[0001] Die Erfindung betrifft den Wasserdampfkreislauf einer Kraftwerksanlage mit einem
Speisewasserbehälter, mit einer Speisewasser-Vorpumpe und einer Speisewasser-Hauptpumpe,
mit Nieder- und Hochdruckvorwärmern, mit einem Dampferzeuger und mit einer Dampfturbine,
aus welcher Anzapfdampf zur Beheizung der Vorwärmer entnehmbar ist, sowie mit Rohrleitungen
und Armaturen.
[0002] Kraftwerksanlagen, in denen als Wärmeträger Dampf zum Einsatz kommt, sind bekannt.
Bei bekannten derartigen Kraftwerksanlagen wird im allgemeinen das zur Verdampfung
benötigte Wasser aus dem Speisewasserbehälter mittels der Speisewasserpumpen Vorwärmern
zugeführt, von welchen das vorgewärmte Speisewasser in den Kessel oder Dampferzeuger
strömt. Die Speisewasserpumpen sind üblicherweise in eine Vorpumpe und in eine Hauptpumpe
aufgeteilt, wobei die Vorpumpe aufgrund des Speisedrucks aus dem Speisewasserbehälter
ein relativ niedriges Druckniveau aufweist, während die Hauptpumpe ein bis zum Faktor
10 höheres Druckniveau als die Vorpumpe besitzt.
[0003] Häufig wird zum Antrieb der Speisewasser-Vorpumpe und der -Hauptpumpe ein einziger
Antriebsmotor vorgesehen, wobei der Antrieb der Vorpumpe direkt erfolgt, während die
Hauptpumpe über ein Getriebe und eine einstellbare Kupplung beziehungsweise über eine
zwischen dem Elektroantrieb und der Pumpe aufgestellten Getrieberegelkupplung beaufschlagt
wird. In dieser Getrieberegelkupplung erfolgt gleichzeitig mit der Kraftübertragung
eine Drehzahlanhebung. Derartige Getrieberegelkupplungen sind im allgemeinen als Strömungskupplungen
ausgebildet, bei welchen die Regelung der Drehzahl durch Änderung der jeweiligen Ölfüllung
möglich ist.
[0004] Bekanntermaßen sind Schlupfverluste in Strömungskupplungen nicht zu vermeiden. Diese
Schlupfverluste können bei maximal übertragbarer Drehzahl bis zu circa 2 % betragen,
während im Teillastbetrieb entsprechend der geringeren Ölfüllung die Verluste in der
Strömungskupplung erheblich ansteigen, wodurch der Wirkungsgrad der Strömungskupplung
abnimmt. Der Teillastbetrieb resultiert daraus, daß abhängig von der Lastanforderung
am Dampferzeuger beziehungsweise durch die Dampfturbine die zugeführte Speisewassermenge
angepaßt sein muß. Dementsprechend sind betriebsabhängig größere Drehzahlschwankungen
nicht zu vermeiden, wodurch, wie erläutert, Schlupfverluste und damit schlechte Wirkungsgrade
einhergehen.
[0005] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung eine technische
Lösung anzugeben, bei welcher die Schlupfverluste auf ein Mindestmaß begrenzt werden.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs
1 gelöst. Demgemäß ist vorgesehen, daß die Speisewasser-Hauptpumpe zwei Stufen, nämlich
eine erste und eine zweite Stufe, umfaßt, daß die erste Stufe der Speisewasser-Hauptpumpe
mit einer ersten Druckstufe zur Beschickung des Hochdruck-Vorwärmers vorgesehen ist
und daß die zweite Stufe mit einer zweiten Druckstufe zur Beschickung des Dampferzeugers
vorgesehen ist. Entsprechend dieser Aufteilung der Hauptpumpe in zwei Pumpen ist vorgesehen,
daß jede Stufe der Hauptpumpe jeweils eine für sich separate Pumpe darstellt. Die
erste Pumpe, die vorzugsweise über ein Übersetzungsgetriebe von dem Antriebsmotor
der Speisewasser-Vorpumpe beaufschlagt ist, läuft hierbei mit gleichbleibender hoher
Drehzahl (circa 5500 min⁻¹) konstant auch in jedem Teillastfall, während die zweite
Pumpe, welche zur Einspeisung in den Dampferzeuger vorgesehen ist, über eine Strömungskupplung
am gleichen Antriebsstrang wie die erste Stufe anschließt und mit einer geringeren
Drehzahl (n < 5500 min⁻¹) entsprechend dem Mindestschlupf der Strömungskupplung drehzahlgeregelt
angetrieben wird.
