[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiete der Mahl- und der Mischtechnik und betrifft ein
Verfahren und eine Vorrichtung nach den Oberbegriffen der entsprechenden, unabhängigen
Patentansprüche zum Aufschlämmen, Emulgieren und/oder Mahlen, insbesondere zum sehr
schonenden Aufschlämmen, Emulgieren und/oder Mahlen, das sich insbesondere für hochempfindliches
pflanzliches und tierisches, festes und/oder flüssiges Material eignet.
[0002] Mit Aufschlämmen soll im folgenden ein Prozess bezeichnet werden, in dem aus einem
Gemisch von festen Teilen und Flüssigkeit unter Zerkleinerung der festen Teile eine
makroskopisch möglichst homogene Aufschlämmung (Brei) erstellt wird. Mit Emulgieren
soll ein Prozess bezeichnet werden, in dem aus Bereichen unmischbarer Flüssigkeiten
eine makroskopisch homogene Emulsion hergestellt wird.
[0003] Es gibt verschiedene Methoden, um inhomogene Gemische bestehend aus festen Teilen
(z.B. Pflanzenteile, wie Blätter, Stengel oder Teile von Wurzeln) und einer Flüssigkeit
(z.B. Wasser) derart zu vermengen und zu verreiben, dass eine relativ homogene und
relativ stabile Aufschlämmung in Form eines Breis entsteht, der zu weiteren Verarbeitungszwecken
verwendet werden kann.
[0004] Beispielsweise wird das Pflanzenmaterial allein mit einer hochtourigen Schneidmaschine,
wie sie für das Zerhacken von Fleisch verwendet wird, fein zerkleinert und das so
entstandene, zerhackte Material für die weitere Aufbereitung, z.B. Gärung oder Fermentation,
mit der Flüssigkeit verrührt. Man kann auch Pflanzenteile mit einem Stabmixer in einem
Behälter direkt unter Zusatz einer Flüssigkeit zu einem Brei verarbeiten.
[0005] Gerade bei der Verarbeitung von frischen Pflanzenteilen hat sich aber gezeigt, dass
solche bekannte Methoden mit erheblichen Nachteilen belastet sind. Will man zum Beispiel
Präparate aus frischen Pflanzen herstellen, so ist es nicht nur wichtig, die Pflanzen
oder Pflanzenteile genügend fein zu zerkleinern, sondern es muss auch dafür gesorgt
werden, dass beispielsweise die Wirk- und Aromastoffe freigesetzt werden. Durch das
Zerhacken mit hochtourigen, scharfkantigen Messerrädern oder hochtourigen Mixern werden
für die Freisetzung der gewünschten Stoffe die feinen Strukturen oft in nur ungenügender
Weise aufgeschlossen, z.B. werden nur diejenigen Zellen aufgebrochen, die gerade an
der Schnittkante liegen, während die anderen intakt bleiben und die Stoffe nicht freigeben.
[0006] Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass durch hohe Drehzahlen, also hohe Werkzeuggeschwindigkeiten,
das Pflanzenmaterial örtlich erwärmt und dadurch die Qualität des Produktes beeinträchtigt
werden kann.
[0007] Ebenso werden Emulsionen durch Zerkleinerung der Tropfen der verschiedenen, nicht
mischbaren Flüssigkeiten mit schnellaufenden, oft scharfen Werkzeugen hergestellt,
wobei die örtliche Erwärmung, insbesondere bei der Verarbeitung von hochviskosen und
hochempfindlichen Flüssigkeiten, wie z.B. Eiweiss, ebenfalls zum Problem werden kann.
[0008] Die oben genannten Probleme treten weniger auf, wenn mit einem Mörser, bestehend
aus Mörserschale und Pistill hochempfindliche Materialien von Hand und mit an das
Material angepasster Kraft und Geschwindigkeit zerkleinert werden. Das Aufbereiten
von Pflanzenmaterialien mit dem Mörser erfordert aber viel Zeit und eine enorme körperliche
Leistung des Menschen. Zudem muss das Material für die Bearbeitung im Mörser vorzerkleinert
sein.
