(19)
(11) EP 0 673 738 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.09.1995  Patentblatt  1995/39

(21) Anmeldenummer: 95104289.4

(22) Anmeldetag:  23.03.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B29C 39/10, B29C 33/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE ES FR GB IT NL

(30) Priorität: 26.03.1994 DE 4410527
21.05.1994 DE 4417969

(71) Anmelder: Blanco GmbH & Co. KG
D-75038 Oberderdingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Strobel, Gerd
    D-81739 München (DE)
  • Maier, Uwe
    verstorben (DE)
  • Wilhelm, Thomas, Dr.
    D-75056 Sulzfeld (DE)

(74) Vertreter: Hoeger, Stellrecht & Partner 
Uhlandstrasse 14 c
70182 Stuttgart
70182 Stuttgart (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Gegossenes Formteil, insbesondere Kunststoff-Einbauspüle, und Verfahren zu seiner Herstellung


    (57) Aus einem Füllstoff enthaltenden Kunststoffmaterial gegossenes Formteil mit zwei einander gegenüberliegenden Hauptoberflächen, bei dem zur Erzielung anderer Materialeigenschaften in einem bestimmten Bereich einer ersten der beiden Hauptoberflächen ein in diesem Bereich in das Kunststoffmaterial eingebettetes Einlegeteil (20) vorgesehen ist, dessen eine Seite (22) freiliegt und mit der ersten Hauptoberfläche des Formteils bündig ist und an dessen gegenüberliegender Seite (24) im Kunststoffmaterial wenigstens eine, sich bis zur anderen, zweiten Hauptoberfläche des Formteils erstreckende Aussparung zur Aufnahme eines elastischen Abstützelementes (26) für das Einlegeteil vorgesehen ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein gegossenes Formteil aus einem Kunststoffmaterial, welches mindestens ein Gießharz und Füllstoff enthält, wobei das Formteil zwischen zwei einander gegenüberliegenden Hauptoberflächen, bei denen es sich insbesondere um eine Sichtseite und eine Rückseite des Formteiles handelt, mindestens in einem bestimmten Bereich eine Wandstärke aufweist, die nur ein Bruchteil der sonstigen Außenabmessungen, wie Länge, Breite oder Durchmesser, des Formteiles ist.

    [0002] Des weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Formteiles mittels einer Gießform, die einen der Gestalt des Formteils entsprechenden Hohlraum definiert und mindestens zwei Gießformteile umfaßt, deren dem Hohlraum zugekehrte Formflächen den beiden Hauptoberflächen des herzustellenden Formteiles angepaßt und quer zu diesen Formflächen relativ zueinander bewegbar sind, z. B. um die Gießform zu öffnen und zu schließen, aber auch zu dem Zweck, beim Aushärten der Gießmasse, aus der das Formteil hergestellt wird, wenigstens eines der beiden Gießformteile dem anderen noch mehr annähern zu können, damit die Gießmasse im Zuge ihres Aushärtens nicht von den Formflächen wegschrumpft.

    [0003] Gegossene Formteile dieser Art, die z. B. als Kunststoff-Einbauspülen gestaltet sind, gehören ebenso zum Stand der Technik wie Verfahren der vorstehend geschilderten Art.

    [0004] Gegossene, herkömmliche Kunststoff-Spülen müssen nach dem Gießen und Aushärten des Kunststoffmaterials mechanisch nachbearbeitet werden; an solchen Spülen wird später z. B. eine Wasser-Auslaßarmatur oder eine Mischbatterie angebracht, und hierzu ist es erforderlich, in der Spüle ein hinsichtlich seiner Lage und Abmessung sehr präzises Loch herzustellen. Gleiches gilt für das Anbringen des Wasserablaufs, der sogenannten Ablaufgarnitur.

    [0005] Der Erfindung lag nun die Aufgabe zugrunde, ein aus einem Kunststoffmaterial gegossenes Formteil und insbesondere eine solche Einbauspüle zu schaffen, welches bzw. welche nicht nur die aus dem Stand der Technik bekannten Vorteile solcher Kunststoffmaterial-Formteile besitzt, sondern auch noch mit solchen Vorteilen aufwarten kann, die andere Werkstoffe als Kunststoffmaterialien mit sich bringen.

