[0001] Aus den Offenlegungsschriften DE 40 14 176 A1 und DE 4242538 A1 sind biologisch abbaubare
Formmassen bzw. Fasermatten bekannt, welche vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen
bestehen und vielfach unter Druck und Hitze durch Aktivierung der Lignine oder Pektine
im Werkzeug miteinander verkleben und bei dem Aussetzen in einem biologischen Umfeld
verrottbar sind. Für diese Produkttechnik ist jedoch Zeit ein wichtiger Faktor, zumal
das Problem bei nachwachsenden Rohstoffen im technischen Einsatz, vorwiegend die häufig
nicht gegebenen thermoplastischen Eigenschaften dieser Werkstoffe sind.
[0002] Aufgabe der Erfindung war es nun für den Vliesbereich, vorwiegend wo Sortenreinheit
und daher Recycling kaum möglich ist, eine weitgehend gestaltbare verrottungsfähige
thermoplastische Polymerfaser zu finden, welche, verarbeitet zum Vlies, Formteil,
aber auch z.B. als Vlies-Folienverbund, durch die Verbindungen von Kunststoff- und
Natureigenschaften rasche technische Behandlungsschritte bei z.B. Vakuum oder Preßverformungen,
aber auch HF, Ultraschall, Thermoverschweißungen und dergleichen zuläßt, bei Verwendungen
z.B. im Geobereich, aber auch in Verbindung und zusätzlicher Nutzung von nachwachsenden
Rohstoffen, wie Jute, Flachs, Sisal, Wolle etc., oder Mischungen daraus, sowie auch
in Verbindung mit weiteren abbaubaren organischen Zuschlagstoffen, z.B. geschäumter
Stärke. Diese vielfach luftdurchlässig benötigten Vliese oder Verbundmaterialien sollten
trotz dieser Vorgaben unter Einwirkung eines natürlichen Umfeldes ganz oder teilweise,
auch als Verbund verrottbar, wasserlöslich, oder in einer bevorzugten Version auch
kompostierbar sein, und im letzteren Fall die Mikroorganismen nicht durch toxische
Bestandteile oder Abbauprodukte gefährden.
[0003] In den Anwendungsmöglichkeiten dieser Faservliese oder Verbünde geht es darum, diese
so zugestalten, daß sie nahezu für den ganzen Bereich der Geotextilien, wie z.B. bei
der Böschungsverfestigung, im Tunnel- oder Wasserstraßenbau, für die Filtration, im
Wärme- und Schalldämmbereich, wie auch im Gärtnereibedarf, z.B. für Kompostanlagen
und Pflanztöpfe, für Verpackungen z.B. Äpfel, und in der Landwirtschaft als z.B. unterpflügbare
Abdeckungsmatten, oder geschnitzelt z.B. als Bodenauflockerung und Verbesserung, wie
beim Einsatz im Hygiene- und Medizinbereich, z. B. als Windeln und Pflaster, geeignet
sind.
[0004] Nachdem solche, durch unterschiedliche Füllmengen und/oder Modifikationen auf Stärkebasis,
auf kontrollierte Abbaubarkeit konstruierbare thermoplastische Polymerfasern vom textilen
Markt nicht angeboten werden, müssen Folienhersteller mit Folien, die z. B. aus Stärke
extrudierbar sind, oder die leichter mit Stärke füllbar, oder auch mehrschichtig sind,
z.B. mit PE/ PP oder PET / PE-Schichten (und damit den Eigenschaften von Bikomponentenfasern
nahekommen), und danach fibrilliert werden können, vorerst entsprechende Folienfasern
zur Verfügung stellen. Hierbei sollen diese Trägerstoffe, z.B. auch mit mehr als 15
% Stärkeanteilen gefüllt, wie auch bei Verbundmaterialien mit entsprechend modifizierten
Folien, das Kompostieren lösen, da die vergleichsweise preiswerte Kompostierung, Deponien
und Verbrennungsanlagen entlasten würde.