[0009] In der europäischen Patentanmeldung Nr. A2 0 040 182 wird auch ein motorisch angetriebener
Mörser beschrieben, in welchem in einem sich drehenden Mahlgefäss (Mörserschale) ein
schwerer Mahlkörper (Pistill) in Form einer Walze oder eines Kegels liegt, der im
Mahlgefäss frei abrollt, sodass das Material zwischen Mahlgefäss und Mahlkörper zerquetscht
wird. Mit einem derartigen Mörser kann zwar schonend zerkleinert (gemahlen), nicht
aber aufgeschlämmt und emulgiert werden.
[0010] Die Erfindung stellt sich deshalb die Aufgabe, ein Verfahren aufzuzeigen und eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zu schaffen, mit denen Gemische bestehend
aus festen Teilen und Flüssigkeit, bestehend aus festen Teilen und mehreren, unmischbaren
Flüssigkeiten oder bestehend aus unmischbaren Flüssigkeiten in einem Arbeitsschritt
zu möglichst homogenen Aufschlämmungen oder Emulsionen verarbeitet werden können,
mit denen aber auch feste Stoffe gemahlen werden können. Verfahren und Vorrichtung
sollen insbesondere vorteilhaft anwendbar sein für hochempfindliche Materialien. Dabei
sollen die empfindlichen Bestandteile nicht durch örtliche Erwärmung zu Schaden kommen.
Ferner sollen die Feinstrukturen derart bearbeitet werden, dass eine möglichst intensive
Interaktion zwischen den einzelnen Teilen der zu bearbeitenden Materialien möglich
wird, sodass beispielsweise lösliche Bestandteile möglichst vollständig in die Flüssigkeit
übergehen. Die erfindungsgemässe Vorrichtung soll insbesondere vorteilhaft anwendbar
sein für eine schonende Bearbeitung hochempfindlicher, pflanzlicher und tierischer
Materialien. Sie soll auch anwendbar sein für faserige und zähe feste Teile und für
hochviskose Flüssigkeiten. Die erfindungsgemässe Vorrichtung soll ferner derart ausgestaltet
sein, dass sie weitgehend unabhängig vom Behälter ist, in dem das zu bearbeitende
Material enthalten ist, und dass sie einfach an verschiedene Anwendungen anpassbar
ist.
[0011] Diese Aufgabe wird gelöst durch das Verfahren und die Vorrichtung, wie sie in den
Patentansprüchen definiert sind.
[0012] Nach dem erfindungsgemässen Verfahren werden in einem rhythmisch wechselnden Mahl/Rührvorgang
auf die zu zerkleinernden festen Teile oder Tropfen des zu bearbeitenden Materials
rhythmisch Presskräfte, Deformationskräfte und Scherkräfte ausgeübt, wobei die Krafteinwirkung
rhythmisch unterbrochen wird von Verweilzeiten in der Flüssigkeit. Durch die Krafteinwirkung
werden die Festkörperteile in mahlender Weise zerkleinert, das heisst eigentlich zerquetscht,
zerdehnt und zerrissen (nicht zerschnitten), während Flüssigkeit, die an den Festkörperoberflächen
haftet und/oder in die festen Teile eingedrungen ist, mit darin gelösten Stoffen ausgepresst
wird. In den Verweilzeiten wird die ausgepresste Flüssigkeit ersetzt und werden durch
das Quetschen und Zerreissen neu entstandene Oberflächen benetzt und/oder neu zugängliche
Bereiche des Innern der festen Teile mit Flüssigkeit in Interaktion gebracht.
[0013] Für die Erstellung von Emulsionen ist das oben Erläuterte für Tropfen entsprechend
anwendbar. Für einen reinen Mahlvorgang fällt die Interaktion mit der Flüssigkeit
weg.
[0014] Die erfindungsgemässe Vorrichtung ist inspiriert durch den natürlichen Prozess des
Kauens, wie er insbesondere durch Kühe beim Wiederkäuen durchgeführt wird. Dabei werden
Pflanzen oder Pflanzenteile zwischen den mit ineinander passenden Höckern und Mulden
versehenen Kauflächen der Zähne gepresst, zermahlen und zerrissen und im Munde mit
Speichel vermischt. Das Pflanzenmaterial wird dabei nicht nur makroskopisch zerkleinert
sondern auch mikroskopische Strukturen werden aufgeschlossen, sodass beispielsweise
Wirkstoffe und Aromastoffe zugänglich werden. Es ist dabei zu beobachten, dass die
Kuh diesen Kauvorgang rhythmisch ausführt. Man muss daraus folgern, dass durch den
Wechsel zwischen aktivem Kauen zwischen den Zähnen und dem entspannenden Bewegen im
Maul (z.B. durch die Zunge) ein wesentlicher Beitrag zur Qualität des Pflanzenbreis
geleistet wird. Auf diese Weise wird im Beispiel der Natur ein Pflanzenbrei hoher
Qualität zur nachfolgenden Weiterverarbeitung (Verdauung) erzeugt.
