[0001] Die Erfindung befaßt sich mit einem aufbügelbaren Einlagevliesstoff gemäß dem Oberbegriff
des ersten Patentanspruchs. Ferner wird ein Verfahren zur Herstellung gemäß dem Oberbegriff
des ersten Verfahrensanspruchs angegeben.
[0002] EP 0 390 579 B1 beschreibt ein steppgebundenes textiles Flächengebilde, welches eine
Faservlieslage und im Abstand angeordnete Reiben von Stichen mit einem Reihenabstand
von 2 bis 10/cm besitzt. Das Steppgarn macht 2 bis 20% des Gesamtgewichts des textilen
Flächengebildes aus. Die Faserlage besteht aus gebundenen Fasern, und das textile
Flächengebilde besitzt eine Dehnbarkeit in Stichrichtung von 10 bis 75%. Das dort
beschriebene Herstellungsverfahren umfaßt das Steppen einer Faservlieslage mit einem
elastischen Faden, welcher währenddessen um 10 bis 100% gestreckt ist. Es werden im
Abstand angeordnete, parallele Reihen von Stichen gebildet. Danach wird die Spannung
aufgehoben und erst anschließend die Schrumpfbehandlung vorgenommen.
[0003] Diese Abfolge der Verfahrensschritte führt zu einem Vliesstoff, welcher, abgearbeitet
als aufbügelbarer Einlagevliesstoff, auf dem Oberstoff im Doppelfixierbereich eine
nachteilige Oberflächenunruhe zeigen würde. Die Unruhe tritt auch auf beim Schrägziehen
des mit dem Einlagevliesstoff fixierten Oberstoffs. Mit dem beschriebenen Verfahren
sind zudem leichte Vliesstoffgewichte von 10 bis 40 g/m² auf einer Kettwirkmaschine
nur schwierig darstellbar, weil die Spannungen in Kettrichtung im Zusammenhang mit
dem nur leicht gebundenen und leicht zerstörbaren Vliesstoff nur schwer zu kontrollieren
sind.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, einen elastischen, mittels Haftmasse aufbügelbaren
Einlage-Vliesverbundstoff anzugeben, der leicht ist, einen runden, flachen und weichen
Griff mit perfekter Oberflächenglätte aufweist und der waschund chemischreinigungs-beständig
ist. Ferner soll ein Verfahren zur Herstellung dieses Einlagevliesverbundstoffs angegeben
werden.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe besteht in einem Einlagevliesverbundstoff, welcher die
Kennzeichen des ersten Patentanspruchs aufweist. Das erfindungsgemäße Verfahren ist
im ersten Verfahrensanspruch gekennzeichnet. Vorteilhafte Ausgestaltungen werden jeweils
in den Unteransprüchen angegeben.
[0006] Der Einlagevliesverbundstoff ist mit aufgebrachter Haftmasse aufbügelbar ausgerüstet
und enthält einen 10 bis 40 g/m² schweren Vliesstoff, welcher eine elastische Kettverstärkung
aufweist. Diese enthält 5 bis 25 g/m² texturierte Kettfäden mit einer Primärdehnung
von 10 bis 35%, einem Gesamttiter von 30 bis 120 dtex und einer Fadenzahl von 3 bis
25/inch (1,8 bis 9,84/cm). Der Verbundstoff weist in Längsrichtung eine Dehnung von
50 bis 120% auf. Das Gewichtsverhältnis Kettfäden:Vliesstoff beträgt 1:3 bis 3:1.
[0007] Das Herstellungsverfahren für den Einlagevliesverbundstoff wird in einer Kettwirkmaschine
mit Vliesstoffeintrag durchgeführt.. Der Vliesstoff wird mit den texturierten Kett-Filamenten
verstärkt und der entstehende Verbund danach thermofixiert sowie mit einem Schmelzkleber
versehen. Dabei wird der Vliesverbundstoff nach dem Eintrag der Kettfäden, jedoch
vor der Thermofixierung, spannungslos einem vollständigen Schrumpfprozeß unterzogen,
wonach dessen Enddehnung in Längsrichtung 50 bis 120% beträgt.
