[0001] Die Erfindung betrifft ein Wellenabdichtungssystem für ein ölgeschmiertes Wellenlager
in einem nach außen abgeschlossenen, von Flüssigkeitsdunst erfüllten ruhenden Gehäuse,
wobei in dem Wellenlager, das durch eine Dichtungsanordnung abgedichtet ist, eine
in das Gehäuse ragende Welle drehbar gelagert ist.
[0002] Ein derartiges Wellenabdichtungssystem ist z.B. durch die EP-A-0 317 867 oder durch
die EP-A-0 476 476 bekannt. In den bekannten Fällen umfaßt das Wellenabdichtungssystem
jeweils eine Labyrinthdichtungsanordnung. Labyrinthdichtungsanordnungen werden insbesondere
zur Abdichtung von Wellen, die von einem Antriebsmotor mit hoher Drehzahl angetrieben
werden, verwendet. Bei solchen Antriebsmotoren handelt es sich z.B. um elektrische
Fahrmotoren, die über ein Getriebe die Räder von Fahrzeugen antreiben und die durch
ein Lüfteraggregat fremdgekühlt werden.
[0003] Um über eine möglichst lange Betriebszeit möglichst wenig Flüssigkeit in Form von
Flüssigkeitsdunst aus dem Gehäuse, in dem das ölgeschmierte Wellenlager gehalten ist,
austreten zu lassen, weist bei der Labyrinthdichtungsanordnung gemäß der EP-A-0 317
867 oder der EP-A-0 476 476 jeder Flüssigkeitsrücklaufkanal einen unabhängig von wechselnden
Druckverhältnissen beiderseits der Labyrinthdichtung ständig mit Flüssigkeit gefüllten,
siphonartigen Flüssigkeitssammelabschnitt auf, so daß durch die Flüssigkeit der Flüssigkeitsrücklaufkanal
nach beiden Seiten dunstdicht abgesperrt ist.
[0004] Durch die DE-U-18 71 828 ist ein Wellenabdichtsystem bekannt, das eine Rückförderschnecke
und ein schleifendes Dichtelement umfaßt. Die Rückförderschnecke mit ihrem Gehäuse
und das schleifende Dichtelement sind hierbei radial übereinanderliegend angeordnet,
wobei das Dichtelement einem feststehenden Teil zugeordnet ist und die Gegendichtfläche
von einem umlaufenden Teil gebildet wird, das sich mit steigender Drehzahl in radialer
Richtung dehnt. Mit steigender Drehzahl vergrößert sich der Dichtspalt zwischen dem
feststehenden und dem umlaufenden Teil und es tritt noch mehr Schmieröl aus. Dem weiteren
Austritt von Schmieröl aus dem Lagereinbauraum soll nunmehr durch eine Rückförderschnecke
entgegengewirkt werden. Eine Rückführung des Schmieröls in den Lagereinbauraum ist
jedoch nicht möglich. Der Austritt von Öldunst kann durch die Rückförderschnecke ebenfalls
nicht verhindert werden. Auch durch eine in Richtung Lagereinbauraum strömende Sperrluft
ist keine Rückförderung von bereits ausgetretenem Schmieröl möglich. Bei einem zu
hohen Sperrluftdruck wird die Lagerschmierung beeinträchtigt oder sogar ganz aufgehoben.
[0005] In der US-A-2 188 856 ist eine Schleuderscheibe für aus einem Lager austretendes
Öl oder für austretenden Öldunst beschrieben. Die Schleuderscheibe umfaßt wenigstens
zwei miteinander fest verbundene Scheiben und ist in einem abgeschlossenen Raum zwischen
Lager und Dichtung angeordnet. Das aus dem Lager austretende Öl und der austretende
Öldunst sammeln sich in dem abgeschlossenen Raum und werden von der Schleuderscheibe
verwirbelt. Eine Rückführung des Öls in das Lager ist auch bei dieser Anordnung nicht
möglich.
[0006] Bei einer weiteren Ausführungsform ist die Schleuderscheibe hinter der Lagerdichtringanordnung
und damit außerhalb des Lagergehäuses angeordnet. Die Schleuderscheibe dient in diesem
Fall nur dazu, ein Eindringen von festen oder flüssigen Fremdstoffen in das Lagergehäuse
zu verhindern.
