[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Nachbehandlung von platten-, folien- oder
bandförmigem Material auf der Basis von chemisch, mechanisch und/oder elektrochemisch
aufgerauhtem und anodisch oxidiertem Aluminium oder einer seiner Legierungen, deren
Aluminiumoxidschichten mit einem Alkalimetallsilikat in wäßriger Lösung behandelt
werden, sowie einen Träger aus derartigem Material, bei dem die Aluminiumoxidschicht
mit einer Alkalimetallsilikatschicht beschichtet ist, und die Verwendung eines derartigen
Trägers als Träger für Offsetdruckplatten.
[0002] Trägermaterialien für Offsetdruckplatten werden entweder vom Verbraucher direkt oder
vom Hersteller vorbeschichteter Druckplatten ein- oder beidseitig mit einer strahlungs-
bzw. lichtempfindlichen Schicht, einer sogenannten Reproduktionsschicht, ausgerüstet,
mit deren Hilfe ein zu druckendes Bild zur Vorlage auf fotomechanischem Wege erzeugt
wird. Nach dem Belichten und Entwickeln der strahlungsempfindlichen Schicht trägt
der Schichtträger die beim späteren Drucken farbführenden Bildstellen und bildet zugleich
an den beim späteren Drucken bildfreien Stellen, den sogenannten Nichtbildstellen,
den hydrophilen Bilduntergrund für den lithographischen Druckvorgang.
[0003] An einen Schichtträger für Reproduktionsschichten zum Herstellen von Offsetdruckplatten
sind deshalb folgende Anforderungen zu stellen:
[0004] Die nach der Belichtung relativ löslicher gewordenen Teile der strahlungsempfindlichen
Schicht müssen durch eine Entwicklung leicht, zur Erzeugung der hydrophilen Nichtbildstellen,
rückstandsfrei vom Träger zu entfernen sein.
[0005] Der in den Nichtbildstellen freigelegte Träger muß eine große Affinität zu Wasser
besitzen, d.h. stark hydrophil sein, um beim lithographischen Druckvorgang schnell
und dauerhaft Wasser aufzunehmen und gegenüber der fetten Druckfarbe ausreichend abstoßend
zu wirken.
[0006] Die Haftung der strahlungsempfindlichen Schicht vor bzw. der druckenden Teile der
Schicht nach der Bestrahlung muß in einem ausreichenden Maß gegeben sein.
[0007] Als Basismaterial für derartige Schichtträger wird insbesondere Aluminium eingesetzt,
das nach bekannten Methoden durch Trocken-, Naßbürstung, Sandstrahlen, chemische und/oder
elektrochemische Behandlung oberflächlich aufgerauht wird. Zur Steigerung der Abriebfestigkeit
wird das aufgerauhte Substrat noch einem Anodisierungsschritt zum Aufbau einer dünnen
Oxidschicht unterworfen.
[0008] In der Praxis werden die Trägermaterialien, insbesondere anodisch oxidierte Trägermaterialien
auf der Basis von Aluminium, oftmals zur Verbesserung der Schichthaftung, zur Steigerung
der Hydrophilie und/oder zur Erleichterung der Entwickelbarkeit der strahlungsempfindlichen
Schichten vor dem Aufbringen einer strahlungsempfindlichen Schicht einem weiteren
Behandlungsschritt unterzogen, wie er beispielsweise in den EP-B 0 105 170 und EP
0 154 201 beschrieben ist.
[0009] Aus der EP-B 0 105 170 ist ein Verfahren zur Nachbehandlung von Aluminiumoxidschichten
mit einer wäßrigen Alkalisilikatlösung bekannt, bei dem nach Durchführung der Behandlung
a) mit einer wäßrigen Alkalisilikatlösung zusätzlich eine Behandlung b) mit einer
wäßrigen Erdalkalimetallsalze enthaltenden Lösung durchgeführt wird. Bei der Alkalisilikatlösung
handelt es sich um eine wäßrige Na₂SiO₃ . 5 H₂0 enthaltende Lösung. Danach wird mit
destilliertem Wasser abgespült, wobei diese Zwischenreinigung auch weggelassen werden
kann, und anschließend oder direkt nach der Silikatisierung erfolgt eine Behandlung
in einer wäßrigen Lösung eines Erdalkalimetallnitrats, wie beispielsweise eines Calcium-,
Strontium- oder Bariumnitrats. Die Zwischenspülungen mit destilliertem Wasser zeigen
eine gewisse Beeinflussung in der Alkaliresistenz, die im allgemeinen bei nach der
Silikatisierungsstufe nicht-zwischengespülten Poren besser als bei zwischengespülten
Poren ist.
[0010] In der EP-B 0 154 201 ist ein Verfahren zur Nachbehandlung von Aluminiumoxidschichten
in einer Lösung beschrieben, die ein Alkalimetallsilikat und Erdalkalimetallkationen
enthält. Als Erdalkalimetallsalze werden Calcium- oder Strontiumsalze, insbesondere
Nitrate oder Hydroxide eingesetzt. Die wäßrige Lösung bei der Nachbehandlung enthält
zusätzlich noch mindestens einen Komplexbildner für Erdalkalimetallionen. Die Materialien
werden elektrochemisch in einer Salpetersäure enthaltenden wäßrigen Lösung aufgerauht.
Die Materialien werden ferner in wäßrigen H₂SO₄ und/oder H₃PO₄ enthaltenden Lösungen
ein- oder zweistufig anodisch oxidiert. Die Nachbehandlung erfolgt elektrochemisch
oder durch eine Tauchbehandlung.
