[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Mikrowellenleitungsstruktur gemäß
Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Für Schaltungen der Mikrowellentechnik werden bekannterweise planare Leitungen verwendet,
z.B. in Gestalt von Mikrostreifenleitern oder koplanare Leitungen. Wie beispielsweise
in dem Buch "Streifenleitungen" von Geschwinde und Krank, Winterische Verlagshandlung,
1960, Seiten 1 bis 4, beschrieben ist, bestehen Mikrostreifenleiter aus zwei auf gegenüberliegenden
Seiten eines Substrats aufgebrachten planaren Leitungen. Koplanare Leitungen weisen
zwei oder drei auf einer Substratseite nebeneinander verlaufende Leitungen auf. Eine
Mikrowellenleitungsstruktur, wie sie einleitend dargelegt ist, kann man der Deutschen
Patentschrift 40 32 260 entnehmen. Hier ist eine Mikrostreifenleitung zwischen den
beiden Leiterbahnen einer Koplanarleitung angeordnet.
[0003] In der Hochfrequenztechnik wird der Übergang von einer unsymmetrischen Leitung, beispielsweise
Koaxleitung, auf eine symmetrische Leitung, z.B. Zweidrahtleitung, durch ein Symmetrierglied
bewerkstelligt, welches auch unter dem Namen Balun in die Fachliteratur eingegangen
ist. Ausführungsbeispiele für solche Symmetrierglieder zeigt das Buch Zinke, Brunswick:
"Lehrbuch der Hochfrequenztechnik" Band 1, Seite 104.
[0004] In der Mikrowellentechnik werden zunehmend integrierte Schaltkreise verwendet, sogenannte
monolithisch integrierte Mikrowellen-Schaltkreise MMIC.
[0005] Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, eine Mikrowellenleitungsstruktur
der eingangs genannten Art anzugeben, die es erlaubt, eine Symmetrierschaltung für
monolithisch integrierte Schaltungen in planarer Form herzustellen und in einem breiten
Frequenzbereich einzusetzen.
[0006] Diese Aufgabe wurde mit den Merkmalen des ersten bzw. des zweiten Anspruches gelöst.
Vorteilhafte Ausführungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Die erfindungsgemäße Mikrowellenleitungsstruktur erlaubt einen Symmetrierübergang
von einem unsymmetrischen Leitungstyp, z.B. Mikrostreifenleitung, Koplanarleitung,
auf einen symmetrischen Leitungstyp, z.B. Zweidrahtleitung, oder auf zwei unsymmetrische
Leitungen mit Gegentaktanregung oder in umgekehrter Betriebsweise und zwar in monolithisch
integrierbarer Planarschaltungstechnik. Mit der Lösung gemäß Anspruch 1 wird eine
relativ große Betriebsfrequenz-Bandbreite ermöglicht, mit der Lösung des Anspruches
2 dagegen eine noch wesentlich erweiterte Bandbreite, beispielsweise von 5 bis 75
GHz.
[0008] Es folgt nun die Beschreibung anhand der Figuren.
Figur 1 zeigt eine perspektivische Darstellung einer Mikrostreifenleitung,
die Figur 2 bietet eine Draufsicht auf eine Anordnung gemäß Anspruch 1 und
die Figur 3 eine solche gemäß Anspruch 2.
[0009] In Figur 3a ist ein Ersatzschaltbild zur Anordnung gemäß Figur 3 dargestellt.
[0010] Der Figur 1 ist eine Mikrostreifenleitung zu entnehmen, welche eine erste Leiterbahn
1 aufweist, die auf einer Seite eines Substrats aufmetallisiert ist. Als Substrate
können vorzugsweise Halbleitermaterialien wie Galliumarsenid, Indiumphosphid oder
Silizium, aber auch Keramik oder Quarzglas verwendet werden. Eine zweite zu der Mikrostreifenleitung
gehörende Leitung 3 ist im Abstand über der auf dem Substrat aufliegenden Leitung
1 hinweggeführt. Den Abstand zwischen den beiden Leitungen 1 und 3 halten Pfosten
4, die aus der auf dem Substrat 2 metallisierten Leitung 1 herausragen und als Stützen
für die Leitung 3 dienen. Die die Leitung 3 tragenden Pfosten 4 sind in geeigneten
Abständen aneinandergereiht, so daß der Raum zwischen den beiden Leitungen 1 und 3
hauptsächlich mit Luft gefüllt ist. Unter diesen Umständen ist eine 50-Ohm-Mikrostreifenleitung
realisierbar, bei der die über die Pfosten 4 geführte Leitung 3 nicht so schmal dimensioniert
werden muß, so daß zwischen dieser Leitung und weiteren auf dem Substrat metallisierten
Leitungen noch ausreichende Kopplungen zustandekommen können. Die Pfosten 4 bestehen
entweder aus einem dielektrischen oder einem leitenden Material. Für den letzteren
Fall ist es erforderlich, sie gegenüber der metallisierten Leiterbahn 1 auf dem Substrat
2 zu isolieren. Wie dem Ausführungsbeispiel der Figur 1 zu entnehmen ist, sind für
diesen Fall in der Leiterbahn 1 Aussparungen 5 vorgesehen. Weiterhin kann eine zu
beiden Seiten der Mikrostreifenleitung sich erstreckende Koplanarleitung mit den beiden
Leiterbahnen 6 und 7, die ebenfalls auf das Substrat 2 aufmetallisiert sind, entnommen
werden. Durch diese räumlich nahe Anordnung entsteht eine Kopplung zwischen zwei verschiedenen
Leitungstypen, nämlich der Mikrostreifenleitung und der Koplanarleitung. Diese gekoppelte
Leitungsanordnung ist der Grundbestandteil der vorliegenden Symmetrierschaltung. Der
Wellenleiter 1, 3 führt eine elektromagnetische Welle, die an seinem unsymmetrischen
Eingang Tor A eingeführt wird (Fig. 2). An diesem Eingang Tor A sind die beiden Leiterbahnen
6 und 7 der Koplanarleitung miteinander und mit dem ersten Leiter der Mikrostreifenleitung
verbunden. Die Länge der Koplanarleitung beträgt etwa 1/4 der Wellenlänge der Betriebsfrequenz.
Da sie am anderen Ende offen ist, handelt es sich hier um eine kurzgeschlossene koplanare
Stichleitung, welche bei λ/4-Resonanz am anderen Ende einen Leerlauf bildet, so daß
Rückströme auf dem ersten Leiter 1 verhindert werden. Damit wird der erste Leiter
1 an Tor B massefrei.
Das bedeutet, daß an diesem symmetrischen Tor B massefrei eine Last angeschlossen
werden kann, insbesondere auch eine erdsymmetrische Zweidrahtleitung.
[0011] Die Reaktanz der Koplanarstichleitung verschlechtert das Verhalten der Anordnung
außerhalb der Resonanzfrequenz. Durch eine weitere koplanare Stichleitung 9 gemäß
Figur 3 kann der Reaktanzverlauf über einen großen Frequenzbereich kompensiert werden.
Wie aus Figur 3 zu entnehmen ist, ist der Leiter 1 etwa in der Mitte unterbrochen
und an seinen beiden Enden eine symmetrische Leitung Tor B herausgeführt. Werden die
beiden erdsymmetischen Leiter am Tor B direkt mit zwei unsymmetrischen Leitungen verbunden,
so erhält man zwei Ausgänge mit Gegentaktsignalen. Die Phasendifferenz bleibt dabei
über einen sehr sehr weiten Frequenzbereich nahezu exakt 180°.
[0012] Die erfindungsgemäßen Anordnungen sind natürlich auch reziprok einsetzbar und können
so als Leistungsteiler oder als Leistungsaddierer verwendet werden.
[0013] Die Geometrie des Wellenleiters 1, 3 kann entsprechend der Anforderung verändert
dimensioniert werden, so daß zusätzlich eine Impedanztransformation zwischen den Toren
A und B erfolgt.
[0014] Es ist klar, daß der monolithische Herstellungsprozess mindestens zwei Metallisierungsebene
beherrschen muß, um erfindungsgemäße Schaltungsanordnungen realisieren zu können.
Von weiterem Vorteil ist, daß auf dem Halbleitersubstrat der erfindungsgemäßen Symmetrierschaltung
kompakterweise auch aktive Schaltungselemente monolithisch integriert werden können.
1. Mikrowellenleitungsstruktur, die eine auf einem Substrat aufgebrachte erste Leiterbahn
und eine zweite Leiterbahn aufweist, die im Abstand über der ersten leiterbahn auf
Pfosten gestützt verläuft, wobei auf dem Substrat (2) außer der durch die erste und
zweite Leiterbahn (1, 3) gebildeten Mikrostreifenleitung eine mit dieser gekoppelte
Koplanarleitung (6, 7) angeordnet ist und die Mikrostreifenleitung zwischen den beiden
Leiterbahnen (6, 7) der Koplanarleitung verläuft, dadurch gekennzeichnet, daß an dem
einen Ende der Koplanarleitung (6, 7) deren beiden Leiterbahnen (6, 7) miteinander
und mit der ersten (1) Leiterbahn elektrisch leitend verbunden sind, daß an dem anderen
Ende der Koplanarleitung (6, 7) dieselbe offen ist,
daß die Länge der Koplanarleitung (6, 7) etwa gleich einem Viertel der Wellenlänge
der mittleren Betriebsfrequenz ist und
daß an die erste und zweite Leiterbahn (1, 3) am kurzgeschlossenen Ende (Tor A) der
Koplanarleitung eine unsymmetrische Leitung und am offenen Ende (Tor B) der Koplanarleitung
(6, 7) eine symmetrische Doppelleitung ankoppelbar ist.
2. Mikrowellenleitungsstruktur, nach dem Oberbegriff des Anspruches 1, dadurch gekennzeichnet,
daß an dem einen Ende der Koplanarleitung (6, 7) deren beiden Leiterbahnen (6, 7)
miteinander und mit der ersten (1) Leiterbahn elektrisch leitend verbunden sind,
daß an dem anderen Ende der Koplanarleitung (6, 7) deren beiden Leiterbahnen (6, 7)
miteinander und mit der ersten (1) Leiterbahn elektrisch leitend verbunden sind, daß
die Länge der Koplanarleitung etwa gleich der Hälfte der Wellenlänge der mittleren
Betriebsfrequenz beträgt, daß die erste Leiterbahn (1) etwa in der Mitte unterbrochen
ist,
daß die zweite Leiterbahn (3) nur über die Unterbrechungsstelle der ersten Leiterbahn
reicht bzw. bis über die Unterbrechungsstelle der ersten Leiterbahn geführt ist und
dort mit dem Ende des unterbrochenen, abgetrennten Teils (1b) der ersten Leiterbahn
(1) verbunden ist, und daß an die erste und zweite Leiterbahn (1, 3) am kurzgeschlossenen
Ende der Koplanarleitung (Tor A) eine unsymmetrische Doppelleitung und an der Unterbrechungsstelle
(Tor B) der ersten Leiterbahn (1) eine symmetrische Doppelleitung ankoppelbar ist.
3. Mikrowellenleitungsstruktur nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Enden der ersten und zweiten Leiterbahn (1, 3) am offenen Ende (Tor B, Anspruch 1)
bzw. an der Unterbrechungsstelle der ersten Leiterbahn (Tor B, Anspruch 2) jeweils
mit einer unsymmetrischen Doppelleitung verbunden ist, deren andere Ader mit einer
der Leiterbahnen der Koplanarleitung verbunden ist oder kontaktiert ist.
4. Mikrowellenleitungsstruktur nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wellenwiderstände der beiden Leiterbahnen (1, 3) und der Koplanarleitung (6,
7) übereinstimmen.
5. Mikrowellenleitungsstruktur nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Pfosten (4) aus leitendem Material bestehen und auf dem Substrat (2) in Aussparungen
(5) der ersten Leiterbahn (1) stehen.
6. Mikrowellenleitungsstruktur nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wellenwiderstände der beiden Leiterbahnen und der Koplanarleitung übereinstimmen.
7. Mikrowellenleitungsstruktur nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die geometrischen Abmessungen der beiden Leiterbahnen der µ Strip Leitung (1,
3) betreffend Breite, Abstand oder Dielektrikum in ihrem Verlauf unterschiedlich dimensioniert
sind, so daß eine Impedanztransformation stattfindet.
8. Mikrowellenleitungsstruktur nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß auf der der ersten Leiterbahn (1) gegenüberliegenden Substratseite eine weitere
Leiterbahn (8) aufgebracht ist, die zusammen mit der ersten Leiterbahn (1) eine Mikrostreifenleitung
bildet.