(19)
(11) EP 0 674 324 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.09.1995  Patentblatt  1995/39

(21) Anmeldenummer: 95102935.4

(22) Anmeldetag:  02.03.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6H01B 3/44
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30) Priorität: 15.03.1994 CH 779/94

(71) Anmelder: Jansen AG
CH-9463 Oberriet (CH)

(72) Erfinder:
  • Strutz, Walter E.
    CH-9463 Oberriet (CH)

(74) Vertreter: Blum, Rudolf Emil Ernst et al
c/o E. Blum & Co Patentanwälte Vorderberg 11
8044 Zürich
8044 Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Kabelschutzrohr


    (57) Ein Kunststoffrohr aus Weich-Polyethylen mit einer gleitfreudigen Innenbeschichtung aus Polyethylen hoher Dichte sowie dessen Herstellung und Verwendung als Kabelschutzrohr wird beschrieben.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Kunststoffrohre, insbesondere Kabelschutzrohre aus Weich-Polyethylen (Weich-PE), die beim Einziehen der Kabel verminderte Reibung aufweisen.

    [0002] Kabelschutzrohre aus Weich-PE sind weit verbreitet. Unter Weich-PE wird im folgenden eine Mischung aus Polyethylen niedriger Dichte (PELD) und Polyethylen hoher Dichte (PEHD) verstanden, wobei der PEHD-Anteil kleiner als der PELD-Anteil oder gar null sein kann. Als PEHD im Sinne dieser Erfindung werden generell PE-Qualitäten mit einer Dichte von gleich oder grösser als ca. 0,930 g/cm³ (23°C), bezogen auf das farblose und nicht gefüllte Basismaterial, verstanden. Diese Rohre weisen jedoch den Nachteil auf, dass die Reibung beim Einziehen der Kabel relativ hoch ist. Es wurde bereits versucht, die Reibung resp. die benötigten Einzugkräfte durch mechanische Massnahmen resp. das Einbringen von Gleitmitteln zu vermindern.

    [0003] Es hat sich nun gezeigt, dass bei mechanischen Massnahmen zur Reibungsverminderung, z.B. Verminderung des Oberflächenkontakts durch Innenprofilierung, diese bei Weich-PE-Rohren sogar oft zunimmt.

    [0004] Beim Einbringen von üblichen Gleitmitteln ins fertige Rohr ist die homogene Verteilung, resp. der Austritt in die Umwelt, ein Problem und - infolge der Anwesenheit einer zusätzlichen Komponente - wird die Gefahr von unerwünschten Materialbeeinflussungen erhöht.

    [0005] EF-A-0 359 128 beschreibt ein einstückig aus einer thermoplastischen Formmasse stranggepresstes Kunststoffrohr, insbesonders ein Kabelschutzrohr, bei dem das Gleitmittel direkt in die Formmasse eingearbeitet wird. Als Gleitmittel wird ein Silikonöl in Mengen bis ca. 5 % eingearbeitet. Diese Einarbeitung von Silikonölen ist insbesonders für Hart-Polyethylen (PEHD) geeignet.

    [0006] Durch diese Einarbeitung werden zwar Umweltprobleme durch direktes Austreten eines Teils des Gleitmittels am Rohrende nach Kabeleinzug vermindert und eine homogene Verteilung desselben erzielt, dafür aber enthält die gesamte Formmasse einen Fremdstoff, der die Materialeigenschaften beeinflusst und auch beim Recyclieren stören kann.

    [0007] Es ist bekannt, dass Kabelschutzrohre aus reinem PEHD bessere Gleiteigenschaften aufweisen als solche aus Weich-PE. Sie sind jedoch teurer und steifer und werden deshalb nur für spezielle Applikationen verwendet.

    [0008] Ziel der vorliegenden Erfindung war es nun, gleitfreudige Kunststoffrohre aus Weich-PE bereitzustellen, insbesonders zur Verwendung als Kabelschutzrohre, sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.

    [0009] Dieses Ziel wurde erreicht durch Bereitstellen von Kabelschutzrohren aus Weich-PE mit gleitfreudiger Innenbeschichtung, insbesonders aus PEHD. Die Kunststoffrohre gemäss der vorliegenden Erfindung sind mindestens im Bereich allfälliger Führungen mit PEHD beschichtet, vorzugsweise jedoch durchgehend.

    [0010] Ein Rohr mit durchgehender Innenbeschichtung ist in den Figuren dargestellt.

    [0011] Figur 1 zeigt einen Querschnitt durch ein erfindungsgemässes Kabelschutzrohr mit einer Innenschicht 1 aus PEHD und einer Aussenschicht 2 aus Weich-PE.

