[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggießen von endabmessungsnahen Gießformaten
zur weiteren Kaltumformung aus Nichteisenmetallen, insbesondere von Bändern, Stangen
oder Rohren aus Kupfer oder Kupferlegierungen.
[0002] In vertikalen oder in horizontalen Stranggießanlagen werden verschiedene Gießformate
wie Bänder, Stangen oder Rohre endlos vergossen. Das Flüssigmetall wird dabei einer
gekühlten Kokille zugeführt, die dem Metall die Wärme entzieht und eine feste Strangschale
entstehen läßt.
[0003] So ist aus der EP 0203867 B1 eine Vorrichtung zum Stranggießen von Metallerzeugnissen
bekannt, bei der das Flüssigmetall aus einer Gießpfanne in eine kontinuierlich beschickte
Form und von dort einer Abzugs- und sekundären Kühlvorrichtung zugeführt wird. Nach
der Durcherstarrung wird das fertige Band umgelenkt und auf einer Haspeleinrichtung
gewickelt.
[0004] Die aus dieser Schrift bekannte Einrichtung weist weder Mittel zur Oberflächenbehandlung
des Bandes noch zur Querteilung auf.
[0005] Bei horizontalen Stranggießanlagen für Nichteisenmetalle ist es bekannt, zur spanabhebenden
Bearbeitung beispielsweise Fräsmaschinen einzusetzen und für die Querteilung der Bänder
fliegende Scheren zu verwenden.
[0006] Die Erfindung verfolgt das Ziel, ein Verfahren und eine Anlage zum kontinuierlichen
Gießen von beliebigen Profilen zu schaffen, bei der mit konstruktiv einfachen Mitteln
endlose Gießstränge aus Kupfer bzw. Kupferlegierungen bei einem Minimum von metallischen
Verlusten in die gewünschte Abgabequalität sowie -formate zur späteren Kaltumformung
gebracht werden.
[0007] Die Erfindung erreicht dieses Ziel durch die Merkmale des Verfahrensanspruches 1
und des Vorrichtungsanspruches 5.
[0008] Erfindungsgemäß wird das Band in einer vertikalen Lage stranggegossen, wobei das
Band nach seiner Erstarrung zentrisch abgezogen und direkt in eine Oberflächenbehandlungsmaschine
eingefädelt wird. Durch das exakte Führen des vertikal aus der Kokille austretenden
Stranges ist der Einsatz einer Einfädelmaschine nicht erforderlich. Bei einer Anlage
mit oszillierender Kokille und kontinuierlicher Strangbewegung sind darüber hinaus
keine besonderen Einrichtungen für die Anpassung der Oberflächenbehandlungsmaschine
an die Strangbewegung erforderlich.
[0009] Da durch das Vertikalgießen mit oszillierender Kokille nicht nur die bei stehender
Kokille auftretenden Ziehmarken wegfallen, sondern auch die Seigerungen die in geringem
Maße die Bandoberfläche beeinflussen, ist nur eine geringe Menge an Oberflächenmaterial
abzutragen.
[0010] Ein besonderes seigerungsfreies Produkt wird beim Einsatz einer hochfrequent bewegten
Vertikalkokille und linearer Strangabzugsgeschwindigkeit hergestellt.
[0011] Das nach dem Abtragen von Oberflächenmaterial fehlerfreie Band kann anschließend
beliebig behandelt werden, beispielsweise gebogen und unmittelbar danach aufgewickelt
werden. Dieses Verfahren ist von besonderer Bedeutung beim Stranggießen von zu Seigerungen
neigenden Legierungen, insbesondere von Zinn - Bronzen oder phosphordesoxidiertem
Kupfer. So können beispielsweise Zinn - Bronzen auf der Strangoberfläche durch Zinnanreichungen
spröde Phasen aufweisen, welche zur Bildung von Oberflächenrissen fuhren. Wird beispielsweise
ein solches Band ohne Vorbehandlung gebogen, so verstärken sich diese Risse in folgender
Weise:
Die Oberflächenrisse auf der Außenseite des gebogenen Bandes vertiefen sich, die Risse
auf der Innenseite werden zunächst zusammengedrückt, und werden beim späteren Zurückbiegen
durch das vorhergehende Stauchen besonders breit.
