(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material aus
Altpapier und dgl., d.h. als Rohstoff sind gleichermaßen Papier, Pappe, Altpappe oder
Materialien mit ähnlichen Eigenschaften einsetzbar, entweder sortenrein oder als Rohstoffgemisch.
Unter Rückgriff auf bekannte vorbereitende Verfahrensschritte wird aus diesen Rohmaterialien
ein flüssigkeitshaltiger Brei hergestellt.
Das Aufschäumen und Aushärten dieses Breis erfolgt unter Einwirkung von Mikrowellenstrahlung.
Durch den Einsatz geeigneter Formen, die einen ungehinderten Strahlungszugang zur
flüssigkeitshaltigen Masse und ein ungehindertes Abströmen des entstehenden Dampfes
gestatten, können beliebige Formkörper in einem kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Prozeß erzeugt werden.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material aus
Altpapier und dgl. mit beliebiger Ausgangsform. Als Rohstoffe sind gleichermaßen Papier,
Pappe, Altpappe oder Materialien mit ähnlichen Eigenschaften einsetzbar, entweder
sortengerecht oder als Rohstoffgemisch. Die Erfindung soll vorzugsweise einen Beitrag
zum Umweltschutz durch Wiedergewinnung und Aufarbeitung von Sekundärrohstoffen, die
im erheblichen Umfang zur Verfügung stehen, leisten.
Durch das erfindungsgemäße verfahren können verschiedene Endprodukte hergestellt werden,
insbesondere Bauelemente zur Wärme- und Trittschalldämmung, sowie solche zur Schwingungs-
und Stoßdampfung, weiterhin Dacheindeckungs- bzw. Wandverkleidungstafeln, Verbundplatten,
sonstige Formkörper zur Verwendung als Füllmaterial zu Isolier-und Verpackungszwecken.
Sonderbehandlungen durch Zusatz von beispielsweise Hydrophierungsmitteln, Flammenschutzmitteln,
fäulnishemmenden Stoffen oder von Reaktionshelfern sind möglich.
Die Aufzählungen sind als Beispiele zu verstehen.
[0002] Die Analyse des Standes der Technik hat ergeben, daß bereits mehrere verfahren zur
Herstellung solcher Produkte bekannt und einige offensichtlich auch in Benutzung sind.
Auch entsprechende Vorrichtungen zur Durchführung dieser Verfahren sowie das Endprodukt
selbst findet sich im dokumentierten Stand der Technik wieder. Hierzu wird auf die
nachfolgend aufgelisteten Dokumente verwiesen:
DE 31 14 527, DE 33 07 736, DE 34 20 195, DE 34 44 264, DE 35 10 214, DE 35 22 395,
DE 36 24 164, DE 36 41 464, DE 37 04 309, DE 37 18 545, DE 39 00 289, DE 40 25 694,
DE 41 35 069, DE 92 00 066, DE 92 16 620, DE 93 03 498.
Ein wesentlicher bekannter Verfahrensschritt ist die Herstellung eines flüssigen,
vzw. wässrigen Breis aus den genannten Rohstoffen, im folgenden Beschreibungstext
mit Papierbrei bezeichnet, einschließlich Zerkleinerung und Mischung der Komponenten.
[0003] Diese vorbereitenden Maßnahmen sind nicht Gegenstand der Erfindung, vielmehr wird
darauf zurückgegriffen.
Von besonderer Bedeutung ist die Wärmebehandlung des zur Verfügung stehenden Papierbreis.
[0004] Die bekannter, technischen Lösungen zur Wärmebehandlung des Papierbreis greifen ausnahmslos
auf konventionelle Verfahren, Vorrichtungen bzw. Anlagen zurück.
Unter konventionell wird verstanden:
- Die Expansion der Masse wird durch Wärmeeintrag bei Temperaturen von 120 - 140°C erreicht,
- Wärmebehandlung bei Temperaturen über 200°C bei Wasserdampfsättigung in einem Autoklaven,
- Thermische und mechanische Energieeinleitung im Extruder; Beim Verlassen des Extruders
schäumt die Masse infolge Temperatur- und Druckabfall auf,
- Erwärmung unter Druckanwendung allgemein,
- Behandlung mit Heißluft und Dampf
Diese Verfahren sind sämtlich durch hohen Energiebedarf gekennzeichnet, der oftmals
mit einem erheblichen apparativen Aufwand einhergeht, der wiederum aus der hohen Zahl
von Verfahrensschritten resultiert. Sie arbeiten überwiegend diskontinuierlich, weil
die benötigten hohen Energiemengen nicht innerhalb kürzester Zeit eintragbar sind.
