(19)
(11) EP 0 666 346 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.08.1995  Patentblatt  1995/32

(21) Anmeldenummer: 95100343.3

(22) Anmeldetag:  12.01.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6D03J 1/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 08.02.1994 DE 4403888

(71) Anmelder: LINDAUER DORNIER GESELLSCHAFT M.B.H
D-88129 Lindau (DE)

(72) Erfinder:
  • Wahhoud, Adnan, Dr. Ing.
    D-88131 Lindau-Bodolz (DE)
  • Müller, Herbert
    D-88079 Kressbronn (DE)
  • Gröger, Leonhard
    D-48356 Nordwalde (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Reinhaltung des Rietes einer Webmaschine, insbesondere einer Luftdüsenwebmaschine beim Weben von Filament-Schussgarnen mit fetthaltigem Avivage-Auftrag sowie Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens


    (57) Beim Verweben von Schußgarnen mit fetthaltigem Avivage-Auftrag auf Luftdüsenwebmaschinen soll verhindert werden, daß sich Avivage-Partikel an den Lamellen des Rietes ablagern. Dies wird dadurch erreicht, daß das Riet oder wenigstens die Rietlamellen vor Inbetriebnahme der Webmaschine und/oder während des Webens laufend oder in Zeitintervallen beheizt werden.


    Beschreibung


    [0001] Zur Verbesserung der Griffigkeit und zur Erhaltung der Weichheit und Geschmeidigkeit von Geweben, die mit Fäden oder Garnen aus Kunstfasern hergestellt sind, werden Fäden oder Garne verwendet, die mit einem fetthaltigen Stoff behandelt sind.
    Diese Garne besitzen nach der Behandlung einen sogenannten Avivage-Auftrag.

    [0002] Bei der Verwendung derartiger Garne als Schußgarne zur Herstellung von Spezialgeweben auf Luftwebmaschinen hat sich gezeigt, daß durch die von einer Eintragsdüse abgegebenen Luftimpulse, welche das Garn von der Seite des Schußfadeneintrags am Riet zur Ankunftseite transportieren, Avivage-Partikel vom Schußgarn abgelöst werden.
    Diese Partikel setzen sich an den Rietlamellen ab und bleiben daran haften.
    So entsteht nach einer gewissen Betriebszeit der Webmaschine an den Rietlamellen ein Avivage-Belag, der die aerodynamischen Eigenschaften des Rietes hinsichtlich des Transportverhaltens des Garnes mit Luftstrahleintrag negativ beeinflußt.
    In der Praxis hat sich ferner gezeigt, daß dieser Belag einen klebrigen Schichtaufbau an den Rietlamellen ausbildet, der zu Beschädigungen an den Kettfäden führt und den ordnungsgemäßen Schußfadeneintrag behindert.

    [0003] Aus der DE-OS 26 15 483 ist eine Einrichtung zum Reinigen des Webrietes bekannt, nach der mittels eines Reinigungswerkzeuges, das in die Rietlücke eingeführt und über die Sprunghöhe des Rietes bewegt wird, die Verunreinigungen entfernt werden. Der mechanische Reinigungsvorgang kann bei extremer Verschmutzung der Rietlücken durch eine Lösungs- oder Reinigungsflüssigkeit unterstützt werden.
    Nachteilig bei dieser Lösung ist, daß die Verunreinigungen auf mechanischem Wege entfernt werden müssen. Bei der Reinigung mit sogenannten Rietmessern ist eine Beschädigung der Rietlamellen nicht auszuschließen. Beschädigungen an den Rietlamellen können aber im Webprozess die Kettfadenführung beeinträchtigen und die Kettfäden beschädigen.

    [0004] Bekannt ist aus der europäischen Patentanmeldung 0 128 256 A1, ein Verfahren zum Reinigen des Rietes einer Webmaschine und eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Hiernach wird eine der Webmaschine angepaßte Reinigungseinrichtung in die Webmaschine eingesetzt und in ihr entlang dem Riet bewegt und das Riet dabei gereinigt. Als Reinigungseinrichtung kommen in die Rietlücken eingreifende, rotierende Bürsten in Betracht.