[0015] Die erfindungsgemässe Vorrichtung besitzt rotierende "Zähne" (im Sinne von stumpfen
Kauzähnen, wie die oben erwähnten Kauzähne einer Kuh), deren "Kauflächen" rhythmisch
miteinander in Interaktion treten und dabei die geforderten Kräfte auf das zu mischende
und zu zerkleinernde Material ausüben. Durch die Rotation sorgen die "Zähne" gleichzeitig
für eine Zuführung des Materials zwischen die "Zähne" und für eine Durchmischung des
die "Zähne" umgebenden Materials. Eine Interaktion zwischen "Zähnen" und Gefässwand
ist nicht vorgesehen.
[0016] Die erfindungsgemässe Vorrichtung weist mindestens zwei Mahl/Rührkörper auf, die
um zwei parallele Achsen in gegenläufigem Drehsinn rotieren und deren Oberflächen
eine oder mehrere in sich geschlossene Mahlflächen bilden, die durch die Rotationsbewegung
paarweise miteinander an einer sich verengenden Mahlstelle mahlend in Interaktion
treten. Die Mahl/Rührkörper sind dabei paarweise derart ausgestaltet, angeordnet und
angetrieben, dass sich die Mahlflächen eines interagierenden Mahlflächenpaares zur
Zuführung des zu bearbeitenden Materials zur entsprechenden Mahlstelle gleichsinnig
gegen diese bewegen, dass die zwei Mahlflächen sich vor der Mahlstelle zur Erzeugung
von Presskräften gegeneinander bewegen, dass zur Erzeugung von Deformationskräften
die eine der Mahlflächen im Bereiche der Mahlstelle konkav und die andere konvex ist
und dass zur Erzeugung der Scherkräfte die beiden Mahlflächen in Bezug auf die Mahlstelle
sich in derselben Richtung aber mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen.
[0017] Verschiedene, beispielhafte Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrichtung
sollen anhand der folgenden Figuren detailliert beschrieben werden.
[0018] Dabei zeigen:
- Figur 1
- ein Paar von Mahl/Rührkörpern einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemässen
Vorrichtung in perspektivischer Darstellung;
- Figur 2
- die beiden Mahl/Rührkörper der Ausführungsform gemäss Figur 1 als Draufsicht parallel
zu den Rotationsachsen;
- Figur 3
- ein Paar von Mahl/Rührelementen der Ausführungsform gemäss Figur 1 als Draufsicht
parallel zu den Rotationsachsen;
- Figuren 4a bis 4k
- das Paar von Mahl/Rührelementen der Figur 3 in verschiedenen Rotationspositionen;
- Figuren 5 bis 8
- weitere Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrichtung.
[0019] Figur 1 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung. Die Vorrichtung
weist zwei Mahl/Rührkörper A und B auf, die in ihrer entsprechenden, gegenseitigen
Anordnung dargestellt sind. Auch die beiden parallelen Rotationsachsen X und Y mit
ihren Rotationsrichtungen sind dargestellt. Da die mechanische Ausführung der Achsen
und ihre Verbindung zu einem entsprechenden Antrieb von einem Fachmann ohne Schwierigkeiten
ausgelegt und realisiert werden kann, sind diese Teile der Vorrichtung nicht dargestellt.
[0020] Die relative Rotation der beiden Mahl/Rührkörper A und B, wie sie durch die beiden
Achsen X und Y und die beiden Drehrichtungen dargestellt ist, kann auch verstanden
werden als Rotation des Mahl/Rührkörpers B um die Rotationsachse X bei gleichzeitiger
Rotation des Körpers B um die Rotationsachse Y und bei stationärem Körper A. Die Rotationsgeschwindigkeiten
um die Achsen X und Y sind unabhängig von der Art der Rotation gleich gross zu wählen.
