[0001] Insassen-Rückhaltesysteme auf der Grundlage von Airbagsystemen finden aus Sicherheitsgründen
in Kraftfahrzeugen immer weitere Verbreitung. Neben dem Prallsack und dem Gasgenerator
ist insbesondere die Elektronikeinheit zur Auslösung des Airbags eine wichtige und
kritische Systemkomponente. Die Airbag-Auslöseelektronikeinheit muß einerseits Unfallsituationen
durch Beschleunigungsmessung sicher erkennen, und andererseits diese von betriebsüblichen
Erschütterungen und Fahrsituationen unterscheiden können (in diesem Falle darf keine
Auslösung des Airbags erfolgen). Hierzu werden zwei unabhängige und methodisch vollständig
verschiedene Beschleunigungsaufnehmer eingesetzt: Zum einen der auf dem Piezoeffekt
beruhende elektronische Aufnehmer und zum andern der mechanische Sicherheitssensor.
Nur für den Fall, daß beide Sensoren gleichzeitig eine Beschleunigung feststellen,
die größer als ein vorgegebener Grenzwert ist, wird der Treibsatz des Gasgenerators
ausgelöst.
Bekannte Sicherheitssensoren der Airbag-Auslöseelektronikeinheit sind als Feder-Masse-System
ausgebildet - hier wird die Masse infolge der bei Beschleunigungen auf sie einwirkenden
Kraft entgegen der Federkraft in Bewegung gesetzt und hierdurch ein Kontakt geschlossen.
Diese Systeme haben den Nachteil, daß sie nur auf die in einer Richtung auftretenden
Beschleunigungen reagieren und daher bei einem Seitenaufprall nicht wirksam sind -
zu dessen Erkennung sind somit zusätzliche Sensoren erforderlich; weiterhin sind diese
Systeme aufwendig und daher nur recht kostspielig zu realisieren.
[0003] Der erfindungsgemäße Sicherheitssensor besteht aus drei Einzelkomponenten: einem
Beschleunigungskörper mit bestimmter Masse, einem länglichen Trägerkörper und einem,
vorzugsweise geschlossenen Gehäuse aus isolierendem Material und mit elektrisch leitendem
Kontaktbereich an mindestens einer Innenwand des Gehäuses; der Beschleunigungskörper
ist am Trägerkörper befestigt und dieser mit der Innenseite einer Grundfläche des
Gehäuses (Bodenfläche, Deckfläche) verbunden. Beim Auftreten von Beschleunigungen
wird der Trägerkörper aufgrund seiner Elastizität und somit auch der Beschleunigungskörper
ausgelenkt; der Sicherheitssensor ist so ausgebildet, daß der Beschleunigungskörper
bei der Ansprechbeschleunigung (Auslöseschwelle) den Kontaktbereich an der Gehäuse-Innenwand
berührt und hierdurch einen elektrischen Kontakt herstellt.
Über die Formgebung, Abmessungen und Materialeigenschaften von Beschleunigungskörper,
Trägerkörper und Gehäuse bzw. Kontaktbereich können die gewünschten Auslöseeigenschaften
des Sicherheitssensors eingestellt bzw. variiert werden:
- falls das Gehäuse allseits geschlossen (dicht) ausgebildet wird, ist ein guter Schutz
gegen Feuchtigkeit und Korrosion gegeben.
- bei einer rotationssymmetrischen Anordnung (beispielsweise kugelförmiger Beschleunigungskörper,
zylindrisches Gehäuse) wird der Beschleunigungskörper in alle Richtungen gleich ausgelenkt
(isotrope Auslenkung), so daß dieser Sicherheitssensor für alle Richtungen gleich
empfindlich ist. Falls eine andere Formgebung gewählt wird, beispielsweise durch einen
ellipsoidförmigen Beschleunigungskörper, ein ellipsoidförmiges Gehäuse oder einen
ellipsoidförmigen Trägerkörper, erhält man unterschiedliche Ansprechschwellen für
die Längs- und Querbeschleunigung; beispielsweise kann bei einem ellipsoidförmigen
Beschleunigungskörper dessen kleine Halbachse in Fahrtrichtung angeordnet werden,
und daher für diese eine höhere Ansprechschwelle als für den Seitenaufprall (große
Halbachse des Ellipsoids) eingestellt werden.
