[0001] Die Erfindung betrifft ein Oberflächenbeschichtungsverfahren zur Erzielung eines
Wurzelholzimitat-Effektes.
[0002] Aus Umweltschutz- und ökologischen Gründen wird die Verwendung von Naturwurzelhölzern,
beispielsweise im Fahrzeugbau, immer mehr eingeschränkt.
[0003] Unabhängig hiervon besteht ein großer Bedarf an einer optisch ansprechenden Gestaltung
der Oberflächen von Kunststoff-, Form-, Spritz- oder Gießteilen.
[0004] Es wurde daher bereits vorgeschlagen, einseitig klebende Folien aus Kunststoff mit
einem Wurzelholzimitat-Aufdruck zu versehen und dann diese Folien auf die Oberfläche
der optisch zu veredelnden Kunststoff- oder Metallteile aufzukleben. Schwierigkeiten
entstehen hierbei jedoch dann, wenn Rundungen, Ecken und Kanten von kompliziert geformten
Kunststoffteilen beschichtet werden sollen. Darüber hinaus erfordert eine derartige
Verfahrensweise eine äußerst sorgfältige Behandlung der Klebefolie, verbunden mit
einem hohen manuellen Geschick, so daß eine automatisierte Fertigung kompliziert geformter
Teile nahezu ausgeschlossen ist.
[0005] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Oberflächenbeschichtungsverfahren zur Erzielung
eines Wurzelholzimitat-Effektes vorzuschlagen, mit dem zum einen kompliziert strukturierte
und geformte Oberflächen beschichtet werden können und das zum anderen eine rationelle,
automatisierbare Fertigung gestattet.
[0006] Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt mit den Gegenständen der Patentansprüche
1,2 oder 10, wobei die Unteransprüche mindestens zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen
des Gegenstands der Erfindung darstellen.
[0007] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, entgegen bekannten Verfahren zur Erzielung
einer Imitatbeschichtung auf eine spezielle Spritztechnik zurückzugreifen, welche
in an sich bekannte Lackierstraßen implementierbar ist.
[0008] Erfindungsgemäß wird nach dem Auftragen einer den Grundton der späteren Imitatschicht
bestimmenden Füllerschicht unter kurzem Ablüften derselben eine in Wasser gelöste
Teiglasur durch Spritzen oder Streichen aufgebracht.
[0009] Auf die noch nicht getrocknete Teiglasurschicht wird dann ein Aufträufeln oder punktuelles
Aufspritzen von Alkohol, Isopropanol, Aceton, Äthylacetat od. dgl. oder ein Aufbringen
von Salz- oder Grobsalzkörnern vorgenommen. In diesem Verfahrensschritt bildet sich
eine für Wurzelholz typische Maserung aus, welche dann durch ein schnelles Trocknen
in einen überlackierbaren Zustand überführt wird. Vor dem Aufbringen einer Klarlack-Decklackierung
kann dann Zweckmäßigerweise mindestens eine eingefärbte Klarlackschicht aufgebracht
werden, wobei die Einfärbung entsprechend der jeweiligen Naturholzfarbe gewählt wird
und den plastischen Charakter und die spezielle Struktur des Wurzelholzes stärker
hervorhebt.
[0010] Die Erfindung soll nunmehr anhand mehrerer Ausführungsbeispiele näher erläutert werden.
[0011] Bei einem ersten Ausführungsbeispiel wird von einem Kunststoffmaterial ausgegangen,
welches zunächst kurz oberflächenseitig angelöst und ggf. mit einer Grundierung versehen
wird. Nach einem Ablüften wird ein Füller aufgetragen, wobei der Farbton des Füllers
den Grundton der späteren Holzimitation bestimmt. Beim ersten Ausführungsbeispiel
ist der Grundton des Füllers beige.
[0012] Parallel wird eine braune, zunächst pastöse Teiglasur mit sehr viel Wasser derart
dünn angerührt, daß sich eine Durchlaufzeit von 12-18 sec. im DIN-Becher ergibt. Die
Teiglasuraufbereitung ist wesentlich für das sich später ausbildende Wurzelholzimitat-Muster.
Die vorbereitete Teiglasur wird dann auf die Füllerschicht aufgespritzt oder aufgestrichen.
[0013] Bevor die Teiglasurschicht getrocknet ist, wird nun Brennspiritus locker und unregelmäßig
punktuell eingespritzt oder eingeträufelt. Ebenso ist das Aufbringen von einzelnen
Tropfen Spiritus mittels einer Pipette denkbar.
