[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Verbesserung der Haftfestigkeit
von thermischen Spritzschichten aus Metallen, Metalloxiden und Hartstoffen, insbesondere
aus Zink, Aluminium und deren Legierungen.
[0002] Thermische Spritzschichten spielen in der Oberflächenveredlung von Metallen, aber
auch von Kunststoffen, Beton, Pappe etc. eine wichtige Rolle. So verbessern sie unter
anderem die Temperaturbeständigkeit, das Verschleißverhalten und die elektrische Leitfähigkeit
der Substratmaterialien.
[0003] Die EP-US 0 451 512 beschreibt ein Verfahren zum Beschichten von Schaufeln einer
rotierenden, thermischen Maschine, wobei im Hochgeschwindigkeits-Flammspritzverfahren
eine spezielle Schutzschicht auf die Schaufeln aufgetragen wird. Diese Schicht kann
anschließend eine Deckschicht aus Polyurethan-Reaktionslack auf Kunststoffbasis erhalten.
Hier soll die Oberflächenrauhigkeit herabgesetzt werden. Bedingung ist, daß dieser
Lack keine hohe und lange Einbrenntemperatur benötigt. Es werden daher vorzugsweise
Zweikomponentenlacke verwendet; vgl. Spalte 5, Zeile 52 bis Spalte 6, Zeile 6. Es
geht um das Reduzieren der Oberflächenrauhigkeit und nicht um die Haftfestigkeit der
im HochgeschwindigkeitsFlammspritzverfahren aufgetragenen Schicht.
[0004] Die DE-PS 38 25 200 beschreibt ein Verfahren zur Beschichtung von Kunststoffteilen,
bei welchem die auf die aufgerauhte Kunststoffoberfläche aufgespritzte Metallschicht
mit einem Kunststoff imprägniert wird. Gemäß Anspruch 8 kann dieser Kunststoff ein
dünnflüssiges Polyurethansystem sein. Durch diese Maßnahme wird eine einwandfreie
Haftung des aufgespritzten Metalls auf dem Kunststoff gewährleistet, eine hohe spezifische
Leitfähigkeit hergestellt und ein sicherer Schutz gegen äußere mechanische Angriffe
garantiert; vgl. Spalte 1, Zeilen 61 bis 65. Gleichzeitig vermittelt jedoch die DE-PS
38 25 200 die Lehre, daß die Übertragung des Flammspritzens von Metallen auf Metalle
auf die Beschichtung von Kunststoffen mit Metallen zu erheblichen Schwierigkeiten
führt; vgl. Spalte 1, Zeilen 41 bis 46.
[0005] Das thermische Spritzen von beispielsweise Zink, Aluminium und deren Legierungen,
beispielsweise mit Magnesium, stellt unter Baustellenbedingungen oft die einzige Möglichkeit
des Korrosionsschutzes durch Metallüberzüge dar, da andere Verfahren wie Feuerverzinken
und Galvanisieren vor Ort kaum möglich sind. Die Herstellung thermischer Spritzüberzüge
auf Metallen erfordert die qualitätsgerechte Ausführung meist folgender Technologieschritte:
Entfetten, Strahlen, Aufspritzen und im allgemeinen eine Nachbehandlung. Dabei sind
die Reinheit und die Rauheit der Oberfläche des Substrates von besonderer Bedeutung.
Meist wird gefordert, daß ein Normreinheitsgrad Sa 3 nach DIN 55928, Teil 4 erreicht
wird und daß die mittlere Rauheit R
z mindestens 25 µm beträgt. Eine gewisse Scharfkantigkeit des Profils ist oftmals notwendig.
[0006] Je nach Spritzwerkstoff und Substrat werden verschiedene Spritzverfahren angewendet,
zum Beispiel das Flammspritzen, das Lichtbogenspritzen und das Plasmaspritzen, da
diese verschiedenen Verfahren unterschiedliche Temperaturen erzeugen, die für das
Aufschmelzen des Spritzwerkstoffes notwendig sind.
[0007] Optimal hergestellte Schichten weisen dabei Haftfestigkeiten von 20 bis 50 MPa auf.
Die Spritzschichten sind je nach Dicke und Spritzart mehr oder minder dicht. Um einen
ausreichenden Korrosionsschutz zu gewährleisten, weisen sie meist Dichten von 100
bis 300 µm Dicke auf.
[0008] Während die an thermische Spritzschichten gestellten Beständigkeits-Anforderungen
durch das jeweilige Spritzmaterial im allgemeinen erfüllt werden, läßt in der Praxis
sehr oft die Haftfestigkeit der thermischen Spritzschichten auf Metallen zu wünschen
übrig. Die Ursache hierfür sind oft Fehler in der Oberflächenvorbereitung oder auch
beim Spritzen selbst. Insbesondere für den Korrosionsschutz, der möglichst 30 und
mehr Jahre beständig sein soll, sind derartige Fehler von großer Bedeutung. Das gleiche
gilt für Beschichtungen mit Metalloxiden und Hartstoffen, an die hohe Anforderungen
betreffs mechanischer Beständigkeit gestellt werden.
[0009] Es bestand somit die Aufgabe, die Haftfestigkeit von thermischen Spritzschichten
nachhaltig zu verbessern und damit die Qualität der erzielten Überzüge zu erhöhen.
[0010] Diese Aufgabe konnte jetzt überraschenderweise dadurch gelöst werden, daß die Spritzschichten
nach dem Aufspritzen mit einem einkomponentigen, luftfeuchtigkeitshärtenden Polyurethanharz
beschichtet werden.