[0007] Entsprechend einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß
der Speisedruck der ersten Druckstufe größer ist als der Druck des dem Hochdruckvorwärmer
zur Beheizung zugeführten Anzapfdampfes und niedriger als der Druck der zweiten Druckstufe.
[0008] Vorteilhafterweise beträgt der Speisedruck der ersten Druckstufe etwa 1/3 bis 1/2
des Speisedrucks der zweiten Druckstufe, welche entsprechend einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung den gleichen Speisewasserdruck erzeugt wie eine herkömmliche einstufige
Speisewasser-Hauptpumpe.
[0009] Aufgrund der aufgezeigten erfindungsgemäßen Aufteilung der Speisewasserpumpe in zwei
hinsichtlich ihrer Förderströme und -drücke aufeinander abgestimmte Pumpen, von denen
eine starr mit dem Antrieb gekoppelt ist, ist zwangsläufig die gegebenenfalls noch
vorhandene Schlupfleistung wesentlich geringer als bei herkömmlichen Ausführungen.
[0010] In Folge der Einbindung der beiden Pumpenstufen an unterschiedlichen Stellen des
Wasserdampfkreislaufes, ist eine weitere Verminderung der Schlupfverluste gegeben,
da nur noch die Strömungskupplung zum Antrieb der zweiten Pumpenstufe vorhanden ist,
welche nicht mehr die gesamte Antriebsleistung für die Speisewasser-Hauptpumpe übertragen
muß.
[0011] Ein weiterer Vorteil, der sich unmittelbar auf die konstruktive Auslegung des Wasserdampfkreislaufes
auswirkt, besteht darin, daß sämtliche Komponenten zwischen der ersten und der zweiten
Pumpenstufe der Speisewasser-Hauptpumpe nicht auf den bei herkömmlichen Anlagen erforderlichen
Null-Förderdruck beziehungsweise Ansprechdruck des Kesselsicherheitsventils ausgelegt
sein müssen, sondern es genügt eine Auslegung auf den Null-Förderdruck der ersten
Pumpenstufe, der etwa 1/3 bis 2/5 des herkömmlichen Auslegungsdruckes beträgt. Diese
Verminderung des Auslegungsdruckes ist insbesondere entscheidend für die Gestaltung
des Hochdruckvorwärmers, bei welchem aufgrund der verminderten Beanspruchungen geringere
Wandstärken und damit einfachere Verarbeitungsbedingungen ergeben.
[0012] Diese und weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0013] Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Schaltschemas sollen die Erfindung, vorteilhafte
Ausgestaltungen und besondere Vorteile der Erfindung näher erläutert und beschrieben
werden.
[0014] In der einzigen Figur ist ausschnittweise der Wasserdampfkreislauf 10 einer nicht
weiter dargestellten Kraftwerksanlage gezeigt, welcher einen Speisewasserbehälter
12 aufweist, der über eine Rohrleitung 14 mit einer redundant ausgeführten Speisewasserpumpenstation
16 in Verbindung steht.
[0015] Jede der beiden Speisewasserpumpen-Stationen 16 besitzt eine von einem elektrischen
Antriebsmotor 18 beaufschlagte Vorpumpe 20 sowie eine vom gleichen Antriebsmotor 18
über ein Übersetzungsgetriebe 22 beaufschlagte Hauptpumpe 24.
[0016] Die Hauptpumpe 24 ist ihrerseits aus zwei Stufen, nämlich einer ersten Stufe 26 und
einer zweiten Stufe 28 gebildet, deren Speisedruck größer ist als der der ersten Stufe
26 und dem Speisedruck einer herkömmlichen Speisewasser-Hauptpumpe entspricht.
[0017] Während die erste Stufe 26 starr mit dem Übersetzungsgetriebe 22 verbunden schlupffrei
angetrieben wird, wird die zweite Stufe 28 unter Zwischenschaltung einer Regelkupplung
30 von demselben Antriebsstrang beaufschlagt wie die erste Stufe 26.
[0018] Der Ausgang der ersten Stufe 26 der Speisewasser-Hauptpumpe 24 ist strömungsmäßig
auf den Eingang eines Hochdruckvorwärmers 32 geschaltet, der mittels über eine hier
nicht näher gezeigte Turbinenleitung zugeführten Anzapfdampf beheizt wird. Hierbei
ist wesentlich, entsprechend der vorliegenden Erfindung, daß der Speisewasserdruck
der ersten Stufe 26 der Speisewasser-Hauptpumpe 24 in ausreichendem Maße über dem
Druck des Anzapfdampfes liegt, um eine Ausdampfung im Hochdruckvorwärmer 32 zu vermeiden.
