[0001] Die Erfindung betrifft eine Ringspinnmaschine nach dem Oberbegriff des unabhängigen
Anspruchs.
[0002] Verdichtungseinrichtungen bewirken, dass die einzelnen Fasern des Faserbandes beim
Verlassen des Streckwerks während des Eindrehungsvorganges, der von der Spindeldrehung
herrührt, besser eingebunden werden. Solche Garne haben im Vergleich zu herkömmlichem
Ringgarn oder Rotorgarn zum Teil überlegene Eigenschaften. Verdichtungseinrichtungen
sind beispielsweise in den Patentschriften US 3,901,081, DE-C2 3901791 und DE-C2 4139067,
beschrieben weiterhin in der Europäischen Patentschrift EP-B 0085017.
[0003] Es hat sich gezeigt, dass beim sogenannten Compact-Spinnen mit einer Verdichtungseinrichtung
die maximal zulässige Drehzahl für die Spindeln tiefer liegt als beim herkömmlichen
Ringspinnen, da die Läufer bzw. Ringe stärker verschleissen.
[0004] Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Ringspinnmaschine gemäss
Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs zu schaffen, bei der grössere Leistungen durch
höhere Drehzahlen erreicht werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch eine Spinnmaschine nach den Merkmalen des
unabhängigen Anspruchs gelöst. Die abhängigen Ansprüche betreffen vorteilhafte Weiterbildungen.
[0006] Durch eine Verringerung des Abstandes zwischen Ring und Läufer in der Zone des Garnlaufes
werden günstigere tribologische Verhältnisse zwischen Ring und Läufer geschaffen.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei geringerem Abstand zwischen Ring und Läufer,
auch "Garndurchlass" GDL genannt, der Faserschmierfilm auf dem Ring dadurch begünstigt
wird, dass auch kürzere vom Garn abstehende Fasern am Aufbau des Schmierfilmes teilnehmen
können, weil diese Fasern im engeren Garndurchlass leichter abgetrennt werden.
[0007] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung im Detail beschrieben.
[0008] Es zeigen:
- Fig. 1a, 1b, 1c
- Darstellungen von Ringen am Beispiel von T-Flansch-Ringen, zum Teil mit einem Läufer,
im Meridianschnitt durch den Ring
- Fig. 2
- eine Darstellung der Innenkontur eines Läufers, der zur Kombination mit den Ringen
gemäss Fig. 1a, 1b, 1c geeignet ist.
- Fig. 3
- eine schematische Ansicht mit den wichtigsten garnbildenden Funktionselementen einer
Ringspinnmaschine
- Fig. 4 und 5
- als weiteres Ausführungsbeispiel einen Schräg-Flansch-Ring mit zugehörigem Läufer
im Schnitt und als Detail des Schnitts.
[0009] In Fig. 1a ist die Kopfpartie 180 eines Rings 18 des Typs "Antiwedge" dargestellt,
dazu ein Teil eines Läufers 20, wobei der Berührungspunkt Q zwischen Ring 18 und Läufer
20 als theoretischer Berührungspunkt aufzufassen ist. Dieser Ring kann als Hochleistungsring
eingesetzt werden. Der Läufer 20 ist gemäss Fig. 2 in der Lage gezeigt, in der die
Symmetrieachse des Läufers durch den Schwerpunkt S parallel zur Spindelachse liegt.
Diese Lage weicht von der effektiven Betriebslage des Läufers 20 auf dem Ring 18 ab,
die sich beim Umlaufen während der Aufwicklung des Garns 14 gemäss Fig. 1b ergibt.
In Fig. 1a ist eine Tangente T an die Innenkontur des Läufers 20 gelegt, wobei der
Tangentenpunkt P einen Abstand GDL vom Ring 18 in Richtung parallel zur Spindelachse
hat. Die Tangente T liegt in Fig. 1a unter einem Winkel α = 45° zur Senkrechten, beim
herkömmlichen Spinnen also zur Achse A der Spindel 24. Die strichpunktierte Linie,
die den Läufer 20 darstellen soll, ist lediglich ein Teil der Innenkontur des Läufers.
