[0001] Die Erfindung betrifft eine Stichschutzeinlage für eine Schutzweste, die für sich
genommen bereits ein ballistisches Schutzpaket umfaßt.
[0002] Nicht alle Körperpartien und Körperteile sind gleichermaßen empfindlich gegenüber
Verletzungen. Allgemein läßt sich aber feststellen, daß sich geringere Verletzungsmöglichkeiten
ergeben je größer der geschützte Bereich ist. Flächenmäßig große Schutzwesten allerdings
werden zwangsläufig schwerer und behindern die Beweglichkeit.
[0003] Schutzwesten bestehen bekanntlich aus einer westenartig genähten Hülle, in der sich
ein ballistisches Schutzpaket, bestehend aus einer Anzahl von lagen aus synthetischen
Hochleistungsfasern, beispielsweise aus Polyaramidfäden, befindet.
[0004] Eine derartige Schutzweste bietet dem Anwender Schutz gegenüber Geschossen aus Feuerwaffen
sowie Splittern. Ein teilweiser Schutz gegenüber sonstigen mechanischen Einwirkungen,
insbesondere gegenüber Angriffen mit Stichwaffen, ist zwar auch mit diesem ballistischen
Schutzpaket gegeben. Dieser reicht jedoch in der Praxis nicht vollständig aus, da
beispielsweise spitze oder beidseitig geschliffene Klingen (Stilette) die Hochleistungsfasern
der einzelnen Lagen zur Seite drängen und/oder Einzelfasern durchschneiden können
und so das ballistische Schutzpaket durchdringen mit der Folge einer Stichverletzung
des Anwenders. Darüber hinaus genügt eine Schutzweste mit nur einem ballistischen
Schutzpaket nicht den Anforderungen der technischen Richtlinie für leichte Schutzwesten
der Schweizerischen Polizeitechnischen Kommission vom März 1992, für die ein entsprechendes
Pendant für die Bundesrepublik Deutschland in Bearbeitung ist. Danach ist nämlich
gefordert, daß die Eindringtiefe einer Stilett-Testklinge mit der Masse 2,6 kg und
mit einer Energie von 35 ± 1 Joule senkrecht auf die Schutzweste auftreffend maximal
20 mm in einen Testkörper betragen darf. Anderenfalls gilt der Test als nicht bestanden.
Bislang bekannt als wirkungsvoller Stichschutz sind sogenannte Metzgerhemden, also
im wesentlichen Stahlkettennetze, die aus einer großen Anzahl von relativ kleinen
Stahlringen zusammengefügt sind. Deren Verwendung in Verbindung mit einem ballistischen
Schutzpaket ist ebenfalls bereits beschrieben worden beispielsweise in dem Aufsatz
"Leichte" Schutzwesten, Untersuchungen zum Stichschutz-Verhalten", Boller, Schweizerische
Polizeitechnische Kommission vom November 1991.
[0005] Als nachteilig hierbei hat sich jedoch erwiesen, daß bei einem Beschuß Sekundärsplitter
nicht zu vermeiden sind. Darüber hinaus ist das Stahlkettennetz, welches über dem
ballistischen Schutzpaket getragen wird, kaum in Form zu halten ist, sondern es massiert
sich aufgrund der Schwerkraft im unteren Bereich der Schutzweste, wodurch im oberen
Bereich das Netzwerk seine maximale Maschenweite präsentiert, durch welche hindurch
Klingenspitzen leichter hindurchdringen können.
[0006] Es sind verschiedene Körperschutzvorrichtungen bekannt geworden. So beschreibt die
DE-PS 724 202 einen Körperschutz, bei dem eine Schutzmasse aus Metallringgeflecht
in Kleidungsstücken aller Art zwischen Ober- und Unterstofflage eingebracht werden
soll. Aus der DE-U1-86 06 375 ist im wesentlichen eine Schutzbekleidung bekannt geworden,
welche beispielsweise zur Anwendung beim Fechten vorgesehen ist. Diese besteht aus
einer Unterziehjacke und einem Kettenhemd. Einen ballistischen Schutz bietet diese
Schutzbekleidung nicht. Schließlich ist aus der EP-0 597 165 eine Stich- und Kugelschutzweste
aus mehrlagigem Gewebe sowie aus einer oder mehreren Platten bekannt geworden. Diese
Platten bestehen aus hochfestem Textilfasermaterial, die in einer Matrix aus Niederdruck-Polyethylen
eingebettet sind.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es vor diesem Hintergrund eine Stichschutzeinlage
für eine Schutzweste mit einem ballistischen Schutzpaket anzugeben, welche die oben
beschriebenen Nachteile nicht aufweist.
[0008] Erfindungsgemäß besteht die Stichschutzeinlage aus einem Stahlkettennetz, welches
in einer flexiblen Kunststoffmatrix eingebettet ist.