[0005] Diese unterschiedlichen Aufgaben werden dann auch, vorwiegend durch unterschiedliche
Stärkeanteile und/oder Stärkemodifikationen z.B. Amylose, welche aus Kostengründen
nicht durch Fermentation gewonnen sind in den eingesetzten synthetischen Polymerfolienfasern
und/oder Copolymerfasern oder mit natürlichen oder modifiziert natürlichen Polymerfolienfasern
und/oder biomodifizierten Polymerspinnfasern, Type A, erreicht, durch unterschiedliche
Anordnung und Kombinationen von Fasern innerhalb der Faservliese, oder z.B. durch
schichtigen Aufbau, oder auch mit anderen verrottbaren Materialien kombiniert, aber
auch durch unterschiedlichste Mischungsverhältnisse bei den eingesetzten Fasern, die
z.B. eine auf die Anwendung zugeschnittene gestaltbare Anfangsfestigkeit oder z.B.
rasche Verformbarkeit zum Formteil ermöglichen. Als kompostier- und abbaubar sind
als Ergänzung zu den aus oder mit Stärke verwendeten Fasermaterialien gemäß Anspruch
1, Type A, Produkte aus nachfolgenden Bereichen als Matrixprodukte B besonders geeignet,
sofern sie aus nachwachsenden Rohstoffen stammen oder bei z.B. natürlichen oder synthetischen
Polymeren aus Cellulose, aus Zucker z.B. Polyhydroxyfettsäuren (PHB/ PHBV), aus Eiweiß
z.B. Gelatine (Polypeptide), aus Polycaprolacton, aus Polylactiden und dergleichen,
sowie, wenn speziell wasserlösliche Produkte gefragt sind aus z.B. Aligaten, Polyvenylalkohol
oder ungesättigten Carbonsäuren hergestellt sind. Für den ebenfalls möglichen Photoabbau
von Fasern oder Faserfolienkombinationen sind besonders als Matrixprodukte B, z.B.
bei Abdeckungen im landwirtschaftlichen Bereich, Materialien auf Basis Ethylen/Kohlenmonoxid
sowie Ethylen und Styrol mit Vinylketonen oder Olefine mit speziell auf UV-Belichtung
reagierenden Additiven besonders geeignet. Als Zuschlagstoffe sind z.B. Schäume, Schnitzel
oder jegliche anderen denkbaren Formate aus den genannten Werkstoffen vorstellbar.
[0006] Neben Produkten auf Basis Stärke, wie auch natürlicher oder natürlich modifizierter
Polymere aus Polyester, welche vorwiegend aus Stärke, durch fermentieren, oder über
Bakterienstämme modifizierten Pflanzen, wie z.B. Kartoffeln oder Raps, gewonnen werden
können, und häufig bereits wasserlöslich sind, sind es in der bevorzugten Ausführung
zum Erreichen maximaler Vorteile durch die angestrebten Lösungen thermoplastische
verrottbare Fasern, welche aus einer Olefinfolie vorwiegend durch Fibrillieren hergestellt
werden, da diesen preiswerten Polyolefinfolien hohe Zusätze von ebenfalls preiswerter
biologischer Stärke bzw. modifizierter Stärke von auch mehr als 50 % aus Mais, Kartoffeln
und dergleichen hinzugefügt werden können, was quantitativ bei gesponnenen synthetischen
Polymerfasern nur in wesentlich geringeren Mengen möglich ist, und was bei solchen
mit Stärkeanteilen gesponnenen Fasern dann auch dadurch zu wesentlich längeren Verrottungszeiten
führt.
[0007] Für den Verpackungsbereich werden seit einiger Zeit Verpackungsfolien angeboten aus
Stärke oder solchen mit Stärke biomodifizierten Polyolefine. Für die erfinderische
Aufgaben und die Anwendungen über den Non-woven-Markt ist es daher nötig, diese Folien
zu fibrillieren, teilweise auch abzulängen, um sie einsetzbar zu machen, um daraus
die benötigten verarbeitbaren Fasern herzustellen. Bei diesen biomodifizierten thermoplastischen
Folienfasern sollte es sich vorwiegend um solche handeln, welche mit ausgewählten
Mengenanteilen, Stärke und bei Bedarf weiteren Zuschlagstoffen von z.B. pflanzlichen
Weichmachern, ungesättigten biologischen Ölen, Fetten oder auch Additiven zur Bildung
von Peroxyden, vorwiegend als Prooxidanten, welche durch Vergrößerung der Oberflächen
durch verbesserte Wärme und Sauerstoffzufuhr zu einer Herabsetzung der mechanischen
Eigenschaften der Polymere führen, wobei der oxidative Kettenabbau dann bis zu einem
Grad erfolgt, welcher dann durch Abbau der Molmasse (< 1000 für z.B. Kompostierung),
beim Zustandekommen eines bakteriellen Umfeldes, somit erst auf der Deponie, in der
Erde, im reglementierten Kompostierbereich, durch die Art und Anteile der verwendeten
Stärke- und Zuschlagstoffe, weitgehendst auf Abbauzeit konstruiert werden können,
dabei wie geplant zerfallen, oder aber wasserlöslich sind.