[0008] Es war nicht zu erwarten, daß der anfangs durch die Kettverstärkung relativ starre
und im entspannten Zustand elastische Vliesstoff nach dem Schrumpfprozeß einen Einlagevliesverbundstoff
ergibt, welcher nach der Fixierung auf einen Oberstoff mittels Schmelzkleber eine
hervorragende Oberflächenglätte auch bei Doppelfixierung und Dämpfen, ergibt. Auch
das Schrägziehen läßt, im Gegensatz zu allen kettverstärkten Einlagevliesstoffen des
Standes der Technik, keine Oberflächenunruhe erkennen. Dies ist vor allem deshalb
überraschend, weil die Kettfäden relativ dick sind.
[0009] Vor der Schrumpfung weist der Verbundstoff eine Längsdehnung zwischen 15 und 35%
auf, danach zwischen 50 und 120%.
[0010] Als besonders geeignet für die Erfindung erwiesen sich Kettfäden aus Nylon 6 oder
Nylon 66, weil diese eine besondere Weichelastizität erzeugen.
[0011] Einen besonders guten Warenausfall erhält man mit Seite/Seite-Bikomponentenfilamenten
mit Nylon 6- oder 66- einerseits und Polyester-Komponente andererseits.
[0012] Kettfäden aus Polyester werden bevorzugt, wenn man besonders farbstabile Einlagestoffe
produzieren möchte.
[0013] Zweckmäßig wird man als Grundlage weiche Vliesstoffe wählen. Bevorzugt sind punktverschweißte,
fasergebundene Vliesstoffe.
[0014] Eine besondere Weichheit wird erzielt, wenn der Vliesstoff mit Wasserstrahlen verfestigt
ist. Dabei können im Interesse einer besonders hohen inneren Festigkeit auch thermoplastische
Bindefasern zusätzlich enthalten sein.
[0015] Alternativ sind auch verfestigende Bindemittel einsetzbar. Solchermaßen verhärtete
Versionen eignen sich besonders für längselastische Bundeinlagen im Hosenbereich,
welche die Anpassung an den Körperumfang erleichtern sollen.
[0016] Beim Herstellungsverfahren muß der Schrumfprozeß bezüglich des mit den Kettfäden
versehen Vliesstoffs spannungslos durchgeführt werden, weil auf diese Weise die Elastizität
des Verbundstoffs am besten erreicht wird. Die Schrumpfung kann mit Heißwasser erfolgen;
bevorzugt ist jedoch Sattdampf, weil dabei wegen der geringeren Feuchtigkeitsaufnahme
der Vliesverbundstoff am geringsten geschädigt wird und trotzdem der Schrumpfprozeß
vollständig verläuft.
[0017] Die folgenden Beispiele sollen das Wesen der Erfindung, ohne diese einzuschränken,
näher verdeutlichen.
Beispiel 1
[0018] Auf eine Wirrmaschine wird ein Vlies gelegt mit 100% Polyamid 6-Fasern und einem
Flächengewicht von 20 g/m². Das Vlies wird auf einem Kalander, bestehend aus einer
gravierten und einer glatten Walze, bei 200°C zu einem Vliesstoff verfestigt. Auf
einer Raschelmaschine mit Vliesstoffeintrags-Möglichkeit wird dieser mit einem texturierten
Bikomponenten-Kettfaden aus Polyamid 6/Polyester (Seite/Seite) durchwirkt, wobei der
Titer 78 dtex beträgt. Die Fadenzahl beträgt 18 /inch (7,09/cm), bei gleichmäßigem
Abstand zwischen den Fäden.
[0019] Der auf diese Weise hergestellte Verbundstoff wird spannungslos in einem Dämpfungsaggregat
mit Sattdampf behandelt und aufgedockt. Dabei zeigt sich, daß der vorerst fast starre
Faden mit einer ursprünglichen Längsdehnung von etwa 20% elastisch geworden ist und
eine Dehnung von 80% aufweist.
[0020] In einem Spannrahmen wird der Verbundstoff bei 190°C einem Fixiervorgang unterzogen.
Es folgt der punktförmige Auftrag eines Copolyamid-Schmelzklebers in einer Menge von
16 g/m².