[0014] Es hat sich gezeigt, daß anstelle von Spiritus bzw. Alkohol auch Benzin, Isopropanol,
Aceton, Äthylacetat od. dgl. aufgeträufelt werden kann.
[0015] Im Ergebnis des erwähnten Aufträufelns findet eine Verdrängung von Komponenten der
Teiglasur statt, im Ergebnis dessen sich typische Wurzelholz-Strukturbilder abzeichnen.
[0016] Diese Strukturausbildung ist durch die Menge des aufgebrachten Spiritus od. dgl.
sowie den Trocknungsgrad der Teiglasurschicht steuerbar.
[0017] Anschließend erfolgt eine Trocknung der aufgebrachten Schichten beispielsweise im
Durchlaufofen bei 60° C und ca. 2 Minuten. Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt,
daß dieser Trockenprozeß schnell und ohne Unterbrechungen durchgeführt wird.
[0018] Nach der Trocknung wird ein Klarlack, beispielsweise ein Einkomponenten-Klarlack,
mit Einfärbung versehen, d.h. abgetönt aufgetragen, um eine weitere Verbesserung des
Holzimitatcharakters zu erzielen. Gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel wird eine braune
Teiglasur auf dem erwähnten beigen Füller aufgetragen und die Klarlackschicht braun
abgetönt.
[0019] Es hat sich gezeigt, daß eine graue Abtönung einen kalten Wurzelholzton, eine beige
bis braune Abtönung einen warmen Holzton ergibt.
[0020] Ebenso kann eine beliebige Farbgebung, beispielsweise pink, roserot, hell bis dunkelblau,
gelb, orange oder Zwischentöne hiervon erzielt werden. Gleichfalls ist eine metallische,
polychrome oder opalisierende Tönung erfolgreich erprobt worden.
[0021] Es ist möglich, die eingefärbte Klarlackschicht drei- bis fünfmal für entsprechend
tiefere Tönung aufzutragen. An dieser Stelle sei erwähnt, daß die Klarlacktönungsschichten
sowie die später aufgebrachten Deckschichten, die zweckmäßigerweise aus einem Zweikomponenten-Acryllack
bestehen, für die Haltbarkeit der erhaltenen Oberfläche wesentlich sind.
[0022] Das Aufbringen der eigentlichen Deckschicht bzw. der Deckschichten erfolgt in an
sich bekannter Weise, wobei ggf. zwischengeschliffen wird. Im Ergebnis dessen entsteht
ein quasi glasartiger Überzug, der insgesamt zu einem ansprechenden äußeren Erscheinungsbild
der derart oberflächenbehandelten Gegenstände führt.
[0023] Es sei an dieser Stelle erwähnt, daß neben Kunststoffen auch andere Materialien,
beispielsweise Metalle, in der vorstehend beschriebenen Weise behandelt werden können.
[0024] In einem zweiten Ausführungsbeispiel erfolgt die Untergrundbehandlung einschließlich
des Auftragens der wasserverdünnten Teiglasur in gleicher Weise. Auf den frischen
Untergrund, d.h. die noch nicht getrocknete Teiglasurschicht, wird Benzin dosiert
eingespritzt oder eingeträufelt, wodurch sich ein marmorierter Untergrund ergibt.
Sofort anschließend wird dann mit Spiritus oder hochprozentigem Alkohol ein weiteres
Einträufeln oder dosiertes Einspritzen vorgenommen. Alle anderen Schritte erfolgen
dann analog dem ersten Ausführungsbeispiel.
[0025] Bei diesem zweiten Ausführungsbeispiel ergibt sich eine besonders plastische Wirkung
der Holzimitat-Struktur.
[0026] Ganz allgemein ist angemerkt, daß große Spiritustropfen große Wurzelansätze ergeben.
Es kann also mit der Menge des aufzubringenden Spiritus od. dgl. auf bzw. in die Teiglasurschicht
die Größe und/oder die Verteilung der Wurzelholzansätze gezielt gesteuert werden.
[0027] In einem dritten Ausführungsbeispiel wird anstelle einer im Wasser gelösten Teiglasur
eine Wasserfarbe, beispielsweise Magiccolour, aufgestrichen oder auflackiert. Auf
die noch nicht getrocknete derart vorbereitete Fläche wird dann Spiritus aufgetropft
bzw. mit der Pipette oder anderen geeigneten Mitteln eingespritzt. Auch in diesem
Falle bildet sich eine Holzmaserungsstruktur aus.