[0008] Auf diese Art und Weise kann dieses Material, z.B. bei Einsatz mindestens einer weiteren
biologischen Matrixfaser, wie Jute, Kokos, Flachs und dergleichen, oder einem ausschließlichen
Einsatz dieser Stärke enthaltenen synthetische Polymer-, Spinn- oder Folienfasern,
oder natürlichen oder natürlich modifizierten, weitgehend auf Stärke basierenden Polymerfasern
zur Matte, oder in Kombination mit weiteren abbaubaren polymeren Fasern, z.B. Copolyestern
(CPEE) und Copolyamiden, wie sie z.B. von der Universität Lodz, Polen; zum Techtex-Symposium
1992, Frankfurt, Vortrag 402, veröffentlicht worden sind, ohne Schädigung von Erde
und Wasser, somit von Grundwasserproblemen im Bodenbereich, in der Deponie, wie im
Kompost, durch Umwandlung zur Biomasse eingesetzt werden.
[0009] Im Geobereich kann es z.B. bei Tunnel- oder Bahn-Böschungsverfestigungen sinnvoll
sein, nicht nur Flammschutzmittel aufzusprühen, sondern diese Materialien auch in
einer Mischung mit z.B. anorganischen Materialjen, wie Glasgeweben und dergleichen,
oder organischen Polymerfaserstrukturen zu verbinden, um zum einen über die biologisch
abbaubaren Fasern eine Drän-, Trenn-, oder z.B. auch Pflanzschicht zu bilden, über
die Stärke enthaltenden thermisch fixierbare Polymerfasern eine mittelfristige Festigkeitskomponente
zu haben, aber andererseits auch z.B. gegen Feuer oder Erddruck eine zusätzliche Stabilitäts-
und Bewehrungsschicht zu bekommen.
[0010] Im Hygienebereich gilt es, insbesondere bei den Windeln, Lösungen zu finden, um den
enormen Platz- oder Verbrennungsbedarf zu lösen. Hier sind besonders Lösungen in Kombination
von Faserschichten aus, sofern biomodifiziert, zumindest kurzfristig hydrophoben thermoplastischen
Fasern, und solchen mit hoher Speicherfähigkeit aus z.B. Viskose, oder auch biomodifizierte
Thermoplaste durch zusätzliche sogenannte Superabsorber, z.B. Polyacrylatkernen mit
und ohne Faseranteilen, und in Verbindung mit einer weiteren Schicht einer biologisch
abbaubaren Folie denkbar.
[0011] Weiter war die Verwendung dieser Materialien auch für verformte Teile anzustreben,
wie z.B. Pflanztöpfe oder Lebensmittelverpackung oder Filtern wo z.B. auch die Trenneigenschaften
verschiedener Flüssigkeiten mit Superabsorberanteilen ausgenutzt werden können, und
wo auch für eine rasche Verformung, z.B. im Preßverfahren, durch die thermoplastischen
Bindefasern schnellere Arbeitszyklen ermöglicht werden.
Beispiel 1
[0012] Dabei werden diese Fasermatten für Formteile für den Verpackungsbereich (Äpfel) aus
einer Mischung 30 % Faser A mit mindestens 20 % Stärkeanteilen, um es auch z.B. mit
dem Lebensmittelinhalt kompostierbar zu halten, und 70 % Jutefaser 400 - 500 g m²
vernadelt, dann vorwiegend in einem oder mehreren Arbeitsschritten zwischen heiße
Platten gelegt, oder z.H. Strahlungswärme ausgesetzt, dabei thermisch vorgewärmt,
und danach in ein gekühltes Werkzeug abgelegt und verformt. Sie können nach kurzer
Preßdauer, ausreichend verfestigt, herausgenommen, gestanzt, und einer weiteren Verwendung
zugeführt werden.
Beispiel 2
[0013] Für Böschungsverfestigungen sind zu 20 % eine Folienfaser Type A mit mehr als 50
% Stärkeanteilen, zu 60 % eine Flachsfaser und zu 20 % Superabsorberanteile denkbar,
vernadelt und thermofixiert, wobei die Superabsorberanteile die Aufgabe haben, Nährflüssigkeit
für einen Pflanzensamen zu binden und durch die permanente Feuchtigkeitsaufnahme und
Abgabefähigkeit für eine rasche Durchwurzelung z.B. von gesäten Gräsern zu sorgen.