[0012] Erfindungsgemäß wird durch die Oberflächenabtragung noch im vertikalen Bereich des
Bandes die Sprödphase abgetragen, so daß anschließend das Band beliebig verformt werden
kann. Neben der Verbesserung der Bandqualität wird u. a. durch die Verminderung der
mechanischen Bearbeitung die Ausbringung erhöht und durch die Vermeidung von Oberflächenfehlern
das Produktionsprogramm deutlich erweitert.
[0013] Die erfindungsgemäße Anlage erfordert nur einen mit dem Fundament verbundenen Grundrahmen,
auf dem die Zieheinrichtung, die Oberflächenbearbeitungseinrichtung, die Trenneinrichtung
und ggfs. die Bandumlenkung angeordnet sind. Die üblicherweise höheren Investitionskosten
einer Vertikalanlage werden damit deutlich verringert.
[0014] Wird die Oberflächenbearbeitungsmaschine nach der Bandumlenkung in der Horizontalen
installiert, so wird eine äußerst aufwendige Bandrückbiege- und Richtmaschine zum
exakten Einfädeln des Bandes in die Oberflächenbearbeitungseinrichtung erforderlich.
[0015] Ein besonderer Vorteil bietet sich an bei einer Anordnung eines Köchers in Strangabzugsrichtung
unmittelbar unter der Trenneinrichtung, da damit die Produktion von besonders biegeempfindlichen
Material möglich wird.
[0016] Ein Beispiel der Erfindung ist in der beigefügten Zeichnung dargelegt.
[0017] Dabei zeigt die einzige Figur 1 eine auf einer Gießbühne 53 angeordneten Gießeinrichtung,
bestehend aus einem Verteiler 11, einem Hot-top 12, einer Kokille 13, die mit einem
Oszillationsantrieb 14 einschließlich Sekundärkühlung in Verbindung steht, welcher
über einem Kühlwasserverteiler 15 angeordnet ist, an dem Führungsrollen 16 vorgesehen
sind.
[0018] Aus der Gießeinrichtung wird ein Strang S durch eine Ausziehvorrichtung 22 in vertikaler
Richtung abgezogen. An die Ausziehvorrichtung 22 schließen sich in Bandführungsrichtung
eine Oberflächenbehandlungsmaschine, hier eine Fräsmaschine 23, sowie eine Trenneinrichtung,
hier eine Schere 24, an, die gemeinsam auf einem mit dem Hüttenfundament 51 verbundenen
Grundrahmen 21 angeordnet sind.
[0019] Die Einrichtungen zum Ausziehen 22, zur Oberflächenbehandlung 23 und zum Trennen
24 sind von einer Arbeitsbühne 52 erreichbar, welche eine Öffnung 54 aufweist, durch
die die Verbindung der Einrichtungen 22 bis 23 mit dem Grundrahmen 21 zuläßt.
[0020] Der Grundrahmen 21 nimmt eine Biegeeinrichtung 25 und eine Fördereinrichtung 41 auf.
Durch die Biegeeinrichtung 25 wird der Strang S in seiner Förderrichtung umgelenkt
und einer auf einen Grundrahmenteil 26 angeordneten Bandhaspel bzw. Bandeinrollmaschine
31 zugeführt.
[0021] Bei Öffnung oder Wegfall der Biegeeinrichtung 25 wird der Strang S oder der Kaltstrang
A von der Fördereinrichtung 41 einem im Hüttenfundament 51 vorgesehenen Köcher 42
zugeführt. Der Strang S selber kann - wie oben beschrieben - durch Schließen der Biegeeinrichtung
25 umgelenkt und eine Bandhaspel oder -einrollmaschine 31 zugeführt werden.
Positionsliste:
[0022]
- 11
- Gießeinrichtung
- 12
- Verteiler
- 13
- Hot-top
- 14
- Kokille
- 15
- Oszillationsantrieb und Sekundärkühlung
- 16
- Kühlwasserverteiler
- 17
- Führungsrollen
Maschinen
- 21
- Grundrahmen
- 22
- Auszieheinrichtung
- 23
- Oberflächenbehandlungseinrichtung
- 24
- Trenneinrichtung
- 25
- Förder- und Biegeeinrichtung
- 26
- Grundrahmenteil Wickeln
- 31
- Bandhaspel bzw. Bandeinrollmaschine vertikale Einrichtung
- 41
- Fördereinrichtung
- 42
- Köcher
Bühnen
- 51
- Hüttenfundament
- 52
- Arbeitsbühne
- 53
- Gießbühne
- 54
- Öffnung
- S
- Strang
- A
- Kaltstrang
1. Verfahren zum Stranggießen von endabmessungsnahen Gießformaten zur weiteren Kaltumformung
aus Nichteisenmetallen, insbesondere von Bändern, Stangen oder Rohren aus Kupfer oder
Kupferlegierungen, gekennzeichnet durch folgende Schritte:
a) Die Schmelze wird in einer Vertikalkokille kontinuierlich gegossen.
b) Der erstarrte Strang wird zentrisch geführt abgezogen und direkt in eine Oberflächenbehandlungsmaschine
eingefädelt.
c) Die Oberfläche des Stranges wird abgetragen.
d) Anschließend wird der bezüglich seiner Oberfläche fertige Strang vorgebbar quer
abgetrennt.
e) Abschließend werden die maßkorrekten Strangstücke der Anlage entnommen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertikalkokille insbesondere hochfrequent oszilliert und der Strang mit linearer
Geschwindigkeit nach unten gefördert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Strang vor seiner Entnahme aus der Anlage gebogen und gewickelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Strang bei Erreichen eines vorgebbaren Bundgewichtes quer abgetrennt wird.
5. Verfahren nach einem der oben genannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberflächenabtragtiefe kleiner 5 % der Strangdicke beträgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche des Stranges mechanisch abgetragen wird, z. B. durch eine Fräs-
oder Schäleinrichtung.
7. Anlage zum Vertikalgießen von endabmessungsnahen Gießformaten zur weiteren Kaltumformung
aus Nichteisenmetallen mit einem Verteiler, der mit einem Eingießtrichter in Verbindung
steht, welcher an eine senkrecht angeordnete Kokille angeschlossen ist, zur Durchführung
des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein mit einem Fundament (51) verbundener Grundrahmen (21) vorgesehen ist, auf
dem in Reihe eine Auszieheinrichtung (22〉, eine Oberflächenbearbeitungseinrichtung
(23), eine Quertrenneinrichtung (24) und eine Fördereinrichtung (25 bzw. 41) vorgesehen
sind.
8. Anlage nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberflächenbearbeitungseinrichtung (23) eine spanabhebende spanabhebende Maschine
ist, z. B. eine Fräs- oder Schälmaschine.
9. Anlage nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Quertrenneinrichtung (24) ein mechanisches Schneidegerät ist, z. B. eine Schere.
10. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Bandabzugsrichtung hinter der Quertrenneinrichtung (24) und der Fördereinrichtung
(41) sich ein Köcher (42) anschließt.
11. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die in Bandabzugsrichtung hinter der Quertrenneinrichtung (24) vorgesehene Fördereinrichtung
(25) zugleich als Biegeeinrichtung ausgebildet ist, an die sich eine Bandwickel- bzw.
Bandeinrolleinrichtung (31) anschließt.
12. Anlage nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Förder- und Biegeeinrichtung (25 ) und die Fördereinrichtung (41) in der Weise
ausgestaltet sind, daß der Einsatz eines Kaltstranges (A) erfolgen kann.