[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vorbehandlung natürlicher Fasern pflanzlichen
oder tierischen Ursprungs mit einer Vorbehandlungsflotte, die gegebenenfalls neben
anderen Textilhilfsmitteln anionische Netz- bzw. Dispergiermittel enthält, deren Gegenkationen
zu 5 - 100 Äquivalent-% aller Kationen Lithium darstellen.
[0002] Pflanzliche und animalische Textil-Materialien werden zu ihrer Naßveredelung einer
Reihe von Behandlungsschritten unterworfen. Hierzu zählen die Vorbehandlung, das Färben
oder Bedrucken, soweit die Textilien nicht als Weißware eingesetzt werden sollen.
In einem anschließenden Veredlungsprozeß ist die Nachbehandlung oder Ausrüstung zu
nennen. Zur Vorbehandlung zählen das Waschen, das Abkochen, Beuchen und das Bleichen
des nativen Rohmaterials. Notwendig ist diese Bleiche oder Vorbehandlung einerseits,
um natürliche, farbige Baumwollbestandteile zu entfernen und somit durch deren Entfernung
den Weißgrad des textilen Folgeproduktes zu erhöhen. Andererseits stören diese natürlichen
Baumwollbestandteile beim Färben brillanter Nuancen, so daß eine gleichmäßige Aufhellung
des zu färbenden Untergrundes notwendig ist, um den gewünschten Farbton nach der Färbung
zu erzielen.
[0003] Zusätzlich wird durch den Bleichvorgang eine intensive Reinigung des Rohmaterials
erreicht, und durch die Vorbehandlung werden wachstumsbedingte, morphologische und
endogene Materialunterschiede der nativen Cellulose ausgeglichen, was einerseits zu
höherem Farbstoffaufbauvermögen, andererseits zu gleichmäßigeren Warenbildern führt
und zu besseren Warenlaufeigenschaften bei nachgeschalteten Naßveredlungsprozessen
führt.
[0004] Bei der bisher durchgeführten Vorbehandlung, beispielsweise durch Bleichen, werden
bereits hohe Weißgrade erzielt. Hierbei wird aber häufig neben der gewünschten Bleiche
bereits ein teilweiser Abbau der natürlichen Faser beobachtet, was sich in einer verminderten
Materialfestigkeit äußert. Es wurden daher Möglichkeiten gesucht, im Vorbehandlungsverfahren
die bisherige Wasch- bzw. Bleichwirkung zu erhalten oder zu verbessern, dabei einen
Angriff auf die Fasern zu vermindern, die Verbesserung des Warengriffs zu erreichen
und die Morphologie der Fasern für eine nachfolgende Anfärbung mit Sulfogruppenhaltigen
Direkt- oder Reaktivfarbstoffen weiter zu vergleichmäßigen. Es wurde gefunden, daß
dies möglich ist, wenn man zur Vorbehandlung Flotten einsetzt, die anionische Netz-
bzw. Dispergiermittel enthalten, deren Kationen mindestens teilweise Lithium darstellen.
[0005] Bisher ist es lediglich bekannt, Färbungen in Gegenwart von Li-Kationen vorzunehmen.
So beschreibt EP 511 571 den Zusatz wasserlöslicher Li-Verbindungen, insbesondere
LiHCO₃, zur wäßrigen Farbstoffzubereitung. JP 72/43 155 beschreibt die Färbung von
Fasern und Kunststoffen mit kationischen Farbstoffen in Gegenwart grenzflächenaktiver
Verbindungen, die Li-Salze sein können.
[0006] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vorbehandlung natürlicher Fasern pflanzlichen
oder tierischen Ursprungs oder deren Gemischen mit synthetischen Fasern mit einer
Vorbehandlungsflotte, die anionische Netz- bzw. Dispergiermittel enthält, wobei weiterhin
Bleichmittel und/oder Bleichstabilisatoren und/oder Tenside und/oder nicht-ionische
Komponenten für die Textilbehandlung anwesend oder abwesend sind, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß die Kationen der anionischen Netz- bzw. Dispergiermittel zu 5 - 100 Äquivalent-%
Lithium und zu 95 - 0 Äquivalent-% eines oder mehrere aus der Gruppe von Na⁺, K⁺,
Ammonium, Ca⁺⁺ und Mg⁺⁺ darstellen.