Beispiel 3
[0014] Im Bereich von unterpflügbaren Abdeckmatten geht es hier vorwiegend auch darum, luft-
und feuchtigkeitsdurchlässige sowie wärmedämmende Non-woven-Produkte anstatt Folien
einzusetzen mit einer Mischung aus 20 %, einer mit mindestens 20 % Stärke gefüllten
LDPE-Folienfaser Type A und 80 % einer Folienfaser B, hergestellt aus Ethylen/Kohlenmonoxiden,
thermisch gebunden, wobei insbesondere der Hauptanteil der Matrixfasern durch die
Einwirkung von Licht-, besonders UV, photoabbaubar ist, und nach der Nutzungszeit
somit leicht untergepflückt werden kann.
Beispiel 4
[0015] Für den Bereich Windelhosen sind als obere Trockenhaltfaser- und Schweißschicht,
beispielsweise mit Stärke modifizierte gesponnene Polyethylenfasern oder auch gesponnene
Polyesterfasern (CPEE), die zumindest anfänglich hydrophob sind, denkbar, oder Mischungen
aus PP- und PE-Fasern, vorwiegend thermisch gebunden. Als Absorberschicht für das
Aufsaugen von Flüssigkeit kann z.B. Viskose mit oder ohne Superabsorberanteilen eingesetzt
werden, aber auch z.B. modifizierte PP- oder PE - Fasern mit Superabsorbern, thermisch
oder mit abbaubaren Acrylatdispersionen gebunden, und als letzte Abdichtung und für
das Verschweißen eine biomodifizierte Polyethylenfolie aus LDPE.
1. Faservlies bestehend aus wenigstens einer Sorte einer thermoplastischen Faser A, bestehend
im wesentlichen aus natürlichen Polymeren und/oder aus mit synthetischen Polymeren
modifizierten natürlichen Polymeren, und/oder synthetischen Polymeren, gekennzeichnet
dadurch, daß die hierbei eingesetzten Fasern A zusätzlich anteilig mit nicht über
Fermentation gewonnener biologischer Stärke modifiziert sind.
2. Faservlies gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß es sich bei den Fasertypen
A im wesentlichen um solche aus Polyolefinen und/oder Polyester/Copolyestern handelt.
3. Faservlies gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß die biologische Abbaubarkeit
des Faservlieses mit thermoplastischen Fasern der Fasertype A, vorwiegend durch anteilige
Zusätze und/oder Modifikationen von biologischer Stärke aus Rüben, Zuckerrohr, Mais,
Weizen und dergleichen gesteuert wird.
4. Faservlies nach einem der vorherigen Ansprüche, gekennzeichnet dadurch, daß diese
besonderen Fasern A insbesondere aus einer Folie, durch z.B. Fibrilieren, hergestellt
werden.
5. Faservlies gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß das Vlies mit mindestens
einer weiteren Fasertype B gemischt wird, welche aus biologisch abbaubaren Polymerfasern
und/oder Naturfasern wie Wolle, Jute und dergleichen, besteht.
6. Faservlies nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Vlies mechanisch verfestigt wird, z.B. durch Nadeln oder thermisch oder über Binder
oder aus Kombinationen aller dieser Möglichkeiten.
7. Faservlies hergestellt nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet dadurch,
daß das Vlies aus wenigstens zwei unterschiedlich zusammengesetzten Faserlagen besteht.
8. Faservlies hergestellt nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet dadurch,
daß dieses Faservlies aus wenigstens zwei, vorwiegend seperat hergestellten Schichten
Faservliesen nach vorherigen Ansprüchen besteht, wobei diese Vliese dabei durch unterschiedliche,
dem Stand der Technik entsprechenden Möglichkeiten miteinander verbundenen werden.
9. Faservlies nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet dadurch, daß innerhalb
des Faservlieses und/oder ein- oder beidseitig an den Oberflächen und/oder zwischen
den Schichten, vollflächig oder partiell, mindestens eine funktionelle und/oder stabilisierende
Schicht und/oder Zuschlagsstoffe- und/oder Verstärkungsmaterial besteht aus ebenfalls
verrottungsfähigem Material, wie Fasern, Folien, Gittergeweben, Gelegen, Maschengebilden,
aufgesprühten Substanzen oder dergleichen.
10. Faservlies hergestellt nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet dadurch,
daß innerhalb des Faservlieses und/oder, ein- oder beidseitig an den Oberflächen und/oder
zwischen den Schichten, vollflächig oder partiell, mindestens eine funktionelle und/oder
stabilisierende Schicht oder Verstärkungsmaterial in Form von Fasern, Vliesen, Folien,
Ge weben, Maschengebilden, aufgesprühten Substanzen oder dergleichen, aus nicht verrottbaren
Materialien besteht.
11. Verwendung eines Faservlieses nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 10.