[0001] Es ist bekannt, zementgebundene Untergründe, wie begehbare und befahrbare Flächen,
Industrieböden, Garagen und der Verwitterung oder chemischen Einflüssen ausgesetzte
Wandungen zur Verbesserung ihrer mechanischen und chemischen Belastbarkeit mit selbstverlaufenden,
gefüllten und pigmentierten Beschichtungsmaterialien auf Epoxidharzbasis zu vergüten.
Diese meist zweikomponentigen, kalthärtenden Beschichtungen werden in unterschiedlichsten
Farben hergestellt und eingesetzt. Die Einstellung genormter RAL-Farbtöne erfolgt
dabei im allgemeinen mit Mischungen von Pigmenten verschiedenster chemischer Zusammensetzung,
Kornfeinheit und Provenienz. Für begehbare bzw. befahrbare Untergründe wie Industrieböden
werden dabei Grautöne bevorzugt, wobei zur Variation der hell-dunkel-Einstellung hochwirksame
feindisperse Russqualitäten verwendet werden.
[0002] Zur Gewährleistung eines gleichmässigen Farbtons in den verlegten Flächen ist es
erforderlich, den bei der Herstellung des Beschichtungsmaterials erzielten hohen Dispergiergrad
des Füllstoff-Pigmentgemischs über die Mischstufe hinaus auch über die Verfahrensschritte
der Abfülllung, des Transports, der Lagerung, Verlegung und Aushärtung zu konservieren.
Pigment-Entmischungen, einschliesslich Pigmentmischungs-Auftrennungen jeglicher Art
z.B. in Form von Reflockulation oder Ausschwimmen müssen ausgeschlossen werden. Russqualitäten,
die zwar preislich und auch in ihrer Farbausbeute hochwirksam sind, neigen zu Entmischungsvorgängen
und sind insbesondere hinsichtlich ihrer Ausschwimmneigung besonders kritisch.
[0003] Es ist zwar schon bekannt, Dispergieradditive für die Dispergierung und die Konservierung
des Dispergiergrades zu verwenden. Die Dispergieradditive können dabei unterschiedliche
Wirkungsweisen haben. So sind Dispergieradditive vom Typ A flockulierende Dispergiermittel.
Hierbei handelt es sich meist um Salze, insbesondere von Carbonsäuren, z.B. Lösungen
höhermolekularer Carbonsäuresalze von Polyaminamiden, meist elektroneutraler Ionogenität,
Lösungen von Alkylolammoniumsalzen ungesättigter Fettsäuren, anionisch oder von Lösungen
höhermolekularer, ungesättigter Polycarbonsäuren anionischen Charakters, während es
sich beim Typ B um deflockulierende Dispergiermittel handelt, meist phosphorsaure
Gruppen enthaltende Träger, wie Lösungen phosphorsaure Gruppen aufweisender, gesättigter
Polyester oder Lösungen hochmolekularer Copolymeren auf Polyester/Polyurethan-Basis
mit pigmentaffinen aminischen Gruppen.
[0004] Beide Typen besitzen Haftungsgruppen, die einerseits pigmentaffin und andererseits
auf das jeweils verwendete Bindemittel abgestimmt sind. Die flockulierenden Dispergiermittel
vom Typ A bewirken eine Ueberführung von mehreren Einzelpigmentteilchen in einen kontrollierten,
losen Verbund, während die deflockulierenden Dispergiermittel vom Typ B die Einzelteilchen
z.B. sterisch an einer Wiederannäherung hindem. Die Dispergiermittel des Typs A besitzen
den Vorteil einer Breitbandanwendung, d.h. es werden zahlreiche unterschiedliche Pigmentarten
wirksam erfasst, reduzieren jedoch die Fliessfähigkeit der Beschichtungsmasse, da
sich die Rheologie vom Newtonschen Fliessverhalten in Richtung thixotroper Strukturen
verändern. Die Dispergieradditive des Typs B unterstützen zwar das Newtonsche Fliessverhalten,
haben jedoch den Nachteil verringerter Bandbreite aufgrund spezifischer Pigmentausrichtung.
[0005] Bei Russpigmenten ist mit kontrolliert flockulierenden Dispergiermitteln eine Verbesserung
des Ausschwimmungsverhaltens nur mit hohen Dispergiermitteldosierungen um den Preis
einer erheblichen Beeinträchtigung des Fliessverhaltens zu erzielen. Dem Zugriff deflockulierend
wirkender Dispergiermittel entziehen sich Russpigmente andererseits völlig.
