[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Indolenincyaninfarbstoffen
als infrarotabsorbierende Mittel in fotografischen Aufzeichnungsmaterialien und Indolenincyaninfarbstoffe
enthaltende fotografische Aufzeichnungsmaterialien.
[0002] Fotografische Aufzeichnungsmaterialien weisen im allgemeinen einen Mehrschichtaufbau
auf. Infrarotempfindliche Materialien auf Silberhalogenidbasis enthalten dabei eine
oder mehrere Kolloidschichten mit einem oder mehreren infrarotabsorbierenden Farbstoffen,
wodurch u.a. die Abbildungsschärfe des AufZeichnungsmaterials erhöht werden soll.
Diese farbstoffhaltigen Schichten können in verschiedenen Positionierungen innerhalb
des Mehrschichtenmaterials eingesetzt werden, es können aber auch farbstoffhaltige
Schichten auf die Rückseite eines fotografischen Materials zur Unterdrückung von Unschärfeeffekten
durch Reflexion von Streulicht aufgebracht werden (Antihaloschichten). Es ist außerdem
bereits bekannt, den Farbstoff direkt in die lichtempfindlichen, Silberhalogenide
enthaltenden Kolloidschichten einzubringen.
[0003] Geeignete Farbstoffe müssen eine geeignete Absorptionscharakteristik besitzen, während
des fotografischen Naßverarbeitungsprozesses vollständig entfärbt werden, und sie
müssen leicht aus dem fotografischen Material herausgewaschen werden, so daß das entwickelte
Material keine Restfärbung nach der Verarbeitung aufweist. Außerdem soll es zu keiner
Anfärbung der Bäder kommen.
[0004] Es ist bekannt, insbesondere für infrarotempfindliche fotografische Silberhalogend-Materialien
infrarotabsorbierende Farbstoffe vom Typ der Heptamethincyanine mit Indolenin-Endgruppen
(US 4 876 181, EP-A 445 627) oder verbrückte und substituierte Indolenincyanine (US
4 933 269, EP-A 350 026) zu verwenden. Diese Farbstoffe erfüllen allerdings die gestellten
Anforderungen nicht oder nur teilweise. Beispielsweise werden sie während des fotografischen
Verabeitungsprozesses nur langsam und/oder unvollkommen entfärbt und/oder sind synthetisch
nur schwer, d.h. nur unter erheblichem Aufwand und damit verbundenen Kosten, zugänglich.
Im Falle von Benz[e]indolenincyaninen muß außerdem von dem krebserzeugenden 2-Naphthylamin
ausgegangen werden.
[0005] Es besteht somit Bedarf nach infrarotabsorbierenden Farbstoffen, die synthetisch
einfach zugänglich sind, die eine geeignete Infrarotabsorption besitzen sowie eine
ausreichende Entfärbbarkeit während der fotografischen Verarbeitung aufweisen.
[0006] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß bestimmte Indolenincyaninfarbstoffe
diese Bedingungen erfüllen. Zwar sind diese Farbstoffe als solche bereits bekannt
(CA 119(20):205990v und CA 108(4):29398v) die erfindungsgemäße Verwendung gehört allerdings
noch nicht zum Stand der Technik.
[0007] Die vorliegende Erfindung betrifft somit die Verwendung von Farbstoffen der allgemeinen
Formel I

worin
R¹ und R² unabhängig voneinander Wasserstoff, Hydroxy, (C₁-C₄)-Alkoxy, Amino, (C₁-C₄)-Alkylamino,
Di-(C₁-C₄)-alkylamino oder Halogen und
M
⊕ ein Kation
bedeuten, als infrarotabsorbierende Mittel in fotografischen Aufzeichnungsmaterialien
auf Silberhalogenidbasis.
[0008] (C₁-C₄)-Alkylgruppen können geradkettig oder verzweigt sein und bedeuten beispielsweise
Methyl, Ethyl, n-Propyl, i-Propyl, n-Butyl, i-Butyl, sek-Butyl und tert-Butyl. Methyl,
Ethyl und n-Propyl sind bevorzugt. Halogen bedeutet insbesondere Fluor, Chlor, Brom
und Iod, wobei Chlor bevorzugt ist,
R¹ und R² bedeuten bevorzugt Wasserstoff.
[0009] Für M
⊕ stehende Kationen sind bevorzugt einwertige Kationen, wobei Alkalimetallkationen
sowie substituierte Anmoniumionen und das Ammoniumion selbst besonders bevorzugt sind.