[0021] Die beiden Mahl/Rührkörper A und B bestehen aus je einer Mehrzahl, beispielsweise
sechs, Mahl/Rührelementen A.1-6 und B.1-6 die alle dieselbe Form haben. Die Elemente
sind als Scheiben mit zwei parallelen Hauptflächen H und H' ausgebildet und besitzen
eine zweizählige Symmetrieachse, die mit der Rotationsachse (X bzw. Y) zusammenfällt,
das heisst, jedes Mahl/-Rührelement ist nach einer Drehung um 180° um die Rotationsachse
mit sich selbst deckungsgleich. Die Elemente A.1-6 bzw. die Elemente B.1-6 sind schraubenförmig
auf der Rotationsachse X bzw. Y angeordnet, wobei die beiden Schrauben gleiche Steigungen
aber einander entgegengesetzte Windungssinne aufweisen.
[0022] Die die beiden Hauptflächen H und H' je eines Mahl/Rührelementes verbindenden Mantelflächen
M stellen die Mahlflächen dar. Ihre Interaktion soll anhand der Figuren 4a bis 4k
erläutert werden.
[0023] Figur 2 stellt die beiden Mahl/Rührkörper A und B der Figur 1 als Draufsicht parallel zu
den Rotationsachsen dar. Aus dieser Darstellung ist die durch die Mahlflächen MA und
MB der Mahl/Rührelemente A.1 und B.1 in der momentanen Rotationsstellung gebildete
Mahlstelle MS sichtbar. Jedes weitere Paar von Mahl/Rührelementen bildet ebenfalls
eine Mahlstelle. Die Breite der Mahlstelle, das heisst der Abstand der beiden Mahlflächen
MA und MB an der engsten Stelle ist gegeben durch die Abmessungen der Mahl/Rührelemente
und durch den Abstand d der Rotationsachsen X und Y. Er kann auch abhängig sein von
der Rotationsposition der beiden Elemente. Bei gegebenen Mahlelementen A.1 und B.1
kann die Breite der Mahlstelle durch Einstellung des Abstandes d zwischen den Rotationsachsen
X und Y variiert werden, wobei Mittel zu einer solchen Einstellung an sich bekannt
und deshalb nicht dargestellt sind.
[0024] Durch eine anwendungsspezifische Einstellung des Abstandes d kann der Aufschlämmungs-,
Emulgier- oder Mahlprozess an bestimmte Anwendungen angepasst werden. Durch Einstellung
einer Mahlstellenbreite, die in jedem Falle grösser ist als der Durchmesser körniger
Anteile des zu bearbeitenden Materials wird es möglich, dass die Zerkleinerung solcher
körniger Teile (z.B. Samenkörner) verhindert wird. Durch eine kontinuierliche Verkleinerung
des Abstandes d während dem Aufschlämmungs- oder Emulgierprozess kann dieser an die
sich während dem Prozess verändernde Grösse der festen Teile kontinuierlich angepasst
werden. Dadurch wird es möglich, dass auch grobe Körner zum Beispiel zu Beginn des
Mahlprozesses (bei relativ breiter Mahlstelle oder Mahlstellen) nur geringfügig in
den Mahlprozess miteinbezogen werden, so dass die Belastung des Mahlwerkes nicht durch
ein Verklemmen grober Teile zwischen den Mahlwerkzeugen oder in der beim Mahlvorgang
entstehenden Mahltaschen zum Stillstand führt.
[0025] Figur 3 zeigt ein Paar A.1/B.1 der Mahl/Rührelemente der Mahl/Rührkörper gemäss Figuren 1
und 2. In der Figur ist zudem mit Pfeilen angedeutet, welche Bewegungen und Wirbel
die Rührwirkung der rotierenden Mahl/Rührelemente in dem sie umgebenden Material erzeugt.
Zusätzlich wird durch die beiden sich von derselben Seite (Einzugsbereich E) gegen
die Mahlstelle bewegenden Mahlflächen MA und MB das zu bearbeitende Material gegen
und in die Mahlstelle MS bewegt. Es zeigt sich, dass die erzeugten Bewegungen im zu
bearbeitenden Material einerseits ein rhythmisches Abwechseln zwischen Passieren durch
die Mahlstelle MS (Mahlphase) und Erholphase während einer Bewegung um die Mahl/Rührelemente
herum gewährleisten und andererseits auch bei relativ kleinen Rotationsgeschwindigkeiten
genügen, um eine kontinuierliche Homogenisierung des Materials zu bewirken.