Die Kopfpartie 180 des Rings ist 3.2 mm breit. Der Abstand GDL ist kleiner als 0.5
mm. Wenn die Tangente T unter einem Winkel α = 30° liegt, beträgt der Abstend GDL
nur noch 0.2 mm. Der Läufer 20 bzw. der Ring 18 müssen für eine Schmierung unter den
erwähnten Bedingungen so gestaltet sein, das das Garn den Tangentenpunkt P für α =
30° erreicht.
[0010] Bei Verwendung üblicher T-Flansch-Ringe und/oder Antiwedge-Ringe wird die Aufgabe
gelöst, wenn ein ovaler Läufer ohne örtlich enge Krümmungsradien mit dem Innenmass
M = 2.8 mm (Fig. 2) eingesetzt wird. Ein solcher Läufer gehört zur Gruppe der Elliptik-Läufer.
[0011] In Fig. 2 ist die Innenkontur des Läufers 20 dargestellt, wobei mit den gestrichelten
Linien 200 die Garnlauffläche und 202 die Ringlauffläche des Läufers 20 angedeutet
ist. Der Schwerpunkt S liegt auf der Symmetrieachse des Läufers. Ein zur Anwendung
geeigneter Läufer 20 hat eine Innenhöhe M = 2.6 - 2.8 mm. In Kombination mit einem
herkömmlichen Ring nach Fig. 1a,b,c erfüllen diese Läufer die Bedingung für den gemäss
dem unabhängigen Anspruch geforderten geringen Abstand, auch Garndurchlass GDL genannt,
von maximal 0.5 mm bei einem Tangentenwinkel α = 45°.
[0012] Fig. 1b zeigt eine ähnliche Darstellung wie in Fig. 1a in etwas kleinerem Maßstab,
wobei der Läufer 20 sich in Betriebslage unter der Wirkung der Fliehkraft und der
Zugkraft des Garns 14 gegenüber Fig. 1a in einer tieferen Lage befindet. Der Tangentenpunkt
P ist der Berührungspunkt des Garns 14 an der Garnlauffläche 200 des Läufers 20. In
dieser Lage des Läufers weist der Punkt P einen etwas kleineren Abstand zum Ring auf
als in der Lage in Fig. 1a.
[0013] Fig. 1c zeigt einen Meridianschnitt durch einen Teil eines normalen T-Flansch-Ringes.
Die Lauffläche 182 an der Kopfpartie 180 dieses Rings 18 ist etwas weniger günstig
ausgebildet jene des Rings 18 gemäss Fig. 1a.
[0014] Fig. 3 zeigt schematisch das Streckwerk 2 mit Walzenpaaren 4, die teilweise von Riemchen
6 umschlossen sind. Die Verdichtungseinrichtung 8 kann sich unmittelbar an das Streckwerk
8 anschliessen oder in dieses integriert sein. Es kann eine perforierte Trommel 10
aufweisen, die angetrieben ist in Förderrichtung des Garns 14, mit einer innenliegenden
Saugvorrichtung 12, die an eine Unterdruckleitung angeschlossen ist, und eine Saugöffnung
gegenüber der Innenseite der Trommel 10 im Bereich des Garnlaufs des Garns 14 aufweist.
Das Faserband 13 wird von einer Vorlagespule oder aus einer Kanne zugeleitet. Nach
dem Ablaufen des Garn 14 von der Trommel 10 läuft es weiter durch einen Garnführer
16 zum Läufer 20 auf dem Ring 18, wobei sich aufgrund der Drehung der Spindel 24 der
Garnballon 15 ausbildet. Bei Fertigstellung des Kopses 28, in der obersten Lage des
Ringrahmens 22 mit dem Ring 18 und dem Läufer 20, ist der Garnballon, mit 15' bezeichnet,
so klein, dass die resultierende Garnkraft K (Fig. 1b) am Läufer 20 am nächsten zur
Achse A hin gerichtet ist und mit dieser noch einen Winkel β ≈ 45° einschliesst, so
dass das Garn 14 seine innerste Lage am Läufer 20 einnimmt, wo der Abstand GDL zwischen
Läufer und Ring in der Vertikalrichtung gemessen erfindungsgemäss höchstens 0.2 mm,
vorzugsweise 0.1 mm betragen soll.
[0015] In Fig. 4 ist ein sogenannter Schrägflansch-Ring mit einem Läufer 20 im Schnitt dargestellt,
der ebenfalls für das Compact-Spinnen eingesetzt werden kann. Die Bezeichnungen aus
den Fig. 1a,b,c, und 2 wurden auch für die Darstellungen gemäss Fig. 4 und 5 übernommen.
