[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lenken einer Unterwasser-Abwehrwaffe in
den Nahbereich einer sich im Wasser bewegenden Angriffswaffe.
[0002] Spezielle Angriffsverfahren für Unterwasser-Abwehrwaffen gegen angreifende Torpedos
sind nicht bekannt, obwohl ein Bedarf erkennbar ist.
[0003] Bei der Bekämpfung schwimmender Ziele durch Torpedos ist das Angriffsziel im Regelfall
ein größeres Schiff mit entsprechend großer Trägheit beim Manövrieren; der angreifende
Torpedo hat dagegen eine vergleichsweise sehr geringe Masse und ebenfalls geringe
Abmessungen, so daß die Wendigkeit der Angriffswaffe wesentlich größer als diejenige
des Zieles ist und die Erfolgsaussichten für den ein manövrierendes Ziel angreifenden
Torpedo gut sind.
[0004] Für derartige Fälle kennt man an Angriffsverfahren vor allem die direkt zielorientierten
Verfahren, wie z. B. eine Hundekurvenlenkung mit und ohne Ablage oder ein Zieldeckungsverfahren
sowie verschiedene vorhaltbedingte Verfahren, beispielsweise die Proportionalnavigationsarten
mit und ohne Ablage sowie Tiefenregelungsverfahren mit Begrenzung.
[0005] Die Verwendung eines dieser Verfahren zum Lenken einer Unterwasser-Abwehrwaffe in
den Nahbereich eines angreifenden Torpedos erbringt nicht den gewünschten geringen
Passierabstand der Abwehrwaffe zur Angriffswaffe. Die unerwünscht großen Passierabstände
ergeben sich im Falle der zielorientierten oder Zielverfolgungsverfahren in der Nahphase
des Angriffes durch die sogenannten Hundekurvenklemmer und im Falle der Vorhalteverfahren
durch den Zeitbedarf für den Abbau eines einmal angelegten Vorhaltes beim Angriff
auf horizontal und/oder vertikal manövrierende Torpedos.
[0006] Man muß sich dabei vergegenwärtigen, daß die hier angesprochenen Unterwasser-Abwehrwaffen
klein, leicht, wendig und besonders schnell sein müßten, wenn man bei Anwendung einer
der beiden Verfahrensarten gute Abwehrerfolge realisieren will. Alternativ oder additiv
müßte man die Größe des Gefechtskopfes erhöhen, was jedoch insbesondere die Wendigkeit
und Geschwindigkeit beeinträchtigen würde. Alle diese Anforderungen erhöhen den Aufwand
erheblich.
[0007] Ziel der Erfindung ist es, vor diesem Hintergrund ein spezielles Angriffsverfahren
für eine Unterwasser-Abwehrwaffe anzugeben, welches es ermöglicht, die technischen
und materiellen Anforderungen an die Unterwasser-Abwehrwaffe gegenüber dem vorstehend
erörterten theoretischen Fall zu senken.
[0008] Die erfindungsgemäße Lösung besteht in einem Angriffsverfahren für die Unterwasser-Abwehrwaffe,
bei dem die Abwehrwaffe nach Erfassung von Peilung und Distanz der Angriffswaffe (Zieldaten)
dieser zunächst im Zielverfolgungsverfahren unter wiederholter Neuermittlung der Zieldaten
entgegengesteuert und anhand der sich ändernden Zieldaten ermittelt wird, ob die Angriffswaffe
einen konstanten Kurs läuft oder manövriert, bei dem weiterhin das Lenkverfahren der
Abwehrwaffe bei Feststellung eines weitgehend konstanten Kurses der Angriffswaffe
auf ein Vorhalteverfahren umgestellt und die Abwehrwaffe auf einen nach diesem Verfahren
errechneten Kollisionskurs zur Angriffswaffe eingesteuert wird und bei dem schließlich
das Zielverfolgungsverfahren der Abwehrwaffe bei Feststellung einer manövrierenden
Angriffswaffe zunächst beibehalten und in Abhängigkeit von der Distanz zur Angriffswaffe
sowie ggf. in Abhängigkeit von der horizontalen und/oder vertikalen Breite des von
der Angriffswaffe durchlaufenen Wasserstreifens auf ein Vorhalteverfahren umgestellt
und die Abwehrwaffe auf einen nach dem Vorhalteverfahren errechneten Kollisionskurs
zur Angriffswaffe eingesteuert wird, sobald die Distanz kleiner als einige 100 Meter
ist.