[0021] Beim Fixieren dieses Materials in einer Durchlaufpresse bei 140°C zeigt sich sowohl
bei Einfach- als auch bei Doppelfixierung, vor und nach dem Abdämpfen, eine sehr glatte
Oberfläche auf dem Oberstoff, ohne daß beim Verzug in Diagonalrichtung (Schrägzug)
ein Unruhe auftritt.
Beispiel 2 (Gegenbeispiel)
[0022] Das Verfahren nach Beispiel 1 wird wiederholt mit dem Unterschied, daß ein nichttexturierter
Polyamid 6-Kettfaden eingesetzt wird. Dessen Dehnung liegt bei etwa 15% in Längsrichtung
und verändert sich nicht, wenn man die Ware einem Dämpfungsprozeß gemäß Beispiel 1
aussetzt. Das Material wird auf die dort beschriebene Art weiterbehandelt.
[0023] Bei Einfachfixierung ohne Dämpfung zeigt dieser Verbundstoff zwar eine ähnliche Oberflächenruhe
wie in Beispiel 1, jedoch bewirken Doppelfixierung und vor allem Schrägzug eine deutliche
Verschlechterung der gewünschten Oberflächenglätte. Der Griff ist deutlich fester
und untextiler.
1. Mittels Haftmasse aufbügelbarer Einlagevliesverbundstoff, enthaltend einen Vliesstoff
mit einer elastischen Kettverstärkung, wobei der Vliesstoff 10 bis 40 g/m² schwer
ist, mit 5 bis 25 g/m² texturierten Kettfäden verstärkt ist, welche eine Primärdehnung
von 10 bis 35%, einen Gesamttiter von 30 bis 120 dtex und eine Fadendichte von 3 bis
25/inch (1,8 bis 9,84/cm) aufweisen, daß das Gewichtsverhältnis Kettfäden:Vliesstoff
1:3 bis 3:1 beträgt und daß der Verbundstoff eine Enddehnung in Längsrichtung von
50 bis 120% besitzt.
2. Einlagevliesverbundstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kettfäden
aus Nylon 6 bestehen.
3. Einlagevliesverbundstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kettfäden
aus Nylon 66 bestehen.
4. Einlagevliesverbundstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kettfäden
durch Nylon 6/Polyester-Bikomponentenfilamente des Seite/Seite-Typs gebildet werden.
5. Einlagevliesverbundstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kettfäden
durch Nylon 66/Polyester-Bikomponentenfilamente des Seite/Seite-Typs gebildet werden.
6. Einlagevliesverbundstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kettfäden
aus Polyester bestehen.
7. Einlagevliesverbundstoff nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vliesstoffkomponente fasergebunden und punktverschweißt ist.
8. Einlagevliesverbundstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vliesstoffkomponente mit Wasserstrahlen verfestigt ist.
9. Einlagevliesverbundstoff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Vliesstoffkomponente
eine Bindefaser enthält und thermisch verfestigt ist.
10. Einlagevliesverbundstoff nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Verbund
mit einem Bindemittel zusätzlich verfestigt ist.
11. Verfahren zur Herstellung eines Einlagevliesverbundstoffs mit den Kennzeichen des
Anspruchs 1, wobei der 10 bis 40 g/m² schwere Vliesstoff in einer Kettwirkmaschine
mit texturierten Kettfäden, die eine Anfangsdehnung von 10 bis 35% aufweisen, verstärkt
wird, wobei das Gewichtsverhältnis Kettfäden:Vliesstoff zu 1:3 bis 3:1 eingestellt
wird, wobei ferner die Fadenzahl 3 bis 25/inch (1,8 bis 9,84/cm) gewählt wird, und
wobei nach dem Eintrag der Kettfäden, jedoch vor der Thermofixierung, der Vliesstoff
spannungslos einem vollständigen Schrumpfprozeß, bis zu einer Enddehnung von 50 bis
120% in Längsrichtung, unterworfen wird, woran sich die Thermofixierung mit gleichzeitiger
Oberflächenglättung sowie die Beschichtung mit Schmelzkleber anschließen.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß man den Schrumpfprozeß mit
Sattdampf durchführt.