Fig. 5 zeigt als Ausschnitt einen Teil des Rings 18 mit der Kopfpartie 180 und des
Läufers 20. Innerhalb des Rings 18 liegt ein Stützring 19 für den Läufer 20.
[0016] In Fig. 5 wird bei einem Tangentenwinkel α = 45° im Punkt P an der Garnlauffläche
200 des Läufers 20 ein Abstand GDL von ca. 0.15 mm zum Ring 18 erreicht. Der Läufer
20 ist in der Betriebsstellung beim Spinnen gezeigt, wobei die Ringlauffläche 202
des Läufers 20 sich eng an die Lauffläche 182 an der Kopfpartie 180 des Rings 18 anschmiegt.
Die jeweiligen Laufflächen an Ringen und Läufern sind durch gestrichelte Linienzüge
angedeutet. Damit das Garn 14 auch bis zum Tangentenpunkt P während der Bildung des
Kopses 28 gemäss Fig. 3 gelangt, muss die Garnlauffläche 200 entlang der gestrichelten
Linie sich in einem möglichst weiten Bogen erstrekken, wobei der Krümmungsradius R
dieses Bogens, soweit das Garn 14 den Läufer 20 berühren kann, zur Aussenseite des
Läufers hin, in den Figuren jeweils nach links, in einem Bereich mit einem Tangentenwinkel
zwischen α = 0° und α = 55° nicht abnehmen soll, damit das Garn 14 während der Kopsbildung
nicht daran gehindert wird, in Richtung auf den Tangentenpunkt P zu laufen. Dies gilt
auch für die anderen erwähnten Ring-Läufer-Kombinationen. Das Garn 14 befindet sich
während der Kopsbildung erst gegen das Ende der "Kopsreise" beim Tangentenpunkt P,
wenn der Ringrahmen 20 gemäss Fig. 3 seine höchste Stellung gegenüber der Spindel
24 erreicht hat und der Garnballon 15 am kleinsten ist. Wie weiter oben erwähnt, beträgt
der Lagewinkel β der resultierenden Garnkraft dann etwa 45°, während der Maximalwert
von β 55° erreicht.
1. Ringspinnmaschine mit einem Streckwerk (2) zum Strecken eines Faserbandes (13) und
einer an das Streckwerk (2) angeschlossenen Verdichtungseinrichtung (8) sowie einer
Spindel (24), die von einem Ring (18) mit einem Läufer (20) umgeben ist, wobei der
Ring (18) auf der Innenseite seiner Kopfpartie (180) eine Lauffläche (182) für den
Läufer (20) und dieser Läufer (20) eine der Lauffläche (182) des Rings (18) zugewandte
Ringlauffläche (202) und eine daneben liegende Garnlauffläche (200) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Läufer (20) und der Ring (18) so gestaltet sind, dass der in Längsrichtung
der Spindel (24) gemessene Abstand (GDL) des Läufers (20) vom Ring (18) im Tangentenpunkt
(P) einer Tangente (T) an die Garnlauffläche (200) unter einem Winkel α = 45° zur
Achse (A) der Spindel (24) maximal 0.5 mm, insbesondere maximal 0.3 mm beträgt, wenn
der Läufer (20) an der Lauffläche (182) des Rings (18) so anliegt, dass sein Schwerpunkt
(S) möglichst weit von der Spindelachse (A) entfernt ist.
2. Ringspinnmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Ring (18) als
T-Flansch-Ring ausgebildet ist.
3. Ringspinnmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Ring (18) als
Schrägflansch-Ring ausgebildet ist, wobei Läufer (20) und Ring (18) so geformt sind,
dass der Abstand (GDL) des Tangentenpunktes (P) der Tangente (T) unter einem Winkel
α = 45° maximal 0.3 mm, insbesondere 0.2 mm, beträgt.
4. Ringspinnmaschine nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
sich die Garnlauffläche (200) am Läufer (20) vom Tangentenpunkt (P) radial zur Spindelachse
(A) nach aussen in einem möglichst weiten Bogen mit dem Krümmungsradius (R) erstreckt,
wobei der Krümmungsradius (R) zur Aussenseite hin in einem Bereich der Garnlauffläche
(200) mit einem Tangentenwinkel α zwischen 0° und 55° nicht abnimmt.