[0007] Weiterhin ist durch die DE-C-930 961 ein Wellenabdichtsystem bekannt, das einen feststehenden
Dichtungsträger und einen sich drehenden Spritzring zwischen Dichtungsträger und Welle
umfaßt. Der Spritzring trägt wenigstens eine Schleuderscheibe, durch die das aus dem
Lager austretende Öl in eine vom Dichtungsträger gebildete Ölsammelrinne geschleudert
wird. Das gesammelte Öl wird über eine Ableitung abgeführt.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Wellenabdichtungssystem zu schaffen,
das eine nochmals verbesserte, insbesondere von einer Fremdluftzufuhr unabhängige
Abdichtung des ölgeschmierten Wellenlagers gewährleistet.
[0009] Die Lösung dieser Aufgabe wird gemäß dem kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 in
Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs dadurch erreicht, daß an der dem Gehäuse
abgewandten Seite der Dichtungsanordnung ein Gegendrucklüfter, der einen gegen die
Dichtungsanordnung gerichteten Staudruck erzeugt, verdrehfest auf der Welle gehalten
ist und daß die Dichtungsanordnung einen mit dem Gegendrucklüfter korrespondierenden
Strömungskanal aufweist.
[0010] Bei dem erfindungsgemäßen Wellenabdichtungssystem, dessen Dichtungsanordnung vorzugsweise
als Labyrinthdichtung ausgebildet ist, erzeugt der Gegendrucklüfter einen Staudruck,
der dem Überdruck im ruhenden Gehäuse entgegengerichtet ist. Dadurch ist auch bei
reduzierter oder fehlender Fremdluftzufuhr eine sichere Abdichtung des ölgeschmierten
Wellenlagers gewährleistet.
[0011] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung und in Verbindung mit den weiteren
Ansprüchen, die jeweils Gegenstand von vorteilhaften Ausgestaltungen der Erfindung
sind.
[0012] In der Zeichnung ist ein Teillängsschnitt durch einen elektrischen Fahrmotor im Bereich
seines antriebsseitigen Lagerschildes gezeigt.
[0013] Im antriebsseitigen Lagerschild 1 ist ein ölgeschmiertes Wellenlager 2 angeordnet.
Im Wellenlager 2 ist eine in ein Getriebegehäuse ragende Welle 3 drehbar gelagert.
Das Getriebegehäuse ist in der Zeichnung nicht sichtbar, es ist links vom Wellenlager
2 am Lagerschild 1 auf bekannte Weise befestigt.
[0014] Das Getriebegehäuse ist über Dichtungssysteme nach außen abgedichtet. Um zu vermeiden,
daß der Dunst des Schmieröls für das Getriebe aus dem Getriebegehäuse in den Fahrmotor
eindringt, ist das ölgeschmierte Wellenlager 2 auf der dem Getriebegehäuse abgewandten
Seite durch eine Dichtungsanordnung 4 abgedichtet. Die Dichtungsanordnung 4 ist im
gezeigten Ausführungsbeispiel als Labyrinthdichtung ausgebildet und an der dem Rotor
5 des Fahrmotors zugewandten Seite des antriebsseitigen Lagerschildes 1 verdrehsicher
befestigt.
[0015] An der dem Getriebegehäuse abgewandten Seite der Labyrinthdichtung 4 ist ein Gegendrucklüfter
6 verdrehfest auf der Welle 3 gehalten. Weiterhin weist die Labyrinthdichtung 4 einen
mit dem Gegendrucklüfter 6 korrespondierenden Strömungskanal 7 auf.
[0016] Der Strömungskanal 7 erstreckt sich in Umfangsrichtung der Welle 3 und ist im gezeigten
Ausführungsbeispiel in dem Labyrinthdichtung 4 verdrehfest gehalten. Die Labyrinthdichtung
4 und der Strömungskanal 7 können jedoch auch einstückig gefertigt sein, um dadurch
Montagekosten zu sparen.
[0017] Der stationäre Strömungskanal 7 und der rotierende Gegendrucklüfter 6 sind über ein
Axiallabyrinth 8 miteinander verzahnt.
