[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Schreibfedern.
[0002] Schreibfedern, wie sie beispielsweise in Füllfederhaltern verwendet werden, werden
derzeit wie folgt hergestellt:
Zunächst wird ein sogenannter Schreibfeder-Rohling dadurch hergestellt, daß die Grundform
der Schreibfeder durch einen Stanz- und Biegevorgang erzeugt und anschließend das
sogenannte Schreibkorn auf die Federspitze aufgeschweißt wird. Der derart hergestellte
Schreibfeder-Rohling wird dann in Längsrichtung geschlitzt.
[0003] Gemäß dem Stand der Technik erfolgt das "Schließen" des Schlitzes, wodurch erst der
"richtige" Tintenfluß zur Federspitze gewährleistet ist, durch mechanisches Zusammenbiegen
der beiden Federspitzen in einer geeigneten Presse. Im Anschluß an diesen Herstellungsschritt
wird die Schreibfeder geschliffen und poliert sowie gegebenenfalls mit einer "Plattierung"
versehen.
[0004] Beim Stand der Technik wird demnach die zur Umformung der Schreibfeder erforderliche
Kraft durch unmittelbare Einwirkung eines Preßwerkzeugs auf die Feder übertragen.
Damit muß für jede Federgeometrie jeweils ein vergleichsweise teures Preßwerkzeug
bereit gehalten werden. Ein weiteres Problem bei der Herstellung von Schreibfedern
gemäß dem Stand der Technik ist, daß bei der mechanischen Umformung der für das Zusammendrücken
der beiden Hälften der Schreibfeder-Spitze erforderliche Druck an der richtigen Stelle
auf die Feder aufgebracht werden muß, um das gewünschte Umformergebnis zu erhalten.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Schreibfedern,
bei dem ein Schreibfeder-Rohling hergestellt, in Längsrichtung geschlitzt und anschließend
umgeformt wird, derart weiterzubilden, daß Schreibfeder-Rohlinge mit unterschiedlichster
Geometrie umgeformt werden können, ohne daß Preßwerkzeuge bereit gehalten werden müßten.
[0006] Eine erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist im Patentanspruch 1 angegeben. Weiterbildungen
der Erfindung sind Gegenstand der Ansprüche 2 folgende.
[0007] Erfindungsgemäß wird der Schreibfeder-Rohling mittels des Strahls eines Lasers umgeformt.
Die Umformung von Werkstücken mittels Laserstrahlung ist zwar bereits bekannt, sie
ist jedoch bislang nicht für die Herstellung von Schreibfedern in Betracht gezogen
worden. Der Grund hierfür dürfte sein, daß die bei der Herstellung von Schreibfedern
erforderlichen Umformvorgänge vergleichsweise kompliziert sind, und anderseits Federmaterialien
mit geringer Wandstärke verhältnismäßig großen Umformvorgängen unterworfen werden
müssen.
[0008] Erfindungsgemäß ist erkannt worden, daß die nach dem Schlitzen des Rohlings erforderlichen
Umformvorgänge teilweise oder vollständig mittels Laserstrahlung ausgeführt werden
können. Damit kann die Umformung ohne formgebendes Werkzeug berührungslos ausgeführt
werden. Gleichzeitig wird das Problem der Krafteinleitung an der richtigen Stelle,
das bei dem herkömmlichen Herstellverfahren besteht, gelöst. Vor allem aber können
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren durch einfache Anpassung der Verfahrensparameter
ohne zusätzliche Werkzeugkosten die unterschiedlichsten Schreibfedern hergestellt
werden. Damit ist gemeint, daß zur Anpassung des erfindungsgemäßen Verfahrens an die
Herstellung unterschiedlicher Schreibfedern lediglich die Parameter, wie Vorschubgeschwindigkeit,
Leistung des Lasers und Verteilung der Leistungsdichte sowie gegebenenfalls Anzahl,
Lage und Richtung der Bearbeitungsspuren (vgl. Ansprüche 4 bis 6) geeignet einzustellen
sind.
[0009] Dabei ist die Reproduzierbarkeit des Verfahrens hoch.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich im Prinzip mit bekannten Laser-Umformvorrichtungen
ausführen. Derartige Vorrichtungen können ohne weiteres in die bekannten Vorrichtungen
zur Herstellung von Schreibfedern integriert werden.
