[0001] Die Erfindung betrifft Farbentwickler für Selbstdurchschreibepapiere, die ohne oder
mit sehr geringem Bindemittelzusatz auf dem Papierträger (Basispapier) haften.
[0002] Kohlefreie Selbstdurchschreibepapiere oder Reaktionsdurchschreibepapiere sind seit
den frühen 50er Jahren bekannt. Sie kommen heute in großen Mengen in Bank- und Frachtformularen,
Lieferscheinen, Rechnungen usw. zum Einsatz. Gewöhnlich bestehen sie aus zwei oder
mehreren aufeinanderliegenden Papierblättern, wobei das jeweils obere auf der Rückseite
eine Farbgeberschicht (CB =
coated
back), das jeweils untere auf der Vorderseite eine Farbnehmerschicht (CF =
coated
front) aufweist. Hauptbestandteil der Farbgeberschicht sind dichtwandige Mikrokapseln
aus Gelatine, Polyurethan, Melamin-Formaldehyd und ähnlichen Substanzen, die Lösungen
von Farbstoffen in der sogenannten Leukoform enthalten. Diese nur schwach gefärbten
Farbstoffvorläufer, überwiegend aus der Klasse der Di- oder Triphenylmethane, der
Thiazine, der Spiropyrane oder der Fluorane, wirken als Elektronendonatoren (Lewis-Basen)
und können mit Elektronenakzeptoren (Lewis-Säuren) in einer chemischen Reaktion in
die Farbstofform überführt werden. Derartige Lewis-Säuren befinden sich in der Farbnehmerschicht
in Form von sauren Phenolharzen, Zinksalicylaten oder sauer aktivierten Tonmineralien,
z.B. sauer aktivierten smektitischen Schichtsilicaten. Werden nun beim Beschreiben
eines Selbstdurchschreibesatzes durch den Schreiberdruck die Wände der betroffenen
Mikrokapseln zerstört, so wird der Kapselinhalt - die Farbstofflösung - freigesetzt
und auf der lewissauren Nehmerschicht entwickelt, wobei eine Kopie entsteht. Besonders
geeignete Farbentwicklerpigmente lassen sich durch saure Aktivierung von Tonmineralien,
wie Attpulgiten oder vorzugsweise smektitischen Schichtsilicaten, wie Bentoniten,
herstellen.
[0003] Vorzugsweise geht man von Calciumbentonit aus, also einem Schichtsilicat, dessen
negative Schichtladungen durch Calciumionen auf Zwischenschichtplätzen kompensiert
werden. Beim Aktivierungsprozeß, der durch Kochung mit Mineralsäuren, gewöhnlich Salzsäure
oder Schwefelsäure, erfolgt, wird der Bentontit chemisch verändert: zum ersten wird
das interlamellar gebundene Ca²⁺ in einem Ionenaustauschschritt durch 2H⁺ ersetzt,
zum zweiten wird die Schichtlamelle von den Kanten her angegriffen und die zentralen,
oktaedrisch koordinierten Al³⁺, Fe²⁺, Fe³⁺ und /oder Mg²+-Ionen werden je nach Aktivierbedingungen
mehr oder weniger aufgelöst und ausgewaschen.
[0004] Das entstehende Produkt kann als eine Kombination von Restschichtsilicat mit an den
Kanten gebundener voluminöser, amorpher Kieselsäure beschrieben werden. Es zeichnet
sich durch sehr hohe spezifische Oberflächen von etwa 300 m²/g (gemessen nach der
BET-Methode), ein hohes Adsorptionsvermögen und Porenvolumen, durch die Anwesenheit
von vielen sauren Zentren (Brönstedt- und Lewis-Säuren), an denen die Entwicklung
der Farbstoffe katalytisch abläuft, sowie durch fehlendes Quellvermögen aus.
[0005] Zur Fixierung dieser hochoberflächigen Pigmente auf dem Basispapier sind ungewöhnlich
hohe Bindemitteleinsätze von bis zu 25 Teilen auf 100 Teile Pigment erforderlich.
