[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Beseitigung von Butzen
auf der Druckplatte eines Plattenzylinders einer Druckmaschine, bei dem die normalerweise
der Umfangsgeschwindigkeit der Druckplatte entsprechende Umfangsgeschwindigkeit einer
Feuchtauftragwalze eines Feuchtwerks vorübergehend verringert und gleichzeitig die
zur Dosierung der Feuchtmittelzufuhr unabhängig regelbare Drehgeschwindigkeit einer
Feuchtmittel zuführenden Walze geändert wird. Bei diesem Verfahren wird durch die
gegenüber dem Plattenzylinder geringere Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze
ein sogenannter Wisch- oder Deltaeffekt erzielt, durch den Butzen von der Druckplatte
entfernt werden.
[0002] Bei einem aus der DE 36 20 256 C2 bekannten Verfahren der angegebenen Art wird während
der Verringerung der Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze die Antriebsdrehzahl
der mit Hilfe eines Elektromotors angetriebenen Tauchwalze des Feuchtwerks erhöht
und dadurch mehr Feuchtmittel angeboten. Hierdurch soll die der Druckplatte zugeführte
Feuchtmittelmenge auch bei Delta-Betrieb, d.h. bei zur Umfangsgeschwindigkeit des
Plattenzylinders herabgesetzter Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze gleich
bleiben. Diese bekannte Verfahrensweise hat sich jedoch in der Praxis als nicht geeignet
erwiesen. Es zeigte sich vielmehr, daß hierbei zuviel Feuchtmittel der Druckplatte
zugeführt wird, so daß Feuchtmittel über den Plattenzylinder und, soweit vorhanden,
auch über eine Brückenwalze ins Farbwerk gelangt. Dies hat zur Folge, daß das Druckergebnis
verblaßt und Farbe im Farbwerk mit Feuchtmittel emulgiert. Der Druck muß dann abgebrochen
und das Farbwerk gewaschen werden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
anzugeben, das den Druckvorgang nicht beeinträchtigt und ein gleichbleibendes Druckergebnis
ermöglicht.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Drehgeschwindigkeit der
Feuchtmittel zuführenden Walze bei Verringerung der Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze
gleichzeitig derart geändert wird, daß die Feuchtmittelzufuhr zur Feuchtauftragwalze
reduziert wird und daß beim erneuten Angleichen der Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze
an die Umfangsgeschwindigkeit der Druckplatte die Drehgeschwindigkeit der Feuchtmittel
zuführenden Walze auf den vorherigen Wert zurückgestellt wird.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der überraschenden Erkenntnis, daß trotz
der Herabsetzung der Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze bei gleichbleibender
Dosierung der Feuchtmittelzufuhr die der Druckplatte zugeführte Feuchtmittelmenge
zunimmt und dadurch das Druckergebnis verschlechtert. Durch Verringerung der Feuchtmittelzufuhr
zur Feuchtauftragwalze wird diese erhöhte Feuchtmittelübertragung im Delta-Betrieb
ausgeglichen und eine Veränderung des Farb-Feuchtigkeitsgleichgewichts beim Umschalten
auf Delta-Betrieb vermieden. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht somit eine
Beseitigung von Verunreinigungen auf der Druckplatte unter Beibehaltung eines gleichbleibenden
Druckergebnisses. Das erforderliche Maß der Reduzierung der Feuchtmittelzufuhr bei
herabgesetzter Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze richtet sich nach der
jeweiligen Einstellung der Druckmaschine und kann auf einfache Weise empirisch ermittelt
werden. Ist die geeignete Einstellung einmal gefunden, so kann im weiteren Betrieb
die Umschaltung jeweils automatisch ohne manuelle Eingriffe des Druckers erfolgen.
Eine hierzu geeignete Vorrichtung ist in Patentanspruch 3 angegeben.
[0006] Die Änderung der Feuchtmittelzufuhr kann je nach Ausgestaltung des Feuchtwerks auf
unterschiedliche Weise erfolgen. Vorteilhaft ist ein Methode bei der die Reduzierung
der Feuchtmittelzufuhr durch Absenken der Drehzahl der separat angetriebenen Tauchwalze
des Feuchtwerks, beispielsweise eines Drei-Walzen-Feuchtwerks, erfolgt.
[0007] Es wurde gefunden, daß das erfindungsgemäße Verfahren sich insbesondere bei Ausbildung
einer verchromten, polierten Walzenoberfläche auf der Feuchtmittel an die Feuchtauftragwalze
zuführenden Walze bewährt hat.
[0008] Das Verfahren nach der Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung näher erläutert, das in der Zeichnung dargestellt
ist.
[0009] Die Zeichnung zeigt das Walzenschema eines Feuchtwerks einer Rotations-Offset-Druckmaschine.
Das dargestellte Feuchtwerk besteht aus einem Drei-Walzen-System, das eine Feuchtauftragwalze
3, eine Tauchwalze 4 und eine Dosierwalze 5 umfaßt. Die Feuchtauftragwalze 3 ist mit
einem Plattenzylinder 7 in Kontakt, um auf diesen Feuchtmittel zu übertragen. Sie
wird gemeinsam mit dem Plattenzylinder 7 durch den Antrieb der Druckmaschine angetrieben.
Unter der Feuchtauftragwalze 3 ist die Tauchwalze 4 angeordnet, die aus einem Feuchtmittelbehälter
9 Feuchtmittel entnimmt und auf die Feuchtauftragwalze 3 überträgt. Die an der Tauchwalze
4 anliegende Dosierwalze 5 sorgt in bekannter Weise für eine gleichmäßige Verteilung
des Feuchtmittels auf der Oberfläche der Tauchwalze 4 und bestimmt die Dicke des Feuchtmittelfilms.