[0011] Bei den Schichtträgern, die nach den bekannten Verfahren behandelt wurden, zeigt
sich, daß die zur Silikatisierung häufig eingesetzten Natriummetasilikate, wie beispielsweise
Na₂SiO₃ . 5 H₂O, bei einem höheren pH-Wert von 12,2, der Nachbehandlungslösung sehr
schnell das Aluminiumoxid in unerwünschter Weise abbauen.
[0012] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Nachbehandlung von flächigen
Aluminiumschichtträgern, die eine Aluminiumoxidschicht aufweisen, so zu verbessern,
daß der Abbau der Oxidschicht durch die Silikatisierung vermieden oder zumindest sehr
geringfügig gehalten werden kann.
[0013] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß in der Weise durch ein Verfahren der eingangs
beschriebenen Art gelöst, daß die Nachbehandlung der Aluminiumoxidschicht a) in einer
wäßrigen Lösung eines reinen und kristallinen Alkalimetallsilikats erfolgt und b)
anschließend mit ionenhaltigem Wasser nachgespült wird. Dabei zeigt es sich als zweckmäßig,
wenn das ionenhaltige Wasser Alkali- oder Erdalkalimetallionen enthält, die aus der
Gruppe Ca, Mg, Na, K, Sr ausgewählt werden.
[0014] In Ausgestaltung des Verfahrens wird in der Nachbehandlungsstufe a) mit einer wäßrigen
Lösung der ϑ-Modifikation von Natriumschichtsilikat Na₂Si₂O₅ nachbehandelt. Dabei
liegt bevorzugt das SiO₂/Na₂O-Molverhältnis des kristallinen Natriumschichtsilikats
im Bereich von 1,9 bis 3,5 zu 1. In Weitergestaltung der Erfindung enthält die Lösung
in der Nachbehandlungsstufe a) 0,1 bis 10 Gew.% an ϑ-Na₂Si₂O₅.
[0015] Die Nachbehandlung kann als Tauchbehandlung oder auch elektrochemisch durchgeführt
werden, wobei die letztere Verfahrensweise eine gewisse Steigerung in der Alkaliresistenz
und/oder Verbesserung des Adsorptionsverhaltens des Materials bringt. Es wird angenommen,
daß sich in den Poren der Aluminiumoxidschicht eine festhaftende Silikatdeckschicht
bildet, die das Aluminiumoxid vor Angriffen schützt, wobei die vorher erzeugte Oberflächentopographie,
wie Rauhigkeit und Oxidporen, praktisch nicht oder nur unwesentlich verändert werden.
[0016] Die Nachbehandlungsstufe a) elektrochemisch und/oder durch eine Tauchbehandlung wird
für eine Zeit von 10 bis 120 Sekunden und bei einer Temperatur von 40 °C bis 80 °C
durchgeführt. Die elektrochemische Nachbehandlung wird insbesondere mit Gleich- oder
Wechselstrom, Trapez-, Rechtecks- oder Dreieckstrom oder Überlagerungsformen dieser
Stromarten vorgenommen. Die Stromdichte liegt dabei im allgemeinen bei 0,1 bis 10
A/dm² und/oder die Spannung bei 3 bis 100 Volt. Der Nachbehandlungsstufe b) mit ionenhaltigem
Wasser folgt im allgemeinen eine Tauchbehandlung in einer 0,1 bis 10 Gew.% Salzlösung,
wobei diese Salzlösung beispielsweise einzeln oder in Kombination NaF, NaHCO₃, CaSO₄,
LC1 und MgSO₄ enthält.
[0017] Geeignete Grundmaterialien für die Schichtträger sind, neben Aluminium, auch Legierungen
von Aluminium, die beispielweise einen Gehalt von mehr als 98,5 Gew.% Al und Anteile
an Si, Fe, Ti, Cu und Zn aufweisen.
[0018] Alle Verfahrensstufen können diskontinuierlich mit Platten oder Folien durchgeführt
werden, sie werden aber bevorzugt kontinuierlich mit Bändern in Bandanlagen durchgeführt.
[0019] Bezüglich der Verfahrensparameter bei kontinuierlicher Verfahrensführung in der elektrochemischen
Aufrauhungsstufe, der Vorreinigung und der anodischen Oxidation des Schichtträgermaterials,
insbesondere von Aluminium, wird auf die Ausführungen in der EP-B 0 154 201, Spalte
5, Zeilen 5 bis 39, 47, bis Spalte 6, Zeile 36 einschließlich und in der EP-B 0 105
170, Seite 4, Zeilen 11 bis 60 verwiesen. Diese Ausführungen gelten ebenso für die
hier beschriebenen Schichtträger, bei denen die gleichen Verfahrensparameter beim
elektrochemischen Aufrauhen, der Vorreinigung und der anodischen Oxidation zur Anwendung
gelangen. Der Offenbarungsgehalt dieser beiden europäischen Patentschriften im Hinblick
auf die Verfahrensparameter bei der kontinuierlichen Verfahrensführung gilt auch im
vollen Umfang für die Schichtträger-Materialien der vorliegenden Erfindung.
[0020] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- die Struktur des Natriumschichtsilikats, das für die Silikatisierung in der Nachbehandlungsstufe
eingesetzt wird,
- Fig. 2
- das Si/Al-Verhältnis in der Oberfläche eines Schichtträgers in Abhängigkeit von der
Konzentration des Natriumschichtsilikats bei vorgegebener Temperatur des Tauchbades
und vorgegebener Tauchzeit,
- Fig. 3
- den Abbau des Oxidgewichts in der Oberfläche eines Schichtträgers in Abhängigkeit
von der Eintauchzeit und der Temperatur des Eintauchbades,
- Fig. 4
- die Alkaliresistenz nachbehandelter Schichtträger in Abhängigkeit von der Eintauchzeit,
und
- Fig.en 5 und 6
- das Si/Al-Verhältnis in der Oberfläche nachbehandelter Schichtträger und den Na- und
Ca-Gehalt der Oberfläche nach der Spülung mit voll entionisiertem Wasser und mit Stadtwasser.