[0011] Einkomponentige, luftfeuchtigkeitshärtende Polyurethanlacke wurden bisher ausschließlich
verwendet, um stark verrostete bzw. korrodierte Stahluntergründe zu behandeln, wobei
offensichtlich die Restfeuchte im Untergrund gebunden und Rostreste auf der Stahloberfläche
verfestigt werden. Diese einkomponentigen Polyurethanlacke kommen im allgemeinen als
niedrigviskose Lösungen in organischen Lösungsmitteln zur Anwendung, die in der Lage
sind, Spalten, Überlappungen und strukturierte Untergründe durch gute Kriechfähigkeit
zu erfassen.
[0012] Ein einkomponentiger, luftfeuchtigkeitshärtender Polyurethanlack wird beispielsweise
von der Firma Steelpaint GmbH, Kitzingen angeboten.
[0013] Versuche der Anmelderin, andere typische Grundierungen für den Korrosionsschutz einzusetzen,
haben zu keinen entsprechenden Ergebnissen geführt. Als Beispiele hierfür seien genannt
Alkydharze, Epoxyharze oder PVC-Harze.
[0014] Es gibt bisher keine eindeutige Erklärung für diese Ergebnisse, jedoch spricht einiges
dafür, daß die Urethangruppen des eingesetzten Lackes in der Lage sind, mit Hydroxylgruppen
zu reagieren, wobei nicht nur Reste von Feuchtigkeit gebunden werden, sondern auch
feste Bindungen zwischen dem aufgespritzten Metall und dem Polyurethanharz entstehen.
Es sind auch keine großen Mengen notwendig. Es genügt vielmehr, eine sehr dünne Schicht
aufzutragen, die in die Poren des Spritzmetalls eindringt, ohne einen geschlossenen
Film zu bilden. Diese dünnen Schichten können beispielsweise aufgetragen werden durch
Streichen, Rollen oder Sprühen, wobei jedoch zu vermeiden ist, daß ein meßbarer Schichtaufbau
stattfindet. Nach der Aushärtung dieses Urethanlackes können dann alle üblichen Beschichtungssysteme
aufgetragen werden, die sich mit Polyurethanharzen vertragen.
[0015] Die Haftfestigkeit erhöht sich durch die erfindungsgemäße Behandlung bei Spritzzink
und Spritzaluminiumschichten etwa um den Faktor 3. Bei keramischen Schichten, beispielsweise
aus Aluminiumoxid, erhöht sich die Haftfestigkeit bis auf etwa 20 bis 25 MPa.
[0016] In den nachfolgenden Beispielen ist das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert.
Beispiel 1
[0017] Ein entfettetes Werkstück aus Stahl wird mittels Druckluftstrahlen bis zum Säuberungsgrad
Sa 3 und einer mittleren Rauhtiefe R
z von 45 µm vorbereitet. Anschließend wird das so vorbereitete Werkstück von anhaftenden
Strahlverunreinigungen so gut wie möglich mittels Druckluft gesäubert und mit einer
150 µm dicken Spritzschicht aus Zink versehen. Die vorgenommenen Haftfestigkeitsmessungen
mittels Stirnabzug ergeben Werte zwischen 5 und 7 MPa. Anschließend wird die Spritzmetallschicht
mit einem normalen, handelsüblichen niedrigviskosen 1K-PUR-Beschichtungsstoff dünn
mittels Pinselauftrag so beschichtet, daß kein meßbarer Schichtaufbau stattfindet.
Nach Aushärtung der Beschichtung beträgt die Haftfestigkeit der Spritzmetallschicht,
gemessen nach dem gleichen Verfahren, 15 bis 20 MPa.
Beispiel 2
[0018] Ein entfettetes Werkstück aus Stahl wird mittels Druckluftstrahlen bis zum Säuberungsgrad
2,5 und einer mittleren Rauhtiefe R
z von 25 µm vorbereitet. Anschließend wird auf die nicht weiter gesäuberte Oberfläche
eine 100 µm dicke keramische Al₂O₃-Schicht mittels Pulverflammspritzen aufgebracht.
Die vorgenommenen Haftfestigkeitsmessungen ergeben 12 MPa. Anschließend wird die keramische
Spritzschicht mit einem normalen, handelsüblichen 1K-PUR-Beschichtungsstoff dünn mittels
Druckluftspritzen beschichtet. Nach Aushärtung der Beschichtung beträgt die Haftfestigkeit
der Spritzkeramikschicht mehr als 25 MPa.
[0019] Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß durch
eine einfache Nachbehandlung die Haftfestigkeit von thermischen Spritzschichten zuverlässig
und bedeutend erhöht wird, so daß die Lebensdauer der darauf aufgebrachten weiteren
üblichen Beschichtungssysteme ebenfalls deutlich erhöht wird.
1. Verfahren zur Verbesserung der Haftfestigkeit von thermischen Spritzschichten aus
Metallen, Metalloxiden und Hartstoffen, insbesondere aus Zink, Aluminium und deren
Legierungen, dadurch gekennzeichnet, daß die Spritzschichten nach dem Aufspritzen
mit einem einkomponentigen, luftfeuchtigkeitshärtenden Polyurethanharz beschichtet
werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Polyurethanharz als niedrigviskose
Lösung in organischen Lösungsmitteln aufgetragen wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Spritzschichten
nach dem Aushärten des Polyurethanharzes übliche Beschichtungssysteme aufgetragen
werden.