[0001] Die Ermittlung der elektromagnetischen Verträglichkeit, also beispielsweise der Störeinstrahlfestigkeit,
Störabstrahlung oder Strahlungscharakteristik von elektrischen und elektronischen
Systemen geschieht üblicherweise in als Faraday-Käfig abgeschirmten Hallen, die innen
mit einer Vielzahl von Absorbern aus oder mit strahlungsabsorbierenden Materialien
ausgekleidet sind und als Absorberhallen bezeichnet werden. Die Absorber haben dabei
die Aufgabe, Reflexionen der in der Halle erzeugten elektromagnetischen Felder, die
bei einer Störbeeinflussung der untersuchten Systeme sehr hohen Feldstärken erreichen
können, an den Hallenwänden in die Halle zurück so weit wie möglich zu unterdrücken.
Die an den Wänden reflektierten Wellen überlagern sich nämlich mit den ankommenden
Wellen zu stehenden Wellen mit stark ausgeprägten Knoten und Bäuchen, wodurch die
räumliche Feldverteilung sehr stark inhomogen wird und die Ergebnisse von Emissions-
und Störfestigkeitsmessungen in nicht überschaubarer, frequenzabhängiger Weise von
der Anordnung der Prüfobjekte und Antennen abhängig werden. Durch die Unterdrückung
solcher Reflexionen entstehen in der Halle Bedingungen, die denen einer Freifeldmessung
gleichen oder zumindest nahekommen.
[0002] Die von den Absorbern aufgenommene Energie wird letztlich in Wärme umgewandelt. Dies
kann auf unterschiedliche Weise geschehen und erfolgt vorwiegend durch Erzeugung von
dielektrischen Verlusten, durch Erzeugung von Wirbelstromverlusten und/oder nach dem
Prinzip der destruktiven Interferenz. In jedem Fall bildet dabei die Abführung der
in den Absorbern erzeugten Wärme ein erhebliches Problem. Üblich ist es, die Absorberhallen
zur Abkühlung der Absorber außer Betrieb zu nehmen, was aber unter Umständen zu sehr
langen Standzeiten der sehr teuren Absorberhallen führen kann.
[0003] Ein seit langem in großem Umfang in der Absorbertechnik eingesetzter-Absorbertyp
ist der Pyramidenabsorber aus offenzelligem, mit Graphit und Salzen durchsetzten Polyurethanschaum.
Dieser Absorber kann innerhalb eines breiten Frequenzbereichs eingesetzt werden und
hat den Vorteil eines geringen Gewichts. Allerdings ist die Wärmeabfuhr bei diesem
Typ besonders problematisch, denn die absorbierte Energie kann aufgrund der geringen
Wärmeleitfähigkeit des Polyurethans nur sehr langsam an die Oberfläche gelangen und
von dort abgeführt werden. Außerdem ist Polyurethanschaum brennbar. Zwar sollen die
zugesetzten Salze die Entflammbarkeit verringern, aber es sind trotzdem in Absorberhallen
mit schwer entflammbaren Polyurethan-Absorbern insbesondere bei hohen lokalen Feldstärken
Schwelbrände mit umweltschädlichen Emissionen aufgetreten. Deshalb müssen teure, automatisch
arbeitende Kohlendioxid-Löschanlagen in solchen Absorberhallen installiert werden.
Weiterhin unterliegen die Materialeigenschaften einer fortschreitenden Veränderung,
da das ständige Erwärmen und Abkühlen zu einer allmählichen Versprödung des Materials
führt.
[0004] Weitere bekannte Absorbertypen sind die Ferritabsorber, die als flache Ferritkacheln
ausgebildet sind. Diese Typen sind jedoch mechanisch empfindlich, müssen äußerst genau
justiert werden, haben ein hohes Gewicht und erfordern damit hohe Investitionskosten.
Sie besitzen den Vorteil einer höheren Belastbarkeit für hohe Prüffeldstärken, jedoch
ist der wirksame Frequenzbereich schmaler als bei den Pyramidenabsorbern. Problematisch
ist außerdem die Temperaturabhängigkeit der magnetischen Suszeptibilität und das allmähliche
Verschwinden der Magnetisierung infolge von Ummagnetisierungsverlusten.
