[0001] Die Erfindung betrifft eine Abfangvorrichtung für Flugobjekte, gemaß dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1.
[0002] Es ist bekannt, in Bodennähe fliegende, feindliche Flugzeuge und Hubschrauber mit
Hilfe von Seilen, Seilfächern, Netzen usw. abzufangen, wobei die Abfangmittel vom
Boden aus in die voraussichtliche Flugbahn gebracht werden, z.B. mit Hilfe kleiner
Feststoffraketen. Bevorzugt werden Stahlseile oder aus diesen hergestellte, flächige
Gebilde verwendet, da diese aufgrund ihrer hohen Festigkeit, Härte und ihres hohen
spezifischen Gewichtes nur schwer zu durchtrennen sind und eine starke zerstörende
Wirkung ausüben. Bei dieser Abfangmethode werden die Fluggeräte in aller Regel zerstört,
und die Besatzungen getötet, was im Kriegsfall bewußt in Kauf genommen wird bzw. sogar
beabsichtigt ist.
[0003] So beschreibt die dem Anmeldungsgegenstand am nächsten kommende FR-PS 859 282 Abfangvorrichtungen
in Form netzartiger Strukturen, welche mittels Trägergeschoß in die Flugbahn des zu
bekämpfenden Objektes gebracht und dort vorzugsweise mittels Fliehkraft entfaltet
werden. Zu diesem Zweck sind Kleine, gleichmäßig verteilte Fliehgewichte am Netz angeordnet.
Die vertikale Fallgeschwindigkeit der Abfangvorrichtung kann beispielsweise durch
mehrere, kleine Fallschirme, d.h. durch aerodynamische Widerstandskörper, gebremst
werden, wodurch eine längere Verweilzeit in der Luft und somit eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit
erreicht werden. Die Anwendungsmöglich keiten sollen sich dabei auch auf Land- und
Wasserfahrzeuge erstrecken.
[0004] Vergleichbare Abfangvorrichtungen beschreibt die EP-OS 0 175 914, bei welchen mindestens
ein Geschoß in Richtung eines zu bekampfenden Objektes bewegt wird, und in der Nähe
des Objektes aus dem Geschoß ein fallschirm-, tennisnetz-, ziehharmonika- oder oktaederartiges
Element ausgestoßen und großflächig entfaltet wird. Dabei wird der größen- und formbedingte
Luft bzw. . Wasserwiderstand des Elementes zur Unterstützung der Entfaltung benutzt.
Zwischen dem Geschoß/den Geschoßen und dem Element sind stoßdämpfende Einrichtungen
vorgesehen, um beim Entfalten eine Beschädigung des Elementes bzw. eine Trennung vom
Geschoß zu vermeiden.
[0005] Die DE-OS 24 15 288 beschreibt Luft- und Wassersperren in Form von mit Raketen ausgebrachten
Fangseilen. Im Falle von Luftsperren werden die Seile durch Fallschirme, Ballone,
Flügel etc. am zu schnellen Niedergehen gehindert.
[0006] Die DE-PS 37 22 420 behandelt Abfangvorrichtungen zur Bekämpfung von Hubschraubern
in Form von Strängen bzw. Seilen. welche bündel- oder netzartig entfaltet werden und
mit dem Haupt- oder Steuertotor des Hubschraubers kollidieren sollen. Das Ziel dabei
ist eindeutig, den Hubschrauber durch Absturz zu vernichten.
[0007] Nun gibt es aber auch militärische bzw. politische Krisen- und Spannungssituationen,
in denen man zwar gegnerische Flugobjekte an der Durchführung von Missionen hindern
oder sie zumindest stören möchte, in denen aber die bewußte Zerstörung oder der Abschuß
die Situation unnötig verschärfen oder sogar zu einer Eskalation bis hin zum Kriegsausbruch
führen könnte. Ein typisches Beispiel hierfür sind Flugverbote in Krisenregionen,
deren Einhaltung, z.B. durch UN-Friedenstruppen, ohne den Einsatz tödlicher Waffen
praktisch kaum durchsetzbar ist, wenn sich gegnerische Flugzeuge bereits in der Luft
befinden.
[0008] Angesichts dieser Problematik besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin,
eine Abfangvorrichtung für Flugobjekte, insbesondere bemannte Luftfahrzeuge, zu schaffen,
welche in der Lage ist, gegnerische Flugmissionen wirkungsvoll zu behindern bzw. zu
unterbinden, unter Verzicht auf zerstörende bzw. todbringende Mittel.
[0009] Diese Aufgabe wird - in Verbindung mit den gattungsbildenden Merkmalen im Oberbegriff
- durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 genannten Merkmale gelöst.