[0028] Gemäß dem vierten Ausführungsbeispiel wird einschließlich des Aufbringens der Teiglasurschicht
wie im ersten Ausführungsbeispiel verfahren, wobei jedoch anstelle von Spiritus oder
dgl. die noch nicht getrocknete Teiglasurschicht mit Grobsalz bestreut wird.
[0029] Auch in diesem Fall bildet sich eine, jedoch feinere Wurzelholzstruktur aus, die
in der gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel beschriebenen Art und Weise weiterbehandelt
wird.
[0030] Alles in allem läßt sich für die Ausbildung des Holzimitatmusters bzw. der Holzimitatstruktur
festhalten, daß in eine wasserlösliche, insbesondere Teiglasurschicht Spiritus, Benzin,
Isopropanol, Aceton, Äthylacetat oder ähnliches locker und unregelmäßig punktuell
aufgespritzt bzw. eingebracht wird.
[0031] Nach einem schnellen Trocknungsprozeß erfolgt eine Weiterbehandlung, die der Verbesserung
der bereits vorliegenden Struktur und dem Erzielen einer ausreichenden Haltbarkeit
dient. Das Verfahren gemäß den vorgenannten Ausführungsbeispielen wurde erfolgreich
auf unterschiedlichen Untergrundmaterialien, beispielsweise Holz, Holzersatzstoffen,
Metall, Plastik, Polyester und ähnlichem erprobt. Um eine ausreichende Haftung der
einzelnen Schichten, insbesondere der Füllerschicht zu erreichen, ist jedoch eine
auf die jeweiligen Ausgangsmaterialien abgestimmte Grundbehandlung erforderlich.
[0032] Es sei angemerkt, daß das Aufbringen der Teiglasur bzw. von Kasinfarben sehr satt
erfolgt, wodurch ein besonders ungleichmäßiger, optisch an Naturwurzelholz-Strukturen
erinnernder Effekt erreichbar ist.
[0033] Gemäß einem fünften Ausführungsbeispiel wird ein Wurzelholzimitat-Effekt auf bzw.
hinter Glas erzeugt.
[0034] Bei diesem Ausführungsbeispiel wird eine Glasfläche zunächst gereinigt und entfettet.
Anschließend wird die gereinigte Fläche mit haftfähigem Klarlack oder transparentem
Haftvermittler beschichtet. Dieses Beschichten erfolgt zweckmäßigerweise in an sich
bekannter Spritztechnik.
[0035] Nach Trocknung der Klarlackschicht oder des transparenten Haftvermittlers wird die
wasserlösliche Teiglasur durch Streichen oder Spritzen aufgetragen. Auf die noch feuchte
Teiglasur wird, wie bei den vorangegangenen Ausführungsbeispielen beschrieben, Alkohol,
Spirituus, Isopropanol, Aceton, Äthylacetat, oder dgl. aufgeträufelt, tröpfchenweise
aufgespritzt oder mittels Pipette punktuell aufgetragen.
[0036] Nach abgeschlossener Trocknung der Teiglasur wird diese mit einer farbigen Acryllasur
beschichtet. Der Farbton der Acryllasur ist auf die Tönung der Teiglasur abgestimmt.
Anschließend wird die getrocknete Acryllasurschicht mit einer die Farbe der Wurzelholzimitatschicht
bestimmenden Grundierfarbe überzogen. Zum Schutz gegen Beschädigungen wird die Grundierschicht
mit Schutzlack abgedeckt. Als Schutzlack findet Acryllack, langölige Kunstharzfarbe,
Kunststoffarbe oder Ölfarbe Verwendung.
[0037] Bei diesem Ausführungsbeispiel kann in besonders ansprechender Weise eine Glasplatte,
z.B. für einen Clubtisch oder dgl. rückseitig dekorativ beschichtet werden, wodurch
die Vorteile einer kratzfesten Oberfläche mit der Wirkung des Holzimitat-Effektes
kombinierbar sind.