[0011] Damit kann das erfindungsgemäße Verfahren sehr wirtschaftlich ausgeführt werden.
[0012] Im Anspruch 2 ist eine Möglichkeit für die Führung des Laserstrahls angegeben, mit
der der Schlitz des Schreibfeder-Rohlings geschlossen wird. Hierzu wird der Rohling
im Bereich der aufgebogenen Federflanken mit dem Laserstrahl beaufschlagt. Diese Beaufschlagung
erfolgt gemäß Anspruch 4 bevorzugt derart, daß der Laserstrahl in Querrichtung über
die ganze Feder geführt wird.
[0013] Durch diese Beaufschlagung wird das Material der Schreibfeder derart partiell erwärmt,
daß die sich ergebende Plastifizierung des Werkstoffs in Verbindung mit der anschließenden
Abkühlung in das umgebende Material Eigenspannungen induziert, die die gewünschte
Umformung, in diesem Falle das Schließen des Schlitzes im Bereich der Federspitze
hervorrufen.
[0014] Im Anspruch 3 ist eine Verfahrensführung angegeben, durch die eine Vorspannung im
Bereich der Federspitze erzeugt wird. Hierzu wird der Schreibfeder-Rohling im Bereich
der Federspitze mit dem Laserstrahl beaufschlagt. Diese Beaufschlagung erfolgt ebenfalls
gemäß Anspruch 4 bevorzugt derart, daß der Laserstrahl in Querrichtung über die ganze
Feder geführt wird.
[0015] Die Erzeugung der Eigenspannungen, die die Umformung auslösen, kann präzise kontrolliert
werden, wenn der Laserstrahl mehrmals über einen beaufschlagten Bereich geführt wird
(Anspruch 5).
[0016] Die gezielte Einbringung von Eigenspannungen wird weiterhin dadurch erleichtert,
daß der Laserstrahl gemäß Anspruch 6 über mehrere in Längsrichtung des Schreibfeder-Rohlings
beabstandete Bereiche geführt wird.
[0017] Als Laser können beliebige Laser, wie beispielsweise CO₂-Laser, Diodenlaser oder
Excimerlaser verwendet werden. Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich aber insbesondere
auch mit einem NdYAG-Laser mit niedriger Leistung - gibt typischerweise von einigen
Watt - ausführen, wie er in einer Reihe von kostengünstigen kommerziellen Umformvorrichtungen
zu finden ist (Anspruch 7). Oxidationen und Anschmelzungen im Bereich der Wechselswirkungszone
Laserstrahl/Material können durch geeignete Schutzgasströme, wie beispielsweise Stickstoff
vermieden werden.
[0018] Bei der Bearbeitung mit NdYAG-Lasern sind keine absorptionssteigernden Deckschichten
erforderlich. Bereits wenige Watt Leistung reichen aus, um die Federspitze zu schließen.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren hat den weiteren Vorteil, daß das Umformergebnis leicht
überwacht werden kann:
Zur Überwachung des Schließens des Schlitzes der Schreibfeder können ein Lichtsender,
dessen Licht den Schlitz beaufschlagt, und ein Lichtempfänger vorgesehen sein, der
auf der anderen Seite der Schreibfeder angeordnet ist, und der das durch den Schlitz
hindurchtretende Licht empfängt (Anspruch 8). Zur Überwachung der Vorspannung der
Schreibfeder kann ein Triangulationssensor verwendet werden (Anspruch 9).
[0020] Selbstverständlich ist es möglich, die in den Ansprüchen 8 und 9 gekennzeichneten
Überwachungsmethoden miteinander zu kombinieren, so daß der Triangulationssensor auch
als Lichtsender für die Überwachung des Schließens des Schlitzes dient.
[0021] Die Überwachung des Umformergebnisses erlaubt ferner eine on-line-Kontrolle des Herstellungsvorgangs.
Hierzu liegt das Ausgangssignal des Lichtempfängers und/oder des Triangulationssensors
an einer Steuereinheit an, die den Beaufschlagungs-Bereich auf der Schreibfeder und/oder
die Leistung des Laserstrahls steuert.