Ein Teil des Bindemittels wird auf der Oberfläche und in den Poren des aktivierten
Bentonits adsorbiert und dient somit nicht der Pigment-Faserfixierung. Dieser Binderanteil
beeinflußt sogar sehr negativ das Farbentwicklerpotential des Bentonits, da er teilweise
die aktiven, katalytischen Zentren blockiert und passiviert. Der hohe Bindemittelbedarf
dieser Pigmente ist somit ökonomisch und technologisch (problematisches Recycling
der Altpapiere und des Ausschusses) nachteilig.
[0006] Weiterhin entstehen beim Aktivierungsprozeß große Mengen niedrig konzentrierter Abfallsäuren
mit erheblichen Anteilen an gelösten Metallionen, wie Al³⁺, Fe³⁺, Mg²⁺, Ca²⁺ usw.
Diese müssen aufwendig, z.B. durch Neutralisation gefällt und auf Deponien entsorgt
werden. Dies ist als ökologisch nachteilig anzusehen.
[0007] Aus der EP-A-0 572 037 ist ein Streichpigment zur Beschichtung von Druckträgern,
insbesondere Papier und Karton bekannt, das mindestens ein quellfähiges Schichtsilicat
enthält, welches im wesentlichen ohne Bindemittel auf dem Druckträger fixierbar ist,
wobei der Anteil des quellfähigen Schichtsilicats mindestens 30 Gew.-%, und das Quellvolumen
des Streichpigment 5 bis 30 ml, bezogen auf eine Suspension von 2 g Streichpigment
in 100 ml Wasser, beträgt. Aus derartigem Streichpigment kann eine wäßrige Streichfarbe
hergestellt werden, mit der ein Druckträger ein- oder beidseitig beschichtet werden
kann.
[0008] Diese Druckschrift enthält jedoch keine Hinweise darüber, daß das beschriebene Streichpigment
als Farbentwickler für Selbstdurchschreibepapiere geeignet sein könnte, da die bekannten
Farbentwickler auf Schichtsilicatbasis, wie vorstehend ausgeführt, durchwegs sauer
aktivierte Schichtsilicate darstellen.
[0009] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß auf Basis von quellfähigen Schichtsilicaten
Farbentwickler für Selbstdurchschreibepapiere entwickelt werden können, die aufgrund
ihrer Eigenadhäsion ohne - oder mit nur sehr geringem Bindemitteleinsatz - auf dem
Papierträger fixiert werden.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Farbentwickler für Selbstdurchschreibepapiere
auf der Basis eines quellfähigen Schichtsilicats, der dadurch gekennzeichnet ist ,
daß der Anteil des quellfähigen Schichtsilicats 50 bis 100 Gew.-% beträgt, und daß
das Schichtsilicat ein Quellvolumen von 5 bis 30 ml, bezogen auf eine Suspension von
2 g in 100 ml Wasser, und eine spezifische Oberfläche von < 140 m²/g aufweist.
[0011] Das angegebene Quellvolumen ist sehr wichtig. Bei einem geringeren Quellvolumen,
also bei < 5 ml/2 g reicht die Ahäsionskraft für eine bindemittelfreie Fixierung des
Streichpigments auf dem Rohpapier nicht mehr aus. Höhere Quellvolumina von > 30 ml/2
g bewirken ein sehr schlechtes rheologisches Verhalten bei sehr geringen Streichfarbenfestgehalten.
Als weitere kritische Meßgröße für die erfindungsgemäßen Farbentwickler stellt sich
die spezifische Oberfläche von < 140 m²/g heraus, da sich Farbentwickler mit höheren
Oberflächen nicht mehr ohne Bindemittel verarbeiten lassen.
[0012] Die mit den erfindungsgemäßen Farbentwicklern erhaltenen CF-Striche lassen sich weiterhin
wesentlich besser recyclen als die bisher bekannten konventionellen Striche. Des weiteren
entsteht keine oder nur eine sehr geringe Menge von Abfallsäure, so daß auch die ökologische
Bilanz deutlich verbessert werden kann.