[0009] Hierdurch wird zunächst einmal die Formstabilität der Schutzeinlage erzielt, mit
der Wirkung, daß die Schwerkraft keine nachteiligen Effekte mehr hinsichtlich des
Auftragens des Kettennetzes im unteren Bereich und der Präsentation der maximalen
Maschenweite im oberen Bereich der Weste hat. Darüber hinaus vermeidet das Vergießen
oder Einbetten des Stahlkettennetzes in der Kunststoffmatrix Sekundärsplitter bei
Beschuß aus Feuerwaffen.
[0010] Schließlich bleibt die Flexibilität der Schutzeinlage erhalten, durch welche sie
den zu schützenden Körperpartien anpaßbar bleibt. Ein weiterer wesentlicher Vorteil
der Einbettung des Stahlkettennetzes in der Kunststoffmatrix ist in deren geräuschvermeidenden
Wirkung zu sehen. Ohne Einbettung neigt ein Stahlkettennetz dazu, ein metallisches
Geräusch zu erzeugen, wenn sich der Anwender bewegt. Bei Einsätzen, bei denen es auf
Geräuschlosigkeit ankommt, sind solche nicht-eingebetteten Stahlkettennetze im Gegenteil
zu der erfindungsgemäßen Stichschutzeinlage nicht zu verwenden.
[0011] Die Schutzweste als solche ist im wesentlichen in herkömmlicher Weise aufgebaut,
d. h. sie beinhaltet ein ballistisches Schutzpaket. In ihrer Außenhülle ist jedoch
noch so viel Spiel, daß die erfindungsgemäße Stichschutzeinlage körperentfernt über
dem ballistischen Schutzpaket aufgenommen werden kann. Die Stichschutzeinlage ist
mithin der Angriffsseite zugewandt, wohingegen das ballistische Schutzpaket der Körperseite
zugewandt ist. Hierdurch ergibt sich im übrigen der weitere Vorteil, daß möglicherweise
eine das Stahlkettennetz teilweise durchdringende Klinge in das darunter befindliche
ballistische Schutzpaket eindringt, so daß die oben erwähnte, geforderte maximale
Eindringtiefe von 20 mm ohne weiteres eingehalten werden kann.
[0012] Vorzugsweise ist die Kunststoffmatrix eine Polyurethanmatrix. Die Verarbeitbarkeit
dieses Materials eignet sich insbesondere für die Ausbildung des Harzbettes für das
Stahlkettennetz.
[0013] Bevorzugt ist die erfindungsgemäße Stichschutzeinlage, die mittels der Kunststoffmatrix
in Form gehalten wird, problemlos in die Hülle einer ballistischen Schutzweste einschiebbar.
So läßt sich - je nach Anforderung - eine Schutzweste vor Ort zusammenstellen, die
die Möglichkeit eines nur ballistischen Schutzes oder aber die Möglichkeit eines ballistischen
Schutzes in Kombination mit einem Stichschutz bietet. Somit kann, wenn mit einer Stichverletzung
beispielsweise nicht gerechnet werden muß, die selbstverständlich ein nicht unbeträchtliches
Gewicht aufweisende erfindungsgemäße Stichschutzeinlage aus der Schutzweste fortgelassen
werden, um beispielsweise die Beweglichkeit und den Tragekomfort des Anwenders zu
erhöhen, ohne das ballistische Schutzniveau zu reduzieren.
[0014] Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist, daß die Stichschutzeinlage in Verbindung
mit dem ballistischen Paket bei Auftreffen von stumpfen oder scharfkantigen Schlaggegenständen
auf die Schutzweste die Auftreffenergie großflächig auf das ballistische Paket überträgt,
wobei eine erhebliche Reduzierung des Flächendruckes und somit der möglichen Verletzungen
des Anwenders erzielt wird.
[0015] Dieselben Vorteile wie die vorstehend beschriebene Ausführungsform weist eine andere
Lösungsmöglichkeit auf, die sich von der ersten dadurch unterscheidet, daß das Stahlkettennetz
nicht mehr in einer Kunststoffmatrix eingebettet ist, sondern daß es zwischen zwei
Lagen thermoplastischen Materials eingebettet ist, die durch Druck unter Wärmeeinwirkung
miteinander verschmolzen sind, um so eine flexible, in sich stabile Matte zu bilden.
Der Vorteil dieser Lösung gegenüber der ersten Lösungsmöglichkeit ist in der einfacheren
Herstellbarkeit zu sehen. Während nämlich im ersteren Fall die Kunststoffmatrix etwa
4 bis 5 Stunden abbinden muß, wird im zweiten Fall das Stahlkettennetz einfach zwischen
die beiden Lagen des thermoplastischen Materials gelegt, welches der Wärme- und Druckbehandlung
ausgesetzt wird, wonach das thermoplastische Material das Stahlkettennetz vollständig
durchsetzt.