[0009] Die Lösung sieht also vor, daß die Abwehrwaffe zunächst während einer ersten Phase
im Zielverfolgungsverfahren gesteuert wird. Diese Phase stellt gleichzeitig eine Meßfahrt
dar, in der laufend aus Distanzmessungen und Peilungen erdfeste Positionen der Angriffswaffe
bestimmt und ausgewertet werden. Das in dieser Phase eingesetzte Zielverfolgungsverfahren
hat dabei den Vorteil, daß die Distanz zwischen den beiden Waffen schneller als mit
anderen Verfahren verringert werden kann und dadurch Energie spart.
[0010] Die Auswertung der errechneten Positionen der Angriffswaffe während der ersten Phase
läßt erkennen, ob sich die Angriffswaffe innerhalb vorgegebener Begrenzungen eines
vertikalen oder horizontalen Wasserstreifens bzw. eines theoretischen Kanals bewegt
oder diese Grenzen überschreitet. Im ersten Fall kann man schlußfolgern, daß der Kurs
der Angriffswaffe weitgehend konstant ist, während die Angriffswaffe im zweitgenannten
Fall auf wechselnden Kursen läuft, was üblicherweise als "manövrieren" bezeichnet
wird.
[0011] Wenn während der ersten Phase bzw. der Meßfahrt der Abwehrwaffe festgestellt wird,
daß die Angriffswaffe einen weitgehend konstanten Kurs läuft, wird das Lenkverfahren
der Abwehrwaffe sofort auf ein Vorhalteverfahren umgestellt, was unter diesen Umständen
einen optimal geringen Passierabstand von Abwehrwaffe zu Angriffswaffe bringt.
[0012] Wird während der Meßfahrt jedoch eine manövrierende Angriffswaffe festgestellt, so
wird die Abwehrwaffe zunächst weiterhin im Zielverfolgungsverfahren gesteuert, und
zwar solange, bis die anhaltenden Distanzmessungen eine vergleichsweise geringe Distanz
von unter wenigen hundert Metern erbringen; wenn diese dem Rechner der Abwehrwaffe
vorgegebene Distanz erreicht wird, schaltet sich das Lenkverfahren der Abwehrwaffe
um auf ein Vorhalteverfahren, welches bei der nun noch vorhandenen geringen Distanz
zum Angreifer einen für den Abwehrerfolg optimalen Passierabstand zum Ziel erbringt.
[0013] Untersuchungen haben ergeben, daß die erfindungsgemäße Kombination der beiden unterschiedlichen
Lenkungsverfahren eine ganz erhebliche Vergrößerung des Abwehrerfolges bringt, insbesondere
dann, wenn der Umschaltzeitpunkt vom Zielverfolgungsverfahren auf das Vorhalteverfahren
bei einer Distanz der Abwehrwaffe zum Ziel in der Größenordnung von 100 m liegt. Tatsächlich
kann man bei dieser für die Umschaltung optimalen Distanz eine starke prozentuale
Zunahme des Abwehrerfolges erkennen.
[0014] Die Untersuchungen haben weiter ergeben, daß die optimale Umschaltdistanz von dem
einen auf das andere Lenkverfahren von der Breite des Wasserstreifens bzw. dem Querschnitt
des Kanals abhängt, in dem die angreifende Waffe läuft. Zur Optimierung wird deshalb
vorgeschlagen, daß die die Umschaltung auslösende Distanz in Abhängigkeit von der
ermittelten Breite in der Weise geändert wird, daß bei größerer Breite eine größere
und bei verringerter Breite eine kürzere Distanz vorgegeben wird.
[0015] Vorteilhaft wird es im allgemeinen sein, die Unterwasser-Abwehrwaffe mit einem eigenen
Aktivsonar auszurüsten und die Abwehrwaffe dadurch unabhängig von dem Trägerschiff
zu machen, von dem aus sie abgeschossen wird. Wenn man die Unterwasser-Abwehrwaffe
nämlich zum Selbstschutz eines mit diesen Unterwasserwaffen ausgerüsteten Schiffes
einsetzt, dann sind diese Schiffe im Falle einer selbstlaufenden Unterwasserwaffe
bei ihren eigenen Manövern völlig frei.