[0010] Ganz besonders bevorzugt stehen für M
⊕ das Natriumion, das Kaliumion, das Ammoniumion und das Triethylammoniumion.
[0011] Bei der erfindungsgemäßen Verwendung werden die Farbstoffe der allgemeinen Formel
I bevorzugt in Mengen von 5 bis 500 mg/m², besonders bevorzugt 20 bis 200 mg/m² eingesetzt.
[0012] Die Farbstoffe der allgemeinen Formel I können in einfacher, an sich bekannter Weise
erhalten werden, beispielsweise durch Umsetzung eines entsprechend substituierten
2,3,3-Trimethylindolenins mit 2-Chlorethansulfonylchlorid und Glutacondialdehyd, der
in der Regel in Form seines Dianil-hydrochlorids eingesetzt wird.
[0013] Beispielsweise wird der Farbstoff der allgemeinen Formel I, in dem R¹ und R² Wasserstoff
bedeuten und M
⊕ für das Triethylammoniumion steht, wie folgt erhalten:
[0014] 4,0 g 2,3,3-Trimethylindolenin und 4,5 g 2-Chlorethansulfonylchlorid in 30 ml Essigsäure
werden 2 h unter Rückfluß erhitzt. Anschließend wird im Vakuum zur Trockne eingedampft
und der erhaltene Rückstand mit 30 ml Essigsäureanhydrid aufgenommen. Dann werden
2,8 g Glutacondialdehyd-dianil-hydrochlorid und 5 ml Triethylamin zugegeben. Die Reaktionsmischung
wird 5 min unter Rückfluß erhitzt, auf 20°C gekühlt. Der Farbstoff wird abgetrennt
und getrocknet. Der Farbstoff wird als dunkles Pulver erhalten. λ
max = 742 nm (Wasser).
[0015] Die vorliegende Erfindung betrifft auch fotografische Aufzeichnungsmaterialien auf
Silberhalogenidbasis, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie einen Farbstoff der
allgemeinen Formel I als infrarotabsorbierendes Mittel enthalten.
[0016] Die erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien weisen in der Regel einen Mehrschichtaufbau
aus, wobei der Farbstoff der allgemeinen Formel I in jeder Positionierung innerhalb
des Materials eingesetzt werden kann, bevorzugt in der lichtempfindlichen, Silberhalogenide
enthaltenden Kolloidschicht, oder aber in gesonderten hydrophilen Kolloidschichten,
z.B. in einer Antihaloschicht.
[0017] Die genannten Kolloidschichten bestehen beispielsweise aus Polyvinylalkohol, Carboxymethylcellulose,
Natriumalginat, Casein, Polyvinylpyrrolidon, bevorzugt aber aus Gelatine. Die genannten
Materialien können darüberhinaus auch in beliebigen Mischungen untereinander verwendet
werden.
[0018] In der Regel enthalten die Kolloidschichten auch noch weitere Hilfsmittel, beispielsweise
Gießzusätze, Netzmittel oder Härtungsmittel (siehe z.B. Research Disclosure, Vol.
308, 1989, Item 308119).
[0019] Der Farbstoff der allgemeinen Formel I ist in den Kolloidschichten bevorzugt in Mengen
von 5 bis 500 mg/m², besonders bevorzugt 20 bis 200 mg/m² enthalten.
[0020] Die Farbstoffe der allgemeinen Formel I lassen sich in einfacher, an sich bekannter
Weise in das erfindungsgemäße Aufzeichnungsmaterial bzw. eine Kolloidschicht einarbeiten.
Beispielsweise werden die Farbstoffe in einem geeigneten Lösungsmittel, insbesondere
Wasser oder Alkoholen, wie z.B. Ethanol, gelöst und dann gegebenenfalls in Gegenwart
eines Netzmittels und/oder weiterer Gießzusätze in das oben genannte Material, bevorzugt
Gelatine, eingebracht. Die derart erhaltenen Gießlösungen können dann nach an sich
bekannten Verfahren in Schichtform aufgetragen werden (siehe z.B. "Science and Technology
of Photography", Karlheinz Keller (Ed.), VCH Verlagsges.mbH., Weinheim 1993).
[0021] Die Farbstoffe der allgemeinen Formel I lassen sich dem fotografischen Material leicht
einverleiben, verleihen ihm eine geeignete Absorptionscharakteristik, werden während
des fotografischen Entwicklungsprozesses irreversibel entfärbt und sind synthetisch
leicht zugänglich.