[0013] Vorzugsweise beträgt der Anteil des quellfähigen Schichtsilicats etwa 50 bis 100
Gew.-%, insbesondere etwa 70 bis 90 Gew.-%
[0014] Der Rest besteht aus nicht quellfähigen Verunreinigungen, wie Feldspat, Glimmer,
Kaolin, Dolomit, usw. in sehr feinteiliger Form. Diese Verunreinigungen lassen sich
im allgemeinen nicht mehr mit den grobteiligen Verunreinigungen (Grit) entfernen.
Sie stören nicht, sondern tragen vielmehr dazu bei, das Quellvolumen des Schichtsilicats
auf den beanspruchten Bereich herabzusetzen, da bestimmte Schichtsilicate in reiner
Form ein höheres Quellvolumen als 30 ml haben.
[0015] Das Schichtsilicat stellt vorzugsweise Bentonit, Beidellit, Nontronit, Saponit, Hektorit
oder ein Geschmisch davon dar. Diese Schichtsilicate lassen sich in wäßriger Suspension
unter Schereinwirkung weitgehend in den Einzellamellen dispergieren. Diese weisen
aufgrund ihrer Fähigkeit zur Ausbildung zahlreicher Wasserstoffebrückenbindungen und
aufgrund ihrer plättchenförmigen Struktur eine hohe Adhäsion zu Papierfasern auf,
so daß sie in Auftragsmengen von etwa 0,5 bis 3 g/m² ohne Bindemittel auf einem Papierträger,
wie Streichrohpapier, fixiert werden können. Aufgrund der plättchenförmigen Struktur
bilden sie weiterhin auf der Oberfläche eine Barriere, die das Eindringen des Leukofarbstoffes
in das Papier weitgehend verhindert. Besonders bevorzugt geht man hierbei von Calciumbentoniten
aus, deren Quellfähigkeit durch Behandlung mit Alkaliverbindungen, insbesondere mit
Natriumverbindungen verbessert worden ist (Ionenaustausch Ca²⁺

2Na⁺).
[0016] Der Ionenaustausch kann in üblicher Weise mit Soda durchgeführt werden. Vorzugsweise
führt man die Aktivierung jedoch mit einem Gemisch aus Soda und Magnesiumhydroxid,
mit Natriumaluminat und/oder mit Wasserglas durch. Mit Hilfe dieser Substanzen wird
überraschenderweise das Farbentwicklungsvermögen erhöht.
[0017] Weiterhin wirkt sich eine Dotierung bei der Aktivierung mit Lewis-Säuren in Mengen
von etwa 5 bis 100 mMol/100 g sehr positiv auf die Farbreaktivität aus. Als Lewis-Säuren
verwendet man im allgemeinen Salze der Erdalkalien, des Zinks, Cadmiums, Aluminiums,
Zirkons, Titans und des Siliciums (z.B. als SiCl₄). Die bevorzugten Lewis-Säuren sind
Salze mit den Kationen Mg²⁺, Zn²⁺, Al³⁺, Zr⁴⁺ und deren Gemische.
[0018] Als weitere Möglichkeit zur Steigerung der Farbreaktivität ergab sich der Verschnitt
mit gewissen Substanzen. Nach einer Ausführungsform wird der erfindungsgemäße Farbentwickler
vorzugsweise in Verhältnissen von 1 bis 50 Gew.-%, insbesondere von 5 bis 30 Gew.-%,
mit amorpher Kieselsäure und/oder amorphen Silicaten, wie Calciumsilicat, Calciumhydrosilicat,
Magnesiumsilicat oder Natriumaluminiumsilicat, verschnitten.
[0019] In diesem Fall kann es angezeigt sein, geringe Mengen an Bindemitteln, wie Styrol-Butadien-Latex
in Mengen von 1 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise etwa 5 Gew.-% zuzusetzen. Es kann also
mit deutlich weniger Bindemittel gearbeitet werden als bei konventionellen Farbentwicklerpigmenten,
die etwa 22 bis 25 Gew.-% Bindemittel benötigen.
[0020] Sollen höhere Strichgewichte erzielt werden als die genannten 0,1 bis 3 g/m², z.B.