[0016] Der Einsatz einer erfindungsgemäß ausgelegten Unterwasser-Abwehrwaffe wird im allgemeinen
von Schiffen bzw. Booten aus geschehen, kann aber zum Fremdschutz von Schiffen oder
U-Booten auch von Flugzeugen oder Hubschraubern erfolgen.
[0017] Unmittelbar vor dem Abschuß der Unterwasser-Abwehrwaffe wird diese zumindest mit
groben Zieldaten durch das abschießende Trägerfahrzeug versorgt. Falls es sich um
eine gelenkte Unterwasser-Abwehrwaffe handelt, kann die Zieldatenversorgung ganz oder
teilweise weiterhin vom Trägerfahrzeug aus kommen. Im Falle einer selbstlaufenden
Abwehrwaffe ist diese mit einem Aktivsonar ausgerüstet, um in der erwähnten ersten
Phase sowie anschließend selbst für die Beschaffung der Zieldaten zu sorgen; in diesem
Fall ist die Abwehrwaffe auch mit der erforderlichen Rechnerleistung ausgerüstet.
[0018] Je nachdem, ob der Angreifer manövriert oder nicht, wird das während der ersten Phase
eingesetzte Zielverfolgungsverfahren für die Unterwasser-Abwehrwaffe bis zu der erwähnten
vorgegebenen Distanz beibehalten und dann auf ein Vorhalteverfahren umgeschaltet.
Bei einem nicht manövrierenden Angreifer findet die Umschaltung auf das Vorhalteverfahren
bereits dann statt, wenn die Auswertung der Zieldaten ergibt, daß der Angreifer nicht
manövriert.
1. Verfahren zum Lenken einer Unterwasser-Abwehrwaffe in den Nahbereich einer sich im
Wasser bewegenden Angriffswaffe,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Abwehrwaffe nach Erfassung von Peilung und Distanz der Angriffswaffe (Zieldaten)
dieser zunächst im Zielverfolgungsverfahren unter wiederholter Neuermittlung der Zieldaten
entgegengesteuert und anhand der sich ändernden Zieldaten ermittelt wird, ob die Angriffswaffe
einen konstanten Kurs läuft oder manövriert, daß das Lenkverfahren der Abwehrwaffe
bei Feststellung eines weitgehend konstanten Kurses der Angriffswaffe auf ein Vorhalteverfahren
umgestellt und die Abwehrwaffe auf einen nach diesem Verfahren errechneten Kollisionskurs
zur Angriffswaffe eingesteuert wird und daß das Zielverfolgungsverfahren der Abwehrwaffe
bei Feststellung einer manövrierenden Angriffswaffe zunächst beibehalten und in Abhängigkeit
von der Distanz zur Angriffswaffe sowie ggf. in Abhängigkeit von der horizontalen
und/oder vertikalen Breite des von der Angriffswaffe durchlaufenen Wasserstreifens
auf ein Vorhalteverfahren umgestellt und die Abwehrwaffe auf einen nach dem Vorhalteverfahren
errechneten Kollisionskurs zur Angriffswaffe eingesteuert wird, sobald die Distanz
kleiner als einige 100 Meter ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet daß die Umschaltung vom Zielverfolgungsverfahren auf ein Vorhalteverfahren
bei einer Distanz der Abwehrwaffe zur Angriffswaffe zwischen etwa 70 und 130 m vorgenommen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß aus den wiederholt ermittelten Zieldaten die ungefähre
vertikale und horizontale Breite des von der Angriffswaffe durchlaufenen Wasserstreifens
ermittelt und die vorgegebene, die Umschaltung auslösende Distanz in Abhängigkeit
von der ermittelten Breite in der Weise geändert wird, daß bei größerer Breite eine
größere und bei verringerter Breite eine kürzere Distanz vorgegeben wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abwehrwaffe während ihres Betriebes nach dem Zielverfolgungsverfahren
weitgehend entlang der Zentralachse des ermittelten Wasserstreifens gesteuert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ermittlung der Zieldaten mit einem eigenem Aktivsonar
der Unterwasser-Abwehrwaffe vorgenommen wird.