[0007] Erfindungsgemäß vorzubehandelnde natürliche Fasern pflanzlichen oder tierischen Ursprungs
sind beispielsweise Baumwolle, Regeneratcellulose, Leinen, Jute, Sisal, Wolle, Seide,
deren Gemische untereinander oder deren Gemische mit synthetischen Fasern, wie Polyamid,
Polyester oder Polyacrylnitril. In solchen Gemischen liegt die natürliche Faser in
einer Menge von 10 - 95 Gew.-% vor. In bevorzugter Weise sind die natürlichen Fasern
pflanzlichen Ursprungs, besonders bevorzugt Baumwolle und Leinen sowie deren Gemische
mit den erwähnten synthetischen Fasern.
[0008] Als Formen der Vorbehandlung seien beispielsweise das Waschen, das Abkochen, Beuchen
und das Bleichen, in bevorzugter Weise das Abkochen und das Bleichen, in besonders
bevorzugter Weise das Bleichen genannt.
[0009] Erfindungsgemäß enthalten die Vorbehandlungsflotten anionische Netzmittel (I), anionische
Dispergiermittel (II) oder Gemische beider, die als Gegenkation zu mindestens 5 Äquivalent-%
Lithium enthalten. Solche anionische Netz- bzw. Dispergiermittel sind in bevorzugter
Weise Phosphate, Sulfate, Sulfonate, Carboxylate oder ein Gemisch mehrerer von ihnen.
[0010] Beispiele für (I) sind:
1. Dialkyl- bzw. Diarylphosphate der allgemeinen Formel:

worin
- R
- für C₄-C₂₀ oder Aryl steht,
- R¹
- für Wasserstoff, Methyl, Ethyl oder Phenyl steht und
- n
- für eine Zahl von 0 bis 6 steht.
2. Fettalkoholsulfonate bzw. Sulfate der folgenden Formel:
R²O(CH₂CHR³O)nCH₂CH₂-A-Li⁺,
worin
- R²
- für C₁₂-C₂₂-Alkyl, C₁₂-C₂₂-Alkenyl oder C₁₂-C₂₂-Cycloalkyl steht,
- R³
- für Wasserstoff, Methyl, Ethyl oder Phenyl steht,
- n
- für eine Zahl von 12 bis 60 steht, und
- A
- für eine anionische Gruppe, insbesondere SO₄- oder SO₃-, steht,
3. Sulfonierte Ricinusöle (Türkischrotöle) in Form von Lithiumsalzen.
4. Li-alkylarylsulfonate mit insgesamt 12 - 24 C-Atomen, wie z.B. die Dodecylbenzolsulfonsäure
als Lithiumsalze.
5. Sulfonierte Säureamide aus höhermolekularen ungesättigten Fettsäuren der allgemeinen
Formel

wobei
- R⁴ und R⁵
- unabhängig voneinander für C₁-C₆-Alkyl stehen
- x
- eine ganze Zahl von 12 - 18 und
- y
- eine ganze Zahl von 1 - 3 bedeuten,
z.B. das Sulfatierungsprodukt des Ölsäurediisobutylamids:
6. Alkylierte Naphthalinsulfonsäuren als Lithiumsalze, z.B.:

(statt i-C₄H₉ auch anderes C₁-C₄-Alkyl möglich).
7. Sulfobernsteinsäureester mit der allgemeinen Formel

worin
- R⁶ und R⁷
- unabhängig voneinander für C₆-C₂₂-Alkyl oder C₆-C₂₂-Alkenyl stehen.
8. α-Sulfo-Fettsäureester

worin
- R⁸ und R⁹
- unabhängig voneinander für C₆-C₁₈ stehen.
