[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Kunststoffrohre, insbesondere Kabelschutzrohre
aus Weich-Polyethylen (Weich-PE), die beim Einziehen der Kabel verminderte Reibung
aufweisen.
[0002] Kabelschutzrohre aus Weich-PE sind weit verbreitet. Unter Weich-PE wird im folgenden
eine Mischung aus Polyethylen niedriger Dichte (PELD) und Polyethylen hoher Dichte
(PEHD) verstanden, wobei der PEHD-Anteil kleiner als der PELD-Anteil oder gar null
sein kann. Als PEHD im Sinne dieser Erfindung werden generell PE-Qualitäten mit einer
Dichte von gleich oder grösser als ca. 0,930 g/cm³ (23°C), bezogen auf das farblose
und nicht gefüllte Basismaterial, verstanden. Diese Rohre weisen jedoch den Nachteil
auf, dass die Reibung beim Einziehen der Kabel relativ hoch ist. Es wurde bereits
versucht, die Reibung resp. die benötigten Einzugkräfte durch mechanische Massnahmen
resp. das Einbringen von Gleitmitteln zu vermindern.
[0003] Es hat sich nun gezeigt, dass bei mechanischen Massnahmen zur Reibungsverminderung,
z.B. Verminderung des Oberflächenkontakts durch Innenprofilierung, diese bei Weich-PE-Rohren
sogar oft zunimmt.
[0004] Beim Einbringen von üblichen Gleitmitteln ins fertige Rohr ist die homogene Verteilung,
resp. der Austritt in die Umwelt, ein Problem und - infolge der Anwesenheit einer
zusätzlichen Komponente - wird die Gefahr von unerwünschten Materialbeeinflussungen
erhöht.
[0005] EF-A-0 359 128 beschreibt ein einstückig aus einer thermoplastischen Formmasse stranggepresstes
Kunststoffrohr, insbesonders ein Kabelschutzrohr, bei dem das Gleitmittel direkt in
die Formmasse eingearbeitet wird. Als Gleitmittel wird ein Silikonöl in Mengen bis
ca. 5 % eingearbeitet. Diese Einarbeitung von Silikonölen ist insbesonders für Hart-Polyethylen
(PEHD) geeignet.
[0006] Durch diese Einarbeitung werden zwar Umweltprobleme durch direktes Austreten eines
Teils des Gleitmittels am Rohrende nach Kabeleinzug vermindert und eine homogene Verteilung
desselben erzielt, dafür aber enthält die gesamte Formmasse einen Fremdstoff, der
die Materialeigenschaften beeinflusst und auch beim Recyclieren stören kann.
[0007] Es ist bekannt, dass Kabelschutzrohre aus reinem PEHD bessere Gleiteigenschaften
aufweisen als solche aus Weich-PE. Sie sind jedoch teurer und steifer und werden deshalb
nur für spezielle Applikationen verwendet.
[0008] Ziel der vorliegenden Erfindung war es nun, gleitfreudige Kunststoffrohre aus Weich-PE
bereitzustellen, insbesonders zur Verwendung als Kabelschutzrohre, sowie ein Verfahren
zu deren Herstellung.
[0009] Dieses Ziel wurde erreicht durch Bereitstellen von Kabelschutzrohren aus Weich-PE
mit gleitfreudiger Innenbeschichtung, insbesonders aus PEHD. Die Kunststoffrohre gemäss
der vorliegenden Erfindung sind mindestens im Bereich allfälliger Führungen mit PEHD
beschichtet, vorzugsweise jedoch durchgehend.
[0010] Ein Rohr mit durchgehender Innenbeschichtung ist in den Figuren dargestellt.
[0011] Figur 1 zeigt einen Querschnitt durch ein erfindungsgemässes Kabelschutzrohr mit
einer Innenschicht 1 aus PEHD und einer Aussenschicht 2 aus Weich-PE.
[0012] Figur 2 stellt einen Längsschnitt durch eine Rohrwand dar.
[0013] Die PEHD-Beschichtung 1 muss eine solche Mindestdicke aufweisen, dass die Gleitfreudigkeit
gewährleistet ist. Ausreichende Gleitfreudigkeit wird bereits mit PEHD-Schichtdicken
von ca. 0.1 mm erzielt, wobei eine regelmässige Applikation so geringer Schichtdicken
hohe apparative und verfahrenstechnische Anforderungen stellt. Es ist deshalb meist
wirtschaftlicher, höhere Schichtdicken zu wählen. Die Maximaldicke ist nicht kritisch.