[0010] Das Wesen der Erfindung liegt darin, daß die Abfangvorrichtung das betroffene Flugobjekt
weder ernsthaft beschädigt noch zerstört aber seine Flugeigenschaften, insbesondere
seine Geschwindigkeit und seine Manövrierbarkeit, mittels aerodynamischer Wirkkörper
negativ beeinflußt, so daß es seine Mission nicht in geplanter Weise fortsetzen kann.
Diese Behinderung bzw. Störung wird zeitlich dadurch begrenzt, daß die Abfangvorrichtung
zu einem wählbaren Zeitpunkt selbst zerstört wird, so daß das Flugobjekt ungehindert
wieder zu seinem Flugplatz zurückkehren und sicher landen kann. Die Abfangvorrichtung
ist spätestens dann zu zerstören, wenn gefährliche Flugzustande, wie zu geringer Bodenabstand
oder Trudeln, auftreten.
[0011] Zugegebenermaßen ist die Erfindung für das Abfangen von Hubschraubern (Drehflügelflugzeugen)
und Propellerflugzeugen weniger bis nicht geeignet, da die Gefahr eines Stillstandes
oder einer Zerstörung der Rotoren bzw. Propeller zu groß wäre, was eine sofortige
Notlandung oder einen Absturz zur Folge hätte.
[0012] Die Unteransprüche 2 bis 7 enthalten bevorzugte Ausgestaltungen der Abfangvorrichtung
nach Anspruch 1.
[0013] Die Erfindung wird anschließend anhand der Zeichnungen noch näher erläutert. Dabei
zeigen in vereinfachter Darstellung:
- Fig. 1
- ein Flugzeug im Anflug auf eine sich entfaltende Abfangvorrichtung, welche von einer
Rakete in Position gebracht wurde,
- Fig. 2
- den Moment, in welchem sich das Flugzeug in der Abfangvorrichtung verfängt,
- Fig. 3
- das Flugzeug im behinderten Zustand mit entfalteten Widerstandskörpern,
- Fig. 4
- den Moment des Freikommens des Flugzeuges von der zerstörten Abfangvorrichtung.
[0014] Die zu erwartende Flugbann des Flugzeuges 2 in Fig. 1 ist mit einem horizontalen
Pfeil sowie - in dessen Verlängerung - mit einer gestrichelten Linie markiert. Diese
Flugbahn kreuzt die Flugbahn einer von rechts unten kommenden Rakete 3, welche die
Abfangvorrichtung 1 als Nutzlast mit sich führt. Im Kreuzungspunkt der Flugbahnen
wird die Abfangvorrichtung 1 freigesetzt, z.B. durch explosionsartige Selbstzerlegung
der Rakete 3, und entfaltet. Das Entfalten kann beispielsweise auch durch zusätzliche
kleine Feststoffraketen bzw. durch federelastische Elemente, wie Drähte, Federn etc.,
erfolgen bzw. unterstützt werden. Die Abfangvorrichtung kann sowohl eine flächige
als auch eine räumliche Erstreckung annehmen, z.B. in Form eines Netzes, eines perforierten
Ballons oder eines "Igels" bzw. "Löwenzahnsamens", wobei die Erstreckung quer zur
Flugbahn in alle Richtungen so groß sein muß, daß sich das Flugzeug mit Sicherheit
verfängt. Als Grundmaterial für die Struktur der Abfangvorrichtung bieten sich hochfeste
Kunststoffasern an, da diese leicht, reißfest, elastisch und biegeweich sind und dadurch
die Gefahr einer Beschädigung des Flugzeuges auf ein Minimum reduzieren. Weiterhin
sind sie im Bedarfsfall relativ leicht und schnell thermisch oder chemisch zu zerstören.
[0015] Fig. 2 zeigt den Moment des Verfangens der netzartigen Abfangvorrichtung 1 am Flugzeug
2, wobei Behälter 4 angedeutet sind, in welchen sich aerodynamische Widerstandskörper
befinden, hier in Form von kleinen Fallschirmen 5.
[0016] Das Entfalten dieser Widerstandskörper erfolgt automatisch oder ferngesteuert, in
ihrer Gesamtheit oder selektiv. Eine selektive, das heißt örtlich und zeitlich gestaffelte
Betätigung ist günstiger im Hinblick auf eine Begrenzung der Verzögerungswerte des
Flugzeuges sowie auf eine gezielte Beeinflussung seiner Aerodynamik. Dabei sind auch
asymmetrische Konfigurationen denkbar, welche das Flugzeug in eine Kurve bzw. einen
Sinkflug zwingen. Hinsichtlich Art und Betätigung der Widerstandskörper gibt es unzählige
Möglichkeiten, z.B. Ballons, Luftsäcke, Fallschirme, Bänder, Schaumkörper etc., wobei
die Betätigung am einfachsten durch die Luftströmung erfolgt. Es können aber auch
Druckgase, Flüssigschäume etc. mitgeführt werden.