[0022] Vorrichtungen zur Durchführung des Verfahrens mit on-line-Kontrolle des Herstellungsvorgangs
sind in den Ansprüchen 12 bis 14 gekennzeichnet.
[0023] Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens
anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnung exemplarisch beschrieben,
auf die im übrigen bezüglich der Offenbarung aller im Text nicht näher erläuterten
erfindungsgemäßen Einzelheiten ausdrücklich verwiesen wird. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Schreibfeder in perspektivischer Ansicht, bei der die Lage der Bearbeitungsspuren
eingetragen ist, und
- Fig. 2
- eine Einrichtung zur on-line-Kontrolle des Herstellungsvorgangs.
[0024] Fig. 1 zeigt in ersten perspektivischer Ansicht eine Schreibfeder in einem Bearbeitungszustand,
in dem die Spitze der Schreibfeder einen Schlitz S aufweist. Dieser Schlitz S gewährleistet
den Tintenfluß von einer Austrittsöffnung A zu der Federspitze. In dem gezeigten Bearbeitungszustand
klafft die Federspitze auseinander.
[0025] In dem nachfolgenden Bearbeitungsschritt soll die Feder im Bereich des sogenannten
Schreibkorns K geschlossen werden.
[0026] Hierzu wird erfindungsgemäß der gezeigte Schreibfeder-Rohling mittels des Strahls
eines nicht dargestellten Lasers umgeformt. Der Laser kann ein CO₂-Laser, ein Diodenlaser
oder ein Excimerlaser, bevorzugt jedoch ein NdYAG-Laser sein.
[0027] Um das gewünschte Umformergebnis zu erzielen, ist neben der Wahl der Vorschubgeschwindigkeit
und der Leistung des Lasers sowie der Dichteverteilung der Leistung im Strahlfleck
die Umformstrategie entscheidend: Hierunter wird die Wahl der Zahl, der Lage und der
Richtung der Bearbeitungsspuren, d.h. der Bahnen, auf denen der Laserstrahl über das
Werkstück bewegt wird, verstanden.
[0028] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt die Umformung bevorzugt mittels einer
Vorschubbearbeitung senkrecht zum Tintenkanal. Alternativ ist jedoch auch eine linien-oder
punktförmige Bestrahlung einzelner Bereiche möglich. Bei dem in Fig. 1 veranschaulichten
Verfahren wird der (nicht gezeigte) Laserstrahl einfach oder mehrfach über die eingezeichneten
Bereiche 3 bis 6 geführt, die nachstehend noch im einzelnen erläutert werden. Der
Temperatur-Zeit-Zyklus der bearbeiteten Bereiche in Verbindung mit einer Fließbehinderung
durch das umgebende nicht erwärmte Material führt zu einer lokalen Plastifizierung
des erwärmten Materials. Nach der Bearbeitung liegen an der dem Laserstrahl zugewandten
Seite Zugeigenspannungen in Längs-und insbesondere in Querrichtung vor. Die Eigenspannungen
in Querrichtung führen zu einem Aufbiegen der Federspitze 1 entsprechend dem dargestellten
Biegemoment Mb.
[0029] Insbesondere führt die Bearbeitung der Schreibfeder im Bereich der Bearbeitungsspuren
4 bis 6 zu einer kontinuierlichen Krümmung der Federspitze. Hierdurch kann die Schreibfeder
für den späteren Schreibgebrauch vorgespannt werden. Ein Schließen der Federspitze
erfolgt jedoch nicht.
[0030] Erfindungsgemäß ist nun erkannt worden, daß beim Umformen einer Schreibfeder mittels
Laserstrahlung ein Schließen der Federspitze 1 nur dann erreicht wird, wenn die Bearbeitungsspur,
d.h. die Überfahrt über die Schreibfeder in Querrichtung im Bereich der aufgebogenen
Federflanken erfolgt. Ein Beispiel für eine derartige Bearbeitungsspur ist die Spur
3. Ebenso wie bei den Bearbeitungsspuren 4 bis 6 biegt sich die Federspitze entsprechend
dem dargestellten Biegemoment dem Laserstrahl entgegen. Zusätzlich werden in den Seitenflanken
Quereigenspannungen induziert, die ein weiteres Biegemoment Mbquer erzeugen. Dieses
Biegemoment bewirkt, daß sich die Federspitze schließt. Damit sind verschiedene Verfahrensführungen
möglich:
1. Bestrahlungsvorgänge im Bereich der Federspitze führen zu einer Krümmung der Feder
in Richtung des Laserstrahls. Derartige Bestrahlungsvorgänge können dazu genutzt werden,
um Schreibfedern vorzuspannen.