Sie wird jedoch aus Kostengründen und zur Erhaltung der Flexibilität der Rohre möglichst
gering gehalten.
[0014] Gute Ergebnisse wurden beispielsweise mit einer PEHD-Beschichtung einer Dicke von
ca. 0,3 mm erzielt.
[0015] In einem Vergleichsversuch zeigten solche mit PEHD beschichtete Weich-PE-Rohre eine
Verminderung der Einzugskräfte um ca. 40 %, was die Möglichkeit eröffnet, längere
Einzugsstrecken zu überwinden als bis anhin.
[0016] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemässen Rohre ist, dass diese aus recycliertem
Polyethylen hergestellt werden können. Infolge der ausschliesslichen Verwendung von
Polyethylen können die Rohre ihrerseits auch wieder problemlos recycliert werden.
[0017] Solche Rohre, bestehend aus einer Innenschicht 1 und einer Aussenschicht resp. einem
Aussenrohr 2, werden vorzugsweise im Co-Extrusions-Verfahren mit einem üblichen Extruder
hergestellt.
[0018] Das Aussenrohr 2 wird im Hauptextruder gefahren. Die Innenschicht 1 wird über einen
Seitenextruder durch das Rohrwerkzeug transportiert und durch Verteilkanäle als Innenschicht
aufgetragen.
Beispiel: Vergleich eines üblichen Weich-PE-Rohres mit einem erfindungsgemäss beschichteten
Rohr.
Material: Kabelschutzrohre 112 x 100 mm, Wandstärke total ca. 6 mm
[0019]
- Typ A:
- herkömmliche Weich-PE-Rohre
- Typ B:
- Weich-PE-Rohre mit gleitfreudiger Innenbeschichtung aus PEHD (ca. 0,3 mm)
- Kabel:
- Radox-Ceander-Netzkabel GKT/ XKT 3x50/50 mm² Adern vernetzt
- Verlegte Gesamtlänge:
- je 500 m ca. 280 m gerade, 220 m mit leichter Krümmung
Die Kabel wurden direkt ab Haspel mittels einer Zugmaschine mit direkter protokollierung
der Einziehlänge und der Einziehkraft eingezogen.
[0020] Der Einzug erfolgte bei beiden Rohrsträngen
ohne Fettung. Die Resultate sind in der Tabelle unten protokolliert.
Kabellänge m |
Typ A kg |
Typ B kg |
Vergleich |
|
|
|
Typ A kg - |
Typ B % |
50 |
91 |
91 |
0 |
0 |
100 |
156 |
91 |
- 65 |
58 |
150 |
208 |
117 |
- 91 |
56 |
200 |
273 |
156 |
- 117 |
57 |
250 |
325 |
182 |
- 143 |
56 |
300 |
390 |
221 |
- 169 |
57 |
350 |
455 |
273 |
- 182 |
60 |
400 |
507 |
299 |
- 208 |
59 |
450 |
585 |
351 |
- 234 |
60 |
500 |
676 |
377 |
- 299 |
56 |
[0021] Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, wurden die Einzugskräfte bei den erfindungsgemässen
Rohren des Typs B auf ca. 60 % reduziert.
1. Kunststoffrohr aus Weich-Polyethylen, dadurch gekennzeichnet, dass es innen mindestens
teilweise mit Polyethylen hoher Dichte beschichtet ist.
2. Kunststoffrohr gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es mit Polyethylen
hoher Dichte beschichtete Führungen aufweist.
3. Kunststoffrohr gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es innen vollständig
mit Polyethylen hoher Dichte beschichtet ist.
4. Kunststoffrohr gemäss einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die
Polyethylenschicht hoher Dichte eine Dicke von mindestens 0,1 mm aufweist, insbesonders
ca. 0,3 mm.
5. Kunststoffrohr gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
das Weich-Polyethylen und vorzugsweise auch das Polyethylen hoher Dichte ein Recycling-Produkt
ist.
6. Verfahren zur Herstlelung eines Kunststoffrohres gemäss einem der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, dass dieses mittels Co-Extrusion hergestellt wird.
7. Verwendung des Kunststoffrohres nach einem der Ansprüche 1 bis 5 als Kabelschutzrohr.