1. Oberflächenbeschichtungsverfahren zur Erzielung eines Wurzelholzimitat-Effektes,
gekennzeichnet
durch folgende Schritte:
- Auftragen einer Füllerschicht, wobei die Farbe der Füllerschicht den Grundton des
späteren Imitats bestimmt;
- Ablüften der Füllerschicht;
- Aufbereiten einer in Wasser gelösten Teiglasur;
- Auftragen der Teiglasurlösung auf die Füllerschicht;
- Aufträufeln bzw. punktuelles Aufbringen von Alkohol, Spiritus, Isopropanol, Aceton,
Äthylacetat od. dgl. auf die noch nicht getrocknete Teiglasurschicht zur Wurzelholzmuster-Ausbildung;
- schnelles Trocknen der vorhandenen Schichten;
- Auftragen mindestens einer ggf. eingefärbten Klarlackschicht und Trocknen derselben
sowie
- Auftragen mindestens einer Klarlack-Decklackierung.
2. Oberflächenbeschichtungsverfahren zur Erzielung eines Wurzelholzimitat-Effektes,
gekennzeichnet
durch folgende Schritte:
- Auftragen einer Füllerschicht, wobei die Farbe der Füllerschicht den Grundton des
späteren Imitats bestimmt;
- Ablüften der Füllerschicht;
- Aufbereiten einer in Wasser gelösten Teiglasur;
- Auftragen der Teiglasurlösung auf die Füllerschicht;
- verteiltes Aufbringen von Salzkörnern auf die noch nicht getrockene Teiglasurschicht
zur Wurzelholzmuster-Ausbildung;
- schnelles Trocknen der vorhandenen Schichten;
- Auftragen mindestens einer ggf. eingefärbten Klarlackschicht und Trocknen sowie
- Auftragen mindestens einer Klarlack-Decklackierung.
3. Oberflächenbeschichtungsverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Erzielen einer bräunlichen Wurzelholzstruktur die Farbe der Füllerschicht
beige und daß die mindestens eine Klarlackschicht beige bis braun eingefärbt ist.
4. Oberflächenbeschichtungsverfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Decklasurschicht derart dünn angerührt wird, daß sich eine Durchlaufzeit im
DIN-Becher von 10-18, vorzugsweise 12-15 Sekunden einstellt.
5. Oberflächenbeschichtungsverfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Teiglasurlösung durch Streichen oder Spritzen aufgebracht wird.
6. Oberflächenbeschichtungsverfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das schnelle Trocknen nach dem Aufträufeln bzw. Aufbringen von Materialien zur
Erzielung der Wurzelmusterausbildung in einem Durchlaufofen bei im wesentlichen 60°
C und einer Zeitdauer von im wesentlichen 2 Minuten erfolgt.
7. Oberflächenbeschichtungsverfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß anstelle von Teiglasur wasserlösliche Kaseinfarben verwendet werden.
8. Oberflächenbeschichtungsverfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß durch die Dicke der Teiglasur bzw. Kaseinfarbenschicht die spätere Farbigkeit
und Struktur des Wurzelholzimitats einstellbar ist.
9. Oberflächenbeschichtungsverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Teiglasurschicht durch Spritzen aufgetragen und anschließend ein gezieltes
Überstreichen der Lasurschicht zur Einstellung unterschiedlicher Schichtdicken und
strukturellen Verteilung der gelösten Bestandteile in der Teiglasurschicht erfolgt,
wodurch das Erscheinungsbild des Holzimitats variierbar ist.
10. Oberflächenbeschichtungsverfahren zur Erzielung eines Wurzelholzimitat-Effektes,
gekennzeichnet durch
folgende Schritte:
- Reinigen und Entfetten mindestens einer zu beschichteten Seite einer Glasplatte
oder sonstigen Glasfläche;
- Beschichten der gereinigten und entfetteten Fläche mit haftfähigen Klarlack oder
transparenten Haftvermittler;
- nach Trocknung der Klarlackschicht oder des transparenten Haftvermittlers erfolgendes
Aufbringen einer wasserlöslichen Teiglasurschicht;
- Aufträufeln bzw. punktuelles Aufbringen von Alkohol, Spiritus, Isopropanol, Aceton,
Äthylacetat oder dergleichen auf die noch nicht getrocknete Teiglasurschicht zur Wurzelholzmuster-Ausbildung;
- nach erfolgter Trocknung der Teiglasur Beschichtung dieser mit einer farbigen Acryllasur,
wobei der Farbton der Acryllasur auf die Tönung der Teiglasur abgestimmt ist;
- Auftragen einer Grundierfarbe mit einem Farbton zur Bestimmung der Grundfarbe der
Wurzelholzmuster-Imitatschicht und
- Auftragen mindestens einer Schutzlackschicht.