Die Flüssigkeitsverdampfung ist durch eine gewisse Zeitverzögerung und Trägheit charakterisiert.
Daher ist die Leistungsfähigkeit nur für eine begrenzte Anzahl von Anwendungsfällen
ausreichend.
[0005] Die Nachbehandlung und etwaige Sonderbehandlungen sind, ebenso wie die Herstellung
des Papierbreis, nicht Gegenstand des erfindungsgemäßen Verfahrens. Hier wird auf
bewährte Mittel und Methoden zurückgegriffen.
[0006] Somit war die Aufgabe zu lösen, die bekannten Verfahren zeitlich zu verkürzen, was
letztlich die Voraussetzung dafür ist, daß der Prozeß auch kontinuierlich durchführbar
ist, daß der apparative Aufwand und Wärmeverluste reduziert werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß wie folgt gelöst:
[0008] Bekanntermaßen schäumt ein mit Flüssigkeit versetzter Papierbrei bei der Behandlung
mit Wärmeenergie dann auf, wenn die Flüssigkeit zu verdampfen beginnt. Durch Zusätze
kann dieser Effekt noch verstärkt werden.
Dieser Vorgang ist darin begründet, daß der Übergang der Flüssigkeit in die gasförmige
Phase mit einer beachtlichen Volumenvergrößerung verbunden ist. Der aus dem Papierbrei
abströmende Dampf schafft sich die notwendigen Strömungswege. Die infolge des Flüssigkeitsentzuges
einsetzende Verfestigung des Papierbreis bewirkt, daß die Strömungswege als Hohlräume
erhalten bleiben.
Hier setzt die erfindungsgemäße Lösung an.
[0009] Es wird vorgeschlagen, den Papierbrei anstelle der konventionellen Wärmebehandlung
einer Mikrowellenstrahlung auszusetzen, die Vorzugsweise im Bereich von 915 MHz und
2,45 GHz liegt.
Die Vorteile dieser Methode des Energieeintrages liegen darin begründet, daß mit Mikrowellen,
im Unterschied zu Wärmestrahlen, sehr hohe Energiedichten realisierbar sind und die
Energie nicht von der Oberfläche aus auf den Papierbrei einwirkt, sondern in diesen
eindringt und die Flüssigkeit direkt erhitzt und zum Verdampfen bringt. Bei entsprechender
Energiedichte vollzieht sich der Prozeß so heftig, daß der entstehende Dampf durch
die Schaffung von Wegen für seine Abströmung aus dem Volumen des durchstrahlten Papierbreis
zu einem Aufblähen der Masse führt und diese in einen porösen Zustand versetzt.
[0010] Da dieser Vorgang infolge des Flüssigkeitsentzuges gleichzeitig ein Trocknungsprozeß
ist, setzt während der Volumenvergrößerung des Papierbreis eine Materialverfestigung
ein, die die im Papierbrei erzeugten Hohlräume stabilisiert. Der Prozeß kann durch
schaumbildende und stabilisierende Zusätze unterstützt werden.
[0011] Der beschriebene Vorgang ist auf folgende physikalische Effekte zurückzuführen, deren
technische Umsetzung Gegenstand der Erfindung ist.
Mikrowellenstrahlung ist in der Lage, Materialien mit entsprechender Dielektrizitätskonstante,
beispielsweise Glas oder Papier, ohne Energieverlust zu durchdringen. Andere Materialien
absorbieren Mikrowellenstrahlung, d.h. sie übernehmen die Energie der Mikrowellen.
Dieser Vorgang wird auch als Ankoppeln an die Mikrowellen bezeichnet. Dies geschieht
im molekularen Bereich und äußert sich in einer Erwärmung des ankoppelnden Materials.