[0021] Figur 1 zeigt die Struktur von Natriumschichtsilikat, bei dem es sich um ein reines
Natriumsilikat handelt, d.h. es ist ausschließlich aus Natrium, Silizium und Sauerstoff
aufgebaut. Es handelt sich dabei um die ϑ-Phase des kristallinen Di-silikats Na₂Si₂O₅.
Es ähnelt dem weitverbreiteten Wasserglas, ist aber wasserfrei und kristallin. Die
in Figur 1 gezeigte Struktur wurde durch Röntgenbeugung an Einkristallen bestimmt.
Sie zeigt den polymeren wellenförmigen Schichtaufbau des Silikatgerüstes aus Natriumionen,
die in der Abbildung durch große helle Kugeln, Sauerstoff durch große schwarze Kugeln
und Silizium durch kleine schwarze Kugeln dargestellt sind. Die Natriumionen liegen
nahezu in einer Ebene. Das kristalline Natriumschichtsilikat, bei dem es sich um eine
Schichtkieselsäure handelt, besitzt ein SiO₂/Na₂O-Molverhältnis von 1,9 bis 3,5 zu
1. Die Struktur dieser Verbindung ist nahezu identisch mit der des Minerals Natrosilit,
bei dem es sich um eine β-Modifikation von Na₂Si₂O₅ handelt. Als Basismaterial werden
bei der Herstellung von Natriumschichtsilikat sehr reiner Sand und Soda oder Natronlauge
verwendet, aus denen eine Wasserglaslösung hergestellt wird. Diese Lösung wird anschließend
entwässert und bei hoher Temperatur in die Delta-Modifikation des Di-silikats kristallisiert.
Das erhaltene Produkt kann gemahlen und bei Bedarf zu Granulat kompaktiert werden.
In wäßriger Lösung dringt Wasser zwischen zwei Schichten und weitet den Abstand auf.
Die Natriumionen sind dann einem Austausch mit anderen Ionen zugänglich. So werden
die Calcium- und Magnesiumionen des Spülwassers, beispielsweise Leitungswasser, in
einem Ionenaustauschprozeß von dem kristallinen Schichtsilikat gebunden, d.h. die
Natriumionen des Schichtsilikats werden schnell ersetzt, wodurch das Silikatgerüst
stabilisiert wird. Dieser Austauschprozeß erfolgt schneller als die Auflösung des
Natriumschichtsilikats - mit dem Effekt, daß die Teilchen viel kleiner als bei Niederschlägen
des amorphen Silikats sind. Das Natriumschichtsilikat liefert die gewünschte Alkalität
und stabilisert den pH-Wert. Das Produkt wird von der Hoechst AG als Builder oder
Gerüststoff für Waschmittel angeboten.
[0022] Unter der Bezeichnung Schichtsilikate (SKS-Systeme von Hoechst AG, entsprechend
Schicht
kiesel
säure) sind eine Reihe verschiedener Verbindungen des sehr komplexten Na-Schichtsilikatsystems
(Typen SKS 1-21) bekannt, wobei sich der erfindungsgemäße Typ SKS-6 als der wichtigste
hinsichtlich Buildereigenschaften in Waschmitteln (Bindungsvermögen von Mg, Ca-Ionen)
erwiesen hat; außerdem ist er für die Silikatisierung sowie Verarbeitung vorteilhafterweise
wasserlöslich.
[0023] So besitzen auch trioktaedrisch Schichtsilikate, wie SKS 20 (mineralogische Bezeichnung
"Saponit") und SKS 21 ("Hectorit"), Wasserlöslichkeit und ein gutes Kationen-Austauschvermögen
der zwischengelagerten Na-Ionen.
[0024] Ferner besitzen das wasserfreie Na-Schichtsilikat mit Kanemit-Struktur (SKS-9) sowie
das synthetische Kanemit (SKS 10) ein sehr gutes Ca-Bindevermögen.
[0025] Auf die nachbehandelten Schichtträger werden strahlungsempfindliche Beschichtungen
aufgebracht, und die so erhaltenen Offsetdruckplatten werden in bekannter Weise durch
bildmäßiges Belichten und Auswaschen der Nichtbildstellen mit einem Entwickler, vorzugsweise
einer wäßrigen Entwicklerlösung, in die gewünschte Druckform überführt. Überraschenderweise
zeichnen sich Offsetdruckplatten, deren Schichtträgermaterialien nach dem zweistufigen
Verfahren nachbehandelt wurden, gegenüber solchen Platten, bei denen das gleiche Schichtträgermaterial
mit wäßrigen Lösungen nachbehandelt wurde, die Silikate, wie Wasserglas oder α- bzw.
β-Na₂Si₂O₅, enthalten, durch eine verbesserte Alkaliresistenz, eine geringere Neigung
zur Farbschleierbildung und große Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Gummierung
der Offsetdruckplatte aus.
[0026] In der Beschreibung und den nachfolgenden Beispielen bedeuten die %-Angaben stets
Gewichts%, wenn nichts anderes angeführt wird. In den Beispielen wird folgende Methode
zur Alkaliresistenzbestimmung angeführt:
Alkaliresistenzmessung
[0027] Zur Messung der Alkaliresistenz einer anoxidierten Aluminiumoberfläche wird eine
definierte Fläche von 7,5 cm x 7,5 cm bei Raumtemperatur in eine 0,1 N NaOH-Lösung
mit einer Elektrolytkonzentration von 4 g NaOH pro Liter voll entionisiertem Wasser
eingetaucht und die Alkaliresistenz elektrochemisch bestimmt. Dazu wird stromlos der
zeitliche Verlauf des Potentials einer Al/Al³⁺-Halbzelle gegen eine Referenzelektrode
gemessen. Der Potentialverlauf gibt Aufschluß über den Widerstand, den die Aluminiumoxidschicht
ihrer Auflösung entgegensetzt.