Ausgangsseitig ist der Hochdruckvorwärmer 32 mit dem Eingang der zweiten Stufe 28
der Speisewasser-Hauptpumpe 24 geschaltet, welche das im Hochdruckvorwärmer 32 vorgewärmte
Speisewasser in einen hier nicht näher dargestellten Dampferzeuger fördert, wobei
der diesbezügliche Leitungsstrang mit "Kessel" bezeichnet ist. Entsprechend dem Stand
der Technik sind die erste und die zweite Stufe 26, 28 der Speisewasser-Hauptpumpe
24 ausgangsseitig jeweils an ein Mindestmengensystem angeschlossen.
[0019] Anhand des zuvor beschriebenen Schaltschemas ist ersichtlich, in welcher Form die
erfindungsgemäße Ausgestaltung der Speisewasser-Hauptpumpe 24 im Wasserdampfkreislauf
10 von der bereits erwähnten Verminderung der Antriebsverluste beim Antrieb der Speisewasser-Hauptpumpe
ist ein weiterer Vorteil darin zu sehen, daß die Hochdruckvorwärmer 32 nicht mehr
hinter der Speisewasser-Hauptpumpe 24 eingebunden sind, sondern mit niedrigerem Auslegungsdruck
zwischen der ersten und der zweiten Pumpenstufe 26, 28 angeordnet sind. Hierbei wird
die Förderhöhe entsprechend dem Auslegungsdruck der ersten Pumpe 26 so gewählt, daß
der Speisewasserdruck in jedem Lastfall über dem Dampfdruck beziehungsweise Sättigungsdruck
des Dampfes in den Hochdruckvorwärmern 32 liegt und Ausdampfungen im Speisewasser
auf diese Weise vermieden werden, wobei gleichzeitig der Auslegungsdruck des Hochdruckvorwärmers
32 auch entsprechend abgesenkt werden kann. Hieraus resultiert eine Absenkung der
erforderlichen Mindestwandstärke der Behälterwand des Vorwärmers 32, was sich wiederum
günstig auf die Verarbeitungs- und auch Betriebssicherheit auswirkt, da größere Wandquerschnitte
mit komplexen Beanspruchungen hierdurch vermieden werden.
1. Wasserdampfkreislauf (10) einer Kraftwerksanlage mit einem Speisewasserbehälter (12),
mit einer Speisewasser-Vorpumpe (20) und einer Speisewasser-Hauptpumpe (24) mit Nieder-
und Hochdruckvorwärmern (32), mit einem Dampferzeuger und mit einer Dampfturbine,
aus welcher Anzapfdampf zur Beheizung der Vorwärmer (32) entnehmbar ist, sowie mit
Rohrleitungen (14) und Armaturen, dadurch gekennzeichnet, daß die Speisewasser-Hauptpumpe (24) aufgeteilt ist in eine erste Stufe (26) und
in eine zweite Stufe (28), daß die erste Stufe (26) der Speisewasser-Hauptpumpe (24)
mit einer ersten Druckstufe zur Beschickung des Hochdruckvorwärmers (32) vorgesehen
ist und daß die zweite Stufe (28) mit einer zweiten Druckstufe zur Beschickung des
Dampferzeugers vorgesehen ist.
2. Wasserdampfkreislauf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Speisedruck
der ersten Druckstufe (26) größer ist als der Druck des Anzapfdampfes im Hochdruckvorwärmer
(32) und niedriger als der Druck der zweiten Druckstufe (28).
3. Wasserdampfkreislauf nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der Speisedruck der zweiten Druckstufe (28) einer herkömmlichen einstufigen Speisewasser-Hauptpumpe
entspricht.
4. Wasserdampfkreislauf nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Hochdruckvorwärmer (32) hinsichtlich seiner Wandstärken auf die Beanspruchungen
aus dem Null-Förderdruck der ersten Druckstufe (26) ausgelegt ist.
5. Wasserdampfkreislauf nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die erste Druckstufe unter Zwischenschaltung eines Übersetzungsgetriebes starr
mit einem Antriebsmotor (18) gekoppelt ist.
6. Wasserdampfkreislauf nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite Stufe (28) unter Zwischenschaltung einer Strömungskupplung drehzahlveränderlich
mit dem Antriebsstrang der ersten Druckstufe (26) verbunden ist.