[0026] Die Geschwindigkeiten der Mahlflächen in der Mahlstelle sind abhängig von der Rotationsgeschwindigkeit
der Mahlkörper und von den Abständen von den Rotationsachsen der die Mahlstelle bildenden
Mahlflächenstellen. Diese Geschwindigkeiten sind an die Empfindlichkeit des zu bearbeitenden
Materials anzupassen. Experimente haben gezeigt, dass insbesondere die Differenz der
Mahlflächen-Geschwindigkeiten an der Mahlstelle ein wichtiger Bearbeitungsparameter
ist. Geschwindigkeitsdifferenzen in der Grössenordnung von 0,3 bis 1 m/sec haben für
hochempfindliche Materialien sehr gute Resultate ergeben.
[0027] Figuren 4a bis 4k zeigen nun zur Illustration des Mahlvorganges ein Paar von Mahl/Rührelementen A.1
und B.1 wie sie bereits im Zusammenhang mit den Figuren 1 bis 3 beschrieben wurden,
in verschiedenen Rotationspositionen während einer vollen Umdrehung der beiden Elemente.
Es ist aus der Figur ersichtlich, dass während einer Umdrehung der Mahlelemente die
verschiedensten Mahlsituationen entstehen, das heisst mit anderen Worten, dass für
Bestandteile des zu verarbeitenden Materials nicht nur ein rhythmisches Abwechseln
zwischen Mahlphase und Erholungsphase stattfindet, sondern auch ein rhythmisches Wechseln
der eingangs bereits erwähnten Press-, Quetsch-, Deformations- und Schervorgänge.
[0028] Die die Mahlstelle MS bildenden Bereiche der Mahlflächen MA und MB variieren durch
ihren Abstand von der Rotationsachse, was ihre Geschwindigkeit bestimmt, und durch
ihre Form (konkav oder konvex), was ihre Deformationswirkung bestimmt. An den verschiedenen
Stadien der Figur 4 können die folgenden Teilmahlvorgänge beobachtet werden:
- In der Phase a wird die Mahlstelle durch zwei konvexe Mahlflächen gebildet, sodass
keine Deformationswirkung entsteht. Die Deformationswirkung nimmt bis zur Phase e
zu und nimmt von Phase h an wieder ab.
- In der Phase a haben die beiden Mahlflächen etwa die gleiche Geschwindigkeit, sie
üben also keine oder eine sehr kleine Scherwirkung aus. Die Scherwirkung nimmt bis
zur Phase e zu und von Phase h an wieder ab.
Das Maximum an Scherwirkung entsteht bei grösstem Unterschied der Abstände der Mahlstelle
von den beiden Rotationsachsen, was bei der vorliegenden Ausführungsform einem Verhältnis
von ca. 1:3 entspricht, und womit gute Resultate erzeugt worden sind.
- Zwischen den Phasen a und e wird im Einzugsbereich E der Mahlstelle eine Art Mahltasche
kontinuierlich verengt, wodurch Presskräfte entstehen, die die Flüssigkeit langsam
aus den festen Teilen des zu bearbeitenden Materials pressen.
- In Phase g erweitert sich die Mahlstelle vorübergehend, sodass sie von dem zu verarbeitenden
Material oder von Flüssigkeit allein durchspühlt und so gereinigt wird.
[0029] Aus den Figuren 4a bis 4k ist auch ersichtlich, dass das Paar von Mahl/Rührelementen
A.1/B.1 gegenläufig aber in beiden Drehrichtungen rotieren kann. Für die Rotationsachsen
X und Y mit den in der Figur 4a angegebenen Drehrichtungen gilt die Phasenabfolge
in der Reihenfolge a bis k. Für die umgekehrten Drehrichtungen (Rotationsachsen X'
und Y' in Figur 4k) gilt die Reihenfolge k bis a, wobei in beiden Abfolgen gleiche
Mahlsituationen durchlaufen werden.