[0028] Als Maß für die Alkaliresistenz dient die Zeit in Sekunden, die nach dem Durchlaufen
eines Minimums bis zum Auftreten eines Maximums im Spannungs-Zeitdiagramm ermittelt
wird. Dabei wird aus jeweils den Meßwerten zweier Proben ein Mittelwert gebildet.
[0029] Für das nicht nachbehandelte Schichtträgermaterial beträgt die Alkaliresistenz bei
einem Oxidgewicht von 3,21 g/m² 112 ± 10 Sekunden, wobei dieser Wert ein Mittelwert
aus 5 Doppelmessungen ist.
[0030] Figur 2 zeigt die Silikatisierung bzw. die Belegung mit Silikat einer Aluminiumoberfläche
einer Druckplatte, bei der die Nachbehandlung mit Natriumschichtsilikat unterschiedlicher
Konzentration in wäßriger Lösung bei einer Tauchbadtemperatur von 60 °C unterschiedlich
lang erfolgt. Die Oberflächensilikatisierung wird nach der ESCA-Methode untersucht,
bei der es sich um "Electron Spectroscopy for Chemical Analyses" handelt, mit der
die Atomlagen an einer Oberfläche bis ca. 5 nm Dicke aufgrund ihrer Bindungsenergielage
und der Intensität der Scheitelwerte die Oberflächenatome, gegebenenfalls ihr Bindungszustand,
ermittelt werden können. Ferner erlaubt das Intensitätsverhältnis der verschiedenen
Scheitelwerte gegenüber dem Scheitelwert von Aluminium eine Beurteilung der Atombelegung
auf der Aluminiumoxidoberfläche. Aus Figur 2 geht das Si/Al- sowie das Na/Al-Verhältnis
bzw. die Belegung mit Si und Na auf der Aluminiumoxidoberfläche hervor.
[0031] Der Schichtträger mit dem höchsten Si/Al-Verhältnis wird mit voll entionisiertem
Wasser gespült und getrocknet und danach mit einer wäßrigen Lösung von Dextrin, H₃PO₄,
Glyzerin, die einen pH-Wert von 5,0 besitzt, gummiert und nach 16 Stunden mit voll
entionisiertem Wasser abgewaschen. Das Si/Al-Verhältnis ändert sich nach dieser Prozedur
nicht und beträgt 0,56, und das Na/Al-Verhältnis geht auf 0,07 zurück. Die Silikatisierung
mit Natriumschichtsilikat wird durch die Gummierung nicht angegriffen, d.h. die Silikatbelegung
wird nicht abgetragen. In dem ESCA-Spektrum läßt sich Phosphor aus der Gummierung
nur andeutungsweise nachweisen, was als Beleg dafür anzusehen ist, daß die Gummierung
die Silikatbelegung nicht angreift.
[0032] Wie aus Figur 2 ersichtlich ist, nimmt mit zunehmender Konzentration des Natriumschichtsilikats
in der Nachbehandlungslösung, mit steigender Temperatur des Tauchbades (s. Fig. 5)
und mit längerer Eintauchzeit, die Silikatisierung der Aluminiumoxidoberfläche zu.
Diese drückt sich insbesondere in einer Zunahme des Si/Al-Verhältnisses aus. Dabei
wurde die Konzentration des Natriumschichtsilikats von 1 g/l auf 10 g/l voll entionisiertes
Wasser, weiterhin VE-Wasser gesteigert, die Tauchtemperatur der Nachbehandlungslösung
von 60 auf 80 °C (s. Fig. 5) angehoben und die Eintauchzeit von 10 s bis auf 120 s
erhöht.
[0033] Desweiteren zeigt sich bei den ESCA-Messungen, daß das aufgebrachte Natriumschichtsilikat
seine Ionenaustauschfähigkeit beibehält, d.h. beim Nachspülen mit Leitungs- bzw. Stadtwasser
ein Austausch der Natriumionen gegen Calciumionen auftritt. Nach der Silikatisierung
und der Spülung mit VE-Wasser ist neben Silizium immer ein hoher Natriumanteil nachweisbar,
der nach Spülung mit Stadt- bzw. Leitungswasser stark reduziert wird und stattdessen
ein Anstieg des Calciumanteils festgestellt wird. Während der Magnesiumanteil nach
einer derartigen Nachspülung aufgrund seiner Scheitelwertlage schlecht nachweisbar
ist, konnte mittels einer Strontiumlösung auch der Austausch von Natrium gegen Strontium
festgestellt werden (s. a. Tab. 2).
[0034] Figur 3 zeigt den Oxidabbau in der Aluminiumoxidschicht eines Schicht- bzw. Druckplattenträgers.
Der Schichtträger wird elektrochemisch in Salzsäure aufgerauht und in Schwefelsäure
anodisch oxidiert. Seine Gesamtdicke beträgt 0,3 mm, das Oxidgewicht liegt bei 3,21
g/m², die Dicke der Oxidschicht beträgt etwa 1 µm. Die Nachbehandlung erfolgt gemäß
dem erfindungsgemäßen Verfahren in einer wäßrigen Lösung mit einer 1 %igen Konzentration
des Natriumschichtsilikats, wobei VE-Wasser verwendet wurde. Die Lösung hatte einen
pH-Wert von 11,4. Bei dem Nachbehandlungsschritt erfolgte ein Eintauchen des Druckplattenträgers
bei einer Temperatur von 60 °C in das Tauchbad. Die Tauchzeiten betrugen 10 bis 120
s. Wie aus Figur 3 ersichtlich ist, wird das Aluminiumoxid nur geringfügig angegriffen.
