[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Garn gemäss dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Es ist schon seit langem bekannt, die Haarigkeit von Garnen, die bei bestimmten Anwendungen
störend ist, indem sie z. B. eine gewisse Flauschigkeit des Gewebes bewirkt, durch
Sengen zu reduzieren und dadurch vor allem für die Herstellung glatter, glänzender
Gewebe geeignete Garne herzustellen. Das Sengen wird auf eigens dafür vorgesehenen
Sengmaschinen ausgeführt, auf welchen das Garn von einer Vorlagespule auf eine Aufwickelspule
umgespult und dabei durch einen Garnsengbrenner gezogen wird. Derartige Sengmaschinen
sind z. B. in DE-C-3 031 797 und in Dipl.-Ing. J. Schneider: Vorbereitungsmaschinen
für die Weberei, Springer Verlag 1955, S. 59 - 65 beschrieben.
[0003] Ausserdem ist es seit langem bekannt, den Reibwert von Garnen durch Aufbringen von
Wachs, z. B. von Trockenparaffin, zu beeinflussen, vor allem, ihn im Hinblick auf
eine Verwendung derselben in Wirk- oder Strickmaschinen herabzusetzen. Im Prosekt
"Präparations-Systeme" der SSM Schärer Schweiter Mettler AG sind mehrere Typen von
Aufbringvorrichtungen beschrieben und dargestellt.
[0004] Für bestimmte Anwendungen müssen Garne sowohl gesengt als auch durch Aufbringen von
Wachs präpariert werden. Wegen der Hitzeempfindlichkeit des Wachses war man immer
davon ausgegangen, dass ein Sengen von bereits gewachstem Garn zum Abdampfen oder
zu untragbaren chemischen Veränderungen des Wachses führen müsse, auch Zerstörung
oder mindestens Beschädigung des Garns bewirken dürfte, weshalb das Garn unbedingt
zuerst gesengt und dann gewachst werden müsse. Da Garn beim Sengen zu heiss wird,
als dass es in einem einzigen Umspulvorgang nacheinander gesengt und gewachst werden
könnte, sind bei dieser Reihenfolge stets zwei Umspulvorgänge erforderlich, was natürlich
hohen Zeit- und auch apparativen Aufwand für die kombinierte Behandlung bedeutet.
[0005] Ueberraschenderweise hat sich jedoch herausgestellt, dass beim Sengen von gewachstem
Garn nicht nur keine Minderung seiner Qualität oder gar Zerstörung oder Beschädigung
desselben auftritt, sondern in vielen Fällen sogar Garn mit besonders tiefen Reib-
und Haarigkeitswerten entsteht, welche unter den Werten liegen, die bei gleichem Ausgangsmaterial
durch Sengen und anschliessendes Aufbringen von Wachs erzielt werden.
[0006] Die erfindungsgemässe Behandlung von Garn führt in völlig unerwarteter Weise zu Resultaten,
die günstiger sind als die mit dem bisher üblichen Verfahren erzielten. Darüberhinaus
erlaubt sie eine wesentliche Vereinfachung und Beschleunigung des Verfahrens, da Aufbringen
von Wachs und anschliessendes Sengen ohne weiteres in einem Arbeitsgang ausgeführt
werden können.
[0007] Die Erfindung schafft ausserdem eine zur Behandlung von Garn durch Aufbringen von
Wachs und anschliessendes Sengen während eines einzigen Umspulvorgangs geeignete Vorrichtung.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer Figur dargestellt, die in Seitenansicht
ein Beispiel einer erfindungsgemässen Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen
Verfahrens zeigt.
[0009] Die Vorrichtung weist am Fuss eines Gehäuses 1 eine Vorlagespule 2 auf und oben eine
Auflaufspule 3, welche von einer Nutentrommel 4, die gleichzeitig als Fadenverlegevorrichtung
dient, angetrieben wird. Oberhalb der Vorlagespule 2 ist ein Paraffineur 5 bekannter
Bauart, bei welchem das Garn über die Stirnfläche eines rotierenden Zylinders aus
Trockenparaffin gezogen wird, angeordnet, darüber ein Garnsengbrenner 6, vorzugsweise
ein Gasbrenner ebenfalls bekannter Ausführung. Statt des Paraffineurs 5 könnte auch
eine bekannte Aufbringvorrichtung für Heiss- oder Kaltwachs eingesetzt werden. Zwischen
dem Garnsengbrenner 6 und der Nutentrommel 4 ist ein Fadenwächter 7 zur Feststellung
von Fadenbrüchen angebracht. Zur Regelung der Fadenspannung und damit des Paraffinauftrags
am Paraffineur 5 sowie der Dichte der Auflaufspule 3 ist vor und hinter dem Paraffineur
5 je eine Fadenbremse 9a bzw. 9b angeordnet. Schliesslich ist die Vorrichtung mit
einer oberhalb des Garnsengbrenners 6 angebrachten Absaugeinrichtung versehen (nicht
dargestellt), die beim Sengen entstandene Verunreinigungen vom Garn absaugt.
[0010] Beim Betrieb der Vorrichtung wird ein Faden 8 von der Vorlagespule 2 abgezogen und
nacheinander durch die Fadenbremse 9a, den Paraffineur 5, die Fadenbremse 9b und den
Garnsengbrenner 6 sowie über den Fadenwächter 7 und die Nutentrommel 4 gezogen und
auf der Auflaufspule 3 aufgewickelt. Der Faden 8 wird also bei einem einzigen Umspulvorgang
zuerst paraffiniert und dann gesengt. Bei Fadenbruch wird die Nutentrommel 4 angehalten.
[0011] Vergleichsversuche wurden z. B. mit Baumwollgarnen der Feinheit Nm 36 durchgeführt
und haben dort zu folgenden Ergebnissen geführt:
|
durchschnittlicher Reibwert: |
unbehandelt: |
0,2 |
nur gesengt: |
0,18 |
nur paraffiniert: |
0,145 |
erst gesengt, dann paraffiniert: |
0,105 |
erst paraffiniert, dann gesengt: |
0,1 |
|
Haarigkeit*: |
unbehandelt: |
9,55 |
nur paraffiniert: |
9,53 |
nur gesengt: |
5,13 |
erst gesengt, dann paraffiniert: |
5,74 |
erst paraffiniert, dann gesengt: |
5,06 |
*) gemessen auf "USTER-TESTER 3" der Firma Zellweger Uster |
1. Verfahren zur Behandlung eines Garns durch Sengen und Aufbringen eines Wachses, dadurch gekennzeichnet, dass auf das Garn Wachs aufgebracht und dann das gewachste Garn gesengt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufbringen von Wachs und das Sengen während eines einzigen Umspulvorgangs durchgeführt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es sich beim aufgebrachten Wachs um Trockenparaffin handelt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es sich beim aufgebrachten Wachs um Heiss- oder Kaltwachs handelt.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, mit
einer Vorlagespule (2) und einer Auflaufspule (3) sowie einem Garnsengbrenner (6),
über welchen ein von der Vorlagespule abgezogener Faden (8) der Auflaufspule (3),
auf welche er aufgewickelt wird, zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Aufbringvorrichtung für das Aufbringen von Wachs aufweist, welche im Fadenlauf
zwischen der Vorlagespule (2) und dem Garnsengbrenner (6) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufbringvorrichtung ein Paraffineur (5) ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufbringvorrichtung eine Heiss- oder Kaltwachsvorrichtung ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass vor und hinter der Aufbringvorrichtung je eine Fadenbremse (9a; 9b) angeordnet ist.