Beide Walzen, die Tauchwalze 4 und die Dosierwalze 5, werden von einem gemeinsamen
separaten Antrieb, z.B. einem Elektromotor angetrieben, dessen Antriebsdrehzahl regelbar
ist.
[0010] Über der Feuchtauftragwalze 3 befindet sich eine angetriebene Brückenwalze 2, die
an der Feuchtauftragwalze 3 und einer Farbauftragwalze 1 eines nur teilweise dargestellten
Farbwerks 10 anliegt. Zusätzlich kann eine Tandemwalze 6 vorgesehen sein, die mit
der Brückenwalze 2 und der Feuchtauftragwalze 3 zusammenwirkt. Mit 8 ist der das Druckbild
übertragende Gummituchzylinder bezeichnet.
[0011] Im Normalbetrieb werden der Plattenzylinder 7 und die Feuchtauftragwalze 3 mit der
gleichen Umfangsgeschwindigkeit angetrieben, wobei der Plattenzylinder 7 mit Maschinengeschwindigkeit
rotiert. Die Drehzahl und damit die Umfangsgeschwindigkeit der Tauchwalze 4 und der
Dosierwalze 5 richtet sich nach der jeweils erforderlichen Dosierung der Feuchtmittelzufuhr.
Die Umfangsgeschwindigkeit der Tauchwalze 4 kann dabei von der Umfangsgeschwindigkeit
der Feuchtauftragwalze 3 abweichen.
[0012] Haben sich auf der Druckplatte Butzen gebildet, die entfernt werden sollen, so wird
beispielsweise mit Hilfe eines Schaltgetriebes die Antriebsdrehzahl der Feuchtauftragwalze
3 etwa um 5 - 10% herabgesetzt, während der Plattenzylinder 7 mit Maschinengeschwindigkeit
weiter rotiert. Durch die auf diese Weise verringerte Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze
3 entsteht auf der Druckplatte des Plattenzylinders 7 ein Wischeffekt, wodurch Butzen
auf der Druckplatte entfernt werden. Es wurde nun gefunden, daß beim Umschalten auf
Betrieb mit Wischeffekt ohne eine Änderung der Einstellung des Feuchtwerks das Feuchtmittelangebot
an der Druckplatte entgegen allen Erwartungen nicht absondern zunimmt, so daß das
Druckbild verblaßt und die Gefahr besteht, daß Feuchtmittel in das Farbwerk gelangt.
Um dies zu vermeiden, wird erfindungsgemäß gleichzeitig mit der Umschaltung des Antriebs
der Feuchtauftragwalze 3 auf geringere Drehzahl die Antriebsdrehzahl der Tauchwalze
4 und der Dosierwalze 5 soweit reduziert, daß das Farb-Feuchtigkeitsgleichgewicht
unverändert bleibt. Nach Beseitigung der Butzen wird wieder auf Normalbetrieb zurückgeschaltet,
d.h. die Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze 3 wird wieder an die Umfangsgeschwindigkeit
des Plattenzylinders 7 angeglichen und die Antriebsdrehzahlen der Tauchwalze 4 und
der Dosierwalze 5 werden wieder auf den zuvor eingestellten Wert zurückgeschaltet.
1. Verfahren zur Beseitigung von Butzen auf der Druckplatte eines Plattenzylinders einer
Druckmaschine, bei dem die normalerweise der Umfangsgeschwindigkeit der Druckplatte
entsprechende Umfangsgeschwindigkeit einer Feuchtauftragwalze eines Feuchtwerks vorübergehend
verringert und gleichzeitig die zur Dosierung der Feuchtmittelzufuhr unabhängig regelbare
Drehgeschwindigkeit einer Feuchtmittel zuführenden Walze geändert wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehgeschwindigkeit der Feuchtmittel zuführenden Walze (4) bei Verringerung
der Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze (3) derart geändert wird, daß die
Feuchtmittelzufuhr zur Feuchtauftragwalze (3) reduziert wird und daß beim erneuten
Angleichen der Umfangsgeschwindigkeit der Feuchtauftragwalze (3) an die Umfangsgeschwindigkeit
der Druckplatte (7) die Drehgeschwindigkeit der Feuchtmittel zuführenden Walze (4)
auf den vorherigen Wert zurückgestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Reduzierung der Feuchtmittelzufuhr
durch Absenken der Drehzahl der separat angetriebenen Tauchwalze (4) des Feuchtwerks
erfolgt.
3. Vorrichtung zum Zuführen von Farbe und Feuchtmittel zum Plattenzylinder einer Rotations-Offset-Druckmaschine,
mit einem Farbwerk mit mindestens einer am Plattenzylinder anliegenden Farbauftragwalze,
einem Feuchtwerk mit mindestens einer am Plattenzylinder anliegenden Feuchtauftragwalze
und einer dieser Feuchtmittel zuführenden Walze, deren Drehgeschwindigkeit zur Dosierung
der Feuchtmittelzufuhr unabhängig regelbar ist, wobei die Feuchtauftragwalze durch
Umsteuern ihres Antriebs entweder mit der gleichen Umfangsgeschwindigkeit wie der
Plattenzylinder oder mit einer gegenüber dem Plattenzylinder geringeren Umfangsgeschwindigkeit
antreibbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerung der Drehgeschwindigkeit
der Feuchtmittel zuführenden Walze (4) mit dem Antrieb der Feuchtauftragwalze (3)
oder seiner Steuerung derart verknüpft ist, daß beim Umsteuern des Antriebs der Feuchtauftragwalze
(3) auf geringere Umfangsgeschwindigkeit gleichzeitig die Drehgeschwindigkeit der
Feuchtmittel zuführenden Walze (4) auf einen vorgegebenen Wert verringert und beim
Zurückschalten wieder auf den vorherigen Wert erhöht wird.