Die Oberflächen des Schichtträgers, die 10 s, 30 s, und 120 s lang in der 1 %igen
Natriumschichtsilikat-Lösung bei 60 °C behandelt wurden, zeigen in REM-Aufnahmen,
im Vergleich zum Ausgangsmaterial, kaum eine Veränderung, einzig und allein die Porosität
der Oberfläche, d.h. die Verfeinerung der Porenstruktur nimmt geringfügig zu. Im Vergleich
hierzu wurden auch die Oberflächen von Schichtträgern untersucht, bei denen zur Silikatisierung
Natriummetasilikate Na₂SiO₃ x 5 H₂O, unter sonst gleichen Eintauchbedingungen, verwendet
wurden. Diese Untersuchungen wurden für die Tauchtemperaturen von 25 °C und 60 °C
durchgeführt. Es wird ein sehr starker Oxidabbau festgestellt, der selbst bei niedriger
Tauchtemperatur von 25 °C noch deutlich höher als bei einer Silikatisierung mit Natriumschichtsilikat
ist. Die 1%ige Natriummetasilikatlösung (10 g/l Na₂SiO₃ x 5 H₂O, wobei das Kristallwasser
nicht berücksichtigt ist) besitzt einen pH-Wert von 12,2.
[0035] Der Oxidabbau wird in einem Chrom/Phosphorsäurebad bei einer höheren Temperatur von
ca. 70 °C durch Differenzwägung gravimetrisch ermittelt; das Ausgangsoxidgewicht des
Schichtträgers beträgt bei einer Tauchtemperatur von 60 °C 3,21 g/m².
[0036] Die Bestimmung des Flächengewichts von Aluminiumoxidschichten erfolgt durch chemisches
Ablösen gemäß der DIN-Norm 30944 (Ausgabe März 1969) in Verbindung mit einer internen
Betriebsvorschrift der Anmelderin aus dem Jahr 1973.
[0037] Anhand von Figur 4 werden die Alkaliresistenzmessungen von Schichtträgern nach einer
Behandlung mit Natriumschichtsilikat und Nachspülung mit Wasser mit unterschiedlicher
Zusammensetzung erläutert. Bei den Versuchen wurden Aluminiumschichtträger in einer
1 %igen Natriumschichtsilikat-Lösung (10 g/l Natriumschichtsilikat in VE-Wasser) bei
verschiedenen Tauchtemperaturen im Bereich von 40 bis 80 °C unterschiedlich lang getaucht,
wobei die Tauchzeiten 10, 30 und 120 s betrugen. Nach Abquetschen der Lösung wurde
im Nachspülschritt die Probe entweder mit VE-Wasser oder Stadtwasser bei Raumtemperatur
ca. 20 s lang behandelt. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Figur 4 dargestellt.
[0038] Außerdem wurden weitere Versuche, bei denen von einem, nachbehandelten Träger (1%ig
Natriumschichtsilikat-Lösung/VE-Wasser, Tauchbadtemperatur 60 °C, Tauchzeit variiert)
ausgegangen wurde, durchgeführt (s. Tab. 1).

[0039] Das für die Nachspülung verwendete Stadtwasser hat folgende Zusammensetzung:
pH = 7,7, 16° D.H. (Deutsche Härte), 10,5° HCO₃ Karbonathärte;
Ca-Ionen |
85 mg/l |
Cl-Ionen |
102 mg/l |
Mg-Ionen |
15 mg/l |
SO₄-Ionen |
75 mg/l |
Na-Ionen |
61 mg/l |
NO₃-Ionen |
6 mg/l |
K-Ionen |
5,8 mg/l |
SiO₂-Ionen |
5,9 mg/l |
|
|
DOC |
0,8 mgC/l |
mit DOC = gelöster, organisch gebundener Kohlenstoff
Neben NaCl sind hauptsächlich Ca⁺⁺ sowie SO₄⁻⁻, jedoch relativ wenig Mg im Stadtwasser
nachweisbar.
[0040] Wie Figur 4 zeigt, liefert die Nachspülung mit VE-Wasser allenfalls eine leicht erhöhte
Alkaliresistenz, die nur gering von der Tauchtemperatur abhängig ist. Die Nachbehandlung
mit Stadtwasser ergibt eine Alkaliresistenz der anoxidierten Aluminiumoberfläche,
die deutlich höher liegt als bei der Nachbehandlung mit VE-Wasser. Diese Alkaliresistenz
steigt mit zunehmender Tauchbadtemperatur der Natriumschichtsilikat-Lösung stark an.
[0041] Im Rahmen dieser Versuche (siehe Tab. 1) wurde zum Vergleich auch ein Aluminiumschichtträger
mit einer 1 %igen Natriumschichtsilikat-Lösung bei 60 °C während zwei Minuten gespült
und anschließend mit VE-Wasser nachgespült. Der Mittelwert der gemessenen Alkaliresistenz
aus sechs Doppelmessungen von derart behandelten Platten beträgt 106 ± 19 s bis zum
Erreichen des Maximums. Dagegen wird die Alkaliresistenz einer Standard-Silikatisierung,
bei der mit Stadtwasser gespült wird, deutlich erhöht. Parallel zur Erhöhung der Alkaliresistenz
bei Spülung mit Stadtwasser werden die Na-Ionen größtenteils gegen Ca-Ionen ausgetauscht.