[0005] Es sind auch Pyramidenabsorber aus keramischem Material bekannt, die den großen Vorteil
der Nichtentflammbarkeit besitzen, aber wegen ihres hohen Gewichtes nur in Spezialfällen
eingesetzt werden können. Weiterhin sind Kombinationsabsorber bekannt, die aus Ferritkacheln
mit aufgesetzten Pyramidenabsorbern bestehen.
[0006] Allen diesen Absorbern ist gemeinsam, daß sie durch ihr Material und ihre Form auf
den zu absorbierenden Frequenzbereich abgestimmt werden müssen. Dadurch ist es nur
mit großem Aufwand möglich, das Abschirmverhalten der Meßumgebung flexibel anzupassen.
[0007] Es ist die Aufgabe der Erfindung, einen umweltfreundlichen, dauerhaften Absorber
zur Verfügung zu stellen, der elektromagnetische Energie innerhalb eines breiten Frequenzbereichs
optimal absorbiert, schnell und einfach auf die für den Anwendungsfall erforderlichen
Dämpfungseigenschaften eingestellt werden kann und eine gute Wärmeumsetzung ermöglicht,
so daß die Brandgefahr beseitigt ist und die durch Abkühlungsphasen der Absorber bedingten
Standzeiten der Halle minimiert oder ganz entbehrlich werden.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch einen Absorber, der aus einem Hohlkörper besteht,
der eine für das elektromagnetische Feld durchlässige Wandung besitzt und dessen Hohlraum
ein flüssiges Arbeitsmedium enthält, welches dem elektromagnetischen Feld die Energie
entzieht. Besonders vorteilhaft ist dabei eine Ausbildung derart, daß der Hohlkörper
als Hohlwandkörper ausgebildet ist, dessen Hohlwand-Innenraum von dem Arbeitsmedium
durchströmt ist.
[0009] Als Arbeitsmedium kommen alle Flüssigkeiten in Betracht, die die einfallende Strahlungsenergie
aufnehmen und in Wärme umwandeln können. Eine erste Gruppe solcher Flüssigkeiten sind
(vorzugsweise wässrige) Elektrolytlösungen, beispielsweise Kochsalzlösungen, in denen
das eindringende elektrische Feld einen Leitungsstrom induziert, der in Wärme umgesetzt
wird. Eine zweite Gruppe umfaßt wässrige oder nicht-wässrige Suspensionen von Ferritpartikeln,
die ggfs. durch Schutzkolloide in Suspension gehalten werden. Eine dritte Gruppe sind
Emulsionen aus Wasser und Flüssigpolymeren (Ölen), die eine von reinem Wasser unterschiedliche
Dielektrizitätskonstante besitzen. Natürlich können auch einzelne oder alle dieser
Gruppen von Flüssigkeiten miteinander kombiniert werden, also beispielsweise Elektrolytlösungen
mit suspendierten Ferritpartikeln eingesetzt werden oder Emulsionen aus einer Elektrolytlösung
und Ölen oder aber Emulsionen aus einer Elektrolytlösung und Ölen oder aber Emulsionen
aus einer Elektrolytlösung und Ölen mit zusätzlich darin suspendierten Ferritpartikeln.
Durch Auswahl der verwendeten Substanzen, ihrer Konzentration und ihrer Kombination
lassen sich die für die Strahlungsabsorption erforderlichen Eigenschaften des Arbeitsmediums
hinsichtlich Leitfähigkeit, Permeabilität und Permittivität problemlos auf jeden Anwendungsfall
abstimmen.
[0010] Ein besonderer Vorteil des flüssigen Arbeitsmediums besteht darin, daß die aufgenommene
Energie sehr schnell dissipiert, wodurch anders als beim Feststoffabsorber auch bei
hohen Feldstärken lokale überhitzungen vermieden werden. Wenn der Absorber als Hohlwandkörper
mit durchströmendem Arbeitsmedium ausgebildet ist, kommt noch hinzu, daß das Arbeitsmedium
nach außen geführt und außerhalb der Absorberhalle über einen Wärmetauscher geleitet
werden kann, so daß es dauerhaft selbst bei extremer Strahlungsbelastung auf einer
konstanten Temperatur bleibt und gewissermaßen als Kühlflüssigkeit wirkt. Die Hallennutzung
kann dadurch um bis zu 300 % gesteigert werden, weil Standzeiten zur Abkühlung der
Absorber weitgehend entfallen. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit,
daß die Parameter des Arbeitsmediums selbst während des Hallenbetriebs zur Anpassung
an geänderte Meßbedingungen in der Halle wechseln oder in seiner Zusammensetzung verändern
zu können. Der Absorber ist also, was bislang noch nicht möglich gewesen ist, parametrierbar.