- durch die Formgebung des Kontaktbereichs kann die Richtungsselektivität des Sicherheitssensors
bzw. dessen Ansprechverhalten ebenfalls beeinflußt bzw. variiert werden: beispielsweise
kann der Sicherheitssensor durch Aussparungen im Kontaktbereich unempfindlich gegen
bestimmte Richtungen gemacht werden.
- falls beispielsweise der Beschleunigungskörper aus einem ferritischen Material besteht,
kann durch Anbringen eines kleinen Magneten im oder am Gehäuse - beispielsweise durch
Einbau im Gehäusedeckel - ein nicht-lineares Ansprechverhalten des Sicherheitssensors
erreicht werden.
[0005] In der Figur ist ein Ausführungsbeispiel für den Sicherheitssensor dargestellt. Bei
einem zylindrischen, geschlossenen Kunststoff-Gehäuse 1 mit dem Durchmesser d
G ist auf der Grundfläche (Bodenfläche) 1c ein stielförmiger Trägerkörper 2 mit der
Länge l
T und dem Durchmesser d
T stehend befestigt; auf der Oberseite des Trägerkörpers 2 ist ein kugelförmiger Beschleunigungskörper
3 mit dem Durchmesser d
B angeordnet. Auf der Seiten-Innenwand 1a des Gehäuses 1 ist ab einer bestimmten Höhe
(bis zur Deckfläche 1b) ganzflächig ein als Kontaktring ausgebildeter Kontaktbereich
4 des Durchmessers d
K aufgebracht. Kontaktring 4 und Trägerkörper 2 sind jeweils mit einem Lötstift 6 bzw.
7 zum Einlöten in eine Leiterplatte 5 versehen.
Beim Auftreten einer Beschleunigung wird der Trägerkörper 2 elastisch gebogen und
der Beschleunigungskörper 3 um die Strecke f
B ausgelenkt; bei einem bestimmten Schwellwert der Beschleunigung ist die Auslenkung
f
B so groß, daß der Beschleunigungskörper 3 den Kontaktring 4 berührt und hierdurch
einen elektrischen Kontakt herstellt, was von einer nachgeschalteten Auswerteeinheit
verarbeitet wird. Zur Einstellung der Ansprechschwelle des Sicherheitssensors können
einerseits die geometrischen Parameter Form, Durchmesser d
T und Länge l
T des Trägerkörpers 2, Form und Durchmesser d
B des Beschleunigungskörpers 3, Durchmesser d
G des Gehäuses 1 bzw. Durchmesser d
K des Kontaktrings 4 (Durchmesser der Gehäuse-Innenseite 1a) und andererseits die Materialparameter
Elastizitätsmodul E
T und Beschaffenheit des Trägerkörpers 2 sowie Masse m
B und Beschaffenheit des Beschleunigungskörpers 3 variiert werden.
Beispielsweise soll der Sicherheitssensor eine Beschleunigungs-Ansprechschwelle von
10 m/s² aufweisen. Hierzu besitzt das zylindrische Kunststoff-Gehäuse 1 eine Höhe
von 18 mm und einen Durchmesser d
G von 15 mm, der stielförmige Trägerkörper 2 aus einer CuNi-Legierung ein E-Modul E
T von 110 kN/mm², eine Länge l
T von 10 mm und einen Durchmesser d
T von 0,5 mm und der Beschleunigungskörper 3 aus einer CuNi-Legierung eine Masse m
B von 0,0335 g und einen Durchmesser d
B von 4 mm; hieraus ergibt sich eine Auslenkung f
B des Beschleunigungskörpers 3 bei der Beschleunigungs-Ansprechschwelle 10 m/s² von
f
B = 3,25 mm. Der Durchmesser der Gehäuse-Innenseite bzw. der Durchmesser d
K des Kontaktrings 4 wird so groß wie der Durchmesser d
B des Beschleunigungskörpers 3 plus der doppelten Auslenkung f
B bei der Beschleunigungs-Ansprechschwelle gewählt; im Beispielsfall beträgt der Durchmesser
d
K demnach 0,5 mm + 2 · 3,25 mm, also d
K = 7,0 mm.