[0042] Die nachgewiesene deutlich erhöhte Alkaliresistenz durch die Nachspülung mit Stadtwasser
ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß sich bei Behandlung mit Natriumschichtsilikat
ϑ-Na₂Si₂O₅ zunächst Alumosilikate (Na-Salze) ausbilden, die im Nachspülschritt mit
Stadtwasser weitere alkaliresistente Bindungen, beispielsweise mit Ca, K, Mg sowie
gegebenenfalls mit den Anionen, eingehen.
[0043] Es wurden auch Untersuchungen angestellt, durch gezielte Nachspülung der mit Natriumschichtsilikat
behandelten Schichtträger mit verschiedenen Salzlösungen die Oberflächeneigenschaften
zu verbessern, insbesondere die Alkaliresistenz zu steigern und zu stabilisieren.
Alkaliresistenzmessungen wurden desweiteren an standardmäßig vorbehandelten Schichtträgerplatten
vorgenommen, die mit anionhaltigen Salzlösungen nachgespült wurden. Die Schichtträgerplatten
wurden mit 1 %iger Natriumschichtsilikat-Lösung silikatisiert, die Tauchtemperatur
betrug 60 °C und die Eintauchzeit 120 s, danach wurde mit VE-Wasser gespült und anschließend
quetschnaß in den nachstehend angeführten Salzlösungen nachgespült, wobei die Eintauchzeit
20 s bei Raumtemperatur betrug. Zur Nachspülung wurden größtenteils 0,1 bis 0,4 %ige
Salzlösungen eingesetzt, nur in einem Fall eine 1 %ige Salzlösung zu Vergleichszwecken.
[0044] Alkaliresistenzwerte wurden für folgende Nachspüllösungen ermittelt:
Nachspüllösungen: |
Alkaliresistenz: |
0,4 %ig NaHCO₃ in VE-H₂O |
210/204 |
s bis zum Maximum |
1,0 %ig NaHCO₃ in VE-H₂O |
350 |
" |
0,4 %ig Na₂CO₃ in VE-H₂O |
258 |
" |
0,4 %ig Na₂SiO₃ in VE-H₂O |
413 |
" |
0,4 %ig Na₃PO₄ in VE-H₂O |
278 |
" |
[0045] Neben den Erdalkalikationen haben auch Anionen entscheidenden Einfluß auf die Größe
der Alkaliresistenz, die beispielsweise durch HCO₃⁻, PO₄³⁻, SiO₃²⁻, CO₃²⁻-Anionen
durch Nachspülung mit den entsprechenden Salzlösungen deutlich gesteigert werden kann.
Die Aufstellung läßt auch erkennen, daß im Falle einer Nachspüllösung in NaHCO₃ mit
steigender Konzentration auch die Alkaliresistenz sich erhöht.
[0046] In der nachfolgenden Tabelle 2 finden sich Alkaliresistenzwerte für weitere Nachspüllösungen,
zusammen mit den Verhältnissen X/Al von verschiedenen Erdalkalimetallen X in den Nachspüllösungen
zu Aluminium Al, gemessen nach der ESCA-Methode.
[0047] Für diese Messungen wurden die Proben standardmäßig vorbereitet, d.h. mit Hilfe von
1 %iger Natriumschichtsilikat-Lösung in VE-Wasser silikatisiert, bei einer Tauchtemperatur
von 60 °C und einer Eintauchzeit von 120 s. Es wurde mit VE-Wasser sowie mit Lösungen,
in denen jeweils 0,4 %ig CaCl₂, MgCl₂, SrCl₂ und Dextrin gelöst waren, nachgespült.
Weitere Lösungen waren CaSO₄, Na₂SO₄, MgSO₄, NaF, LC1, NaHCO₃. Nach der Trocknung
wurde der Alkaliresistenzwert und die X/Al-Verhältnisse durch ESCA-Messungen bestimmt,
um so die Oberflächenbelegung durch Si, Na, Ca, Sr und dergl. zu ermitteln.
TABELLE 2
Natriumschichtsilikat |
Nachspülung |
Alkaliresistenz in s bis zum Maximum |
ESCA: X/Al X = Ca, Mg, Sr, F, P |
|
|
|
Si/Al |
Na/Al |
X/Al |
Standard |
VE-Wasser |
80-120 |
0,46 |
0,20 |
- |
" |
0,4%igCaCl₂/VE |
145 |
0,47 |
0,02 |
0,07/Ca |
" |
" MgCl₂/VE |
118 |
0,48 |
0,04 |
? /Mg |
" |
" SrCl₂/VE |
126 |
0,49 |
0,02 |
0,07/Sr |
" |
Stadtwasser D.H. = 16° |
200-250 |
0,47 |
0,06 |
0,07/Ca |
" |
0,4%igDextrin/VE |
130 |
0,49 |
0,16 |
- |
Standard |
0,4%igCaCl₂/Stadtwasser |
217 |
0,49 |
0,04 |
0,06/Ca |
" |
0,4%igCaCl₂/60°C |
254 |
0,42 |
0,03 |
0,08/Ca |
|
Stadtwasser |
|
|
|
|
" |
0,1%igCaSO₄/VE |
212/242 |
0,42 |
0,03 |
0,10/Ca |
|
|
|
|
|
0,06/P |
" |
0,4%igNa₂SO₄/VE |
90/115 |
0,46 |
0,29 |
- |
" |
0,2%igMgSO₄/VE |
144 |
0,42 |
0,09 |
0,05/P |
Standard |
0,4%igNaF/VE |
182**/255 |
0,47 |
0,33 |
0,13/F |
" |
0,4%igNaF/* Stadtwasser |
362 |
0,46 |
0,29 |
0,21/F |
|
|
|
|
0,06/Ca |
" |
0,4%igNaF/60°C* |
246 |
0,39 |
0,41 |
0,35/F |
|
|
|
|
|
0,09/Ca |
" |
0,4%igNaF/60°C |
128** |
0,40 |
0,43 |
0,19/F |
Standard |
0,22%igLC1/VE |
110/135 |
0,31 |
0,01 |
0,58/P |
" |
0,4%igNaHCO₃/VE |
210/204 |
0,42 |
0,31 |
- |
" |
0,4%igNaHCO₃/60°C |
168** |
0,45 |
0,31 |
- |
** 2. Max./Mittelwert LC1 = Polyvinylphosphonsäure |
* mit Stadtwasser gespült vor der Nachspülung |
[0048] Die Ergebnisse zur Temperaturabhängigkeit der Silikatisierung sind in den Figuren
5 und 6 dargestellt:
Nach Figur 5 ist das Si/Al-Verhältnis unabhängig von der Spülung und nimmt mit steigender
Temperatur stark zu sowie mit zunehmender Eintauchzeit.