[0011] Beispiele für (II) sind:
1. Sulfonierte aromatische Kondensationsprodukte, beispielsweise aus Naphthalin, Formaldehyd
und Schwefelsäure als Lithiumsalze, insbesondere der Formel

worin x eine Zahl von 1 - 3 darstellt.
2. Verbindungen der Formel

worin
- R¹⁰
- unabhängig vom jeweiligen Auftreten für C₄-C₁₂-Alkyl, C₁-C₁₂-Alkoxy, Phenyl, Cyclohexyl
oder C₂-C₈-Hydroxyalkoxy steht,
- R¹¹
- unabhängig voneinander für Wasserstoff oder C₁-C₄-Alkyl steht,
- x
- für eine Zahl von 1 bis 10 steht und
- y
- unabhängig voneinander für Zahlen von 1 bis x + 1 steht.
3. Polykondensate aus
a) verschiedenen Alkylsulfonsäuren mit Halogenarylsulfonsäuren, wobei die Hauptkomponente
folgender Formel entspricht:

worin
- R¹²
- für C₆-C₂₂-Alkyl oder C₆-C₂₂-Alkenyl steht.
b) reaktionsfähigen Alkylarylverbindungen mit aromatischen Sulfonsäuren, wie z.B.
Benzylchlorid mit Naphthalinsulfonsäure, wobei die Hauptkomponente folgender Formel
entspricht:

worin
- x
- für 1 - 3 steht.
c) Diphenyletherderivate u.ä. mit Arylsulfonaten und Formaldehyd, wobei die Hauptkomponente
folgender Formel entspricht:

worin
- x
- für 1 - 3 steht.
d) Kresolsulfonsäuren mit Formeldehyd, wobei die Hauptkomponente folgender Formel
entspricht:

worin für
- x
- 1 - 3 steht.
e) Harnstoff-Formaldehyd mit Phenolsulfonsäure, wobei die Hauptkomponente folgender
Formel entspricht:

worin
- x
- = 1 oder 2 und
- y
- = 1 oder 2 sein können.
4. Verbindungen der Formel

worin
- R¹³
- für C₆-C₂₂ steht.
[0012] Die anionischen Netz- bzw. Dispergiermittel (I) bzw. (II) sind bekannte Verbindungen,
die auf bekannte Weise hergestellt werden können. Erfindungsgemäß erfolgt nun ihre
Neutralisation mindestens teilweise mit LiOH, Li₂CO₃, LiHCO₃ oder anderen Li-Salzen
schwacher Säuren. Liegen hergestellungsbedingt die Na-, K- oder Ammonium-Salze vor,
wird die freie Säure von (I) bzw. (II) mit Hilfe eines sauren Ionenaustauschers erhalten
und anschließend mit einer der oben genannten Li-Verbindunngen neutralisiert. Ebenso
wie mehrere der genannten Netzmittel (I) als Gemisch in einer Vorbehandlungsflotte
für das erfindungsgemäße Verfahren vorliegen können oder mehrere Dispergiermittel
(II) vorliegen können, können auch Gemische von Stoffen aus der Gruppe (I) mit Stoffen
der Gruppe (II) vorliegen. Ebenso ist es möglich, daß neben dem Li-Kation auch andere
Kationen von Na, K-, Ammonium, Ca oder Mg neben Li vorliegen können. Erfindungsgemäß
liegen 5 - 100 Äquivalent-% Li und 95 - 0 Äquivalent-% eines oder mehrerer der anderen
Kationen vor. Wichtig ist, daß pro 100 g vorzubehandelnder Faser 0,02 - 5 g, bevorzugt
0,1 - 2 g Li-Kationen enthaltende Netz- bzw. Dispergiermittel in der Vorbehandlungsflotte
vorliegen.
[0013] In einer weiteren Variante können Li-haltige (I) bzw. (II) auch in der Vorbehandlungsflotte
aus nicht Li-haltigen Netz- bzw. Dispergiermitteln und zugesetzten Li-Verbindungen
aus der Gruppe von LiOH, anorganischen und organischen Li-Salzen gebildet werden.
