[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum unterschuppten Zuführen
bogenförmiger Bedruckstoffe an eine Druckmaschine mit einem Fördertisch, vorzugsweise
einem Saugbändertisch in einer Rotationsdruckmaschine.
[0002] Eine Bogenfördervorrichtung dieser Art ist z.B. aus der DE-PS 713 529 bekannt bei
der endlose, in Richtung des Bogenlaufes umlaufende Saugbänder über feststehende,
mit Saugschlitzen versehene Saugbehälter geführt werden.
[0003] Weitere Fördereinrichtungen dieser Art sind beispielsweise aus den DE 3 331 662 C2
und DE 3 838 078 A1 bekannt.
[0004] Aus der DE-AS 1 033 225 ist eine Bogenfördervorrichtung mit endlosen Saugbändern
bekannt, die um den Fördertisch über schmale Saugkanäle geführt werden und die Druckbogen
mittels Unterdruck an die Druckmaschine zuführen. Um das Schleifen, insbesondere der
hinteren Enden, der Druckbogen auf dem Fördertisch und daraus resultierende Beschädigungen
beim Zuführen über den Tisch zu vermeiden, sind neben den Saugöffnungen der Saugkammern
im Tisch weitere Blasöffnungen vorgesehen. Die Blasluft soll bewirken, daß der einzeln
angesaugte Bogen leicht anhebt und auf einem Luftpolster schwebt. Mit dieser Lösung
wird versucht die Haftreibung zwischen Bogen und Fördertisch zu reduzieren. Bei unterschuppt
transportierten Bedruckstoffen führt dies jedoch zum Abheben von den Transportbändern,
da hier jeder Bogen nur im vorderen Bereich auf den Saugbändern geführt wird.
[0005] Gemäß DE 4 012 948 C2 ist ein Fördertisch mit über Saugöffnungen umlaufenden, gelochten
Saugbändern bekannt, welcher parallel entlang der Ränder eines jeden Saugbandes Öffnungen
aufweist, die getrennt vom Saugraum mit der Umgebung verbunden sind.
[0006] Nachteilig bei diesen Lösungen ist es, daß bei - infolge von Adhäsion bzw. statischer
Aufladung - stark aneinander haftenden Bedruckstoffen, wie beispielsweise Folien,
der voreilende Bedruckstoff den im Schuppenstrom nachfolgenden Bedruckstoff beim Einlaufen
in die Druckeinheit mitreißt. Dies bedeutet, daß der nachfolgende Bedruckstoff als
Mehrfachbogen bzw. Fehlbogen über die Vorder- bzw. Deckmarken "schießt", Wellen bildet
und bei der Übernahme vom Vorgreifer bzw. beim Einlauf in die Druckzone staucht, was
zur Deformation und zu Stoppern führt.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es eine Lösung zu entwickeln, die die oben genannten Nachteile
beseitigt.
[0008] Gelöst wird die Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale der Patentansprüche 1,
3 und 10. Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Durch die erfindungsgemäße Lösung wird auf den Fördertisch oder im Bereich der Ausrichteeinheit
zwischen dem Schuppenstrom, vorzugsweise zwischen die vorderen, der Druckeinheit zugewandten,
bogenförmigen Bedruckstoffe des Schuppenstromes Druckluft entgegen der Förderrichtung
in einem definierten Winkel geblasen. Dies bewirkt, daß die unterschuppten Bedruckstoffe
sicher über den Fördertisch der Druckeinheit zugeführt werden und gleichzeitig die
Adhäsionskräfte im Schuppenstrom in einem definierten Bereich aufgehoben oder spürbar
reduziert werden. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist im Bereich der Ausrichteeinheit
oder dem der Druckeinheit zugewandten Bereich des Fördertisches angeordnet. Dies weil
spätestens bei Anlage des Bedruckstoffes an den Vorder-/Deckmarken die Aufhebung der
Adhäsionskräfte zwischen den benachbarten Bedruckstoffen erfolgt sein muß.