[0049] Aus Figur 6 ist ersichtlich, daß die Ca/Al- sowie Na/Al-Verhältnisse bei Spülung
mit Stadtwasser im gleichen Bereich von etwa 0,05 ± 0,02 liegen, während bei Nachspülung
mit VE-Wasser das Na/Al-Verhältnis mit steigender Temperatur zunimmt, ähnlich wie
das Si/Al-Verhältnis.
[0050] Das aufgebrachte Natriumschichtsilikat auf der Al/AlOOH-Oberfläche behält weitgehend
seine Ionenaustauschfunktion; die Erdalkali-Ionen ersetzen die Na-Ionen in der silikatisierten
Al/AlOOH-Oberfläche.
[0051] Die Ergebnisse der Nachspülversuche aus Tabelle 2 sowie der Darstellung in den Figuren
4 bis 6 lassen folgende Aussagen zu:
- Unter Standardbedingungen für die Silikatisierung der Oberflächen der Schichtträgerplatten
wird durch die Erhöhung der Natriumschichtsilikatkonzentration, der Tauchtemperatur
auf 80 °C sowie eventueller Verlängerung der Eintauchzeit und Alterung der Al/AlOOH-Trägeroberfläche
eine stärkere Silikatbelegung erreicht.
- Das aufgebrachte Natriumschichtsilikat mit einem Si/Al-Verhältnis von 0,4 bis 0,5
und einem Na/Al-Verhältnis von ca. 0,2 erhöht nicht die Alkaliresistenz bei Nachspülung
mit VE-Wasser.
- Das Natriumschichtsilikat behält auf der Schichtträgeroberfläche seine Ionenaustausch-Eigenschaften,
d.h. es erfolgt ein Austausch der Na- gegen Ca-Ionen, wenn mit Stadtwasser nachgespült
wird.
- Durch die Nachspülung mit Stadtwasser, in dem verschiedene Ionen, insbesondere Ca,
Mg, vorhanden sind, wird die Alkaliresistenz deutlich erhöht, die Meßwerte liegen
oberhalb von 200 s. Dieser Effekt wird verstärkt, wenn das Stadtwasser erhitzt wird,
beispielsweise die Tauchtemperatur 60 °C beträgt. Der Wert der Alkaliresistenz liegt
dann bei etwa 300 s. Nach Fig. 4 beträgt der Alkaliresistenzwert mehr als 400 s bei
60 °C Tauchbadtemperatur.
Die Nachspülung mit verschiedenen Salzlösungen in VE-Wasser steigert die Alkaliresistenz
nicht wesentlich, nur mit Salzlösungen auf der Basis von beispielsweise NaHCO₃, CaSO₄,
MgSO₄ läßt sich die Alkaliresistenz erhöhen.
- Die Nachspülung mit 0,4 %iger NaF-Lösung in VE-Wasser bzw. in Stadtwasser bringt eine
sehr hohe Alkaliresistenz. Es wird vermutet, daß das schwer lösliche CaF₂ im Schichtsilikat
aufgrund einer vorangegangenen Stadtwasserspülung entsteht, das dann die Alkaliresistenz
erheblich steigert.
- Die Vorteile von Natriumschichtsilikat gegenüber anderen Silikaten, wie beispielsweise
Na₂SiO₃, liegt in seiner geringeren Alkalität und dem stark reduzierten Oxidangriff,
wie anhand von Figur 3 schon beschrieben wurde.
- Die Silikatschicht bleibt auch nach erfolgter Gummierung erhalten. Bei den ESCA-Messungen
wird die Gummierung durch das andeutungsweise Vorhandensein von Phosphor nachgewiesen,
während das gleichbleibende Si/Al-Verhältnis anzeigt, daß die Gummierung die Silikatisierung
nicht beeinträchtigt.
[0052] Zur Untersuchung der Farbschleierbildung wurden standardmäßig mit Natriumschichtsilikat
beschichtete und mit Stadtwasser nachgespülte Schichtträger vom Typ P51 im Format
32 x 27 cm hergestellt und mit einer positiv-Druckplattenrezeptur (P61-Lösung) und
einer Negativ-Druckplattenrezeptur (N50-Lösung) handbeschichtet. Für Vergleichszwecke
wurde außerdem ein unbehandelter Schichtträger P51, der auch nicht mit LC1-Lösung
behandelt wurde, mit den gleichen Druckplattenrezepturen beschichtet und anschließend
getrocknet.
[0053] Die Positiv-Schichtträger P51 wurden nach der Belichtung 60 s lang mit einem Entwickler
EP26 entwickelt und anschließend abgebraust. Die Negativ-Schichtträger N50 wurden
ohne Belichtung 60 s lang von Hand aus mit 30 ml DN-5 Entwickler behandelt und anschließend
abgebraust.