2. Bestrahlungsvorgänge ausschließlich im Bereich der aufgebogenen Federflanken führen
zu Querkräften bzw. -spannungen, die die Feder im Bereich der Federspitze schließen.
3. Die unter 1. und 2. genannten Bearbeitungsvorgänge können auch kombiniert zum gleichzeitigen
Vorspannen und Schließen der Federspitze eingesetzt werden.
[0031] Fig. 2 zeigt eine Möglichkeit zur on-line-Kontrolle und Qualitätssicherung beim Biegen
von Schreibfedern. Ein Sender, beispielsweise eine Laserdiode strahlt im Bereich der
Federspitze durch den Tintenkanal auf einen gegenüberliegenden Empfänger, der beispielsweise
ein CCD-Array sein kann. Die Bearbeitung erfolgt solange, bis der Empfänger kein Signal
mehr detektiert. Dies bedeutet, daß der Tintenkanal geschlossen ist.
[0032] Mit dieser Anordnung ist eine Regelung des erfindungsgemäßen Verfahrens möglich.
[0033] Wird anstelle eines einfachen Senders ein konventioneller Triangulationssensor insbesondere
mit linearem Weg-Ausgangsspannungs-Verhalten verwendet, so kann gleichzeitig die Krümmung
der Feder und damit der Grad der Vorspannung aufgezeichnet und geregelt werden.
1. Verfahren zur Herstellung von Schreibfedern, bei dem ein Schreibfeder-Rohling hergestellt,
in Längsrichtung geschlitzt und anschließend umgeformt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der Schreibfeder-Rohling mittels des Strahls eines Lasers umgeformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß zum Schließen des Schlitzes der Schreibfeder-Rohling im Bereich der aufgebogenen
Federflanken mit dem Laserstrahl beaufschlagt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung einer Vorspannung im Bereich der Federspitze der Schreibfeder-Rohling
im Bereich der Federspitze mit dem Laserstrahl beaufschlagt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Laserstrahl in Querrichtung über die Feder geführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Laserstrahl mehrmals über einen beaufschlagten Bereich geführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der Laserstrahl über mehrere in Längsrichtung des Schreibfeder-Rohlings beabstandete
Bereiche geführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß als Laser ein NdYAG-Laser verwendet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Überwachung des Schließens des Schlitzes der Schreibfeder ein Lichtsender,
dessen Licht den Schlitz beaufschlagt, und ein Lichtempfänger vorgesehen sind, der
auf der anderen Seite der Schreibfeder angeordnet ist, und der das durch den Schlitz
hindurchtretende Licht empfängt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Überwachung der Vorspannung der Schreibfeder ein Triangulationssensor verwendet
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der Triangulationssensor auch als Lichtsender für die Überwachung des Schließens
des Schlitzes dient.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangssignal des Lichtempfängers und/oder des Triangulationssensors an
einer Steuereinheit anliegt, die den Beaufschlagungs-Bereich auf der Schreibfeder
und/oder die Leistung des Laserstrahls steuert.
12. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 8 bis 11, mit
- wenigstens einem Laser, dessen Strahl eine Licht-Führungseinrichtung auf den zu
bestrahlenden Bereich der Schreibfeder richtet,
- einer Steuereinheit, die den Laser und die Licht-Führungseinrichtung steuert, und
- wenigstens einem Lichtsender und wenigstens einem Lichtempfänger, dessen Ausgangssignal
zur Überwachung des Umformergebnisses an die Steuereinheit angelegt ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß der Lichtempfänger das durch den Schlitz der Schreibfeder hindurch tretende
Licht empfängt.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet, daß der Lichtsender und der Lichtempfänger als Triangulationssensor arbeiten.