine C₁-C₄-Alkanoyloxygruppe, Phenylsulfonyloxy- oder eine am Benzolkern
durch Substituenten aus der Gruppe Carboxy, C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy und Nitro substituierte
Phenylsulfonyloxygruppe ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die das Fasermaterial modifizierende
Verbindung die Verbindung N-(β-Sulfatoethyl)-piperazin, N-(2-Sulfatoethyl)-piperazinsulfat,
N-[β-(β'-Sulfatoethoxy)-ethyl]-piperazin, N-(γ-Sulfato-β-hydroxy-propyl)-piperidin,
N-(γ-Sulfato-β-hydroxy-propyl)-pyrrolidin, N-(β-Sulfatoethyl)-piperidin, 2-Sulfato-3-hydroxy-1-amino-propan,
3-Sulfato-2-hydroxy-1-amino-propan, 1-Sulfato-3-hydroxy-2-amino-propan, 3-Hydroxy-1-sulfato-2-amino-propan,
2,3-Disulfato-1-amino-propan oder 1,3-Disulfato-2-amino-propan oder ein Derivat dieser
Verbindungen mit einer anderen Estergruppe statt der Sulfatogruppe ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Aminoverbindung eine Verbindung
eingesetzt wird, die einen reaktiven Molekülteil enthält, der mit Hydroxygruppen reagieren
kann, insbesondere einen Molekülteil, der α-Chlor-β-hydroxy-Substitution aufweist.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
während des Beuchens oder Abkochens in diskontinuierlicher Arbeitsweise bei einer
Natronlaugekonzentration von 5 bis 30 g NaOH/l das Modifizierungsagens linear, degressiv
oder direkt in einer Konzentration von 10 bis 100 g/l, insbesondere 15 bis 30 g/l,
zugegeben wird.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
während des Beuchens oder Abkochens in kontinuierlicher Arbeitsweise bei einer Natronlaugekonzentration
von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf die zu behandelnde Ware, 2 bis 10 Gew.-%, insbesondere
3 bis 8 Gew.-%, Modifizierungsagens eingesetzt werden.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die Modifizierung bei einer Temperatur zwischen 80 und 120°C, vorzugsweise 90 und
102°C, durchgeführt wird.
9. Verfahren zum Färben der aminierten Baumwollfasern, hergestellt nach Anspruch 1 bis
8, dadurch gekennzeichnet, daß für die Färbebäder, Klotzverfahren, Druckpasten und
Ink-Jet-Formulierungen auf Zusatz von alkalisch wirkenden Verbindungen und Elektrolytsalzen
verzichtet wird.