    [0006] Erfindungsgemäß wird nun ein Formteil der eingangs erwähnten Art vorgeschlagen, das sich auszeichnet durch ein in dem bestimmten Bereich in das Kunststoffmaterial eingebettetes Einlegeteil, dessen eine Seite (Frontseite) freiliegt sowie mit der einen, ersten Hauptoberfläche, normalerweise der Sichtseite, des Formteiles bündig ist und an dessen gegenüberliegender Seite (Rückseite) im Kunststoffmaterial wenigstens eine, sich bis zur anderen, zweiten Hauptoberfläche des Formteiles erstreckende Aussparung zur Aufnahme eines elastischen Abstützelementes für das Einlegeteil vorgesehen ist.

    [0007] Da für das Einlegeteil ein anderer Werkstoff als das Kunststoffmaterial des Formteils verwendet werden kann und vorzugsweise verwendet wird, kann ein solches Einlegeteil vielfältige technische Funktionen übernehmen, so z. B. die Funktion einer Montagebasis für eine Mischbatterie, gleichzeitig oder alternativ kann das Einlegeteil aber auch dekorativen Charakter haben, wenn es aus einem Werkstoff besteht, der sich in seinem Aussehen markant von dem Kunststoffmaterial abhebt, aus dem das Formteil gegossen wurde. Die einzige Anforderung, die an den Werkstoff des Einlegeteils gestellt werden muß, ist, daß er von der Gießmasse, aus der das Formteil hergestellt wird, chemisch nicht angegriffen wird. Bevorzugt besteht das Einlegeteil aus einem anorganischen Werkstoff und insbesondere aus einem besonders dekorativen Material, wie Messing, Edelstahl oder Keramik. Mit einem solchen Einlegeteil läßt sich ein Gebrauchsgegenstand, wie eine Spüle, auch in besonders dekorativer Weise individualisieren, indem das Einlegeteil z. B. an seiner Sichtseite mit Kennzeichnungen versehen wird oder gar solche bildet - als solche Kennzeichnungen kommen z. B. in Frage Embleme, Namensschriftzüge, Initialen oder geometrische Figuren.

    [0008] Da es nur darauf ankommt, daß beim Gießen des Formteils keine Gießmasse vor die Frontseite des Einlegeteils gelangen kann, kann es ausreichend sein, an einem der Gießformteile eine Feder oder dergleichen anzubringen, welche bei geschlossener Gießform in die erfindungsgemäß im Kunststoffmaterial vorgesehene Aussparung eingreift, auf die Rückseite des Einlegeteils einwirkt und dieses mit seiner Frontseite gegen die Formfläche des anderen Gießformteiles anpreßt. Bevorzugt werden aber Ausführungsformen, bei denen das Abstützelement im Formteil verbleibt, als Körper aus einem elastomeren Material ausgebildet und gleichfalls in das Kunststoffmaterial eingebettet ist sowie sich von der Rückseite des Einlegeteils bis zur zweiten Hauptoberfläche (Rückseite) des Formteils erstreckt, weil dann in ein und derselben Gießform gleichgestaltete Formteile hergestellt werden können, sei es mit oder ohne Einlegeteil.

    [0009] Damit sich im Gebrauch des gegossenen Formteiles das Einlegeteil mit Sicherheit nicht vom Formteil lösen kann, empfehlen sich schließlich Ausführungsformen, bei denen das Einlegeteil zwischen seiner Front- und seiner Rückseite mit Verankerungsmittel bildenden Oberflächenprofilierungen versehen ist, insbesondere mit einer oder mehreren Nuten im Bereich der quer zur Einlegeteil-Frontseite verlaufenden Flächen des Einlegeteils, wobei diese Nuten vorzugsweise ungefähr parallel zur Einlegeteil-Frontseite verlaufen, um einen absolut sicheren Verankerungseffekt zu bewirken.

    [0010] Bei Verwendung eines Einlegeteils mit integriertem Abstützelement bzw. integrierten Abstützelementen empfiehlt es sich, ein Verfahren der eingangs erwähnten Art so zu gestalten, daß das Einlegeteil samt Abstützelement bei geöffneter Gießform in diese eingebracht und mit seiner Frontseite gegen die die erste Hauptoberfläche des Formteils formende Formfläche angelegt sowie dann gegen letztere durch Zusammenfahren der beiden Gießformteile angepreßt wird, und zwar vermittels des Abstützelements bzw. der Abstützelemente, worauf eine Gießmasse in die Gießform eingefüllt und anschließend ausgehärtet wird.