4 bis 8 g/m² - dem normalen Strichgewichtsbereich für CF-Papiere - empfiehlt sich
Einsatz der vorstehend genannten Bindemittelmenge.
[0021] Ferner ergab sich, daß die Laufeigenschaften und die Dispergierbarkeit des erfindungsgemäßen
Farbentwicklers noch weiter verbessert werden können, wenn er Hydrokolloide, z.B.
von Polyvinylalkohol oder Guar, in Mengen von 0,5 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise von 0,5
bis 3 Gew.-%, enthält.
[0022] Weiterhin kann der erfindungsgemäße Farbentwickler in einem Verhältnis von 5 bis
50 Gew.-%, vorzugsweise von 10 bis 30 Gew.-%, mit konventionellen, sauer aktivierten
Schichtsilicaten verschnitten sein. Auch bei verhältnismäßig hoch sauer aktivierten
Schichtsilicaten kann der Bindemittelgehalt der Farbentwickler stark herabgesetzt
werden. Ferner können die erfindungsgemäßen Farbentwickler auch mit an sich bekannten
Streichpigmenten, wie Kaolin oder CaCO₃, verschnitten werden. Diese Verschnitte können
aus wäßrigen Suspensionen mit Feststoffgehalten von 10 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise
15 bis 35 Gew.-%, an Streichaggregaten, wie dem Gravourcoater oder an Filmpressen,
appliziert werden. Selbstverständlich ist auch der Auftrag an Bladecoatern möglich.
Auch die Sprühtechnik kann angewendet werden. Hierbei werden die erstgenannten Streichaggregate
bei niedriggrammigen Strichen von 1 bis 3 g/m² bevorzugt, während der Bladecoater
bei höheren Aufträgen von 4 bis 8 g/m² eingesetzt werden kann.
[0023] Die erfindungsgemäßen Farbentwickler können durch Umsetzen mit einem Kationisierungsmittel
ganz oder teilweise kationisch umgeladen sein. Das Kationisierungsmittel stellt vorzugsweise
eine quaternäre, momomere, oligomere oder polymere organische Ammoniumverbindung,
wie ein Dicyandiamidformaldehyd-Kondensat oder Polydatmac (Poly-Diallyldimethylammoniumchlorid)
dar.
[0024] Gegenstand der Erfindung ist ferner eine wäßrige Streichfarbe, enthaltend den vorstehend
definierten Farbentwickler, wobei der Feststoffgehalt, zwischen etwa 5 und 50 Gew.-%,
vorzugsweise zwischen etwa 15 und 35 Gew.-% liegt.
[0025] Vorzugsweise liegt der pH-Wert der wäßrigen Streichfarbe bei etwa 6,5 bis 9,5, insbesondere
bei 7 bis 8.
[0026] Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Papier, das mit einem Farbentwickler bzw.
einer Streichfarbe, wie sie vorstehend definiert sind, beschichtet ist. Das Auftragsgewicht
des Farbentwicklers beträgt vorzugsweise 0,5 bis 3 g/m². Hierbei ist der Farbentwickler
vorzugsweise mit einem Auftragsgewicht von 1 bis 3 g/m² auf holzfreies, holzhaltiges
oder altpapierhaltiges Streichrohpapier aufgetragen.
[0027] Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele in nicht einschränkender Weise
erläutert.
Beispiel 1 (a - d)
[0028] Weißer Calciumbentonit türkischen Ursprungs wurde 15 gew.-%ig in Wasser suspendiert
und durch Ausreinigung über einen Hydrozyklon von gröberen Verunreinigungen ("Grit")
befreit. Das gritfreie Feingut mit einem Montmorillonitgehalt von rund 90 % (der Rest
der feinteiligen Verunreinigungen konnte mit Hilfe des Hydrocyclons nicht mehr ausgereinigt
werden) wurde durch Vakuumfiltration auf einen Wassergehalt von etwa 30 bis 50 % eingedickt
und mit
a) 4 Gew.-% Natriumaluminat
b) 6,5 Gew.-% Wasserglas 37/40
c) 3 Gew.-% Soda / 0,4 Gew.-% Mg(OH)₂
d) 3 Gew.- % Soda
in einem Doppelwellenkneter 5 Minuten aktiviert. Das Produkt wurde nach schonender
Trocknung bei 90 °C in einem Umlufttrockenschrank auf einen Wassergehalt von etwa
10 % getrocknet und in einer Schlagrotormühle langsam vermahlen.
