[0001] Für die Jagd taugliche Geschosse sollen nach Möglichkeit einen Ausschuß erzielen,
gleichzeitig aber auch genügend Energie im Ziel abgeben, damit ein Abspringen des
Wildes vermieden wird. Die Energieabgabe im Ziel ist einem Geschoß nur über seine
Querschnittsfläche bzw. über seine Fragmente möglich. Geschosse, die ihre Form nicht
ändern, können nur durch Taumeln eine größere Fläche in Schußrichtung zeigen. Da dieses
Verhalten bei unterschiedlichen Zielwiderständen nicht gut steuerbar ist, scheidet
es jagdlich aus.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind Geschosse bekannt, deren Querschnitt sich im Ziel
durch ein sogenanntes Aufpilzen vergrößert. Dazu gehören Teilmantelgeschosse mit einem
Mantel aus einer Kupferlegierung oder aus Kupfer-Nickel-platiertem Flußstahl und einem
Kern aus einer Bleilegierung. Damit ein sicheres Aufpilzen auch bei geringen Zielwiderständen
und geringen Zielgeschwindigkeiten gewährleistet ist, muß dieser Kern aus sehr weichem
Blei gefertigt sein. Hierbei ist die gewünschte Funktion - sicheres Aufpilzen und
nicht völliges Zerlegen des Geschosses im Ziel - nur in einem schmalen Bereich von
miteinander korrespondierenden Zielgeschwindigkeiten und Zielwiderständen möglich.
Bei höheren Zielwiderständen und/oder höheren Zielgeschwindigkeiten vergrößern diese
Geschosse oft ihren Querschnitt zu stark und es fehlt deshalb, besonders bei stärkerem
Wild, an Eindringtiefe. Gelegentlich zerlegen sich diese Geschosse sogar völlig in
kleinste Splitter. Um dieses zu verhindern, weisen einige Geschosse einen zweiteiligen
Kernaufbau auf. Sie besitzen vorne einen Kern aus weichem Blei und hinten einen Kern
aus Hartblei. Der weiche, vordere Kern deformiert sich im Ziel und der hintere Kern
dringt tief ein, bzw. liefert den vom Jäger gewünschten Ausschuß. Derartige Geschosse
sind in der Herstellung sehr kostenaufwendig und daher teuer. Ein weiterer Nachteil
aller Bleikerngeschosse ist, daß sie einen Teil ihrer Masse fein verteilt im Wildkörper
zurücklassen. Dies kann bei nicht sachgerechter Behandlung des Wildbrets zu einer
unerwünschten, toxischen Bleiaufnahme beim Verzehr führen.
[0003] Zur Vermeidung dieses Nachteiles wurden bleifreie Jagdgeschosse entwickelt, die einen
massiven Körper aus Kupfer oder einer Kupferlegierung besitzen. Da diese Materialien
im Vergleich zu Blei sehr hart sind, müssen Hohlspitzkonstruktionen vorgesehen werden,
damit derartige Geschosse im Ziel durch Aufspreizen ihrer Spitzen überhaupt eine Querschnittsvergrößerung
erfahren.
[0004] In der US-PS 5,131,123 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Hohlspitzgeschosses
beschrieben. Zu Beginn dieses Verfahrens werden Stücke von einem Kupferstangenmaterial
abgelängt, die weichgeglüht und im Anschluß daran auf Länge und Durchmesser kalibriert
werden. Diesen Verfahrensschritten schließt sich das Ausformen der Hohlspitze im Geschoßkörper
an. Dazu kommen in mehreren, nacheinandergeschalteten Stationen Preßstempel zum Einsatz,
die in eine der Stirnseiten des Geschoßkörpers eingedrückt werden, wobei die Hohlspitze
nach und nach tiefer ausgeformt wird, bis ihre endgültige Tiefe und Konfiguration
erreicht ist. Daran schließen sich noch weitere Verfahrensschritte an, in denen das
Geschoß seine endgültige Form erhält.
[0005] Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß zur Herstellung des Geschosses
eine Vielzahl von Arbeitsschritten erforderlich ist. Insbesondere die Ausformung der
Hohlspitze ist sehr aufwendig.