    [0011] Weitere Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den beigefügten Ansprüchen und/oder aus der nachfolgenden Beschreibung sowie der beigefügten schematischen Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung.

    [0012] Die beigefügte Zeichnung zeigt im Schnitt einen Teil einer Gießform zur Herstellung eines erfindungsgemaßen Formteils, und zwar bei geschlossener Gießform, in die ein plattenförmiges Einlegeteil samt an diesem angebrachten Abstützelementen eingebracht wurde, jedoch noch nicht die Gießmasse, aus der das eigentliche Formteil hergestellt wird.

    [0013] Die Zeichnung zeigt ein erstes und ein zweites Gießformteil 10 bzw. 12, die zusammen oder gegebenenfalls zusammen mit weiteren, nicht dargestellten Gießformteilen eine Gießform bilden, welche im geschlossenen Zustand einen Formhohlraum 14 definiert, dessen Gestalt derjenigen des zu gießenden Formteils entspricht. Das erste Gießformteil 10 hat eine den Formhohlraum 14 begrenzende erste Formfläche 16, das zweite Gießformteil 12 eine den Formhohlraum 14 begrenzende zweite Formfläche 18, und für das Folgende soll davon ausgegangen werden, daß diese zweite Formfläche 18 die Sichtseite des herzustellenden Kunststoffmaterial-Formteiles formt.

    [0014] Gegen diese zweite Formfläche 18 liegt ein z. B. plattenförmiges Einlegeteil 20 mit seiner Frontseite 22 an, während an seiner Rückseite 24 im Abstand voneinander mehrere Abstützelemente 26 befestigt sind, z. B. mittels eines geeigneten Klebstoffs. Die Frontseite 22 des Einlegeteils 20 muß zumindest in ihrem Randbereich so gestaltet sein, daß dieser Randbereich dicht gegen die zweite Formfläche 18 angelegt werden kann, und die Abstützelemente 26 sind in Richtung senkrecht zur ersten Formfläche 16 so dimensioniert, daß sie beim Schließen der Gießform zusammengepreßt werden - diesen Zustand der Abstützelemente 26 soll die Zeichnung darstellen.

    [0015] Schließlich besitzt das Einlegeteil 20 an seinen Kantenflächen senkrecht zur Zeichnungsebene verlaufende Nuten 28, die dafür sorgen, daß das Einlegeteil in dem zu gießenden Formteil gut verankert wird.

    [0016] Selbstverständlich muß die Wandstärke des Einlegeteils kleiner sein als die Wandstärke des später aus Kunststoffmaterial herzustellenden eigentlichen Formteils in demjenigen Bereich, in dem das Einlegeteil angeordnet ist.

    [0017] Mit Hilfe der Abstützelemente wird das Einlegeteil in der Gießform fixiert, wenn letztere vor dem Einfüllen der Gießmasse geschlossen und dabei die beiden Gießformteile 10, 12 einander angenähert werden; es ist also nur erforderlich, das Einlegeteil 20 bei geöffneter Gießform auf die gewünschte Stelle der zweiten Formfläche 18 aufzulegen und dann die Gießform zu schließen. Durch den von den Abstützelementen 26 bewirkten Anpreßdruck und die Anpassung der Frontseite 22 des Einlegeteils 20 an die Gestalt der zweiten Formfläche 18 wird verhindert, daß die in die Gießform eingefüllte flüssige Gießmasse unter die Frontseite 22 des Einlegeteils kriechen kann, und die Abstützelemente 26 erlauben es auch, die beiden Gießformteile 10 und 12 einander anzunähern, wenn die Gießmasse aushärtet und dabei schrumpft.

    [0018] Statt Abstützelemente mit dem Einlegeteil zu verkleben, können die Abstützelemente natürlich auch nach Art von Pfropfen oder dergleichen in Bohrungen des Einlegeteils eingepreßt und so an diesem fixiert werden. Bevorzugt bestehen die Abstützelemente aus Gummi oder einem anderen Elastomer, es muß nur gewährleistet sein, daß die Abstützelemente gegenüber der Gießmasse chemisch beständig sind und daß durch das Material der Abstützelemente oder in diesem Material enthaltene Additive die Aushärtung der Gießmasse nicht negativ beeinflußt wird.

    [0019] Bevorzugt werden ebene Flächen von in Rede stehenden Formteilen mit erfindungsgemaßen Einlegeteilen versehen.