[0010] Die erfindungsgemäße Lösung erzielt einen ruhigen Bogentransport auch bei höheren
Maschinengeschwindigkeiten. Die Nachteile, wie Mehrfachbogen bzw. Fehlbogen, Wellen
schlagen oder Deformationen am Bedruckstoff sind damit beseitigt.
[0011] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Dabei zeigen
- Fig. 1
- die schematische Anordnung eines Fördertisches in einer bogenverarbeitenden Druckmaschine,
- Fig. 2
- eine schematische Draufsicht auf einen Fördertisch,
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung des Schuppenstromes im Bereich der Ausrichteeinheit
und des Fördertisches,
- Fig. 4
- eine Seitenansicht (Schnitt) einer Blaseinrichtung,
- Fig. 5
- eine weitere schematische Draufsicht auf einen Fördertisch.
[0012] Nach Fig. 1 ist zwischen einer Druckeinheit 2 und einem Anleger 3 ein Fördertisch
1 in Form eines Saugbändertisches angeordnet. Er besitzt einen Saugraum 5, an dessen
Unterseite ein Axiallüfter 6 angeschlossen ist. Saugraum 5 und Axiallüfter 6 bilden
einen gemeinsamen Speicherraum zum Aufbauen des erforderlichen Unterdrucks. In einer
Fördertischfläche 10 werden gelochte Saugbänder 7 geführt. Die Saugbänder 7 werden
an der Unterseite des Fördertisches 1 über Spannrollen 9 und an den Stirnseiten über
antreibende bzw. führende Wellen 8 geführt. Der Fördertisch 1 ist im Bereich der Saugbänder
7 kontinuierlich durchbrochen, so daß über die gesamte Länge des Fördertisches eine
Saugluftströmung anliegt. Zwischen Fördertisch 1 und der Druckeinheit 2 ist eine Ausrichteeinheit
4 mit Vordermarken 11 angeordnet.
[0013] In Fig. 2 ist der Fördertisch 1 sowie die Ausrichteeinheit 4 von der Oberseite aus
gezeigt. Als Bestandteil der Ausrichteeinheit 4 sind ein Anlageblech 15 sowie mehrere
Vordermarken 11 dargestellt. Die Saugbänder 7 sind in Führungsnuten in die Fördertischfläche
10 eingelassen und weisen gleichmäßig verteilte Saugöffnungen 14 auf. Parall der Ränder
eines jeden Saugbandes 7 sind beiderseits Beluftungsöffnungen 23 im Fördertisch 1
angeordnet, die getrennt vom Saugraum 5 mit der Umgebung verbunden sind. Im Fördertisch
1 sind in der Nähe der Ausrichteeinheit 4 mehrere Blaseinrichtungen 13 in einer Reihe
quer zur Förderrichtung 12 des Schuppenstromes angeordnet. Der Schuppenstrom ist hier
durch die geschuppt angeordneten Bogen 16 bis 18 dargestellt.
[0014] In Fig. 3 ist der Schuppenstrom, gebildet durch die Bogen 16 bis 18, auf der Fördertischfläche
10 bzw. der Ausrichteeinheit 4 schematisch dargestellt. Der erste Bogen 16 liegt an
den Vordermarken 11 an und das hintere Ende liegt oberhalb der Bogenvorderkante des
in Förderrichtung 12 nachfolgenden Bogens 17. Ebenso überdeckt das hintere Ende des
Bogens 17 die Bogenvorderkante der nachfolgenden Bogens 18. Die Blaseinrichtung 13
ist in die Fördertischfläche 10 integriert.