[0029] Die relevanten Daten der Produkte sind in Tabelle I zusammengefaßt. Sie wurden wie
folgt ermittelt:
- Quellvolumen:
Ein kalibrierter 100 ml-Meßzylinder wird mit 100 ml destilliertem Wasser gefüllt.
2,0 g der zu messenden Substanz werden in Portionen von 0,1 bis 0, 2 g langsam auf
die Wasseroberfläche gegeben. Nach dem Absinken des Materials wird das nächste Quantum
aufgegeben. Nach Beendigung der Zugabe wartet man eine Stunde und liest dann das Volumen
der aufgequollenen Substanz in 1 ml/2g ab.
- Spezifische Oberfläche:
Die Messung wurde nach der BET-Methode durchgeführt. Es wurde nach der DIN 66132 gearbeitet.
- pH-Wert:
Der PH-Wert wird mittels einer Glaselektrode nach DIN ISO 7879 ermittelt.
- Streichfarbe:
Die aktivierten Bentontite wurden durch 5-minütige Scherung am " Ultra Turrax" zu
Suspensionen mit Feststoffgehalten von 7,5 bis 35 % in Wassser verarbeitet und bei
pH-Werten von 7 bis 8 auf holzfreies Streichrohpapier (45 g/m²) bei Strichgewichten
von etwa 3 g/m² gerakelt. Die Bestimmungen des Strichgewichtes erfolgte durch Rückwägung.
- Strichhaftung:
Das gestrichene und bei 50 % rel. Luftfeuchte äquilibrierte Papier wurde auf einer
Länge von 15 cm mit einem 20 mm breiten Klebstreifen ("Tesa"-Streifen) beklebt, der
durch Auflegen eines Gewichtes mit einem Druck von 50 kg/cm² für 30 sec. fixiert wurde.
Nach zügigem Abziehen des Klebestreifens wurden die Menge und Verteilung der herausgerissenen
Strichpartikel visuell beurteilt. In der Tabelle bedeutet
- +++
- völlige Fixierung des Striches; keine Strichpartikel werden abgelöst;
- ---
- keinerlei Haftung des Striches, vollständige Ablösung.
- Farbreaktivität (Kontrast) Das mit aktiviertem Bentonit gestrichene und bei 50 % rel.
Luftfeuchte äquilibrierte CF-Blatt wurde zusammen mit einem auf dem Markt erhältlichen
schwarzschreibenden CB (enthaltend Kristallviolettlacton als basischen kationischen
Farbstoff) in einem Laborkalander entwickelt; am Ry-Filter eines Elrepho-Gerätes (Fa.
Zeiss/Datacolor), wurde der Farbkontrast als Differenz des RyWertes von CF-Strich
und Kopie ermittelt:

Beispiel 2 (a bis c)
(Vergleich)
[0030] Ein bekannter, mit 40 % Salzsäure voll aktivierter Farbentwickler für Selbstdurchschreibepapier
auf Bentonitbasis ("Copisil Standard"®, Fa. Süd-Chemie AG) wurde aus einer 35 Gew.-%igen
Streichfarbe mit folgenden Bindemittelanteilen (DL 950, Fa. Dow Chemicals)
a) 0 Teile auf 100 Teile Pigment
b) 10 "
c) 25 "
bei Auftragsgewichten von 3 g/m² auf ein 48 g/m² holzfreies Rohpapier gerakelt.
[0031] Die Ergebnisse sind in Tabelle I zusammengestellt. Man erkennt, daß der bekannte
Farbentwickler nach Beispiel 2 erst bei sehr hohem Bindemitteleinsatz am Papier haftet.