[0014] Des weiteren können der Vorbehandlungsflotte noch übliche nicht-ionische Komponente
(III) zugesetzt werden, wie z.B.
1. Alkoxylierte C₈-C₂₀-Fettalkohole mit 2 bis 12 Ethylenoxid (EO)- bzw. Propylenoxid
(PO)-Einheiten,
2. Alkoxylierte C₇-C₂₀-Alkylphenole mit 2 bis 12 EO bzw. PO sowie
3. ε-Caprolactam,
4. Polyvinylpyrrolidone.
[0015] Die erfindungsgemäßen Vorbehandlungsflotten enthalten die Alkalisalze von (I) und
(II) in einer Gesamtmenge von 0,2 - 20 g/l, bevorzugt 0,5 - 10 g/l, wobei eines oder
mehrere Netzmittel (I) oder eines oder mehrere Dispergiermittel (II) oder Gemische
(I) und (II) eingesetzt werden. Die Alkalisalze liegen im angegebenen Umfang mindestens
teilweise als Li-Salze vor. Falls ein anderes Kation neben Li⁺ vorliegt, ist dies
bevorzugt Na⁺.
[0016] Das erfindungsgemäße Vorbehandlungsverfahren kann in Form des Ausziehverfahrens oder
in Form des Foulard-Verfahrens durchgeführt werden. Als Temperaturbereich kommt der
von 20°C - 110°C in Frage, wobei das Abkochen als Vorbehandlung bevorzugt im oberen
Teil dieses Bereiches, nämlich von 70 - 98 °C, durchgeführt wird, während Waschen
und Bleichen im gesamten Temperaturbereich ausgeführt werden können. Die Dauer der
Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist abhängig vom Grad der Verfärbung bzw.
Verschmutzung und ist für den Fachmann klar erkennbar.
[0017] Die erfindungsgemäße Form der Vorbehandlung als Bleiche wird so durchgeführt, daß
der Flotte als Bleichmittel ein Hypochlorit, Wasserstoffperoxid, ein anderes Peroxid,
eine Per-Verbindung, Ozon oder mehrere von ihnen getrennt oder gleichzeitig zugesetzt
werden. Bevorzugt wird Hypochlorit, Wasserstoffperoxid, Peroxid oder eine Per-Verbindung,
in besonders bevorzugter Form Wasserstoffperoxid, ein Peroxid oder eine Per-Verbindung
zugesetzt. Bei der erfindungsgemäßen Durchführung der Vorbehandlung in Form der Bleiche
kann das anionische Netz- bzw. Dispergiermittel (I) bzw. (II) vor oder während des
Bleichens eingesetzt werden.
[0018] Das Netz- bzw. Dispergiermittel (I) bzw. (II) kann auch in der Vorbehandlungsflotte
aus nicht Li-haltigem (I) bzw. (II) und zugesetzter Lithium-Verbindung aus der Gruppe
von LiOH, anorganischen oder organischen Li-Salzen gebildet werden.
[0019] Für den Fall der Verwendung von Wasserstoffperoxid, anderen Peroxiden oder Per-Verbindungen
ist es günstig, Bleichstabilisatoren einzusetzen. Als Bleichstabilisatoren kommen
beispielsweise folgende Verbindungsklassen in Frage:
- Phosphorverbindungen, wie Tripolyphosphate, Ortho-phosphate, Hydroxyethan-1,1-diphosphonsäure
und 2-Phosphonobutan-1,2,4-tricarbonsäure,
- Magnesium-Salze von Aminopolycarbonsäuren,
- Ethylendiamin-tetraessigsäure und deren Salze,
- Polyacrylsäuren und deren Derivate sowie
- Gluconsäure.
[0020] Die Stabilisatoren enthalten vielfach Mischungen der oben aufgeführten Wirkstoffe,
wie beispielsweise:
- Gluconsäure und Natriumpyrophosphat,
- Polyacrylsäureamid, Hexamethaphosphat und Ortho-Phosphat,
- Gluconsäure-natriumsalz und Ethylendiamin-tetraessigsäure-natriumsalz,
- Ethylendiamin-tetraessigsäure und Hydroxyethan-1,1-diphosphonsäure oder
- Gluconsäure, 2-Phosphonobutan-1,2,4-tricarbonsäure und Ethylendiamintetraessigsäure.
[0021] Grundsätzlich können zur Herstellung der erfindungsgemäß einzusetzenden Vorbehandlungsflotte
die genannten Netzmittel (I), Dispergiermittel (II) und gegebenenfalls nicht-ionische
Komponenten (III) sowohl einzeln als auch in beliebigem Gemisch untereinander eingesetzt
werden. Für den Fall der Verwendung eines Bleichstabilisators wird dieser jedoch stets
separat zugesetzt; auf den Einsatz eines Bleichstabilisators kann auch verzichtet
werden.
[0022] Zur Bleiche von beispielsweise Rohbaumwolle werden heute im wesentlichen zwei Bleichmethoden
eingesetzt:
a) die Bleiche von Rohbaumwolle mit chlorhaltigen Bleichchemikalien. Mittels dieses
Bleichprozesses ist ein sehr hoher Weißgrad und ein sehr guter Warengriff erreichbar.
Wegen der hohen Umweltbelastung mit chlorhaltigen Baumwollabbauprodukten ist dieses
Verfahren aus Umweltschutzgründen stark kritisiert worden.
b) die Bleiche von Rohbaumwolle mittels Peroxiden, hauptsächlich mittels Wasserstoffperoxid.
Eine charakteristische Bleichrezeptur für Rohbaumwolle im Ausziehverfahren ist die
folgende:
4 ml/l H₂O₂ (30 %ig)
2,5 ml/l NaOH, (32 Gew.-%)
4 g/l Stabilisator zur Stabilisierung von H₂O₂
0,1 - 1 g/l eines nicht Li-haltigen Netz-/Dispergiermittels und
0,1 - 2 ml/l Entschäumer.
[0023] Die genannte H₂O₂-Bleichflotte wird erfindungsgemäß durch Li-haltiges (I) bzw. (II)
ergänzt. Hierbei wird überraschenerweise auch bei Abwesenheit üblicher Weichmacher
eine deutliche Verbessrung des Warengriffs beobachtet.
[0024] Es ist weiterhin überraschend, daß durch Zugabe der Li-Salze von (I) bzw. (II) zum
Bleichbad die im folgenden Veredlungsschritt durchgeführte Färbungen mit Reaktiv-,
Substantiv-, Küpen-, Naphthol- und Schwefelfarbstoffen gleichmäßigere und zusätzlich
tiefere Einfärbungen ergeben. Weiterhin ist die sogenannte Wiederbenetzbarkeit des
behandelten Materials verbessert. Die erfindungsgemäße Vorbehandlung mit Li-haltigen
(I) bzw. (II) verringert offensichtlich wachstumsbedingte Materialunterschiede und
ebenso mechanisch bedingte Materialunterschiede, wie sie beispielsweise bei textilen
Schmirgelprozessen eintreten, so daß die obengenannten Vergleichmäßigungen und daraus
resultierenden textilen Verbesserungen eintreten.
[0025] Folgende Einsatzgebiete der erfindungsgemäßen Vorbehandlung seien besonders herausgestellt:
1. Einsatz von Li-haltigen (I) bzw. (II) als Zusatzchemikalien für die Peroxid-Bleiche
im Ausziehverfahren aus langer und kurzer Flotte und im Bleichverfahren auf kontinuierlich
und diskontinuierlich arbeitenden Bleichaggregaten, wobei Baumwolle, Baumwolle/Leinen,
Baumwolle/Viskose, Baumwolle/Modal, Viskose/Leinen, Baumwolle/Polyester, Baumwolle/Polyamid
in Betracht kommen.
2. Einstz von Li⊕-haltigen (I) bzw. (II) als Zusatzchemikalien für die Peroxidbleiche in Kontinueverfahren
unter atmosphärischen Bedingungen oder bei Raumtemperatur oder bei Kochtemperatur
unter Hochtemperaturbedingungen, wobei die unter 1. aufgeführten Materialien veredelt
werden.
3. Einsatz der Li-haltigen (I) bzw. (II) im Vorbehandlungsverfahren in Form des Ausziehverfahrens
aus langer und kurzer Flotte und auf kontinuierlich und diskontinuierlich arbeitenden
Vorbehandlungsaggregaten, wobei Baumwolle, Baumwolle/Leinen, Baumwolle/Regeneratcellulose,
Regeneratcellulose/Leinen, Baumwolle/Polyester, Baumwolle/Polyamid bevorzugt in Betracht..
4. Einsatz der Li-haltigen (I) bzw. (II) zum Ausgleich morphologischer Materialunterschiede
im Hinblick auf nachfolgende textile Naßverarbeitungsprozesse, bevorzugt wiederum
als Zusatzmittel in Peroxidbleichprozessen. Hierbei kommen Baumwolle, Baumwolle/Leinen,
Baumwolle/Viskose, Baumwolle/Modal, Viskose/Leinen bevorzugt in Betracht.
Beispiele
[0026] In den folgenden Beispielen wurden u.a. folgende Hilfsmittel eingesetzt (geschützte
Warenzeichen der Fa. Bayer AG; alle Angaben in Gew.-%):
BAYSTABIL UBD®: 17 % Gluconsäure (z.T. als Na-Salz), 2 % MgO, 10 % Na-citrat, 71 %
H₂O; BAYSTABIL LF®: 4 % Na-gluconat, 3,5 % Phosphono-butanotetracarbonsäure, 5 % MgCl₂·6H₂O,
7 % Nitrilotriessigsäure, Rest Wasser; BAYSTABIL DB: 32 % Na-gluconat, 7 % MgCl₂·6H₂O,
4,5 % Phosphonobutanotetracarbonsäure, Rest Wasser; ERKANTOL NR: 42,5 % C₈-C₁₂-Fettalkohol
+ 6 Ethylenoxid, 42,5 % C₆-C₈-Alkohol + 6 Propylenoxid + 15 % H₂O, LEVAPON TH flüssig:
36 % Na-C₁₂-C₁₈-alkylsulfonat, 19,5 % C₁₂-C₁₈-Fettalkohol + 3 Ethylenoxid, 10 % i-Propanol,
34,5 % H₂O; BAYSOLEX K: 8,5 % Na-gluconat, 6 % Na-citrat, 19 % Na-C₁₂C₁₈-alkylsulfonat;
Rest H₂O.
Beispiel 1
[0027] 1 000 g Baumwolle/Leinen-Gewebe (Mischungsverhältnis 1:1) wurden in einem Imprägnierfoulard
bei 23°C durch eine Mischung, bestehend aus
10 ml/l BAYSTABIL UBD®,
75 ml/l Natronlauge 38° Bé (32 Gew.-%),
60 ml/l Wasserstoffperoxid, 35 %,
4 ml/l C₁₀-C₁₈-Fettalkohol + 6 Ethylenoxid (90 %ig in H₂O),
2 ml/l ERKANTOL NR®,
3 ml/l LEVAPON TH fl.® und
5 ml/l einer Hilfsmittelmischung A, bestehend aus
10,0 % Diisooctylphoshat, Li-Salz
9,0 % ε-Caprolactam
5,0 % 2-Phsophonobutan-1,2,4-tricarbonsäure, Na-Salz
10,0 % Methyldiglykol
12,0 % Propylenglykol
54,0 % Wasser
so imprägniert daß die Bleichflotte bei einer Flottenaufnahme von 70 % insgesamt 24
Stunden auf das Textilmaterial einwirkte.
[0028] Mit gleichem Erfolg können auch die in der folgenden Tabelle 1 aufgeführten Mischungen
als A eingesetzt werden:

[0029] Anschließend wurde 2 x im Flottenverhältnis 1:10 bei 80°C gespült und das Material
getrocknet.
Beispiel 2
[0030] 1 000 g Viskose/Leinen-Material (Mischungsverhältnis 1:1) wurden auf einem Jigger-Aggregat
im Flottenverhältnis 1:8 insgesamt 60 min bei 95°C mit einer Vorbehandlungsflotte
behandelt, der 2 ml/l der erfindungsgemnäßen Hilfsmittelmischung aus Beispiel 1 zugesetzt
wurden.
[0031] Nach beendeter Behandlung wurde das Material 1 mal im Flottenverhältnis 1:10 gespült
und getrocknet.
[0032] Anschließend wurde das Material im Klotz-Kaltverweil-Verfahren mit Reaktivfarbstoffen
wie üblich gefärbt.
Beispiel 3
[0033] 100 kg Baumwolle Single Jersey wurden auf einer Haspelkufe im Flottenverhältnis 20:1
mit einer Bleichflotte, bestehend aus
0,2 g/l MgSO₄
0,3 ml/l BAYSTABIL LF®
1,0 ml/l C₁₂-C₁₈-Fettalkohol + 5 Ethylenoxid
3,0 ml/l NaOH 38° Bé (32 Gew.-%)
6,0 ml/l H₂O₂ 35 %
und 2,0 ml der erfindungsgemäßen Substanzmischung A
in 45 Minuten von 50°C auf 95°C aufgeheizt und anschließend 60 Minuten bei 95°C behandelt.
[0034] Nach Ablassen der Bleichflotte wurde im Flottenverhältnis 1:20 2x gespült.
Beispiel 4
[0035] 25 kg konfektioniertes Baumwollmaterial wurde in einem Paddel Färbeaggregat im Flottenverhältnis
30:1 mit einer Bleichflotte, bestehend aus
0,2 g/l MgSO₄
0,3 ml/l BAYSTABIL LF®
1,0 ml/l C₁₂-C₁₈-Fettalkohol + 5 Ethylenoxid
3,0 ml/l NaOH 38° Bé (32 Gew.-%)
5,0 ml/l H₂O₂ 35 %
und 5,0 ml/l der erfindungsgemäßen Substanz A behandelt.
[0036] In 30 Minuten wurde von 25°C auf 95°C aufgeheizt und anschließend 20 Minuten bei
95°C behandelt. Die Behandlungsflotte wurde auf 50°C abgekühlt, und anschließend wurde
das Material 2 x im Flottenverhältnis 1:30 mit kaltem Wasser gespült.
Beispiel 5
[0037] 100 kg Baumwoll-Maschenware wurden in einer kontinuierlich betriebenen Unterflottenbleiche
mit folgender Bleichflotte behandelt:
0,15 g/l MgSO₄
5,00 ml/l BAYSTABIL DB®
0,50 ml/l Phosphonobutano-tetracarbonsäure, Na-Salz (50 %ig in H₂O)
10,00 ml/l Wasserglas 37° Bé, d = 1,39 g/ml (ca.14 % NaOH, ca. 27 % SiO₂)
10,00 ml/l NaOH 38° Bé (32 Gew.-%)
28,50 ml/l H₂O₂ 50 %
5,00 ml/l BAYSOLEX K®
10,00 ml/l der erfindungsgemäßen Substanz A.
[0038] Das im Flottenverhältnis 1:1 imprägnierte Material wurde 20 Minuten bei 100°C gedämpft
und anschließend 1 x bei 90°C und 1 x bei 60°C gespült.
Beispiel 6
[0039] 500 kg Baumwoll-Gabardine-Webware wurden bei einer Flottenaufnahme von 100 % mit
einer Bleichflotte im Klotz-Kaltverweil-Verfahren 24 Stunden behandelt. Die Bleichflotte
hatte die folgende Zusammensetzung:
0,2 gl/l MgSO₄
5,0 ml/l BAYSTABIL LF®
2,0 ml/l Phosphonobutano-tetracarbonsäure, Na-salz (50 %ig in H₂O)
15,0 ml/l Wasserglas 37° Bé, d = 1,39 g/ml (ca. 14 % NaOH, ca. 27 % SiO₂)
25,0 ml/l NaOH 38° Bé (32 Gew.-%)
45,0 ml/l H₂O₂ 35 %
2,0 ml/l C₁₀-C₁₈-Fettalkohol + 6 Ethylenoxid (90 %ig in H₂O)
5,0 g/l K₂SO₅
10,0 ml/l der erfindungsgemäßen Substanz A
Beispiel 7
[0040] 100 kg Baumwolle/Polyester Scherplüsch (Mischungsverhältniss 80:20) wurden bei einer
Flottenaufnahme von 115 % bei 25°C 24 Stunden mit folgender Bleichflotte behandelt:
0,2 g/l MgSO₄
5,0 ml/l BAYSTABIL LF®
2,0 ml/l Phosphonobutno-tetracarbonsäure, Na-salz (50 %ig in H₂O)
15,0 ml/l Wasserglas 37° Bé, d = 1,39 g/ml (ca. 14 % NaOH, ca. 27 % SiO₂)
25,0 ml/l NaOH 38° Bé (32 Gew.-%)
45,0 ml/l H₂O₂ 35 %
2,0 ml/l C₁₀-C₁₈-Fettalkohol + 6 Ethylenoxid (90 %ig in H₂O),
5,0 g/l K₂SO₅
10,0 ml/l der erfindungsgemäßen Substanz A
1. Verfahren zur Vorbehandlung natürlicher Fasern pflanzlichen oder tierischen Ursprungs
oder deren Gemischen mit synthetischen Fasern mit einer Vorbehandlungsflotte, die
anionische Netz- bzw. Dispergiermittel enthält, wobei weiterhin Bleichmittel und/oder
Bleichstabilisatoren und/oder nicht-ionische Komponenten für die Textilbehandlung
anwesend oder abwesend sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Kationen der anionischen
Netz- bzw. Dispergiermittel zu 5 - 100 Äquivalent-% Lithium und zu 95 - 0 Äquivalent-%
eines oder mehrere aus der Gruppe von Na⁺, K⁺, Ammonium, Ca⁺⁺ und Mg⁺⁺ darstellen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei den natürlichen
Fasern um solche pflanzlichen Ursprungs, bevorzugt um Baumwolle bzw. Leinen handelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Vorbehandlung das Abkochen
oder das Bleichen, bevorzugt das Bleichen durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Bleichmittel ein Hypochlorit,
Wasserstoffperoxid, ein Peroxid, eine Per-Verbindung, Ozon oder mehrere von ihnen,
bevorzugt Hypochlorit, Wasserstoffperoxid, ein Peroxid oder eine Per-Verbindung, besonders
bevorzugt Wasserstoffperoxid eingesetzt wird (werden).
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das anionische Netz- bzw. Dispergiermittel
ein Phosphat, Sulfat, Sulfonat, Carboxylat oder ein Gemisch mehrerer von ihnen ist.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das anionische Netz- bzw. Dispergiermittel
vor oder während des Bleichens eingesetzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Li-haltige Netz- bzw. Dispergiermittel
in der Vorbehandlungsflotte aus nicht Li-haltigen Netz- bzw. Dispergiermitteln und
zugesetzten Li-Verbindungen aus der Gruppe von LiOH, anorganischen und organischen
Li-Salzen gebildet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorbehandlungsflotten Netz-(I)
bzw. Dispergiermittel (II) in einer Gesamtmenge von 0,2-20 g/l, bevorzugt 0,5-10 g/l
enthalten.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß pro 100 g vorzubehandelnder
Faser 0,02 - 5 g, bevorzugt 0,1 - 2 g Li-Kationen enthaltende Netz- bzw. Dispergiermittel
eingesetzt werden.