    [0012] Figur 2 stellt einen Längsschnitt durch eine Rohrwand dar.

    [0013] Die PEHD-Beschichtung 1 muss eine solche Mindestdicke aufweisen, dass die Gleitfreudigkeit gewährleistet ist. Ausreichende Gleitfreudigkeit wird bereits mit PEHD-Schichtdicken von ca. 0.1 mm erzielt, wobei eine regelmässige Applikation so geringer Schichtdicken hohe apparative und verfahrenstechnische Anforderungen stellt. Es ist deshalb meist wirtschaftlicher, höhere Schichtdicken zu wählen. Die Maximaldicke ist nicht kritisch. Sie wird jedoch aus Kostengründen und zur Erhaltung der Flexibilität der Rohre möglichst gering gehalten.

    [0014] Gute Ergebnisse wurden beispielsweise mit einer PEHD-Beschichtung einer Dicke von ca. 0,3 mm erzielt.

    [0015] In einem Vergleichsversuch zeigten solche mit PEHD beschichtete Weich-PE-Rohre eine Verminderung der Einzugskräfte um ca. 40 %, was die Möglichkeit eröffnet, längere Einzugsstrecken zu überwinden als bis anhin.

    [0016] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemässen Rohre ist, dass diese aus recycliertem Polyethylen hergestellt werden können. Infolge der ausschliesslichen Verwendung von Polyethylen können die Rohre ihrerseits auch wieder problemlos recycliert werden.

    [0017] Solche Rohre, bestehend aus einer Innenschicht 1 und einer Aussenschicht resp. einem Aussenrohr 2, werden vorzugsweise im Co-Extrusions-Verfahren mit einem üblichen Extruder hergestellt.

    [0018] Das Aussenrohr 2 wird im Hauptextruder gefahren. Die Innenschicht 1 wird über einen Seitenextruder durch das Rohrwerkzeug transportiert und durch Verteilkanäle als Innenschicht aufgetragen.

    Beispiel: Vergleich eines üblichen Weich-PE-Rohres mit einem erfindungsgemäss beschichteten Rohr.


    Material: Kabelschutzrohre 112 x 100 mm, Wandstärke total ca. 6 mm



    [0019] 
    Typ A:
    herkömmliche Weich-PE-Rohre
    Typ B:
    Weich-PE-Rohre mit gleitfreudiger Innenbeschichtung aus PEHD (ca. 0,3 mm)
    Kabel:
    Radox-Ceander-Netzkabel GKT/ XKT 3x50/50 mm² Adern vernetzt
    Verlegte Gesamtlänge:
    je 500 m ca. 280 m gerade, 220 m mit leichter Krümmung

       Die Kabel wurden direkt ab Haspel mittels einer Zugmaschine mit direkter protokollierung der Einziehlänge und der Einziehkraft eingezogen.

    [0020] Der Einzug erfolgte bei beiden Rohrsträngen ohne Fettung. Die Resultate sind in der Tabelle unten protokolliert.
    Kabellänge m Typ A kg Typ B kg Vergleich
          Typ A kg - Typ B %
    50 91 91 0 0
    100 156 91 - 65 58
    150 208 117 - 91 56
    200 273 156 - 117 57
    250 325 182 - 143 56
    300 390 221 - 169 57
    350 455 273 - 182 60
    400 507 299 - 208 59
    450 585 351 - 234 60
    500 676 377 - 299 56


    [0021] Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, wurden die Einzugskräfte bei den erfindungsgemässen Rohren des Typs B auf ca. 60 % reduziert.


    Ansprüche

    1. Kunststoffrohr aus Weich-Polyethylen, dadurch gekennzeichnet, dass es innen mindestens teilweise mit Polyethylen hoher Dichte beschichtet ist.
     
    2. Kunststoffrohr gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es mit Polyethylen hoher Dichte beschichtete Führungen aufweist.
     
    3. Kunststoffrohr gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es innen vollständig mit Polyethylen hoher Dichte beschichtet ist.
     
    4. Kunststoffrohr gemäss einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Polyethylenschicht hoher Dichte eine Dicke von mindestens 0,1 mm aufweist, insbesonders ca. 0,3 mm.
     
    5. Kunststoffrohr gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens das Weich-Polyethylen und vorzugsweise auch das Polyethylen hoher Dichte ein Recycling-Produkt ist.
     
    6. Verfahren zur Herstlelung eines Kunststoffrohres gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass dieses mittels Co-Extrusion hergestellt wird.
     
    7. Verwendung des Kunststoffrohres nach einem der Ansprüche 1 bis 5 als Kabelschutzrohr.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht