[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur modellgestützten Steuerung und Regelung
der Leistung eines Dampfkraftwerksblocks gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Außerdem
bezieht sich die Erfindung auf eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Ein solches verfahren ist aus DE 36 32 041 C2 bekannt. Dieses Verfahren, einschließlich
einer Ergänzung, die sich auf ein Verfahren zur Wiederherstellung der Turbinenstellreserve
nach dem Ausregeln einer Leistungs-Sollwertänderung bezieht, ist außerdem aus DE 41
24 678 C2 bekannt. Das bekannte Verfahren ist insbesondere geeignet zur Frequenzregelung
mittels Leistungs-Sollwertänderung in einem Dampfkraftwerksblock, beispielsweise aufgrund
eines Netzfrequenzeinbruchs, und zwar unter Einhaltung von Anforderungen an die Leistungs-Dynamik,
die von der Deutschen Verbundgesellschaft eV, Heidelberg, (DVG) in der Druckschrift
"Das versorgungsgerechte Verhalten der thermischen Kraftwerke", DVG, Oktober 1991,
veröffentlicht sind. Den DVG Anforderungen, insbesondere der definierten Dynamik bei
einer Leistungsänderung soll auch das erfindungsgemäße Verfahren genügen.
[0003] Beim bekannten Verfahren wird mit einem Prozeßmodell gearbeitet, das Signale für
einen steuernden Eingriff in die Dampferzeugung und Turbineneinlaßventil-Stellung
liefert, so daß nur kleinere Abweichungen vom Leistungsregler auszuregeln sind. Das
Verfahren stellt im Fall einer vorgegebenen sprungförmigen Leistungserhöhung einen
streng monotonen oder zumindest monotonen Übergang auf das neue Leistungsniveau sicher.
[0004] Die in DE 41 24 678 C2 beschriebene Abwandlung und Ergänzung des Verfahrens gemäß
DE 36 32 041 C2 bewirkt, daß in den gesamten Regelvorgang auch die modellgestützte
Wiederherstellung der Androsselung der Turbineneinlaßventile einbezogen wird.
[0005] Die aus den genannten Druckschriften bekannten Verfahren lassen sowohl die Betriebsarten
"Kessel führt, Turbine folgt", als auch "Turbine führt, Kessel folgt" zu.
[0006] Allerdings arbeiten die aus den genannten Druckschriften bekannten Verfahren allein
im Gleitdruckbetrieb, sind also nicht für Festdruckbetrieb geeignet.
[0007] Außerdem besteht Bedarf an einer weiteren Verbesserung bezüglich Geschwindigkeit
und Stabilität der Ausregelung von Heizstörungen, die insbesondere bei Braunkohle-befeuerten
Kesseln aufgrund der Kohlebeschaffenheit auftreten.
[0008] Aus EP-A2-0100 532 ist ein Verfahren zur Regelung der Leistung eines Dampfkraftwerksblocks
mit einem Zwangsdurchlauf-Dampferzeuger bekannt. Die Brennstoffzufuhr zum Dampferzeuger
wird durch einen Leistungsregler geregelt; eine zur Regelung parallele Steuerung der
Brennstoffzufuhr erfolgt nicht. Auch nicht eine direkte oder indirekte Steuerung der
Turbineneinlaßventile.
[0009] Das Verfahren arbeitet mit einer Vordruck-Regelung. Dabei wird der vorgegebene Drucksollwert
von einem Druck-Korrektursignal beeinflußt. Die Turbineneinlaßventile werden damit
so verfahren, daß je nach Bedarf Dampf aus- oder eingespeichert wird. Das Korrektursignal
wird mit einer modellmäßigen elektrischen Nachbildung des Dampferzeugerverhaltens
gebildet. Der Nachbildung ist als Eingangssignal das Stellsignal des Leistungsreglers
zugeführt. Damit ist jedoch nur ein geringer Grad der Koordination von Drucksollwert
und Brennstoffzufuhr zu erreichen. Das dynamische Verhalten des Leistungsregler-Ausgangssignals
ist nämlich nicht nur von dem Leistungsverhalten der Regelstrecke abhängig, sondern
auch von den Parametern des Leistungsreglers.
[0010] Die in der EP-A2-0100 532 verwendete elektrische Nachbildung des Dampferzeugers und
deren Verwendung ist nicht gleichzusetzen mit dem Prozeßmodell des Verfahrens gemäß
DE 36 32 041 C2 oder DE 41 24 678 C2. Ein Regelverhalten im Sinne der eingangs genannten
DVG-Anforderungen kann mit dem Verfahren nach EP-A2-0100 532 nicht vollständig erreicht
werden, weil eine auszuspeichernde Leistungskomponente nicht explizit vorliegt. Es
ist keine klare Trennung in der Erfassung der Wirkungen der Brennstoffzufuhr und der
Turbinenregelventilstellung möglich. Das zur Bildung des Druckkorrektursignals benutzte
Ausgangssignal des Leistungsreglers wird nämlich von der Regelabweichung "Leistung"
beeinflußt, ist also von der elektrischen Leistung abhängig und somit von der Summe
der brennstoff- und der ventilstellungsabhängigen Leistungskomponenten, deren Größe
jedoch nicht bekannt ist. Eine zur Erfüllung der eingangs beschriebenen Anforderungen
exakte gezielte Ansteuerung des Drucksollwertes ist daher nicht möglich.
[0011] Der Erfindung liegt ausgehend von dem Verfahren gemäß DE 36 32 041 C2 die Aufgabe
zugrunde, eine Weiterentwicklung anzugeben, die eine schnellere Ausregelung von Heizstörungen
ermöglicht und auch eine Variante für Festdruckbetrieb zuläßt. Eine Einhaltung der
DVG-Anforderungen einschließlich eines mindestens monotonen Übergangs auf ein neues
Leistungsniveau soll ebenso weiterhin gegeben sein wie auch ein vorwiegend gesteuerter
Eingriff in den Prozeß. Außerdem soll eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens
angegeben werden.
[0012] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren zur Steuerung und Regelung der Leistung eines
Dampfkraftwerksblocks nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch dessen kennzeichnende
Merkmale gelöst.
[0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen und geeignete Steuer- und Regel-Einrichtungen sind in
weiteren Ansprüchen angegeben.
[0014] Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens bestehen unter anderem darin, daß durch
den Einbezug der Vordruckregelung eine sehr schnelle und stabile Ausregelung und damit
auch stabile Haltung des FD-Druckes, der den Heizstörungen unterliegt, und durch eine
gut an die jeweilige Betriebsart angepaßte Nachbildung des Regelstrekkenverhaltens
ein praktisch nur gesteuerter Übergang auf ein neues Leistungsniveau erreicht wird.
Durch die Aufschaltung der Leistungsregelabweichung auf den Dampfdrucksollwert wird
nicht nur der Fehler des Prozeßmodells praktisch eliminiert, sondern die ganze Blockregelung
stabiler.
[0015] Das Verfahren kann sowohl mit einer universell für mehrere wählbare Betriebsarten
eingerichtete Einrichtung, als auch mit einer vereinfachten, für eine bestimmte Betriebsart
ausgestattete Steuer-und Regeleinrichtung durchgeführt werden.
[0016] Eine ausführliche Beschreibung der Erfindung erfolgt nachstehend anhand von in den
Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig. 1 Gesamtanordnung einer Steuer- und Regeleinrichtung mit einem universellen Prozeßmodell
für unterschiedliche Betriebsarten,
Fig. 2 Blockschema des universellen Prozeßmodells der Anordnung gemäß Fig. 1,
Fig. 3 Abwandlung der Anordnung gemäß Fig. 1 oder 2 für einen Fall, in dem die Summationsstelle
für ein vom Prozeßmodell geliefertes Ventilstellungs-Steuersignal und das Ausgangssignal
des Vordruckreglers nicht zur Verfügung steht,
Fig. 4 vereinfachte Ausführung der Steuer-und Regeleinrichtung für einen Dampfkraftwerksblock
mit Vordruckregelung und für Gleitdruckbetrieb,
Fig. 5 vereinfachte Ausführung der Steuer-und Regeleinrichtung für einen Dampfkraftwerksblock
mit Vordruckregelung und für Festdruckbetrieb.
[0017] Die Fig. 1 und 2 zeigen eine universell für unterschiedliche Betriebsarten einstellbare
Steuer-und Regeleinrichtung, wobei in Fig. 1 eine Gesamtanordnung dargestellt ist,
deren Prozeßmodell in Fig. 2 im einzelnen gezeigt ist.
[0018] Einem in den Fig. 1 und 2 dargestellten, als universelles Prozeßmodell oder Universal-Prädiktor
100 bezeichneten Modell sind als Eingangssignale zugeführt:
Ein Brennstoff-Steuersignal B, die Leistungsregelabweichung Pd und ein vorgegebener Leistungs- sollwert Pv. Ausgangssignale sind - abhängig von Betriebsarten-Umschaltern 115 bis 119 - ein
Turbineneinlaßventil-Steuersignal S, ein Leistungssollwert Ps, ein Drucksollwertsignal D, ein Dampfdrucksollwert ps und eine Drucksollwert-Komponente Ds.
[0019] Die Gesamtanordnung enthält noch weitere Betriebsartenumschalter 118 bis 120 und
125 bis 129, die mit Hilfe einer Betriebsarten-Wahleinrichtung 121 betätigt werden
können. Die Betriebsarten-Wahleinrichtung 121 enthält zwei Zeilen mit Tasten, wobei
je Zeile eine Wahl durch Tastendruck getroffen werden muß.
[0020] Wie eingangs dargelegt ist, bezieht sich die Erfindung auf eine Weiterentwicklung
des Verfahrens und der Einrichtung, die bereits aus der DE 36 32 041 C2 bekannt sind.
Einrichtungskomponenten, die bereits dort beschrieben sind und auch in der erfindungsgemäßen
Einrichtung wieder verwendet sind, sind zur Erleichterung des Veständnisses mit übereinstimmenden
Bezugszeichen versehen. Auch Signalbezeichnungen wurden übernommen.
[0021] Das Brennstoff-Steuersignal B wird in einem Funktionsbildner 33a, 33b in Abhängigkeit
von geforderten Leistungsänderungen und mit einer angepaßten Übersteuerung gebildet.
[0022] Die als weiteres Eingangssignal dem Prozeßmodell 100 zugeführte vorgegebene Leistung
P
v ist Ausgangssignal eines Funktionsbildners 19b, der einen mindestens monotonen Anstieg
der Blockleistung P sicherstellt. Das Eingangssignal des Funktionsbildners 19b ist
eine Sprungamplitude X, die von einem Leistungsanstiegsbegrenzer geliefert wird, der
jeweils den durch Androsselung gegebenen Energievorrat berücksichtigt.
[0023] Das Prozeßmodell 100 enthält mehrere Funktionsbildner, nämlich einen Funktionsbildner
30 mit einer Übertragungsfunktion zwischen Dampfdruck und Brennstoff, einen Funktionsbildner
22 mit einer Übertragungsfunktion zwischen elektrischer Leistung und Brennstoff, einen
Funktionsbildner 28 mit einer Übertragungsfunktion zwischen Dampfdruck und Ventilstellung,
einen Funktionsbildner 102 mit einer Übertragungsfunktion zwischen Ventilstellung
und Dampfdruck, einen Funktionsbildner 103 mit einer Übertragungsfunktion zwischen
Ventilstellung und elektrischer Leistung und einen Funktionsbildner 21 mit ebenfalls
einer Übertragungsfunktion zwischen Turbinenventilstellung und elektrischer Leistung.
Weitere Komponenten des Prozeßmodells 100 sind ein P-Regler 63, Additionsstellen 20,
29, 106 bis 109, 104 und 114, ein Auswahlglied 105 und einen Multiplikator 111.
[0024] Außerhalb des Prozeßmodells 100 sind neben den obengenannten Komponenten ein Leistungsregler
2, ein Stellungsregler 3, ein Druckregler 4 und ein Vordruckregler 101 und Additionsstellen
8 bis 10, 12, 13, 31, 64, 110, 122 bis 124 angeordnet.
[0025] Die elektrische Schaltung der Komponenten und die Arbeitsweise der Einrichtung wird
durch die Schalterstellungen festgelegt.
[0026] Durch Betätigung der Tasten a und G der Betriebsarten-Wahleinrichtung 121 werden
die Schalter in die dem jeweils angegebenen Buchstaben entsprechende Position gebracht,
wodurch eine Betriebsart "Turbine führt, Kessel folgt, Gleitdruck" festgelegt ist.
Das in dieser Schaltung durchgeführte Steuer- und Regelverfahren ist bereits aus DE
36 32 041 bekannt. In dieser Betriebsweise wirkt der Leistungsregler 2 korrigierend
auf die Turbinen-Regelventile, der Stellungsregler 3 wirkt mittels des Druckreglers
4 korrigierend auf den Brennstoff. Durch das Drucksollwertsignal D ist der Druckregler
4 während des Steuerprozesses praktisch inaktiv. Die Schaltungsanordnung ist festgelegt
durch die Schalterstellungen 120/a, 119/a, 118/a, 127/a, 129/G und 128/a.
[0027] Durch Betätigung der Tasten a und F wird eine Betriebsart "Turbine führt, Kessel
folgt, Festdruck" gewählt. Im Festdruckbetrieb erhält der Druckregler 4 seinen Sollwert
von der Additionsstelle 124, wobei das im Prozeßmodell 100 gebildete Kopplungssignal
D
s bewirkt, daß der Druckregler 4 inaktiv wird. Der Stellungsregler 3 ist abgeschaltet.
Der Leistungsregler 2 und der Druckregler 4 wirken korrigierend auf den Brennstoff.
[0028] Durch Betätigung der Tasten b und G wird die Betriebsart "Kessel führt, Turbine folgt,
Gleitdruck" festgelegt. Auch in dieser Betriebsart erfolgt eine Steuerung durch die
Steuersignale B und S. Das Ventil-Steuersignal S wirkt mittels des Sollwertes des
Stellungsreglers 3 (Schalter 127/b, 125/b) auf die Turbinenregelventile. Der Leistungsregler
2 wirkt korrigierend auf den Durcksollwert (Schalterstellungen 120/b, 119/b, 126/b,
129/G) und der Druckregler 4 (Schalter 128/b) über die Additionsstelle 8 auf den Brennstoff.
Diese Betriebsweise ist - abgesehen von einer Aufschaltung der Regelabweichung P
d auf den Leistungsregler 2 mittels Additionsstelle 121 auf den Sollwert des Stellungsreglers
3 - aus der DE 36 32 041 bekannt. Erfinderisch sind die nachstehend beschriebenen
Verfahrensvarianten VG und VF.
[0029] Durch Betätigung der Tasten V und G wird die Betriebsweise "Kessel führt, Turbine
folgt, Gleitdruck, Vordruckregelung" gewählt. Eine Beschreibung des Verfahrens erfolgt
weiter unten anhand der Fig. 4 und 5.
[0030] Die angestrebte Inaktivhaltung des Vordruckreglers 101 während der Steuerung durch
den vom Prozeßmodell 100 gelieferten Drucksollwert p
s wird - abweichend von der Anordnung gemäß Fig. 4 - durch die direkte Steuerung der
Turbinenventile mittels Ventilsteuersignal S und der Aufschaltung an der Additionsstelle
9 erreicht. Da der Drucksollwert p
s den gleichen zeitlichen Verlauf, wie der Istdruck hat, ist die Regelabweichung an
der Additionsstelle 110 praktisch Null.
[0031] Durch Betätigung der Tasten V und F wird die Betriebsweise "Kessel führt, Turbine
folgt, Festdruck, Vordruckregelung" gewählt. Analog zur vorgenannten Betriebsart VG
werden auch hier die Trubinenregelventile direkt durch das Steuersignal S angesteuert.
[0032] Fig. 3 zeigt eine Abwandlung der Anordnung für den Fall, daß die Realisierung der
Summationsstelle 9 nicht möglich ist. Die Turbinenregelventile können dann nur indirekt,
d. h. mittels der gezielten Verstellung des jeweiligen Reglers 101 bzw. 2 angesteuert
werden. Hierfür wird ein Schalter 140 in die der Betriebsart entsprechende Position
gebracht und das Ventilsteuersignal S durch Funktionsbildner 141 bzw. 142 dynamisch
verformt additiv auf den jeweiligen Sollwert über Additionsstellen 143 bzw. 144 aufgeschaltet.
Die dynamische Verformung durch die Funktionsbildner 141 bzw. 142 erfolgt mit der
Inversübertragungsfunktion des jeweiligen Reglers 101 bzw. 2.
[0033] Fig. 5 zeigt eine mit Bezugszeichen 133F versehene vereinfachte Ausführung des Prozeßmodells
für ein Festdruckbetrieb mit Vordruckregelung. Abweichend von der Anordnung gemäß
Fig. 1 wird hier eine Regelstrecke 1 b betrachtet, die außer dem Kraftwerksblock 1
den Vordruckregler 101 umfaßt. Das dynamische Verhalten der Regelstrekke 1 wird durch
einen Funktionsbildner 131 nachgebildet. Die Funktionsweise der Anordnung gemäß Fig.
5 ist nachstehend beschrieben.
[0034] Der Brennstoff wird durch Steuersignal B angesteuert. Seine Auswirkung auf die Leistungserhöhung
bei eingeschaltetem Vordruckregler 101 wird durch den Funktionsbildner 131 nachgebildet.
An der dem Funktionsbildner 131 nachgeschalteten Additionsstelle 20 wird durch Subtraktion
der vom Funktionsbildner 131 gelieferten Leistungskomponente P
B von der vorgegebenen Leistung P
v ein Leistungsteil Pp
s gebildet, der aus dem Kessel auszuspeichern ist durch gezielte Ansteuerung des Drucksollwertes
p
s. Der dazu benötigte zeitliche Verlauf des Drucksollwertes p
s wird durch einen Funktionsbildner 132 als Komponente p
s,
v ermittelt. Diese Drucksollwertkomponente p
s,
v wird an der Additionsstelle 109 zum festen Drucksollwert, dem Nenn-Drucksollwert
p
s,
N addiert. Im Idealfall der Steuerung, d. h. bei exakter Nachbildung des Regelstreckenverhaltens
durch die Signale B und p
s bleibt die Leistungsregelabweichung P
d Null. Bei Abweichungen von diesem Idealfall wirkt der Leistungsregler 2 über die
Additionsstelle 8 korrigierend auf den Brennstoffmassenstrom m
B. Zur Verbesserung der Leistungsdynamik wird die Regelabweichung über die Additionsstelle
108 nach einer Verstärkung durch den Multiplikator 111 dem Drucksollwert aufgeschaltet.
[0035] Da im Beharrungszustand das Ausgangssignal der Additionsstelle 108 Null sein muß,
wird diese Bedingung durch eine Rückführung R
v des Ausgangssignals der Additionsstelle 108 über einen Multiplikator 113 und die
Additionsstelle 64 auf das Brennstoffsteuersignal B sichergestellt.
[0036] Fig. 4 zeigt eine ganz ähnliche Anordnung wie Fig. 5, jedoch für einen Gleitdruckbetrieb
mit Vordruckregelung. Dem Drucksollwert p
s wird in diesem Fall statt dem Nenn-Drucksollwert p
s,
N an der Additionsstelle 109 ein Steuersignal D
B aufgeschaltet. Das Steuersignal D
B wird in einem Funktionsbildner 136 gebildet; sein zeitlicher Verlauf entspricht der
Änderung des Frischdampfdruckes als Anwort auf den durch die Steuerung (B) veränderten
Brennstoffmassenstrom m
B. Die Leistungskomponente P
B wird in einem an den Gleitdruckbetrieb angepaßten Funktionsbildner 134 gebildet.
[0037] Während die in den Fig. 4 und 5 dargestellten Prozeßmodelle 133G, 133F jeweils für
eine bestimmte Betriebsart eingerichtet sind, können mit dem universellen Prozeßmodell
100 gemäß Fig. 3 alle oben beschriebenen Betriebsarten gefahren werden. Die Nachbildung
der Leistungskomponente P
B für Gleitdruck und Festdruck erfolgt dabei unterschiedlich, je nach Stellung des
Schalters 115.
[0038] Solange man sich im Leistungsregelbereich mit gleitendem FD-Druck befindet, sind
- beim Schalter 115 in G-Position - die Signale aus den Funktionsbildner 102 und 103
Null. Wenn der durch den Funktionsbildner 30 nachgebildete FD-Druck nach einer Leistungserhöhung
durch das Brennstoffsteuersignal B den Nenn-Drucksollwert p
s,
N übersteigt, wird die anstehende Differenz mittels des Auswahlglieds 105 und der Additionsstelle
106 erfaßt. Mittels der Funktionsbildner 102, 103 und der Additionsstelle 104 werden
erstens die Nachbildung der Leistungskomponente P
B für den Festdruck aktiviert und zweitens die Turbinenregelventile durch das Signal
Sp weiter geöffnet. Nach der Einspeicherung der Wärmeenergie im Kessel wird nur das
Signal Sy am Ausgang des Funktionsbildners 20 zu Null und zwar auf Grund der Wirkung
der Rückführung R, ,
2 (oder RV bei entsprechender Stellung des Schalters 117). Wenn der Betrieb mit dem
Vordruckregler erfolgt, steht der Schalter 116 in G-Position; im Leistungsregelbereich,
in dem das Ausgangssignal der Additionsstelle 106 nicht Null ist, wird das ursprünglich
vom Funktionsbildner 30 gelieferte Signal D
B durch das Signal von 106 in 107 für den Festdruck eingestellt, d. h. das Signal D
B entspricht dem Nenn-Drucksollwert p
s,
N.
[0039] Für die Betriebsweise mit Festdruck im ganzen Leistungsregelbereich des Kraftwerksblockes
ist der Schalter 115 in F-Position zu bringen und hierbei werden die Ausgangssignale
der Funktionsbildner 102 und 103 leistungsmäßig verändert.
[0040] Durch das Signal Sy wird die Leistung aus dem Kessel ausgepeichert und durch die
Wirkung der jeweiligen obengenannten Rückführung wird das Signal Sy wiederum zu Null
gebracht.
Bezugszeichenliste
[0041]
1 Kraftwerksblock
2 Leistungsregler
3 Stellungsregler
4 Druckregler
8 Brennstoffwerte-Additionsstelle
9 erste Stellwerte- Additionsstelle
10 zweite Stellwerte-Additionsstelle
11 Ventilstellungs-Sollwertsteller
12 Druckwerte-Additionsstelle
13 Leistungswerte-Additionsstelle
19b Funktionsbildner (nichtlineares Glied erster Ordnung dessen Zeitkonstante T abhängig
ist von der Sprungamplitude X)
20 Additionsstelle (Bildung des fehlenden Leistungsteils Pps)
21 Funktionsbildner (Übertragungsfunktion zwischen Turbinenventilstellung und elektrischer
Leistung)
22 Funktionsbildner (Übertragungsfunktion zwischen elektrischer Leistung und Brennstoff)
28 Funktionsbildner (Übertragungsfunktion zwischen Dampfdruck und Ventilstellung)
29 Additionsstelle
30 Funktionsbildner (Übertragungsfunktion zwischen Dampfdruck und Brennstoff)
31 Additionsstelle
33a,b Funktionsbildner (Übersteuerung des Signals Pf2,unterschiedlich für sprungförmige oder rampenförmige Leistungsänderung)
63 P-Regler
64 Additionsstelle
100 Universal-Prädiktor
101 Vordruck-Regler
102 Funktionsbildner (Übertragungsfunktion zwischen Ventilstellung und Dampfdruck)
103 Funktionsbildner (Übertragungsfunktion zwischen Ventilstellung und elektrischer
Leistung)
104 Additionsstelle
105 Auswahlglied
106 Additionsstelle
107 Additionsstelle
108 Additionsstelle
109 Additionsstelle
110 Additionsstelle
111 Multiplikator
112 Multiplikator
113 Multiplikator
114 Additionsstelle
115 Schalter
116 Schalter
117 Schalter
118 Schalter
119 Schalter
120 Schalter
121 Betriebsarten-Wahleinrichtung (zwei Parameter müssen festgelegt werden)
122 Additionsstellen
123 Additionsstellen
124 Additionsstellen
125 Schalter
126 Schalter
127 Schalter
128 Schalter
129 Schalter
131 Funktionsbildner (bildet Auswirkung der Brennstoffzufuhr auf die Leistungserhöhung
nach)
132 Funktionsbildner (Nachbildung des zeitlichen Verlaufs des Drucksollwertes)
133F Prädiktor für Festdruckbetrieb
133G Prädiktor für Gleitdruckbetrieb
134 Funktionsbildner (Übertragungsfunktion zwischen elektrischer Leistung und Brennstoff)
135 Umsetzer (Übertragungsfunktion zwischen Drucksollwert und elektrischer Leistung)
140 Schalter
141 Funktionsbildner (inverse Übertragungsfunktion des Vordruckreglers)
142 Funktionsbildner (inverse Übertragungsfunktion des Leistungsreglers)
143 Additionsstelle
144 Additionsstelle
Signalbezeichnungen
[0042]
B Brennstoff-Steuersignal
D Drucksollwertsignal
DB Drucksollwert-Komponente
Ds Drucksollwert-Komponente (Entkopplungssignal für Druckregler)
K Korrekturfaktor
mB Brennstoff Massenstrom
mB Brennstoff-Massenstrom-Änderung
p Dampfdruck-Istwert
ps Dampfdruck-Sollwert
ps,N Dampfdruck-Sollwert bei Nennleistung (max. Dampfdruck)
Ps,v Dampfdruck-Sollwert-Komponente
P Blockleistung elektrisch
Pf2 Leistungssollwertkomponente (von Netzfrequenzabweichung abhängig)
Pd Leistungsregelabweichung
Pps
Ps Leistungs-Sollwert
(PB)F,G nachgebildete Brennstoff abhängige Leistungskomponente im F- oder G-Betrieb
Pv vorgegebener Leistungssollwert
R1,2 Rückführung
Rv Rückführung
S Ventil-Steuersignal
Sy Ausgangssignal des Funktionsbildners 20
Sp Ausgangssignal des Funktionsbildners 102
T Zeitkonstante
X Sprungamplitude
Y Turbinenventilstellung
Betriebsarten-Bezeichnungen
[0043]
a Turbine führt
b Kessel führt
F Festdruck
G Gleitdruck
V Vordruckregelung
1. Verfahren zur Steuerung und Regelung der Leistung eines Dampfkraftwerkblocks mit
Hilfe einer Steuer- und Regeleinrichtung, die ein Prozeßmodell, das das dynamische
Verhalten des Kraftwerksprozesses nachbildet und einen Leistungsregler enthält, wobei
a) ein durch Androsselung der Turbineneinlaßventile gegebener Energievorrat erfaßt
und mit einer Leistungskomponente eingesetzt wird, die eine Leistungserhöhung mit
streng monotonem oder monotonem Übergang auf ein höheres Leistungsniveau sicherstellt,
und
b) ein Übergang auf ein neues Leistungsniveau mit Hilfe von Signalen (B,S) für einen
gesteuerten Eingriff in die Brennstoffzufuhr und die Turbinenventilstellung im wesentlichen
gesteuert erfolgt, so daß die Regeleinrichtung weitgehend inaktiv bleibt,
dadurch gekennzeichnet, daß mit Hilfe eines Vordruckreglers (101) eine Frischdampf-Vordruckregelung
einbezogen ist, wobei
c) das Prozeßmodell (100, 133) einen Dampfdruck-Sollwert (ps) für den Vordruck- regler (101) bildet, und wobei dieser bewirkt, daß auch der Vordruckregler
(101) weitgehend inaktiv bleibt,
d) der Dampfdruck-Sollwert (ps) für Gleit- bzw. Festdruckbetrieb auf unterschiedliche Weise gebildet wird,
e) dem Dampfdruck-Sollwert (ps) additiv (108) die Regelabweichung (Pd) des Leistungsreglers (2), der unmittelbar und korrigierend auf die Brennstoffzufuhr
wirkt, aufgeschaltet wird, und
f) das Ausgangssignal des Vordruckreglers (101) additiv (9) auf das Steuersignal (S)
zur Bildung des Stellsignals (Y) für die Turbineneinlaßventile aufgeschaltet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Dampfdruck-Sollwert
(ps) im Festdruckbetrieb gebildet wird auf der Basis einer Nachbildung der zu erwartenden
Dampfdruckänderung (FBp)G als Reaktion auf eine geänderte Brennstoffzufuhr.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Dampfdruck-Sollwert
(ps) im Gleitdruckbetrieb gebildet wird auf der Basis einer Nachbildung der zu erwartenden
Leistungsänderung (FBP)G als Reaktion auf eine geänderte Brennstoffzufuhr.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch abgewandelt, daß das Ausgangssignal
des Vordruckreglers (101) nicht additiv auf das Steuersignal (S) zur Bildung des Stellsignals
(Y) für die Turbineneinlaßventile aufgeschaltet wird, sondern das Steuersignal (S)
mit der jeweiligen Inversübertragungsfunktion (1/FR) des Leistungs- bzw. des Vordruckreglers dynamisch verformt dem jeweiligen Sollwert
(Ps,ps) additiv (143, 144) aufgeschaltet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch abgewandelt, daß das Ausgangssignal
des Vordruckreglers (101) nicht additiv auf das Steuersignal (S) zur Bildung des Stellsignals
(Y) für die Turbineneinlaßventile aufgeschaltet wird, sondern das Ausgangssignal des
Vordruckreglers (101) direkt als Stellgröße (Y) zur Turbineneinlaßventilstellung verwendet
ist.
6. Einrichtung zur Steuerung und Regelung der Leistung (P) eines Dampfkraftwerkblocks
(1), die nachstehende Komponenten enthält:
a) ein Prozeßmodell (100), das auf Grund einer Leistungssollwertvorgabe (Pv), die eine Leistungserhöhung mit streng monotonem oder mindestens monotonem Verlauf
bewirkt, Steuersignale (B,S) bildet füer eine Steuerung der Brennstoffzufuhr (mB) und der Turbineneinlaßventilstellung (Y),
b) einen Leistungsregler (2),
c) einen Turbineneinlaßventil-Stellungsregler (3), und
d) einen Dampfdruckregler (4),
dadurch gekennzeichnet, daß
e) außerdem ein Frischdampf-Vordruckregler (101) angeordnet ist,
f) das Prozeßmodell (100) als universelles Modell mit Einstellmöglichkeit auf je eine
der in den Merkmalen g) und h) genannten Betriebsarten (F,G,V,a,b) ausgeführt ist,
g) Mittel (115, 116, 121, 129) vorhanden sind zur wahlweisen Umschaltung auf eine
der Betriebsarten Gleitdruck (G) oder Festdruck (F), und
h) Mittel (117 bis 121, 125 bis 128) vorhanden sind zur wahlweisen Umschaltung auf
eine der Betriebsarten "FD-Vordruckregelung" (V) oder "Turbine führt, Kessel folgt"
(a) oder "Kessel führt, Turbine folgt" (b).
7. Einrichtung zur Steuerung und Regelung der Leistung (P) eines Dampfkraftwerksblocks
(1 d) die nachstehende Komponenten enthält:
a) ein Prozeßmodell (133F, 133G), das auf Grund einer Leistungssollwertvorgabe (Pv), die eine Leistungserhöhung mit streng monotonem oder mindestens monotonem Verlauf
bewirkt, ein Steuersignal (B) für eine Steuerung der Brennstoffzufuhr (mB) bildet, und
b) einen Leistungsregler (2)
dadurch gekennzeichnet, daß
c) im Dampfkraftwerksblock (1 d) ein FD-Vordruckregler (101) angeordnet ist, der eine
Stellgröße (Y) zur Einstellung der Turbineneinlaßventile liefert, und
d) das Prozeßmodell (133F, 133G) Mittel (131, 20, 132, 108, 109) für Festdruckbetrieb,
bzw. (134 bis 135, 20, 108, 109, 111) für Gleitdruckbetrieb) aufweist, zur Bildung
eines Wärme-/Leistungs- oder Brennstoffabhängigen FD-Drucksollwertes (ps), der dem Vordruckregler (101) als Sollwert zugeführt ist.