    [0020] Handelt es sich bei einem Einlegeteil um ein "zerklüftetes" Bauteil, wie dies z. B. bei Schriftzügen der Fall ist, darf es keine zu engen Zwischenräume aufweisen, damit diese beim Gießen des eigentlichen Formteils durch die Gießmasse ausgefüllt werden können, welche zwischen den Abstützelementen hindurch von hinten in diese Zwischenräume eindringen kann. Entsprechendes gilt für andere Einlegeteile mit einer zerklüfteten Struktur.

    [0021] Es versteht sich von selbst, daß nach dem Gießen des Formteils der in der Zeichnung dargestellte Formhohlraum 14 mit der ausgehärteten Gießmasse ausgefüllt ist, und zwar bis auf diejenigen Formhohlraumbereiche, die vom Einlegeteil 20 und den Abstützelementen 26 eingenommen werden. Die Frontseite des Formteils entspricht dann der zweiten Formfläche 18, die Rückseite des Formteils der ersten Formfläche 16.


    Ansprüche

    1. Gegossenes Formteil aus einem Kunststoffmaterial, welches mindestens ein Gießharz und Füllstoff enthält, wobei das Formteil zwischen zwei einander gegenüberliegenden Hauptoberflächen mindestens in einem bestimmten Bereich eine Wandstärke aufweist, die nur ein Bruchteil der sonstigen Außenabmessungen des Formteils ist, gekennzeichnet durch ein in dem bestimmten Bereich in das Kunststoffmaterial eingebettetes Einlegeteil (20), dessen eine Seite (Frontseite) (22) freiliegt sowie mit der einen, ersten Hauptoberfläche des Formteils bündig ist und an dessen gegenüberliegender Seite (Rückseite) (24) im Kunststoffmaterial wenigstens eine, sich bis zu anderen, zweiten Hauptoberfläche des Formteils erstreckende Aussparung zur Aufnahme eines elastischen Abstützelements für das Einlegeteil vorgesehen ist.
     
    2. Formteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Abstützelement (26) als Körper aus einem elastomeren Material ausgebildet und gleichfalls in das Kunststoffmaterial eingebettet ist sowie sich von der Rückseite (24) des Einlegeteils (20) bis zur zweiten Hauptoberfläche des Formteils erstreckt.
     
    3. Formteil nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Formteil zwischen seiner zweiten Hauptoberfläche und der Rückseite des Einlegeteils (20) mehrere, über das letztere verteilt angeordnete Aussparungen im Kunststoffmaterial sowie in diesen angeordnete Abstützelemente (26) aufweist.
     
    4. Formteil nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Abstützelement bzw. die Abstützelemente (26) derart ausgebildet und angeordnet ist bzw. sind, daß es bzw. sie beim Gießen des Formteils ein Einfließen der Gießmasse von der Rückseite (24) des Einlegeteils (20) her in von letzterem gebildete Hohlräume zuläßt bzw. zulassen.
     
    5. Formteil nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Einlegeteil (20) zwischen seiner Front- und seiner Rückseite (22 bzw. 24) mit Verankerungsmittel bildenden Oberflächenprofilierungen (28) versehen ist.
     
    6. Formteil nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Abstützelement (26) an der Rückseite (24) des Einlegeteils (20) befestigt ist.
     
    7. Formteil nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Einlegeteil (20) aus einem anorganischen Werkstoff, insbesondere aus einem dekorativen Material, vorzugsweise aus Messing, Edelstahl oder Keramik, besteht.
     
    8. Verfahren zur Herstellung eines Formteils nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 7 mittels einer Gießform, die einen der Gestalt des Formteils entsprechenden Hohlraum definiert und mindestens zwei Gießformteile umfaßt, deren dem Hohlraum zugekehrte Formflächen den beiden Hauptoberflächen des herzustellenden Formteils angepaßt und quer zu diesen Formflächen relativ zueinander bewegbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß das Einlegeteil (20) samt Abstützelement (26) bei geöffneter Gießform in diese eingebracht und mit seiner Frontseite (22) gegen die die erste Hauptoberfläche des Formteils formende Formfläche (18) angelegt sowie dann gegen letztere durch Zusammenfahren der beiden Gießformteile (10, 12) angepreßt wird, worauf eine Gießmasse in die Gießform eingefüllt und anschließend ausgehärtet wird.
     




    Zeichnung