[0015] Gemäß Fig. 4 ist die Blaseinrichtung 13 darstellt. In die Fördertischfläche 10 ist
die Blaseinrichtung 13 eingelassen. Sie kann auch etwas tiefer eingesenkt werden,
darf jedoch nicht aus der Ebene der Fördertischfläche 10 hervorragen. Die Blaseinrichtung
13 besteht im wesentlichen aus einem Grundkörper 21, der mit dem Fördertisch 1 lösbar
verbunden ist. Der Grundkörper 21 trägt eine luftdurchlässige Fläche, die aus einer
Vielzahl von Öffnungen aufgrund einer mikroporösen Struktur 20 gebildet ist. Die mikroporöse
Struktur 20 ist vorzugsweise aus einem Sintermetall hergestellt. In die Struktur 20
integriert ist eine Öffnung 19, die entgegen der Förderrichtung 12 in einem spitzen
Winkel α zur Fördertischfläche 10 geneigt ist. Der bevorzugte Winkel bereich der geneigten
Öffnung 19 liegt zwischen 20° und 40°. Im vorliegenden Beispiel ist die Öffnung 19
als quer zur Förderrichtung 12 verlaufender Schlitz ausgebildet. Ebenso können mehrere
Schlitze oder Bohrungen nebeneinander in der Struktur 20 angeordnet und in einem Winkel
α geneigt sein. Der Grundkörper 21 ist mit einer Druckluftzuführung 22 verbunden.
[0016] Fig. 5 ist analog Fig. 2 dargestellt, jedoch ist die Blaseinrichtung 13 in die mikroporöse
Struktur 20 und in die Öffnung 19, hier als Schlitz, getrennt angeordnet. Struktur
20 und zugeordnete Öffnung 19 sind mehrfach einreihig quer zur Forderrichtung 12 der
Bedruckstoffe 16 bis 18 in die Fördertischfläche 10 eingelassen. Alle Blaseinrichtungen
13 dieser Ausführung sind mit einer gemeinsamen Druckluftzuführung 22 (für alle Strukturen
20 mit zugeordneten Öffnungen 19) gekoppelt.
[0017] In einem weiteren, hier nicht gezeigten Beispiel können die mit Druckluftführung
22 verbundenen Blaseinrichtungen 13 mit mikroporöse Struktur 20 und Öffnungen 19 auch
mehrreihig quer zur Förderrichtung 12 angeordnet und zusätzlich in Förderrichtung
12 verschiebbar angeordnet sein. Die quer zur Förderrichtung verlaufenden Blaseinrichtungen
13 sind vorzugsweise in dem der Druckeinheit 2 zugewandten Bereich des Fördertischesl
oder im Bereich der Ausrichteeinheit 4 angeordnet. Bei Betrachtung des Schuppenstromes
vor den Vordermarken 11 wurde gefunden, daß die Aufhebung bzw. Reduzierung der Adhäsion
bei den unterschuppten Bedruckstoffen im Bereich zwischen dem ersten und dritten Bogen
16 bis 18 optimal ist.
[0018] Die Wirkungsweise ist wie folgt:
Vom Anleger 3 wird der zu verarbeitende Bedruckstoff in unterschuppter Form als Schuppenstrom
in Förderrichtung 12 auf die Druckeinheit 2 zugeführt. Der jeweils untere, vordere
Teil des Bedruckstoffes wird von den Saugbändern 7 in an sich bekannter Weise fest
angesaugt über die Fördertischfläche 10 transportiert. In der Ausrichteeinheit 4 wird
jeder Bedruckstoff an seiner Vorder- und Seitenkante ausgerichtet, nachdem er vorher
von den Saugbändern 7 und der Fördertischfläche 10 freigegeben wurde. Wird der unterschuppte
Bedruckstoff in Form vom Bogen 16 bis 18 in Förderrichtung 12 auf die Vordermarken
11 zugeführt, so strömt kontinuierlich, entgegen der Förderrichtung 12, aus jeder
Blaseinrichtung 13 Druckluft unter den Schuppenstrom. Die Druckluft ist so dosiert,
daß jeder Bogen 16 bis 18 sicher auf den Saugbändern 7 fixiert ist, gleichzeitig aber
zwischen Fördertischfläche 10 und Schuppenstrom und insbesondere zwischen den unterschuppten
Bogen 16 bis 18 die Adhäsionskräfte bzw. statische Aufladungen (bei Folie) durch Aufbau
eines Luftpolsters aufgehoben bzw. stark reduziert werden. Die Haftreibung zwischen
unterschuppten Bogen 16 bis 18 im Schuppenstrom bzw. die Bewegungsreibung beim Ausrichten
jedes einzelnen Bogens 16 bis 18 in der Ausrichteeinheit 4 wird reduziert, so daß
die unterschuppten Bogen 16 bis 18 exakt getrennt und fachgerecht in die Druckeinheit
2 transportiert werden.