[0030] Die Wirkung der schraubenartigen Anordnung der Mahl/Rührelemente auf gemeinsamen
Rotationsachsen, wie sie im Zusammenhang mit den Figuren 1 und 2 beschrieben wurde,
kann ebenfalls aus der Abfolge der Figuren 4a bis 4k erklärt werden, wenn diese nicht
als zeitliche Abfolge sondern als relative Stellungen auf der Rotationsachse benachbart
angeordneter Paare von Mahl/-Rührelementen betrachtet wird. Es ist dabei ersichtlich,
dass aus dem sich zwischen den Phasen a bis e verengenden Einzugsbereich E Flüssigkeit
nur in einer Richtung abfliessen kann, nämlich gegen das benachbarte Paar mit einem
noch weiteren Einzugsbereich. Das heisst mit anderen Worten, dass durch eine derartige
schraubenförmige Anordnung der Mahl/Rührelemente eine weitere Bewegung des zu bearbeitenden
Materials und zwar mit einer Komponente parallel zu den Rotationsachsen erzeugt wird,
was sich zusätzlich positiv auf die Homogenisierung der Aufschlämmung oder Emulsion
auswirkt.
[0031] Zu der in den Figuren 1 bis 4 dargestellten Ausführungsform der erfindungsgemässen
Vorrichtung sind mannigfache Variationen vorstellbar. Beispielsweise können die Mahlflächen
(M, Fig. 1) schief zu den Hauptflächen (H und H', Fig 1) angeordnet sein. Die Mahl/Rührelemente
können statt in einer Schraube in jeder beliebigen relativen Position zueinander auf
der Rotationsachse angeordnet sein. Es sind Anordnungen mit mehr als zwei Mahl/Rührkörpern
vorstellbar, wobei diese paarweise mit je zwei parallelen Rotationsachsen oder in
Gruppen zu mehr als zwei Körpern angeordnet sind, wobei die zugehörigen Rotationsachsen
parallel und äquidistant sind und jeder Körper mit mehr als einem anderen Körper in
Interaktion stehen kann.
[0032] Variationen sind auch denkbar, dadurch dass die Mahl/Rührkörper nicht aus einzelnen
Mahl/Rührelementen bestehen, sondern einstückig sind und beispielsweise nicht eine
"Stufenschraube" (Figur 1) sondern eine kontinuierliche Schraube darstellen, deren
Querschnitt aber auf jeder achsialen Position der Form eines Mahl/Rührelementes gemäss
Figur 3 darstellt. Offensichtlich ist die Herstellung eines derartigen Schraubenkörpers
aber bedeutend aufwendiger.
[0033] Weitere Variationen sind denkbar, dadurch dass das Verhältnis des grössten zum kleinsten
Abstand zwischen Mahlfläche und Rotationsachse anders als 1:3 (gemäss Figuren 1 bis
4) ist. Dadurch wird einerseits die maximal erreichbare Scherwirkung beeinflusst und
andererseits auch die mechanischen Eigenschaften der Mahl/Rührelemente. Je grösser
der Unterschied der beiden Abstände wird, desto höhere Scherwirkungen werden erzielt,
aber desto eingeschnürter werden die Elemente. Gute Resultate sind erzielt worden
mit Abstandsverhältnissen von 5:1 bis 1,5:1, insbesondere 3:1 bis 2:1.
[0034] Als weitere Variation ist es vorstellbar, dass die einzelnen Mahl/Rührelemente voneinander
beabstandet auf der Rotationsachse angeordnet sind und beispielsweise ihre Hauptflächen
nicht oder nur teilweise senkrecht zur Rotationsachse verlaufen. Dabei können schiefe
oder geschweifte Hauptflächen eine erhöhte Rührwirkung erzielen. Es ist auch vorstellbar,
dass nur die Elemente des einen Mahl/Rührkörpers voneinander beabstandete Elemente
mit schiefen oder geschweiften Hauptflächen aufweist, während der andere Körper ausgestaltet
ist wie in den Figuren 1 und 2 dargestellt.
[0035] Weitere beispielhafte Ausführungsformen von Paaren von Mahl/Rührkörpern sind in den
Figuren 5 bis 8 dargestellt.
[0036] Figur 5 stellt ein Paar von Mahl/Rührkörpern dar, das aus denselben Elementen besteht wie
die Ausführungsform gemäss Figuren 1 bis 4. Die einzelnen Elemente jedes Körpers sind
dabei aber alle in derselben Rotationsposition auf der entsprechenden Rotationsachse
angeordnet. Ein derartiger Mahl-/Rührkörper kann relativ einfach auch einstückig hergestellt
werden. Die im Zusammenhang mit den Figuren 4a bis 4k beschriebene, durch die schraubenförmige
Anordnung der Mahl/Rührelemente erzeugte Bewegung des zu bearbeitenden Materials parallel
zu den Rotationsachsen fällt bei dieser Ausführungsform weg. Sie kann aber wenigstens
teilweise wettgemacht werden durch entsprechende schiefe oder geschweifte Hauptflächen
auf den beiden Stirnseiten der Mahl/Rührkörper.