    [0005] Ferner ist mit der europäischen Patentanmeldung 0 413 444 A1 ein Verfahren und eine Einrichtung zum Reinigen eines Webrietes bekannt, ohne daß das Riet während des Reinigens aus der Webmaschine ausgebaut wird und ohne daß die Kettfäden aus dem Riet entfernt werden müssen.
    Eine dem Riet angepaßte Reinigungseinrichtung ist über die Rietbreite bewegbar angeordnet. Diese Reinigungseinrichtung arbeitet mit einem schäumenden Mittel, das aus Blasdüsen der Reinigungseinrichtung in die Rietlücken geblasen wird, das die Verunreinigungen löst und gegebenenfalls aufnimmt und mittels Saugdüsen, die ebenfalls Bestandteil der Reinigungseinrichtung sind, vom Riet abgelöst wird.

    [0006] Schließlich ist aus dem US-Patent 5,244,504 ein Verfahren und eine Einrichtung zum Reinigen eines Rietes bekannt, wonach mittels Pressluft die Verunreinigungen aus den Rietlücken geblasen werden. Eine dem Riet angepaßte und entlang dem Riet verschiebbare Einrichtung weist auf der Vorderseite des Rietes wenigstens eine Blasdüse auf, deren Pressluftstrom in die betreffende Rietlücke gerichtet ist. Der Pressluftstrom und die durch diesen gelösten Verunreinigungen werden von einem Saugkanal, der auf der Rückseite des Rietes und Bestandteil der Einrichtung ist, aufgenommen.

    [0007] Alle bekannten Reinigungsverfahren gehen davon aus, die Reinigung des Rietes als Folge der im Verlaufe des Webprozesses entstandenen Verunreinigungen vorzunehmen. Das bedeutet, daß die Webmaschine für die Zeit der Rietreinigung unproduktiv ist. Es sollte sich z.B. bei der Verarbeitung von Garnen mit fetthaltigem Avivage-Auftrag als vorteilhaft erweisen, Verunreinigungen des Rietes gar nicht entstehen zu lassen.

    [0008] Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der Erfindung, das Entstehen von Ablagerungen durch Avivage-Partikel an den Rietlamellen zu verhindern und eine darauf beruhende Beschädigung der Kettfäden und Beeinträchtigung des Schußfadeneintrages auszuschließen. Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die technische Lehre nach dem Patentanspruch 1 und 3 gelöst.
    Wesentliches Merkmal der Erfindung ist es danach, daß das Riet oder wenigstens die Rietlamellen vor Inbetriebnahme der Webmaschine und/oder während des Betriebes, also während des Webprozesses, ständig oder in Zeitintervallen erwärmt werden.
    Die Riettemperatur entspricht dabei der Schmelztemperatur des fetthaltigen Stoffes oder der Temperatur, bei der die Belagbildung nicht entstehen kann.

    [0009] Als Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens kommen Vorkehrungen in Betracht, die z.B. auf der Basis einer elektrischen Widerstandsmediumheizung mit Luft oder Flüssigkeit arbeiten.

    [0010] Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird in vorteilhafter Weise eine lange Laufzeit der Webmaschine erreicht. Die Webmaschine muß also nicht wegen eines verunreinigten und damit funktionsbeeinträchtigten Rietes stillgesetzt werden.

    [0011] Die erfindungsgemäße Lösung soll nachstehend anhand eines Ausführugnsbeispieles näher erläutert werden.
    Bei der Herstellung von Airbag-Geweben zum Beispiel, werden Filament-Schußgarne verwendet, die mit einem fetthaltigen Stoff behandelt sind.
    Aufgrund der enorm hohen Geschwindigkeit der von der Hauptdüse sowie von den über die Webbreite angeordneten Stafettendüsen abgegebenen Luftimpulsen, welche den Schußfaden durch den Eintragskanal des Rietes einer Luftdüsenwebmaschine tragen, lösen sich sogenannte Avivage-Partikel vom Schußfaden ab, die sich an den Rietlamellen absetzen.
    Gerade im Bereich des Schußfadeneintragkanals verursachen die Luftimpulse im Vergleich zum übrigen Riet einen Niedrigtemperaturbereich, in welchem in besonders hohem Maße der Partikel-Niederschlag verzeichnet wird.

    [0012] Versuche der Anmelderin haben ergeben, daß dieser an den Rietlamellen anhaftende Partikelbelag durch Erwärmung des Rietes auf eine Temperatur von etwa 30° Celsius - 40° Celsius ohne weiteres durch Abschmelzen ablösbar ist. Die vorteilhafte Erwärmungstemperatur hängt sehr stark von der Art der Avivage ab.