[0006] Es wurde nun gefunden, dass überraschenderweise in Beschichtungsmitteln auf Epoxidharzbasis
enthaltende Russpigmente durch für wasserverdünnbare Lacksysteme bestimmte Dispergieradditive
mit aminischen pigmentaffinen und hydrophilen Gruppen bzw. Strukturen stabilisiert
werden können. Gegenstand der Erfindung sind demzufolge Beschichtungsmittel auf der
Basis härtbarer Epoxide mit Gehalten an Russpigmenten, Dispergieradditiven und gegebenenfalls
weiteren Bestandteilen wie Reaktivverdünner, Füllstoffen, viskositätsbeeinflussenden
Mitteln, weiteren Pigmenten und dergleichen, wobei erfindungsgemäss Verbindungen mit
aminischen pigmentaffinen und hydrophilen Gruppen bzw. Strukturen enthalten sind.
Die Wirkung der erfindungsgemäss enthaltenen Dispergieradditive ist umso überraschender
als es sich bei den erfindungsgemässen Beschichtungsmitteln um regelmässig lösungsmittelfreie
Mittel handelt. Als aminische Gruppen haben sich primäre, vorzugsweise sekundäre Aminogruppen,
zB Alkyl-substituierte Aminogruppen besonders bewährt. Beispiele hydrophiler Gruppen
sind Hydroxy-Gruppen.
[0007] Die Wirkgruppen der Dispergieradditive sind auf im wesentlichen inerten Trägern,
vorzugsweise organischen Polymeren angeordnet. Neben Polyestern, Polyäthern und Polyalkylenen
haben sich Polyurethane und Block-Polymere auf Polyester/Polyurethan-Basis besonders
bewährt. Bevorzugt ist der Einsatz dieser Dispergiermittel als Lösung, zB in Estern
wie Butylacetat, Glykoläthern und dergleichen.
[0008] Die erfindungsgemäss enthaltenen Dispergieradditive verringern bereits in sehr geringen
Konzentrationen die Reflockulation bzw. das Ausschwimmen der Russpigmente, ohne dass
negative Auswirkungen auf das Fliessverhalten hätten festgestellt werden können. Von
weiterem Vorteil ist, dass auch weitere anorganische Pigmente, wie beispielsweise
Eisenoxide, Titandioxid und dergleichen enthalten sein können, ohne nachteilige Beeinträchtigung
der Stabilität und unter Aufrechterhaltung des Fliessverhaltens. Der Russanteil im
Gesamtpigmentgehalt kann in weiten Bereichen von 0,1 bis 20 Gew.-%, insbesondere im
Bereich von 0,5 bis 15 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Gesamtpigmentgehalt, schwanken.
[0009] Die Dispergieradditivmenge liegt regelmässig im Bereich von 0,01 bis 3 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht. Bevorzugt sind Bereiche von 0,02 bis 1 Gew.-% Dispergieradditive.
Als härtbare Epoxide haben sich insbesondere Bisphenol-A-Epoxide, z.B. eines Molgewichts
bis ca. 1000, Bisphenol-F-Epoxide und Novolak bewährt. Die Epoxide sind im allgemeinen
in Mengen von 20 bis 80 Gew.-%, insbesondere 25 bis 60 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse
einschliesslich Reakltivverdünner, Füllstoff und dergleichen, sofern vorhanden, enthalten.
[0010] Die Reaktivverdünner können sowohl monofunktionell wie z.B. Versaticsäureglycidester
oder 2-Ethylhexylglycidether als auch bifunktionell wie Neopentyldiglycidylether oder
1,6 Hexandioldiglycidylether sein. Die Reaktivverdünner liegen vorzugsweise in Mengen
von 5 bis 50 Gew.-%, insbesondere 6 bis 25 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht aus
Epoxid und Reaktivverdünner vor. Als Russpigmente werden bervorzugt Flammruss z.B.
der Partikelgrösse von 10 bis 100 µm und mit Oberflächen von 150 - 300 m²/g verwendet.
Füllstoffe, sofern vorhanden, können beispielsweise in Mengen von 10 bis 80 Gew.-%,
bezogen auf die Gesamtmasse, enthalten sein.