Bezugszeichenaufstellung
[0019]
- 1
- Fördertisch
- 2
- Druckeinheit
- 3
- Anleger
- 4
- Ausrichteeinheit
- 5
- Saugraum
- 6
- Axiallüfter
- 7
- Saugband
- 8
- Welle
- 9
- Spannrolle
- 10
- Fördertischfläche
- 11
- Vordermarken
- 12
- Förderrichtung
- 13
- Blaseinrichtung
- 14
- Saugöffnung
- 15
- Anlageblech
- 16
- Bogen
- 17
- Bogen
- 18
- Bogen
- 19
- Öffnung
- 20
- mikroporöse Struktur
- 21
- Grundkörper
- 22
- Druckluftzuführung
- 23
- Belüftungsöffnung
- α
- Winkel
1. Verfahren zum unterschuppten Zuführen von bogenförmigen Bedruckstoffen an eine Druckmaschine
unter Verwendung eines Fördertisches,
dadurch gekennzeichnet,
daS entgegen der Förderrichtung (12) des über den Fördertisch (1) zugeführten Bedruckstoffes
unter den Schuppenstrom kontinuierlich Druckluft strömt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die kontinuierliche Druckluft durch eine laminare oder eine Kombination von laminarer
und turbulenter Strömung gebildet ist.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine mit einer Druckluftzuführung (22) gekoppelte Blaseinrichtung (13)
in dem einer Druckeinheit (2) zugewandten Bereich des Fördertisches (1), annähernd
in dessen Ebene, angeordnet ist, deren luftdurchlässige Fläche aus einer Vielzahl
von Öffnungen aufgrund einer mikroporösen Struktur (20) sowie mindestens einer benachbarten,
wesentlich größeren und entgegen der Förderrichtung (12) gerichteten Öffnung (19)
gebildet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Öffnung (19) in die luftdurchlässige Fläche der mikroporösen Struktur (20)
der Blaseinrichtung (13) integriert ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß einer Öffnung (19) mindestens eine separate, benachbarte mikroporöse Struktur
(20) zugeordnet ist und beide gemeinsam mit der Druckluftleitung (22) gekoppelt sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,.
daß der Fördertisch (1) Saugöffnungen und um diesen umlaufende, gelochte Saugbänder
(7) aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 3 und 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß mehrere Blaseinrichtungen (13) einreihig oder mehrreihig, quer zur Förderrichtung
(12) auf dem Fördertisch (1) zwischen den Saugbändern (7) im Bereich des Schuppenstromes
zwischen dem ersten bis dritten Bogen (16 bis 18) angeordnet sind.
8. Vorrichtung nach den Ansprüchen 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Öffnung (19) in einem spitzen Winkel α zur Fördertischfläche (10) entgegen
der Förderrichtung (12) gerichtet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daS die Öffnung (19) als Schlitz in einem spitzen Winkel α zur Fördertischfläche (10)
ausgebildet ist.
10. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich der Ausrichteeinheit (4) mindestens eine mit einer Druckluftzuführung
(22) gekoppelte Blaseinrichtung (13) angeordnet ist, deren luftdurchlässige Fläche
aus einer Vielzahl von Öffnungen aufgrund einer mikroporösen Struktur (20) sowie mindestens
einer benachbarten, wesentlich größeren und entgegen der Förderrichtung (12) gerichteten
Öffnung (19) gebildet ist.