[0001] Die Erfindung betrifft einen hochwarmfesten Stahl für den Kesselbau.
[0002] Ein bekannter Kesselbaustahl ist der Stahl 10 CrMo 9 10, der etwa dem Grade T 22
der ASTM A 199, 200 und 213 sowie Grade P 22 der ASTM A 335 entspricht und folgende
Legierungselemente (Gew.-%) enthält:
C 0,08 bis 0,15
Si ≦ 0,50
Mn 0,40 bis 0,70
P ≦ 0,035
S ≦ 0,035
Cr 2,0 bis 2,5
Mo 0,9 bis 1,2
Dieser Stahl weist eine für viele Einsatzzwecke ausreichende Warmfestigkeit auf, kann
aber Anwendungen mit erhöhtem Anspruchsniveau nicht mehr genügen. Für hohe Beanspruchungen
werden daher vielfach hochlegierte und infolgedessen nicht nur teure, sondern auch
schwieriger verarbeitbare Stähle eingesetzt, wie etwa der hochwarmfeste Stahl X 20
CrMo V 12 l, der 12 % Chrom enthält.
[0003] Aus der EP 0 411 515 A1 ist darüber hinaus eine hochfeste wärmebeständige Stahllegierung
mit folgenden Legierungselementen (Gew.-%) bekannt:
C 0,03 bis 0,12
Si ≦ 1,0
Mn 0,2 bis 1,0
P ≦ 0,03
S ≦ 0,03
Ni ≦ 0,8
Cr 0,7 bis 3,0
Mo 0,3 bis 0,7
W 0,6 bis 2,4
V 0,05 bis 0,35
Nb 0,01 bis 0,12
N 0,1 bis 0,05
Die Gehalte an W und Mo müssen dabei so bemessen werden, daß sie der Beziehung

genügen. Die Erschmelzung eines solchen Stahles erfordert erheblichen Aufwand, insbesondere
auch im Hinblick auf eine homogene Verteilung des W-Gehalts. Außerdem ergeben sich
wegen des hohen Verformungswiderstandes Erschwernisse im Hinblick auf die Warmumformung,
z.B. beim Walzen nahtloser Rohre. Es besteht daher der Wunsch, einen hochwarmfesten
Stahl zu finden, der einerseits sehr hohe Warmfestigkeitswerte gewährleistet, andererseits
aber zu vergleichsweise niedrigen Kosten erzeugbar und gut weiterverarbeitbar ist.
[0004] Ausgehend von dem bekannten Kesselbaustahl 10 CrMo 9 10 hat sich die Erfindung die
Aufgabe gestellt, einen hochwarmfesten Stahl mit wesentlich verbesserter Zeitstandfestigkeit
zu entwickeln. Im Gegensatz zu den bekannten hochwarmfesten martensitischen Stählen
soll der erfindungsgemäße Stahl im geschweißten Zustand deutlich weniger stark zur
Aufhärtung neigen, so daß für dünnwandige Bauteile nach dem Schweißen eine Wärmenachbehandlung
nicht mehr erforderlich sein soll.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch einen bainitischen hochwarmfesten
Stahl mit folgender chemischer Zusammensetzung:
C 0,05 bis 0,095 %
Si 0,15 bis 0,45 %
Mn 0,30 bis 0,70 %
P ≦ = 0,020 %
S ≦ = 0,010 %
Al ≦ = 0,020 %
Cr 2,20 bis 2,60 %
Mo 0,90 bis 1,10 %
V 0,20 bis 0,30 %
Ti 0,05 bis 0,10 %
B 0,0015 bis 0,0070 %
N ≦ = 0,01 %
Rest Eisen und übliche Verunreinigungen.
[0006] Der Stahl wird 30 bis 60 min lang bei 980 bis 1040
oC geglüht, dann an Luft abgekühlt und abschließend mindestens eine Stunde lang bei
730 bis 760
oC angelassen. Er eignet sich insbesondere zur Herstellung nahtloser und auch geschweißter
Stahlrohre sowie von Blechen. Die daraus hergestellten Produkte werden in vergüteter
Form eingesetzt. Nach einem Schweißen ist eine Wärmenachbehandlung dünnwandiger Komponenten
nicht erforderlich. Daher eignet er sich insbesondere zur Herstellung von Membranwänden.