[0011] Zur Härtung der Epoxide können die üblichen Härtungsmittel, insbesondere aliphatische
Amine, aromatische Amine, cycloaliphatische Amine, araliphatische Amine, meist in
Form von Blends, Addukten mit Epoxidverbindungen, Mannichbasen oder Polyaminoamiden
verwendet werden.
[0012] Die vorliegenden Beschichtungsmittel haben sich vor allem für begehbare und befahrbare
zementgebundene Böden, einschliesslich Garagen wie Tiefgaragen, Industriefussböden,
Lagerhallen, Sporthallen und dergleichen bewährt.
[0013] Die erfindungsgemässen Massen können in üblicher Weise in einem Dissolver durch Mischen
der Bestandteile bis zur Homogenisierung hergestellt werden. Die nachfolgenden vergleichenden
Darstellungen lassen die überraschenden Ergebnisse erkennen.
Ausführungsbeispiele
[0014] In einem Dissolver werden folgende Beschichtungsmassen hergestellt:
|
Beispiel 1 |
Beispiel 2 |
Beispiel 3 |
Epoxidharz ¹ |
400 Gew.Teile |
400 Gew. Teile |
400 Gew. Teile |
Reaktivverdünner² |
30 Gew. Teile |
30 Gew. Teile |
30 Gew. Teile |
Dispergieradditiv |
3 Gew. Teile Deflock. Additiv |
3 Gew. Teile Deflock. Additiv |
3 Gew. Teile erfindungsgemäss |
Titandioxid RN 59 |
30 Gew. Teile |
30 Gew. Teile |
30 Gew. Teile |
Flammruss 101 |
5 Gew. Teile |
5 Gew. Teile |
5 Gew. Teile |
Füllstoff Carborex 10 |
400 Gew. Teile |
400 Gew. Teile |
400 Gew. Teile |
Weichmacher³ |
40 Gew. Teile |
40 Gew. Teile |
40 Gew. Teile |
¹ Bisphenol A, MG <700 |
² Ethylhexylglycidether |
³ Benzylalkohol |
[0015] Nach erfolgter Dispergierung, Abkühlung und Zugabe einer stöchiometrischen Menge
eines geeigneten aminischen Härters wurden folgende Kennwerte bestimmt:
|
Prüfmethode |
Beispiel 1 |
Beispiel 2 |
Beispiel 3 |
Viskosität der Mischung |
DIN-Auslaufbecher |
260 sec. 4 mm Düse |
300 sec. 4 mm Düse |
265 sec. 4 mm Düse |
Fliessvermögen der Masse |
Ausbreitmass auf ebener Unterlage |
Durchmesser 31 cm |
Durchmesser 27,5 cm |
Durchmesser 30,5 cm |
Rubout-Test |
Farbveränderung nach Eingriff im freien Film |
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nach 10 min. |
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leicht sichtbar |
leicht sichtbar |
nicht sichtbar |
nach 30 min. |
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sichtbar |
sichtbar |
nicht sichtbar |
nach 30 min. |
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sichtbar |
deutl. sichtbar |
nicht sichtbar |
Visuelle Beurteilung des freien Films |
optisch |
flockuliertes Ausschwimmen von Russbestandteilen |
flächiges nicht flockuliertes Ausschwimmen von Russbestandteilen |
kein Ausschwimmen |
1. Beschichtungsmittel für zementgebundene Untergründe auf der Grundlage härtbarer Epoxide
mit einem Gehalt an Russpigmenten und Dispergieradditiven, gegebenenfalls mit weiteren
Bestandteilen wie Reaktivverdünner, Füllstoffen, weiteren Pigmenten, viskositätsbeeinflussenden
Mitteln, dadurch gekennzeichnet, dass aminische, pigmentaffine und hydrophile Gruppen enthaltende Verbindungen als
Russpigment-Dispergieradditive enthalten sind.
2. Beschichtungsmittel gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Dispergieradditiv
in einer Menge von 0,01 bis 3 Gew.-%, insbesondere 0,02 - 1 Gew.-%, bezogen auf das
Gesamtgewicht des Beschichtungsmittels enthalten ist.
3. Beschichtungsmittel gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Pigmentgemische
mit einem Russpigmentanteil von 0,01 - 20 Gew.-%, bezogen auf den Gesamtpigmentgehalt
enthalten sind.
4. Verwendung der Beschichtungsmittel gemäss einem der vorhergehenden Patentansprüche
zur Beschichtung von begehbaren und befahrbaren Böden einschliesslich Garagen und
Industriefussböden.