Zu diesem Material gehört beispielsweise Wasser im flüssigen Zustand. In einem wasserhaltigen
Papierbrei wird die durch die Mikrowellen bereitgestellte Energie demnach direkt und
nur an die Wassermoleküle übertragen. Die Wärme entsteht im durchstrahlten Volumen,
also im Inneren des Körpers, durch Dissipation und muß nicht, wie bei einem Wärmetransport
mit einer Temperaturdifferenz als Triebkraft, von außen nach innen übertragen werden.
Deshalb erwärmt sich ein Körper unter Mikrowellenbestrahlung im gesamten durchstrahlten
Volumen gleichmäßig. Infolge von Wärmeverlusten an der Körperoberfläche kann die volumenspezifisch
gespeicherte Wärmemenge im Körperinneren sogar größer als in der Nähe seiner Oberfläche
sein. Bei entsprechender Energiedichte, die zum Verdampfen von Wasser führt, entsteht
im Inneren des durchstrahlten Körpervolumens ein Überdruck, der zum Abströmen des
Wasserdampes in Richtung Körperoberfläche führt.
[0012] Ist der bestrahlte Körper nicht formstabil, wie bei dem betrachteten Papierbrei,
dann werden durch den abströmenden Dampf im Körper Strömungswege in Form von Hohlräumen
geschaffen. Der Körper nimmt eine poröse Struktur an.
Er lockert beträchtlich auf. Sein Volumen vergrößert sich. Da in diesem Stadium gleichzeitig
der Härtungsprozeß infolge Trocknung des Materials einsetzt, bleibt diese voluminöse
und poröse Struktur erhalten.
Bestimmte Zusätze, wie Bindemittel oder Schaumbildner unterstützen diesen Prozeß.
Verfahrenstechnisch bedeutet das eine erhebliche Vereinfachung der Nachbehandlung.
Gegenenenfalls werden Verfahrensschritte eingespart.
[0013] Eine technische Lösung für die Durchführung dieses Verfahrens zur Herstellung von
geschäumtem Material, insbesondere Formkörpern, hängt von der Zielstellung der Produktion
ab und kann sowohl diskontinuierlich als auch kontinuierlich betrieben werden.
Apparativ ist zu garantieren, daß unter Berücksichtigung der Volumenvergrößerung des
Papierbreis eine weitgehend ungehinderte Bestrahlung mit Mikrowellen möglich ist und
gleichzeitig der Wasserdampf ungehemmt aus der Form abströmen kann.
1. Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material aus Altpapier und dgl. mit beliebiger
Form, wobei aus den genannten Rohstoffen in vorbereitenden Verfahrensschritten ein
mit Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser, versetzter Brei hergestellt wird, der mit Zusätzen
zur Erzielung gewünschter Eigenschaften des Endproduktes versehen werden kann, dadurch gekennzeichnet, daß das Aufschäumen und Verfestigen des Breis unter Einwirkung von Mikrowellenstrahlung
erfolgt.
2. Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der flüssigkeitshaltige Brei, nachfolgend als Papierbrei bezeichnet, in der
erforderlichen Menge in eine beliebige Form eingebracht und anschließend der Mikrowellenstrahlung
ausgesetzt wird, wobei die Form im Bereich der Bestrahlung aus mikrowellendurchlässigem
Material, das nicht an die Strahlung ankoppelt, gefertigt ist, und wobei die Ausdehnung
des Papierbreis und das Verdampfen der Flüssigkeit durch die Form nicht wesentlich
behindert wird.
3. Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der infolge Energieeintrag entstehende Flüssigkeitsdampf abgesaugt, einem Kondensationsprozeß
unterzogen und erneut für die Aufbereitung des Papierbreis benutzt wird.
4. Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Prozeß der Aufschäumung und der Formgebung des Papierbreis je nach Gestaltung
der Form kontinuierlich oder diskontinuierlich betrieben wird.
5. Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Aufschäumungs- und Formgebungsprozeß eine oder mehrere Nachbehandlungsstufen
innerhalb oder außerhalb der Form folgen, die bevorzugt die Funktionen der Nachhärtung,
Resttrocknung, Oberflächenbehandlung oder Konfektionierung haben.
6. Verfahren zur Herstellung von geschäumtem Material nach den Ansprüchen 1 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die in den Magnetronen entstehende Wärme für mit thermischer Energie verbundene
Nachbehandlungsverfahren genutzt wird.