[0018] Bei drehender Welle 3 entsteht durch die von der Welle 3 angetriebenen Getriebezahnräder
im Getriebekasten ein Überdruck, der dazu führt, daß Öldunst aus dem Getriebekasten
und Öl aus dem ölgeschmierten Wellenlager 2 axial in Richtung des Rotors 5 gedrückt
wird. Durch die Labyrinthdichtung 4 wird das Wellenlager 2 gegenüber dem Innenraum
des Fahrmotors abgedichtet.
[0019] Der im Getriebe herrschende Überdruck ist drehzahlabhängig. Mit steigender Drehzahl
der Getriebezahnräder steigt der Überdruck im Getriebegehäuse, der über das Wellenlager
2 austritt.
[0020] Durch den erfindungsgemäß vorgesehenen Gegendrucklüfter 6 und den damit korrespondierenden
Strömungskanal 7 wird ein Staudruck erzeugt, der dem Überdruck im Getriebegehäuse
entgegengerichtet ist und der ebenfalls mit steigender Motordrehzahl zunimmt. Dadurch
ist sichergestellt, daß der über das Wellenlager 2 aus dem Getriebegehäuse austretende
Überdruck nur geringe Ölmengen in die Labyrinthdichtung 4 fördert. Das in die Labyrinthdichtung
4 geförderte Öl sammelt sich in ringnutförmigen Labyrinthkammern 9 und läuft über
Ablaufbohrungen 10 in einen siphonartigen Flüssigkeitssammelabschnitt 11.
[0021] Da der vom Gegendrucklüfter 6 erzeugte Staudruck die gleiche Drehzahlabhängigkeit
wie der aus dem Getriebegehäuse austretende Überdruck aufweist, kann durch den Gegendrucklüfter
6 und den korrespondierenden Strömungskanal 7 unter allen Betriebsbedingungen eine
verbesserte, insbes. von einer Fremdluftzufuhr (Pfeil 12) unabhängige Abdichtung des
ölgeschmierten Wellenlagers 2 erreicht werden, da vom Gegendrucklüfter 6 immer Außenluft
(Pfeil 13) angesaugt wird.
[0022] Die für die Abdichtung eines Getriebegehäuses beschriebene Erfindung kann auch für
die Abdichtung anderer flüssigkeitsdunstgefüllter geschlossener Räume gegen in sie
einseitig ragende oder in durchdringende rotierende Teile nach außen oder in benachbarte
geschlossene Räume mit gleichem Vorteil verwendet werden. Die Dichtungsanordnung muß
auch nicht notwendigerweise als Labyrinthdichtung ausgebildet sein, es sind vielmehr
auch Dichtungsanordnungen denkbar, die aus einer Kombination verschiedender Dichtungen,
z.B. Labyrinthdichtung und Lippendichtung, bestehen.
1. Wellenabdichtungssystem für ein ölgeschmiertes Wellenlager (2) in einem nach außen
abgeschlossenen, von Flüssigkeitsdunst erfüllten ruhenden Gehäuse, wobei in dem Wellenlager
(2), das durch eine Dichtungsanordnung (4) abgedichtet ist, eine in das Gehäuse ragende
Welle (3) drehbar gelagert ist,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) an der dem Gehäuse abgewandten Seite der Dichtungsanordnung (4) ist ein Gegendrucklüfter
(6), der durch Ansaugen von Außenluft einen gegen die Dichtungsanordnung (4) gerichteten
Staudruck erzeugt, verdrehfest auf der Welle gehalten,
b) die Dichtungsanordnung (4) weist einen mit dem Gegendrucklüfter (6) korrespondierenden
Strömungskanal (7) auf.
2. Wellenabdichtungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtungsanordnung (4) als Labyrinthdichtung ausgebildet ist.
3. Wellenabdichtungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtungsanordnung (4) gegenüber der rotierenden Welle (3) feststehend angeordnet
ist.
4. Wellenabdichtungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Strömungskanal (7) sich in Umfangsrichtung der Welle (3) erstreckt.
5. Wellenabdichtungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der mit dem Gegendrucklüfter (6) korrespondierende Strömungskanal (7) in einem
feststehenden Teil der Dichtungsanordnung (4) angeordnet ist.
6. Wellenabdichtungssystem nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Strömungskanal (7) einstückig an die Dichtungsanordnung (4) angeformt ist.
7. Wellenabdichtungssystem nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gegendrucklüfter (6) und der Strömungskanal (7) über ein Axiallabyrinth (8)
miteinander verzahnt sind.