[0037] Figur 6 zeigt eine weitere, beispielhafte Ausführungsform eines Paares von Mahl/Rührkörpern
(Schnitt senkrecht zu den Rotationsachsen) bzw. von Mahl/Rührelementen (Draufsicht
oder Schnitt). Es handelt sich dabei um eine Form, die nicht nur, wie die Ausführungsform
gemäss den Figuren 1 bis 5, eine zweizählige Symmetrieachse aufweist sondern ebenfalls
zwei Symmetrieebenen S.1 und S.2. Betrachtungen, wie sie im Zusammenhang mit den Figuren
4a bis 4k angestellt wurden, an derartigen höher symmetrischen Mahl/Rührkörpern oder
-elementen ergeben, dass bei der spiegelsymmetrischen Ausführungsform die muldenförmige
Ausgestaltung des Einzugsbereiches weniger stark ist als bei einer Ausführungsform
gemäss Figuren 1 bis 5, wodurch die Mahlcharakteristik, insbesondere deren Pressaspekt,
leicht verändert wird. Zudem wird in einer spiegelsymmetrischen Ausgestaltung der
am Mahlvorgang aktiv beteiligte Anteil der Mahlflächen geringer, was den Mahlvorgang
etwas weniger effizient macht.
[0038] Figur 7 zeigt eine weitere beispielhafte Ausführungsform von einem Paar von Mahl/Rührkörpern
(Schnitt senkrecht zu den Rotationsachsen) bzw. Mahl/-Rührelementen (Draufsicht oder
Schnitt). Es handelt sich dabei um eine Art Zahnräder mit Zykloidenverzahnung und
beispielsweise fünf Zähnen, die ineinander greifen. Die Wirkungsweise der interagierenden
konkaven und konvexen Mahlflächenbereiche ist dieselbe, wie beschrieben für die anderen
Ausführungsformen. Auch Ausführungsformen, wie in der Figur 7 dargestellt, können
derart ausgestaltet sein, dass sie lediglich eine n-zählige Symmetrieachse (für die
in der Figur 7 dargestellte Ausführungsform ist n = 5) aufweisen oder aber dass sie
zusätzlich n Symmetrieebenen aufweisen. Der Wirkungsunterschied ist dabei derselbe
wie bereits beschrieben.
[0039] Figur 8 zeigt eine weitere beispielhafte Ausführungsform eines Paares von Mahl/Rührköpern
(Schnitt senkrecht zu den Rotationsachsen) bzw. Mahl/-Rührelementen (Draufsicht oder
Schnitt). Im Gegensatz zu den bis anhin beschriebenen Ausführungsformen sind diese
nicht gleich, sondern unterscheiden sich in der Zähligkeit ihrer Symmetrieachsen,
die im dargestellten Beispiel drei- bzw. zweizählig sind. Entsprechend können die
beiden Mahl/Rührkörper für eine Interaktion nur mit Rotationsgeschwindigkeiten, die
sich wie 3:2 verhalten, betrieben werden.
1. Verfahren zum Aufschlämmen, Emulgieren und/oder Mahlen, wobei das zu verarbeitende
Material bestehend aus festen Teilen, aus festen Teilen und einer Flüssigkeit, aus
festen Teilen und mehreren nicht mischbaren Flüssigkeiten oder bestehend aus mehreren
nicht mischbaren Flüssigkeiten gerührt und an mindestens einer sich verengenden Mahlstelle
(MS) zwischen Bereichen von zwei in sich geschlossenen, rotierenden Mahlflächen (MA,
MB) bearbeitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass zur Zuführung des zu bearbeitenden Materials zur Mahlstelle (MS) und zur Erzeugung
von pressenden Kräften auf die Bestandteile des zu bearbeitenden Materials die zwei
Mahlflächen (MA, MB) von der gleichen Seite und sich einander nähernd zur mindestens
einen Mahlstelle (MS) bewegt werden, dass zur Erzeugung scherender Kräfte auf die
Bestandteile des zu bearbeitenden Materials die beiden Mahlflächen (MA, MB) mindestens
zeitweise mit verschiedenen Geschwindigkeiten durch die Mahlstelle (MS) bewegt werden
und dass zur Erzeugung von deformierenden Kräften auf die Bestandteile des zu bearbeitenden
Materials im Bereiche der Mahlstelle (MS) mindestens zeitweise die eine Mahlfläche
konkav und die andere konvex ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Erzeugung der pressenden, scherenden und deformierenden Kräfte einem zeitlichen
Rhythmus untergeordnet ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Grössen der auf die Bestandteile des zu bearbeitenden Materials ausgeübten
Kräfte einem zeitlichen Rhythmus untergeordnet sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand der Mahlflächen (MA, MB) an der Mahlstelle (MS) während dem Aufschlämmungs-
und/oder Emulgierprozess einstellbar ist.