[0022] Entscheidend für die Vorteile im Vergleich zu den gemäß Stand der Technik verwendeten
Farbstoffen sind dabei die beiden N-Sulfoethylgruppen. Längere Sulfoalkylgruppen führen
überraschend zu deutlich schlechterem Bleichbarkeits- und Auswaschverhalten, was allenfalls
durch Einführung weiterer Sulfogruppen kompensiert werden könnte.
[0023] Gerade dies würde aber zu einem unvertretbar hohen synthetischen Aufwand führen.
Beispiel
[0024] Es wurden Gießlösungen folgender Zusammensetzung hergestellt:
Inertgelatine: |
12 g |
Natriumdodecylsulfat: |
10 ml einer 1%igen wäßrigen Lösung |
Formaldehyd: |
10 ml einer 5%igen wäßrigen Lösung |
Wasser: |
188 ml |
Farbstoff: |
40-80 mg |
[0025] Als Farbstoffe wurden verwendet:
- A:
- Farbstoff der allgemeinen Formel I mit R¹ und R² = Wasserstoff und M⊕ =HNEt₃⊕ (erfindungsgemäß)
- B:
- Farbstoff der Formel

(Stand der Technik)
[0026]
- C:
- Farbstoff der Formel

(Stand der Technik)
[0028] Die Lösungen wurden auf herkömmliche Weise auf einen mit einer Haftschicht versehenen
Träger gegossen. Die Absorptionsmaxima und die optischen Dichten der erhaltenen Gelatineschichten
waren wie folgt:
Farbstoff |
λmax [nm] |
optische Dichte [λmax] |
A |
756 |
0,70 |
B |
757 |
0,69 |
C |
755 |
0,71 |
[0029] Die erhaltenen Gelatineschichten wurden dem folgenden fotografischen Verarbeitungsprozeß
unterworfen:
2-minütige Entwicklung in einem üblichen Metol-Hydrochinon-Entwickler bei 20°C, anschließende
5-minütige Behandlung in einem üblichen Fixierbad (enthaltend Natriumthiosulfat und
Natriumdisulfit) und nachfolgendes 10-minütiges Spülen mit Wasser und anschließender
Trocknung.
[0030] Die Restfärbungen wurden visuell beurteilt, wobei folgende Ergebnisse erhalten wurden:
Farbstoff |
Restfarbe |
Intensität Restfarbe 1) |
A |
keine |
0 |
B |
blaugrün |
1 |
C |
blau-grünlich |
2 |
1) Es bedeuten:
0 = nicht wahrnehmbar
1 = deutlich wahrnehmbar
2 = intensiv gefärbt |
1. Verwendung von Farbstoffen der allgemeinen Formel I

worin
R¹ und R² unabhängig voneinander Wasserstoff, Hydroxy, (C₁-C₄)-Alkoxy, Amino, (C₁-C₄)-Alkylamino,
Di-(C₁-C₄)-alkylamino oder Halogen und M
⊕ ein Kation bedeuten, als infrarotabsorbierendes Mittel in fotografischen Aufzeichnungsmaterialien
auf Silberhalogenidbasis.
2. Verwendung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ und R² Wasserstoff bedeuten.
3. Verwendung gemäß Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß M⊕ für das Natriumion, das Kaliumion, das Ammoniumion oder das Triethylammoniumion steht.
4. Verwendung gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Farbstoffe der allgemeinen Formel I in Mengen von 5 bis 500 mg/m² eingesetzt
werden.
5. Fotografisches Aufzeichnungsmaterial auf Silberhalogenidbasis, dadurch gekennzeichnet,
daß es einen Farbstoff der allgemeinen Formel I gemäß Anspruch 1 als infrarotabsorbierendes
Mittel enthält.
6. Fotografisches Aufzeichnungsmaterial gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Farbstoff der allgemeinen Formel I in einer hydrophilen Kolloidschicht enthalten
ist.
7. Fotografisches Aufzeichnungmaterial gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die hydrophile Kolloidschicht aus Gelatine besteht.
8. Fotografisches Aufzeichnungsmaterial gemäß Anspruch 6 und/oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Farbstoff der allgemeinen Formel I in der hydrophilen Kolloidschicht in Mengen
von 5 bis 500 mg/m² enthalten ist.