[0017] Fig. 3 zeigt den aerodynamisch gestörten Zustand des Flugzeuges 2 mit entfalteten
Fallschirmen 5. In diesem Zustand kann mit der Besatzung bzw. ihrer Kommandostelle
verhandelt werden, und erst dann, wenn ein Abbruch der Mission zugesichert worden
ist, bzw. eine Fortsetzung nicht mehr sinnvoll ist, wird die Abfangvorrichtung 1 zerstört,
und das Flugzeug 2 freigegeben. Eine Zerstörung kann auch dadurch erforderlich werden,
daß gefährliche Flugzustände auftreten, wie Bodennähe, Sturzflug, Trudeln etc..
[0018] Für die Zerstörung der Abfangvorrichtung gibt es zunächst zwei unterschiedliche Verfahren.
[0019] Einerseits kann in die Abfangvorrichtung eine Selbstzerstörungsvorrichtung integriert
sein, welche über Fernsteuerung aktiviert wird. Diese kann z.B. chemischer, elektromechanischer,
elektromagnetischer, elektrothermischer bzw. pyrotechnischer Art sein. Hierbei wird
das Strukturmaterial der Abfangvorrichtung bevorzugt örtlich selektiv durch Auflösen,
Schmelzen, Zerreißen, Zerschneiden etc. zerstört.
[0020] Andererseits kann die Abfangvorrichtung durch Einwirkung von außen zerstört werden,
bevorzugt mittels chemischer Reagenzien oder energiereicher Strahlen. Erstere werden
beispielsweise in Nebel- bzw. Wolkenform mittels eines Flugzeuges, Flugkörpers, einer
Granate oder eines anderen Trägers vor dem betroffenen Flugzeug ausgebracht und müssen
so beschaffen sein, daß sie zwar die Abfangvorrichtung aber nicht die Flugzeugstruktur
angreifen. Energiereiche Strahlen sind beispielsweise Laserstrahlen, welche von einem
geeigneten Träger aus oder vom Boden aus auf die Abfangvorrichtung gerichtet werden.
[0021] Die Verfahren der Selbstzerstörung und der äußeren Zerstörung können auch kombiniert
werden. Bei der Zerstörung kann selektiv unterschieden werden zwischen der Freigabe
und Zerstörung der Widerstandskörper und der Zerstörung der tragenden Struktur, z.B.
des Netzes.
[0022] Fig. 4 schließlich zeigt den Moment des Freikommens des Flugzeuges 2 von der zerstörten
Abfangvorrichtung 1, wobei das Kommandosignal zum Zerstören in Form eines gezackten
Pfeiles angedeutet ist.
1. Abfangvorrichtung für Flugobjekte, insbesondere bemannte Luftfahrzeuge, bestehend
aus einer leichtgewichtigen, volumetrisch klein packbaren Struktur aus reißfestem,
biegeweichem Material, das durch eine Entfaltungsvorrichtung auf eine große, flächige
oder räumliche Ausdehnung spannbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß zur Reduzierung der Geschwindigkeit der abgefangenen Flugobjekte (Flugzeuge 2)
in die Struktur aktivierbare, aerodynamische Widerstandskörper (Fallschirme 5) eingearbeitet
sind, und daß zur Beendigung des Abfangvorganges in die Struktur aus von außen durch
energiereiche Strahlen und/oder chemische Reagenzien zerstörbarem oder selbstzerstörendem
Material bestehende Elemente integriert sind, oder die Struktur als Ganzes aus solchem
Material besteht.
2. Abfangvorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine netzartige, z.B. spinnwebenartige, Struktur, durch eine ballonartige Struktur
mit einer Vielzahl von Durchbrüchen oder durch eine igelartige bzw. löwenzahnsamenartige
Struktur mit einer Vielzahl von strahlenförmig von einem Zentrum ausgehenden Bändern,
Schläuchen, Seilen etc..
3. Abfangvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch Widerstandskörper in Form von durch die Luftströmung aufblasbaren Ballons, Luftsäcken,
entfaltbaren Fallschirmen (5) und sich querstellenden Bändern, sowie in Form von durch
zusätzliche Treibmittel aufblähbaren bzw. aufschäumbaren Gebilden.
4. Abfangvorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Selbstzerstörungsvorrichtung mit in der Struktur gespeicherten, gezielt freisetzbaren,
das Strukturmaterial zumindest stellenweise auflösenden, chemischen Reagenzien.
5. Abfangvorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Selbstzerstörungsvorrichtung mit pyrotechnischen, die Struktur örtlich zerstörenden
Elementen.
6. Abfangvorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Selbstzerstörungsvorrichtung mit die Struktur örtlich unterbrechenden Schmelzdrahtelementen.
7. Abfangvorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Selbstzerstörungsvorrichtung mit elektromechanischen, die Struktur örtlich unterbrechenden
Elementen.