5. Vorrichtung zum Aufschlämmen und/oder Emulgieren nach dem Verfahren gemäss einem der
Ansprüche 1 bis 4 mit mindestens zwei Mahl/Rührkörpern (A, B), die paarweise um zwei
parallele Rotationsachsen (X, Y) in gegenläufigem Drehsinn rotierend antreibbar sind
und deren Oberflächen paarweise an mindestens einer Mahlstelle (MS) mahlend interagierende,
in sich geschlossene Mahlflächen (MA, MB) bilden, dadurch gekennzeichnet, dass die Mahlflächen (MA, MB) derart ausgebildet und/oder antreibbar sind, dass
sie mindestens an der Mahlstelle (MS) mindestens zeitweise mit verschiedenen Geschwindigkeiten
bewegbar sind, dass die Mahlflächen (MA, MB) senkrecht zu den Rotationsachsen (X,
Y) konkave und konvexe Bereiche aufweisen und dass die Mahl/Rührkörper (A, B) derart
relativ zueinander angeordnet sind, dass die Mahlstelle (MS) oder Mahlstellen mindestens
zeitweise durch einen konkaven und einen konvexen Mahlflächenbereich gebildet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Mahlflächen (MA, MB) parallel zu den Rotationsachsen (X, Y) der Mahl/Rührkörper
(A, B) sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mahlfläche oder Mahlflächen jedes Mahl/Rührkörpers (A, B) in Ebenen senkrecht
zu den Rotationsachsen (X, Y) Punkte mit verschiedenen Abständen von den Rotationsachsen
(X, Y) und sowohl konkave als auch konvexe Bereiche aufweisen.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis zwischen maximalem Abstand von Mahlfläche und Rotationsachse
und minimalem Abstand zwischen Mahlfläche und Rotationsachse 3:1 bis 2:1 beträgt.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Mahl/Rührkörper (A, B) aus einer Anzahl von gleichen Mahl/-Rührelementen
(A.1-6, B.1-6) besteht, die auf einer Rotationsachse angeordnet sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Schnitte durch Mahl/Rührkörper (A, B) oder Mahl/Rührelemente (A.1-6, B.1-6)
senkrecht zu den Rotationsachsen (X, Y) eine n-zählige Symmetrieachse aufweisen, wobei
n gleich oder grösser als zwei ist, und dass sie derart angeordnet sind, dass die
Symmetrieachse mit der Rotationsachse (X, Y) zusammenfällt.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Schnitte durch Mahl/Rührkörper (A, B) oder Mahl/Rührelemente (A.1-6, B.1-6)
senkrecht zu den Rotationsachsen (X, Y) zusätzlich n Symmetrieebenen (S.1, S.2) aufweisen.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass äquidistante Schnitte senkrecht zu den Rotationsachsen (A, B) durch einen Mahl/Rührkörper
(A, B) oder Schnitte durch die Mahl/Rührelemente (A.1-6. B.1-6) eines Mahl/Rührkörpers
(A, B) alle gleich sind und schraubenförmig um die Rotationsachse (X, Y) angeordnet,
wobei die Windungsrichtung der Schraube des einen Mahl/Rührkörpers eines Paares entgegengesetzt
ist zur Windungsrichtung der Schraube des anderen Mahl/Rührkörpers.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass jeder der Mahl/Rührkörper (A, B) eines Paares um je eine Rotationsachse (X,
Y) rotierend antreibbar ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass von einem Paar von Mahl/Rührkörpern (A, B) der eine stationär ist und der andere
um den einen und um sich selbst rotierend antreibbar ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (d) zwischen den Rotationsachsen (X, Y) einstellbar ist.