[0006] Weiterhin sind aus dem militärischen Bereich Mantelgeschosse bekannt, die einen gesinterten
Kern aus Wolfram aufweisen. Hierbei wird das Sinterverfahren benutzt, um das sehr
harte und spröde Wolframmaterial einfacher bearbeiten zu können. Der fertige Wolframkern
hat eine sehr große Härte und ein großes spezifisches Gewicht bei relativ kleinem
Durchmesser. Dies ergibt eine sehr hohe Querschnittsbelastung und deshalb einen guten
Panzerplattendurchschlag. Derartige Geschosse sind für die Jagd unbrauchbar.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Herstellungsverfahren für ein mit
einer Hohlspitze versehenes Jagdgeschoß zur Verfügung zu stellen, welches nur wenige
Arbeitsschritte erfordert, wobei insbesondere die Hohlspitzkonstruktion in nur einem
Arbeitsschritt ausgeformt wird.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das gesamte Geschoß auf pulvermetallurgischem
Wege aus Metallpulver hergestellt und anschließend kalibriert wird, wobei während
des Pulverpressens die Hohlspitzkonstruktich eingebracht wird, die während des Kalibrierens
zur endgültigen Geschoßspitze umgeformt wird.
[0009] Dieses Verfahren erfordert bis zum Vorliegen des fertigen Geschosses im wesentlichen
nur drei Arbeitsschritte, nämlich das Pressen, Sintern und Kalibrieren. Die nach dem
Stand der Technik recht aufwendige Ausformung der Hohlspitzkonstruktion erfolgt dabei
während des ohnehin erforderlichen Pressens, so daß hierzu kein gesonderter Arbeitsschritt
erforderlich ist.
[0010] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird in die Matrix des Metallpulvers, wofür
vorzugsweise Kupferpulver zum Einsatz kommt, mindestens ein schweres Element, wie
z. B. Wolfram, eingelagert.
[0011] Die nach dem Stand der Technik bekannten Geschosse aus Kupfer bzw. aus einer Kupferlegierung
haben den Nachteil einer geringen Querschnittsbelastung, da diese Materialien gegenüber
einer Gesamtdichte von etwa 10 g/cm³ bei Mantel geschossen nur eine Dichte von etwa
8,8 g/cm³ besitzen. Daher müssen diese Geschosse, wenn ihr Gewicht beibehalten werden
soll, länger ausgeführt werden. Daraus resultiert eine Verschlechterung des außen-
und zielballistischen Verhaltens, weil die Drallstabilisierung nur in einem engen
Bereich von Geschoßlänge und Rotationsgeschwindigkeit optimal ist. Das erfindungsgemäße
Verfahren bringt hier Vorteile, da sich
[0012] in die Kupfermatrix zur Erhöhung der Gesamtdichte schwere Elemente, wie z. B. Wolfram,
einbetten lassen, obwohl diese keine Legierung mit dem Basismaterial eingehen. Auf
diese Weise sind Gesamtgeschoßdichten erreichbar, die annähernd denen konventioneller
Mantelgeschosse entsprechen.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren hat auch Vorteile hinsichtlich des Dichte- und damit
Festigkeitsverlaufes im Geschoß, der sich beim einachsigen Pressen im Geschoßkörper
einstellt. Es hat sich gezeigt, daß damit ein relativ hartes Geschoßheck erreichbar
ist, was sich, wie im Stand der Technik bereits ausgeführt, positiv auf die Eindringtiefe
und den Ausschuß des Geschosses auswirkt.
[0014] Ein weiterer Vorteil ist nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielbar, wenn die
Innenwandung der Preßmatrize vor dem Preßvorgang mit einem Gleithilfsmittel, insbesondere
Graphit oder Bornitrid, z. B. durch Besprühen, versehen wird. Abgesehen davon, daß
dadurch das Pulver während des Pressens an der Matrizenwandung besser gleitet, lagern
sich dabei auch Graphit- bzw. Bornitridteilchen auf der Geschoßoberfläche bzw. im
oberflächennahen Bereich ab, wodurch beim Gebrauch die Reibung zwischen Lauf und Geschoß
reduziert wird.
[0015] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
In der dazugehörigen Zeichnung zeigt:
- Fig. 1.1
- einen Pyramidenstempel zum Einbringen einer Hohlspitzkonstruktion während des Pressens
eines Geschoßkörpers in Seitenansicht und Draufsicht,
- Fig. 1.2
- den Pyramidenstempel nach Fig. 1.1 um 90° gedreht,
- Fig. 2.1
- eine andere Ausführungsform eines Pyramidenstempels ebenfalls in Seitenansicht und
Draufsicht,
- Fig. 2.2
- den Pyramidenstempel nach Fig. 2.1 um 90° gedreht und
- Fig. 3
- einen Schnitt durch einen Stempel zum Kalibrieren der Geschoßspitze sowie die dazugehörige
Kalibriermatrize im Schnitt.