[0054] Die wesentlichen Bestandteile des EP-26-Entwicklers sind Na-Silikat, -hydroxid, -tetraborat,
Sr-Levolinat, Polyglykol und Wasser. Der DN-5-Entwickler enthält Benzylalkohol, Mono-,
Di- und Triethanolamin, Stickstoff und hat einen pH-Wert von 10,9.
[0055] Nach visueller Beurteilung ist bei den Positiv-Schichtträgern die Blauschleierbildung
stärker ausgeprägt als bei den Negativ-Schichtträger die Grünschleierbildung, wobei
die Schleierbildungen auf den Schichtträgern am wenigsten erkennbar sind, bei denen
die Silikatbeschichtung mit Stadtwasser nachgespült wurde.
[0056] Die in der nachstehenden Tabelle 3 angeführten Werte für die Helligkeit L und die
Farbverschiebung a/b der Schichtträger werden gemäß der DIN-Norm 6171 (Fassung vom
Januar 1979) gemessen. Die in Tabelle 3 eingetragenen Werte sind Mittelwerte aus drei
Messungen.
TABELLE 3
P51-Träger/Nachbehandlung |
Plattentyp |
Entwicklungszeit/Entwickler |
L |
a |
b |
ohne LC1/unbehandelt |
unbeschichtet |
-- |
77,7 |
-0,26 |
0,65 |
" " |
+ (P61) |
60s/EP26 |
74,7 |
-0,82 |
-0,10 |
" " |
-(N50) |
60s/DN-5 |
74,7 |
-1,82 |
0,48 |
SKS-6 Standard/S- |
unbesch. |
-- |
77,0 |
0,08 |
0,64 |
tadtwasser |
|
|
|
|
|
" " |
+(P61) |
60s/EP26 |
74,1 |
-0,64 |
-1,39 |
" " |
-(N50) |
60s/DN-5 |
75,7 |
-0,96 |
-0,06 |
SKS-6 Standard/V- |
unbesch. |
-- |
77,4 |
0,04 |
0,55 |
E-Wasser |
|
|
|
|
|
" " |
+(P61) |
60s/EP26 |
71,6 |
-1,57 |
-4,3 |
" " |
-(N50) |
60s/DN-5 |
73,9 |
-1,92 |
-1,62 |
SKS-6 = Natriumschichtsilikat ϑ-Na₂Si₂O₅ |
1. Verfahren zur Nachbehandlung von platten-, folien- oder bandförmigem Material auf
der Basis von chemisch, mechanisch und/oder elektrochemisch aufgerauhtem und anodisch
oxidiertem Aluminium oder einer seiner Legierungen, deren Aluminiumoxidschichten mit
einem Alkalimetallsilikat in wäßriger Lösung behandelt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die Nachbehandlung der Aluminiumoxidschicht a) in einer wäßrigen Lösung eines
reinen und kristallinen Alkalimetallsilikats erfolgt und b) anschließend mit ionenhaltigem
Wasser nachgespült wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das ionenhaltige Wasser Alkali-
oder Erdalkalimetallionen enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Alkali- oder Erdalkalimetallionen
aus der Gruppe Ca, Mg, Na, K, Sr ausgewählt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Nachbehandlungsstufe
a) mit einer wäßrigen Lösung der ϑ-Modifikation von Natriumschichtsiliakt Na₂Si₂O₅
nachbehandelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das SiO₂/Na₂O-Molverhältnis
des kristallinen Natriumschichtsilikats im Bereich von 1,9 bis 3,5 zu 1 liegt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Lösung in der Nachbehandlungsstufe a) 0,1 bis 10 Gew.% an ϑ-Na₂Si₂O₅ enthält.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Nachbehandlungsstufe a) elektrochemisch und/oder durch eine Tauchbehandlung
von 10 bis 120 Sekunden und bei einer Temperatur von 25 °C bis 80 °C durchgeführt
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Nachbehandlungsstufe b)
mit ionenhaltigem Wasser eine Tauchbehandlung in einer 0,1 - 10 Gew.% Salzlösung folgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrochemische Nachbehandlung
mit einer Stromdichte von 0,1 bis 10 A/dm² und/oder einer Spannung von 3 bis 100 V
durchgeführt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Salzlösung einzeln oder
in Kombination NaF, NaHCO₃, CaSO₄, LC1 und MgSO₄ enthält.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Spülung mit der Salzlösung
ein Absprühen mit ionenhaltigem Wasser vorausgeht.
12. Träger aus platten-, folien- oder bandförmigem Material auf der Basis von chemisch,
mechanisch und/oder elektrochemisch aufgerauhtem und anodisch oxidiertem Aluminium
oder einer seiner Legierungen, deren Aluminiumoxidschicht mit einer Alkalimetallsilikatschicht
beschichtet ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Alkalimetallsilikatschicht aus reinem,
kristallinem Natriumschichtsilikat besteht.
13. Träger nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß das Natriumschichtsilikat einen
schichtförmigen, polymeren Aufbau aufweist.
14. Träger nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß das Natriumsilikat die Zusammensetzung
ϑ-Na₂Si₂O₅ besitzt und daß das SiO₂:Na₂O-Molverhältnis des kristallinen Natriumschichtsilikats
im Bereich von 1,9 bis 3,5 zu 1 liegt.
15. Träger nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß an der Al/AlOOH-Oberfläche das
Si/Al-Verhältnis 0,10 bis 0,8 und das Ca/Al-Verhältnis 0,01 bis 0,15 beträgt.
16. Verwendung des nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11 nachbehandelten Materials
als Träger für Offsetdruckplatten.