Die erfindungsgemäßen Farbentwickler können hingegen ohne Bindemittel verarbeitet
werden, so daß der von den Pigmenten erzeugte Kontrast nicht durch den filmbildenden
Binder beeinträchtigt wird.
Beispiel 3 (a bis c)
[0032] Der nur mit Soda aktivierte erfindungsgemäße Farbentwickler nach Beispiel 1 d wurde
bei der Aktivierung zusätzlich mit je 50 mMol/100g der Chloride von Zn²⁺, Al ³⁺ und
Zr⁴⁺ versetzt und wie oben aktiviert und aufgearbeitet.
[0033] Die Tabelle I zeigt, daß die dotierten Produkte ein erhöhte Farbreaktivität aufweisen.
Beispiel 4 (a bis f)
[0034] Der erfindungsgemäße Farbentwickler nach Beispiel 1 c, der mit Soda und Mg(OH)₂ aktiviert
wurde, wurde vor der Vermahlung in der Schlagrotormühle mit folgenden Silicaten verschnitten
und wie gehabt aufgearbeitet:
a) 10 % Zeolex 123®
b) 30 % Zeolex 123®
c) 50 % Zeolex 123®
d) 30 % Durosil®
e) 30 % Silio CA®
f) 30 % Copisil Standard®
Bei Zeolex 123® handelt es sich um ein amorphes Natriumaluminiumsilicat der Fa. Zeofinn
OY, Durosil® ist eine gefällte Kieselsäure (Degussa), Silico CA® ist ein Calciumsilicat
(van Baerle) und Copisil® Standard ist der in Beispiel 2 beschriebene Farbentwickler
der Süd-Chemie AG.
[0035] Alle Verschnitte hafteten mit nur geringem Binderzusatz (5 Teile DL 950 auf 100 Teile
Pigment) gut auf dem Rohpapier und ergaben gute Kontrastwerte.
Beispiel 5 (a bis c)
[0036] Der erfindungsgemäße Farbentwickler nach Beispiel 4 c, d.h. der mit Soda und Mg(OH)₂
aktivierte Bentonit im 50/50-Verschnitt mit Zeolex 123® wurde in Streichfarben eingearbeitet,
die die folgenden Hydrokolloide als Mittel zur Verbesserung der Laufeigenschaften
enthielten:
a) 3 Teile Mowiol 4-88® (Polyvinylalkohol der Fa. Hoechst)
b) 3 Teile Meyprocoat 30® (Guar-Gum von Meyhall)
c) 3 Teile Finnfix® FF10 (CMC von Metsä-Serla)
Die Hydrokolloide wurden hierbei im Anmachwasser gelöst vorgelegt. Wie die Tabelle
III zeigt, genügen bereits 3 Teile der Hydrokolloide zur vollständigen Fixierung der
Farbentwickler. Die Hydrokolloide wirken auch als Dispergiermittel. Auch bei längerem
Stehenlassen der Farbentwicklerdispersion findet keine Agglommeratbildung und keine
Sedimentation statt. Deshalb haften die Primärteilchen besser an dem Papierträger.
Beispiel 6
[0037] Weißer Calciumbentonit wurde, wie in Beispiel 1a beschrieben, ausgereinigt und it
4 Gew.-% Natriumaluminat aktiviert. Nur wurden während der Aktivierung
a) 6 Gew.-% (auf Bentonit) Polymin SK® (Polyethylenimin von BASF)
b) 4,5 Gew.-% Melflock 113® (Dicyandiamid-Formaldehydkondensat von SKW)
c) 9% Dimethyldistearylammoniumchlorid (Hoechst)
langsam in wäßriger Lösung bzw. Suspension zugesetzt. Das Produkt wurde wie in Beispiel
1a aufgearbeitet und vermahlen.
[0038] Nach Tabelle IV erhielten die Pigmente durch die Behandlung ein positives Zetapotential
(gemessen in 0,1-%iger wäßriger Suspension bei pH 8 am 501 Lazer Zee Meter der Fa.
Pankem). Die kationisierten Pigmente 6a-c wurden unter Zusatz von 3 Tlen HICAT 115®
(einer kationischen Kartoffelstärke von Roquette) bei einem Auftragsgewicht von ca.