[0011] Ausführungsbeispiele werden nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert. Dabei
zeigen
- Fig. 1
- im Querschnitt einen Hohlkörper, der mit einem flüssigen Arbeitsmedium gefüllt ist,
und
- Fig. 2
- im Querschnitt einen Hohlwandkörper, der von dem Arbeitsmedium durchströmt und an
einen äußeren Kreislauf angeschlossen ist.
[0012] Die Fig. 1 stellt die einfachste Ausführungsform der Erfindung dar. Ein Hohlkörper
1 ist mit flüssigem Arbeitsmedium gefüllt. Die Wandung 2 des Hohlkörpers besteht aus
einem strahlungsbeständigen und strahlungsdurchlässigen Kunststoff, beispielsweise
Polystyrol, so daß die eindringende Strahlungsenergie von dem innerhalb des Hohlraums
3 befindlichen Arbeitsmedium, beispielsweise einer Kochsalzösung aufgenommen werden
kann. Der Hohlkörper ist in der Darstellung der Fig. 1 pyramidenförmig, kann aber
auch eine andere Außenform besitzen und bildet einen der Absorberkörper, die an der
Innenwand einer Absorberhalle angeordnet sind.
[0013] In der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist ein Hohlwandkörper 1' vorgesehen,
der ebenfalls, wie dargestellt, wieder eine Pyramidenform haben kann, aber nicht haben
muß und einen der an der Innenwand einer Absorberhalle angeordneten Absorberkörper
bildet. Der Hohlwand-Innenraum 4 dieses Hohlkörpers wird in vorbestimmter Schichtdicke
von dem Arbeitsmedium durchströmt und ist mit Anschlüssen 5 versehen, über die das
Arbeitsmedium nach außen geführt und wieder zurückgeführt werden kann. Zweckmäßig
ist dabei außerhalb der Absorberhalle ein (nur schematisch angedeuteter) Umwälz-Kreislauf
6 vorgesehen, der in dem Block 7 eine Umwälzpumpe und einen Wärmetauscher enthält
und alle oder zumindest eine Gruppe der Hohlwandkörper innerhalb der Halle mit dem
strömenden Arbeitsmedium versorgt. Dem Block 7 können noch Ventile und Anschlüsse
zugeordnet sein, um einen Wechsel des Arbeitsmediums oder eine Änderung seiner Zusammensetzung
zu ermöglichen und den/die Absorber zu parametrieren.
1. Absorber für Einrichtungen zur Messung der elektromagnetischen Verträglichkeit elektrischer
oder elektronischer Systeme, dadurch gekennzeichnet, daß ein Hohlkörper (1) vorgesehen ist, der eine für das elektromagnetische Feld
durchlässige Wandung (2) besitzt und dessen Hohlraum (3) ein flüssiges Arbeitsmedium
enthält, welches dem elektromagnetischen Feld die Energie entzieht.
2. Absorber nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Hohlkörper als Hohlwandkörper (1') ausgebildet ist, dessen Hohlwand-Innenraum
(4) von dem Arbeitsmedium durchströmt ist.
3. Absorber nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Hohlwand-Innenraum (4) des Hohlwandkörpers (1') über Anschlüsse (5) mit
einem Umwälz-Kreislauf (6) verbunden ist.
4. Absorber nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Umwälz-Kreislauf (6) einen Wärmetauscher zur Abfuhr der vom Arbeitsmedium
aufgenommenen Wärme und/oder Einrichtungen zum Wechsel des Arbeitsmediums bzw. zur
Änderung seiner Zusammensetzung enthält.
5. Absorber nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Arbeitsmedium eine Elektrolyt-Lösung ist.
6. Absorber nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Arbeitsmedium eine Suspension von Ferritpartikeln ist, die ggfs. durch Schutzkolloide
in Suspension gehalten sind.
7. Absorber nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Arbeitsmedium eine wässrige Emulsion von Flüssigpolymeren ist.
8. Absorber nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Arbeitsmedium eine Elektrolyt-Lösung und/oder eine Suspension von Ferritpartikeln
und/oder eine Emulsion von Flüssigpolymeren enthält.