[0016] Als thermoplastisches Material kommt beispielsweise PVC in Betracht.
[0017] Eine dritte Lösungsmöglichkeit sieht vor, daß das Stahlkettennetz zwischen zwei Lagen
von mit thermisch aktivierbarem Leim beschichteten Gewebe gelagert ist, die durch
Druck unter Wärmeeinwirkung miteinander verliebt sind, wodurch das Stahlkettennetz
wiederum als flexible, in sich stabile Matte ausgeformt ist.
[0018] Die Verarbeitungszeit ist ähnlich kurz wie bei der zweiten lösung.
[0019] Nachfolgend wird die Erfindung anhand zweier Ausführungsbeispiele gemäß den Zeichnungsfiguren
näher erläutert.
- Fig. 1
- eine schematische Schnittansicht durch eine Schutzweste, welche sowohl über ein ballistisches
Schutzpaket, als auch über die Stichschutzeinlage gemäß einer Ausführungsform verfügt,
und
- Fig. 2
- eine schematische Schnittansicht durch eine zweite Ausführungsform der Stichschutzeinlage,
wobei die Herstellung nach dieser Lösung angedeutet ist.
[0020] In Fig. 1 ist ein erstes Ausführungsbeispiel dargestellt, und zwar in Schnittansicht
durch eine Schutzweste 1, die über das ballistische Schutzpaket 2, sowie die erfindungsgemäße
Stichschutzeinlage 3 verfügt.
[0021] Die Stichschutzeinlage 3 ist an der Angriffsseite angeordnet und liegt dementsprechend
auf dem ballistischen Schutzpaket 2, welches dem Körper zugewandt ist, auf.
[0022] Die Stichschutzeinlage besteht gemäß der Erfindung aus einem Stahlkettennetz 4, welches
aus einer Vielzahl von ineinandergreifenden Stahlringen besteht. In der Praxis weisen
die Stahlringe Durchmesser im Bereich zwischen 2 und 8 mm auf. Das Stahlkettennetz
4 ist in einer flexiblen Kunststoffmatrix 5 eingebettet, so daß es als flexibles Ganzes
gehandhabt werden kann, ohne daß es zu nachteiligen Verschiebungen und Massierungen
des Stahlkettennetzes in bestimmten Bereichen aufgrund der Schwerkraft kommt.
[0023] In Fig. 2 ist eine schematische Schnittansicht durch ein zweites Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Stichschutzeinlage 3 dargestellt, wo erkennbar ist, wie das
Stahlkettennetz 4 eingebettet ist zwischen zwei Lagen 6 und 7 aus thermoplastischem
Material. Dieses wird im Herstellungsprozeß durch Druck unter Wärmeeinwirkung unter
Einschluß des Stahlkettennetzes verschmolzen. Auf diese Weise erhält man die in sich
stabile Matte.
1. Stichschutzeinlage (3) für eine ein ballistisches Schutzpaket (2) umfassende Schutzweste
(1), welche diesem körperentfernt vorlagerbar ist, bestehend aus einem Stahlkettennetz
(4), welches durch Einbettung in eine Kunststoffmatrix (5) als flexible, in sich stabile
Matte ausgeformt ist.
2. Stichschutzeinlage nach Anspruch 1, bei der die Kunststoffmatrix (5) eine Polyurethanmatrix
ist.
3. Stichschutzeinlage nach Anspruch 1 oder 2, welche mittels der Kunststoffmatrix (5)
solchermaßen in Form gehalten wird, daß sie in die Hülle einer Schutzweste einschiebbar
ist.
4. Stichschutzeinlage (3) für eine ein ballistisches Schutzpaket (2) umfassende Schutzweste
(1), welche diesem körperentfernt vorlagerbar ist, bestehend aus einem Stahlkettennetz
(4), welches durch Einbettung zwischen zwei Lagen (6, 7) thermoplastischen Materials,
welche durch Druck unter Wärmeeinwirkung miteinander verschmolzen sind, als flexible,
in sich stabile Matte ausgeformt ist.
5. Stichschutzeinlage nach Anspruch 4, bei der als thermoplastisches Material PVC verwendet
wird.
6. Stichschutzeinlage (3) für eine ein ballistisches Schutzpaket (2) umfassende Schutzweste
(1), welche diesem körperenfernt vorlagerbar ist, bestehend aus einem Stahlkettennetz
(4), welches durch Einbettung zwischen zwei Lagen von mit thermisch aktivierbarem
Leim beschichteten Gewebe, welche durch Druck unter Wärmeeinwirkung miteinander verliebt
sind, als flexible in sich stabile Matte ausgeformt ist.