3 g/m² gestrichen.
[0039] Da am Markt keine geeigneten anionischen, sauren Leukofarbstoffe zur Verfügung stehen,
wurden die Papier mit einem sauren, anionischen Permanentfarbstoff abgeprüft. Dazu
wurden die Papiere an einem Labortiefdruckgerät (Näpfchentiefe 1,2 µm) mit einer 0,2
%igen wäßrigen Lösung von Pigmosol schwarz X58®, einem anionischen Farbstoff der BASF
bedruckt. Die Kontraste betrugen:
Beispiel |
Kontrast % |
1 a |
68,5 |
6 a |
74,5 |
6 b |
78 |
6 c |
78 |
1. Farbentwickler für Selbstdurchschreibepapiere auf der Basis eines quellfähigen Schichtsilicats,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des quellfähigen Schichtsilicats 50 bis 100
Gew.-% beträgt, und daß das Schichtsilicat ein Quellvolumen von 5 bis 30 ml, bezogen
auf eine Suspension von 2 g in 100 ml Wasser, und eine spezifische Oberfläche von
< 140 m²/g aufweist.
2. Farbentwickler, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des quellfähigen Schichtsilicats
50 bis 100 Gew.-%, vorzugsweise 70 bis 90 Gew.-% beträgt.
3. Farbentwickler nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Schichtsilicat
Bentonit, Beidellit, Nontronit, Saponit, Hektorit oder ein Geschmisch davon darstellt.
4. Farbentwickler nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß er mit
einer Lewissäure in Mengen von 5 bis 100 mMol/100g dotiert ist.
5. Farbentwickler nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Lewissäure ein Salz
mit den Kationen Zn²⁺, Al³⁺ oder Zr⁴⁺ darstellt.
6. Farbentwickler nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß er in
einem Verhältnis von 1 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise von 5 bis 30 Gew.-%, mit amorpher
Kieselsäure und/oder amorphen Silicaten, wie Calciumsilicat, Calciumhydrosilicat,
Magnesiumsilicat oder Natriumaluminiumsilicat verschnitten ist.
7. Farbentwickler nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß er in
einem Verhältnis von 5 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise von 10 bis 30 Gew.-%, mit konventionellen,
sauer aktivierten Schichtsilicaten verschnitten ist.
8. Farbentwickler nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß er Hydrokolloide
von Polrvinylalkohol oder Guar in Mengen von 0,5 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise von 0,5
bis 3 Gew.-%, enthält.
9. Farbentwickler nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß er durch
Umsetzen mit einem Kationisierungsmittel ganz oder teilweise kationisch umgeladen
ist.
10. Farbentwickler nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Kationisierungsmittel
eine quaternäre, momomere, oligonere oder polymere organische Ammoniumverbindung,
ein Dicyandiamidformaldehyd-Kondensat oder Polydatmac ist.
11. Wäßrige Streichfarbe, enthaltend den Farbentwickler nach einem der Ansprüche 1 bis
10, wobei der Feststoffgehalt, zwischen etwa 5 und 50 Gew.-%, vorzugsweise zwischen
etwa 15 und 35 Gew.-% liegt.
12. Wäßrige Streichfarbe nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß ihr pH-Wert bei
etwa 6,5 bis 9,5, vorzugsweise bei etwa 7 bis 8 liegt.
13. Papier, dadurch gekennzeichnet, daß das mit einem Farbentwickler nach einem der Ansprüche
1 bis 10 bzw. mit einer wäßrigen Streichfarbe nach Anspruch 11 oder 12 beschichtet
ist.
14. Papier nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Auftragsgewicht des Farbentwicklers
etwa 0,5 bis 3 g/m² beträgt.
15. Papier nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß der Farbentwickler mit
einem Auftragsgewicht von 1 bis 3 g/m² auf holzfreies, holzhaltiges oder altpapierhaltiges
Streichrohpapier aufgetragen ist.
16. Papier nach einem der Ansprüche 13 bis 15 in Form eines mit dem Farbentwickler nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 gestrichenen CF-Blattes.