[0007] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß sich der bekannte Stahl 10 CrMo 9 10 durch
relativ einfache Naßnahmen so modifizieren läßt, daß er extrem gute Warmfestigkeitswerte
und eine sehr gute Weiterverarbeitbarkeit aufweist. Hierzu ist zunächst eine deutliche
Absenkung des maximal zulässigen C-Gehalts auf unter 0,1 % erforderlich Darüber hinaus
sind in den vorstehend genannten Grenzen V, Ti und B zuzusetzen. Durch die Begrenzung
des C-Gehalts wird zwar eine gewisse Beeinträchtigung von Festigkeitswerten, wie Zugfestigkeit
und Bruchdehnung hervorgerufen, wichtiger ist aber, daß hierdurch die Neigung zur
Aufhärtung nach Schweißvorgängen soweit vermindert wird, daß eine Wärmenachbehandlung
nicht mehr erforderlich ist. Durch V und Ti werden thermisch sehr stabile Karbonitride
gebildet, die die Warmfestigkeit und Zeitstandfestigkeit fördern. Durch B werden die
Durchvergütung und die Festigkeit des Stahls verbessert; darüber hinaus ist es wichtig,
daß B die Morphologie und die Verteilung der Karbonitride positiv beeinflußt. Das
Zusammenwirken der gezielten Einstellung der Mengenanteile an C, V, Ti und B führt
zu einer in ihrer Höhe völlig überraschenden Verbesserung der Warmfestigkeit und Zeitstandfestigkeit
gegenüber dem bekannten Stahl 10 CrMo 9 10.
[0008] Anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele wird die Wirksamkeit der Erfindung
näher erläutert.
[0009] Es wurden zwei Stähle erschmolzen, deren Zusammensetzung hinsichtlich der einzelnen
Legierungselemente (Rest Eisen und übliche Verunreinigungen) in der nachfolgenden
Tabelle angegeben ist.
Elemente |
Stahl 1 (Gew.-%) |
Stahl 2 (Gew.-%) |
C |
0,08 |
0,073 |
Si |
0,31 |
0,30 |
Mn |
0,32 |
0,32 |
P |
0,004 |
0,003 |
S |
0,004 |
0,004 |
Al |
0,013 |
0,008 |
Cr |
2,53 |
2,55 |
Mo |
1,08 |
1,01 |
V |
0,26 |
0,25 |
Ti |
0,08 |
0,076 |
B |
0,0049 |
0,0063 |
N |
0,0032 |
0,0017 |
Nach einer Vergütungsbehandlung in Form einer Glühung bei 1000
oC über 30 min mit anschließender Abkühlung an Luft sowie einer weiteren Glühung bei
750
oC über zwei Stunden mit wiederum anschließender Abkühlung an Luft ergaben sich bei
Raumtemperatur für die Streckgrenze R
p 0,2, die Zugfestigkeit R
m, die Bruchdehnung A₅, die Brucheinschnürung Z und die Kerbschlagarbeit A
V iso die folgenden Ergebnisse:
|
Stahl 1 |
Stahl 2 |
Rp 0,2(N/mm²) |
615 - 629 |
595 - 601 |
Rm (N/mm²) |
700 - 714 |
686 - 691 |
A₅ (%) |
18 |
17 - 20 |
Z (%) |
76 - 77 |
64 - 68 |
AV iso (J) |
206 - 252 |
297 - 300 |
|
100 % Scherbruch |
100 % Scherbruch |
Mit diesen Ergebnissen zeigt sich der erfindungsgemäße Stahl einem herkömmlichen 10
CrMo 9 10-Stahl bereits deutlich überlegen. Zeitstandsuntersuchungen an Proben aus
den beiden Stählen der Ausführungsbeispiele ergaben darüber hinaus nach einer Prüfdauer
von bis zu 63000 Stunden eine überraschend starke Verbesserung der Zeitstandfestigkeitswerte.
Wie die nachfolgende Tabelle zeigt, liegen die erzielten Werte bezogen auf eine Prüfdauer
von 10000 und 100000 h ganz beträchtlich über den entsprechenden Vergleichswerten
des herkömmlichen Stahls.
Stahl |
10 CrMo 9 10 |
Erfindung |
Prüftemperatur (oC) |
500 550 600 |
500 550 600 |
σ B/10000 h (N/mm²) |
196 108 61 |
285 200 110 |
σ B/100000 h (N/mm²) |
135 68 34 |
250*) 160*) 54*) |
*)Werte extrapoliert nach 63000 h Prüfdauer |
[0010] Diese Ergebnisse zeigen, daß der erfindungsgemäße Stahl hinsichtlich seiner Zeitstandfestigkeit
einem Vergleich mit dem aus der EP 0 411 515 bekannten Stahl ohne weiteres standhält.
Seine Herstellung und Verarbeitung erfordern deutlich weniger Aufwand.
1. Hochwarmfester Stahl für den Kesselbau mit folgender Schmelzanalyse (Gew.-%):
C 0,05 bis 0,095 %
Si 0,15 bis 0,45 %
Mn 0,30 bis 0,70 %
P ≦ = 0,020 %
S ≦ = 0,010 %
Al ≦ = 0,020 %
Cr 2,20 bis 2,60 %
Mo 0,90 bis 1,10 %
V 0,20 bis 0,30 %
Ti 0,05 bis 0,10 %
B 0,0015 bis 0,0070 %
N ≦ = 0,01 %
Rest Eisen und übliche Verunreinigungen,
der über eine Zeit von 30 bis 60 min bei 980 bis 1040 oC geglüht, anschließend an Luft abgekühlt und danach mindestens eine Stunde lang bei
730 bis 760 oC angelassen wird.