[0016] Als Basismaterial für das herzustellende Geschoß kommt ein schweres Elektrolyt-Kupferpulver
mit einer maximalen Korngröße von 200 µm und einer dendritischen Kornform zur Anwendung.
Aufgrund der Korngröße und der Kornform sind mit diesem Pulver hohe Grünfestigkeiten
und Gründichten erzielbar. Diesem Kupferpulver werden 15 % Wolfram-Metallpulver HC
1000 zugemischt. Die fertige Mischung wird dann einem Preßwerkzeug dosiert zugeführt,
welches von oben mit einem Pyramidenstempel, wie in den Figuren 1.1 - 2.2 dargestellt,
geschlossen wird. Der Preßdruck wird von unten mittels eines zylindrischen Unterstempels
aufgebracht. Er beträgt ca. 560 MPa. Nach Beendigung der Verdichtung wird der pyramidenförmige
Oberstempel hochgefahren und der Grünling mit dem Unterstempel nach oben ausgestoßen.
Nach Entnahme des Grünlings durch ein Handlingsystem wird der Unterstempel zur Vorbereitung
des nächsten Preßvorganges wieder in Nullage gefahren.
[0017] Die Ausformung der Hohlspitzkonstruktion erfolgt während des Preßvorganges mittels
des pyramidenförmigen Oberstempels. Der in den Figuren 2.1 und 2.2 gezeigte Pyramidenstempel
mit Absatz hat den Vorteil, daß die Grünlinge im oberen Bereich nicht so dünnwandig
sind und somit wesentlich stabiler werden. Es empfiehlt sich aber generell, der Pulvermischung
etwa bis zu 1 Gew.-% Preßhilfsmittel zuzugeben, da dadurch die Festigkeit der dünnwandigen
Kanten in dem Bereich der eingepreßten Pyramide steigt.
[0018] Nach dem Pressen werden die Grünlinge chargenweise in einem Schutzgasofen mit Wasserstoffatmosphäre
etwa zwei Stunden gesintert. Die Sintertemperatur beträgt etwa 1000° C.
[0019] Da die Geschoßkörper nach dem Sintervorgang über ihre Länge etwas im Durchmesser
variieren, müssen sie im Anschluß an das Sintern kalibriert werden. Die Sinterlinge
werden dazu einem Preßwerkzeug zugeführt, welches schematisch in Fig. 3 dargestellt
ist. Die Beladung erfolgt von oben. Das Preßwerkzeug wird dann mit einem Oberstempel
geschlossen, der die Negativkonturen der Geschoßspitze besitzt. Der Umform- bzw. Kalibrierdruck
von etwa 820 MPa wird durch einen nicht dargestellten Unterstempel aufgebracht. Während
des Kalibriervorganges erhält die Geschoßspitze durch den Oberstempel ihre endgültige
Form, wobei die zuvor beim Pressen in den Geschoßkörper eingebrachte pyramidenförmige
Vertiefung zusammengedrückt wird. Wie aus Fig. 3 hervorgeht, ist der Oberstempel mit
einem mittig angeordneten Stahlstift ausgestattet. Während des Kalibrierens wird das
Material der Geschoßspitze um diesen Stahlstift gepreßt. Auf diese Weise erhält das
Geschoß eine nach vorn geöffnete Hohlspitze. Nach dem Kalibrieren wird das fertige
Geschoß aus dem Preßwerkzeug ausgestoßen.
[0020] Zur Verbesserung des zielballistischen Verhaltens kann das Geschoß nach dem Kalibrieren
noch weichgeglüht werden. Dadurch ergibt sich im Ziel ein im Durchmesser größerer
Geschoßrestkörper.
1. Verfahren zur Herstellung eines Jagdgeschosses mit Hohlspitze, dadurch gekennzeichnet, daß das gesamte Geschoß auf pulvermetallurgischem Wege aus Metallpulver hergestellt
und anschließend kalibriert wird, wobei während des Pulverpressens die Hohlspitzkonstruktion
eingebracht wird, welche während des Kalibrierens zur endgültigen Geschoßspitze umgeformt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erhöhung der Gesamtdichte des Geschosses mindestens ein schweres Element,
wie z. B. Wolfram, dem Metallpulver, insbesondere Kupferpulver, zugemischt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenwandung der Preßmatrize vor dem Preßvorgang mit einem Gleithilfsmittel,
insbesondere Graphit oder Bornitrid, versehen wird.