    [0013] Durch Verwendung eines oder mehrerer elektrischer Widerstandsheizelemente, die über die Breite des Rietes angeordnet und vorzugsweise in den Bereich unterhalb des Schußfadeneintragkanals im Riet integriert sind, ist ein stets sauberes und funktionsfähiges Riet zu verzeichnen.

    [0014] Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles soll die erfindungsgemäße Einrichtung näher erläutert werden. Die Figur zeigt das Riet 1 in der Seitenansicht.

    [0015] Hier ist eine von einer Vielzahl das Riet 1 bildenden Rietlamellen 2 dargestellt. Die Rietlamellen 2 sind in dem Unterbund 1a und dem Oberbund 1b befestigt. Die Rietlamellen 2 bilden einen Schußfadeneintragkanal 3 aus, durch welchen der Schußfaden 4 mittels Luftimpulsen in das aus Ober- und Unterkettfäden 5,6 bestehende vordere Webfach 7 eingetragen wird.
    Das Riet 1 selbst ist mit der Weblade 8 über ein Klemmelement 9 formschlüssig verbunden.
    Die Avivage-Ablagerungen entstehen im wesentlichen am breitflächig ausgebildeten Bereich der Rietlamellen 2 ober- und unterhalb des Schußfadeneintragkanals 3.
    Um nun die Avivage-Ablagerungen durch Wärmeenergie abschmelzen zu können, ist erfindungsgemäß vorgesehen, ein Heizteil 10 über die Breite des Rietes 1 unterhalb des Hinterfaches 11 und zwischen dem Schußfadeneintragkanal 3 und dem Unterbund 1a anzuordnen.

    [0016] Das Heizteil 10 weist voneinander beabstandet angeordnete Lamellen 10a auf, die mit den Rietlamellen 2 in flächigem Berührungskontakt stehen. Über diesen Weg wird die von dem Heizteil 10 abgegebene Wärmeenergie auf die Rietlamellen 2 übertragen.
    Die Wärmeenergie wird im vorliegenden Beispiel von einem im Heizteil 10 integrierten elektrischen Widerstandsheizelement 10b oder von einem erwärmten Fluid auf das Heizteil 10 übertragen. Als erwärmtes Fluid kann z.B. das in den Webmaschinengetrieben vorhandene Getriebeöl Verwendung finden, welches in einem geschlossenen Kreislauf durch das Heizteil 10 geleitet werden könnte.
    Es ist ferner denkbar, oberhalb oder unterhalb der Mittenachse des Schußfadeneintragkanals 3 Heizelemente in das Riet 1 zu integrieren.
    Das Heizteil 10 oder einzelne Heizelemente können mit hier nicht dargestellten Temperaturaufnehmern in Verbindung stehen, welche auf eine Temperaturregeleinrichtung wirken.
    Mittels der Temperaturregeleinrichtung, die während des Webprozesses in Betrieb ist, wird ein energiesparendes Intervallheizen des Rietes 1 bzw. der Rietlamellen 2 möglich.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Reinhaltung des Rietes, insbesondere einer Luftdüsenwebmaschine beim Weben mit Filament-Schußgarnen mit fetthaltigem Avivage-Auftrag, wochnach Kettfäden zwischen den Rietlamellen eines Rietes geführt und die Filament-Schußgarne mittels Luftimpulsen durch den Schußeintragskanal von einer Seite des Rietes zur anderen Seite transportiert werden, dadurch gekennzeichnet, daß das Riet (1) oder wenigstens die Rietlamellen (2) vor Inbetriebnahme der Webmaschine und/oder während des Webens laufend oder in Zeitintervallen beheizt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Riet (1) oder die Rietlamellen (2) auf eine Temperatur beheizt werden, die der Schmelztemperatur des fetthaltigem Avivage-Auftrages entspricht oder darüber liegt.
     
    3. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erwärmung des Rietes (1) oder der Rietlamellen (2) eine temperaturgeregelte elektrische Widerstandsheizung vorgesehen ist.
     
    4. Einrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Riet (1) oder die Rietlamellen (2) selbst das elektrische Widerstandsheizelement bilden.
     
    5. Einrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich der fetthaltigen Ablagerungen des Rietes (1) ein oder mehrere über die Rietbreite angeordnete, elektrisch betriebene Widerstandsheizelemente integriert sind.
     
    6. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erwärmung des Rietes (1) oder der Rietlamellen (2) eine temperaturgeregelte Mediumheizung mit Luft oder Flüssigkeit vorgesehen ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht