(57) Es wird ein Nähfaden beschrieben, der wenigstens an seiner Oberfläche ein Produkt
aufweist, welches dem Faden Stabilität verleiht und beim Einnähen die Fadendehnung
erschwert, sich aber noch so elastisch verhält, daß er sich gut vernähen läßt.
Der Faden wird behandelt mit einem Gemisch aus einer wäßrigen Dispersion Carboxylgruppen
enthaltenden Styrol-Butadien-Mischpolymerisates und einer wäßrigen Dispersion eines
Copolymerisats aus Vinylacetat und Vinyllaurat.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Nähfaden gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] An einen Nähfaden werden vielfältige Anforderungen gestellt, insbesondere wenn er
maschinell verarbeitbar sein soll. Ein Problem der herkömmlichen Nähfäden ist die
Dehnung beim Vernähen und die anschließende sukzessive Rückstellung.
[0003] Ein wesentliches Qualitätsmerkmal einer Naht besteht darin, daß die beiden zu verbindenden
Flächengebilde über die Naht so verbunden werden, daß eine glatte Naht gewährleistet
ist und ein Nahtklaffen sowie ein Ausfransen vermieden werden. Nur so kann den funktionellen
und ästhetischen Anforderungen einer Naht entsprochen werden. Dieses Ziel wird jedoch
bisher nur unbefriedigend erreicht, weil praktisch alle Nähfäden Veranlassung zum
Nahtkräuseln geben.
[0004] Die Ursache dafür liegt darin, daß der Nähfaden beim Durchgang durch die Führungen
und durch den Fadenhebel der Nähmaschine zu stark gedehnt wird. Nach dem Nähvorgang
verkürzt sich der Nähfaden wieder auf seine Ausgangslänge (Memory-Effekt). Dadurch
kommt es dann in der Naht zum unerwünschten Nahtkräuseln, da der Faden sich nur durch
das Zusammenziehen der flexiblen Flächengebilde in der Naht wieder zurückbilden kann.
Die Rückbildung erfolgt sukzessive je nach der Stabilität des flexiblen Flächengebildes,
d.h. der zu vernähenden Materialien. Die Rückbildung des Fadens kann je nach Struktur
und Zusammensetzung innerhalb einer Stunde, aber ggfs. auch erst nach einigen Tagen
erfolgen. In bestimmten Fällen erfolgt die Rückbildung sogar erst nach einem oder
mehreren Wasch- oder Reinigungsvorgängen. Dies hängt im jeweiligen Einzelfall davon
ab, innerhalb welcher Zeiten und durch welche Vorgänge die im Gewebe enthaltenen Stabilisierungsmittel
durch die Wäsche oder Reinigung gelöst bzw. umgewandelt werden können.
[0005] Grundsätzlich kann gesagt werden, daß sich das Nahtkräuseln immer dann einstellt,
wenn die Rückbildungskraft des Nähfadens größer ist als die Stabilität des durch den
Nähfaden über die Naht verbundenen Materials.
[0006] Ein besonderes und bis heute nicht zufriedenstellend gelöstes Problem ergibt sich
beim Vernähen von zwei flexiblen textilen Flächengebilden. An den Schnitträndern,
an denen die Flächengebilde zusammengenäht werden, können durch bestimmte gegenläufige
Reißkräfte in der Naht Fäden (z.B. Kettfäden) aus dem Flächenverbund herausgelöst
werden; es entstehen Öffnungen. Die Reißkräfte können dabei durchaus den beim normalen
Gebrauch entstehenden Kräften entsprechen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Nähfaden zu schaffen, der so beschaffen
ist, daß durch die Dehnung beim Nähen die gewünschte Nahtfestigkeit erreicht wird,
aber die Rückstellkräfte ("Memory-Effekt") nicht auftreten können, die sonst innerhalb
eines Zeitraumes wirken.
[0008] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0009] Durch eine mit dem erfindungsgemäßen Faden hergestellte Naht an der Schnittkante
eines Textilteils läßt sich die Schiebefestigkeit von Schuß- und Kettfäden erhöhen.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0011] Durch die besonderen erfindungsgemäßen Maßnahmen wird erreicht, daß praktisch jeder
handelsübliche Nähfaden derart präpariert werden kann, daß die unerwünschten Eigenschaften
beim bzw. nach dem maschinellen Nähen vermieden werden.
[0012] Zu diesem Zweck wird der Faden derart durch eine Dispersion geführt, daß er mit der
Dispersion präparierend beschichtet wird. In Abhängigkeit von der Struktur des Nähfadens
wird dieser ggfs. auch mit der Dispersion derart getränkt, daß feine Poren und Zwischenräume
damit ausgefüllt werden bzw. bei mehrfädigen Garnen die einzelnen Fäden gegenseitig
miteinander verbunden werden. Anschließend wird die auf den Nähfaden auf- bzw. in
diesen eingebrachte Dispersion getrocknet, wodurch der Nähfaden seine Stabilisierung
erhält.
[0013] Durch diese Behandlung wird sowohl eine unerwünschte Dehnung des Nähfadens als auch
die daraus resultierende Rückbildung im Anschluß an den Nähvorgang vermieden. Es kommt
nach dem Nähvorgang und entsprechender Handhabung nicht mehr zu dem unerwünschten
Nahtkräuseln und Ausfransen der Kante.
[0014] Beim Nähen auf Automaten wird durch die stabilisierende Wirkung ggfs. auch ein Aufdrehen
der einzelnen Fäden eines Nähgarns verhindert. Es ergibt sich ein günstigeres Nahtbild
und eine höhere Nahtfestigkeit. Darüber hinaus wird ein unterbrechungsfreies Nähen
gewährleistet, indem das Nähgarn keinen Verschub in der Längsachse ("Drallstau") vor
den Spannungseinheiten unterliegt.
[0015] Für die Dispersion, durch die der Faden im Rahmen seiner Behandlung geführt wird,
hat sich ein Gemisch aus einer wäßrigen Dispersion eines Carboxylgruppen enthaltenden
Styrol-Butadien-Mischpolymerisates mit thermisch aktiven Gruppen als vorteilhaft erwiesen.
Es kann auch eine wäßrige Dispersion auf der Basis eines Copolymerisats aus Vinylacetat
und Vinyllaurat verwendet werden. Diesem Gemisch kann Triarylphosphatester als Weichmacher
zugefügt werden.
[0016] Die erwähnten Dispersionen können auch miteinander vermischt werden.
[0017] Eine andere günstige Zusammensetzung der Dispersionen besteht aus einem Gemisch aus
einer wäßrigen Dispersion eines Carboxylgruppen enthaltenden Styrol-Butadien-Mischpolymerisates
mit thermisch reaktiven Gruppen und einer wäßrigen Dispersion auf der Basis eines
Copolymerisats aus Vinylacetat-Vinyllaurat. Man kann weiterhin verwenden eine wäßrige
Dispersion auf der Basis eines Copolymerisats aus Styrol und Acrylsäureester.
[0018] Schließlich kann auch ein Gemisch aus Acrylat-Latex, Polychloropren-Latex, Acrylnitril-Butadien-Latex
(Copolymerisat aus Butadien und Metacrylsäure), Butadien-Styrol-Copolymer, Vinylacetat-Vinyllaurat,
Vinylacetat und Maleinsäureester, Vinylchlorid-Vinylacetat mit Weichmacher oder Vinylacetat-Ethylen
(mit oder ohne Antiblocking) Verwendung finden. Zur Verbesserung der Wasserabweisung
können Silikonharze als Pulver der Dispersion zugefügt werden.
[0019] Diesen Mischungen kann ggfs. ein Antiblockingmittel zugesetzt werden, zum Beispiel
eine Copolymer-Dispersion aus Acrylsäureester mit einer Mindest-Filmbilde-Temperatur
von über 100 Grad Celsius, gefällte Kieselsäure oder pyrogene Kieselsäure.
[0020] Ein in oben beschriebener Weise behandelter Nähfaden zeigt neben der mechanischen
Stabilisierung auch eine wasserabweisende Eigenschaft und eine Farbstabilisierung.
An sich nicht waschfeste Farben werden durch oben geschilderte Behandlung derart stabilisiert,
daß ein Auswaschen praktisch ausgeschlossen wird.
[0021] Für alle Kunststoffäden mit hoher Dehnung enpfiehlt es sich eine Kunststoff-Dispersion
zu wählen, die eine hohe Reißdehnung hat, beispielsweise alle Latices.
[0022] Als besonders vorteilhaft haben sich die Dispersionen auf der Basis eines Styrol-Butadien-Mischpolymerisate
mit thermisch aktiven Gruppen oder Acrylnitrit-Butadien-Latex erwiesen. Es können
aber auch Gemische aus Latex-Polyester-Polyurethan und ggfs. Dispersionen auf der
Basis eines Acrylsäure-Ester-Copolymers Verwendung finden.
[0023] Bei Nähfäden ohne hohe Dehnung könnte auf Latices ganz oder teilweise verzichtet
werden.
Beispiel 1 (für hohe Dehnung):
[0024] 20 bis 60 % Latex (Dispersion)
20 bis 60 % Polyester-Polyurethan-Dispersion
4 bis 20 % Phosphatester als Weichmacher
Beispiel 2 (für geringe Dehnung):
[0025] 20 bis 60 % Polyester-Polyurethan-Dispersion
20 bis 60 % Butadien-Styrol-Copolymer, Vinylacetat-Vinyllaurat (Dispersionen),
4 bis 20 % Phosphatester als Weichmacher.
[0026] Durch geeignete Auswahl können die jeweiligen Mischungen den physikalischen Beschaffenheiten
des Nähfadens angepaßt werden.
1. Nähfaden, dadurch gekennzeichnet, daß er wenigstens an seiner Oberfläche ein Produkt
aufweist, welches dem Faden Stabilität verleiht und beim Einnähen die Fadendehnung
erschwert, sich aber noch so elastisch verhält, daß er sich gut vernähen läßt.
2. Nähfaden nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er das erwähnte Produkt auch
in seinem Inneren aufweist.
3. Nähfaden nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Produkt
ein Gemisch ist aus einer wäßrigen Dispersion eines Carboxylgruppen enthaltenden Styrol-Butadien-Mischpolymerisates
mit thermisch aktiven Gruppen und einer wäßrigen Dispersion auf der Basis eines eines
Copolymerisats aus Vinylacetat und Vinyllaurat.
4. Nähfaden nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das erwähnte Produkt zusätzlich
Triarylphosphatester als Weichmacher enthält.
5. Nähfaden nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Produkt
ein Gemisch ist aus einer wäßrigen Dispersion eines Carboxylgruppen enthaltenden Styrol-Butadien-Mischpolymerisates
mit thermisch aktiven Gruppen und Vinylacetat-Vinyllaurat oder/und einer wäßrigen
Dispersion auf der Basis eines Copolymerisats aus Styrol und Acrylsäureester.
6. Nähfaden nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Produkt ein Acrylat-Latex-Polychloropren-Latex,
Acrylnitril-Butadien-Latex (Coplymerisat aus Butadien und Metacrylsäure), Butadien-Styrol-Copolymer,
Vinylacetat-Vinyllaurat (Emulgator Polyvinylalkohol), Vinylacetat mit Weichmacher
enthält.
7. Nähfaden nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Produkt
Vinylacetat-Ethylen (mit oder ohne Antiblocking) enthält.
8. Nähfaden nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Produkt
zusätzlich Siliconharze zur Verbesserung der Wasserabweisung enthält, die als Pulver
der Dispersion zugesetzt wurden.
9. Nähfaden nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Produkt die in den
Ansprüchen 3 bis 8 angegebenen Zusätze in geeigneter Kombination enthält.
10. Nähfaden nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
eine Dispersion auf der Basis eines Acrylsäure-Ester-Copolymer enthalten ist.
11. Nähfaden nach einem der Ansprüche 1, 2, 3 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
eine Copolymer-Dispersion aus Styrol und n-Butylacrylat enthalten ist.