[0001] Die Erfindung betrifft ein hydrostatisches Getriebe mit einem geschlossenen Hydraulikkreislauf,
das einen von einer äußeren Druckquelle beidseitig verspannten, über Arbeitsleitungen
an eine reversierbare Hydropumpe angeschlossenen Verbraucher (Stellzylinder) aufweist.
[0002] Bei konventionellen hydrostatischen Getrieben mit einem sogenannten geschlossenen
Kreislauf, bestehend aus einer reversierbaren Pumpe und einem Hydromotor oder Gleichgangzylinder,
ist nur eine Seite des Motors oder Zylinders vom Arbeitsdruck beaufschlagt. Die Niederdruckseite
wird durch ein Speise- und Spülsystem auf ein voreingestelltes Druckniveau gebracht.
Mit der Spül-/Speiseeinheit wird zwecks Spülen und Ergänzen von Leckagen die jeweilige
Zuflußleitung zur Pumpe geöffnet und diese nur noch mit einem relativ geringen Druck
vorgespannt. Die dynamischen Eigenschaften dieses Systems werden dabei in ihrer Eigenfrequenz
und Steifigkeit erheblich reduziert, denn bei dynamischen Vorgängen ist nur eine der
beiden Ölsäulen eingeschlossen, der Motor somit nicht hydraulisch eingespannt.
[0003] Um den genannten Nachteilen zu begegnen, sind durch die Zeitschrift O +P "Ölhydraulik
und Pneumatik" 31 (1987) Nr. 6, Seiten 518 bis 524, hydraulisch verspannte hydrostatische
Getriebe mit Zwangsspülung der eingangs genannten Art bekannt. Das System bleibt dabei
hydraulisch vollständig geschlossen und weist gegenüber konventionellen Lösungen eine
wesentlich höhere Frequenz und Federsteifigkeit auf. Bei einem dort auf Seite 522
in Verbindung mit Bild 15 beschriebenen hydrostatischen Getriebe erfolgt dessen Verspannung
von einer äußeren Druckquelle. In Abhängigkeit von der jeweiligen Druckdifferenz fließt
ein Teilstrom über entsprechende Düsen in das System und ergänzt auf diese Weise die
auftretenden Leckströme. Während die Pumpe über einen Hochdruckfilter gereinigtes
Öl in den Kreislauf bringt, entnimmt ein Hydromotor zur Zwangsspülung den gleichen
Volumenstrom aus der Leitung in der Nähe des Verbrauchers bzw. Zylinders.
[0004] Ausgehend von einem wie vorstehend beschriebenen hydraulisch verspannten System,
bei dem die Zufuhr des zur Verspannung und Spülung erforderlichen Volumenstromes von
außen über jeweilige Düsen zu den beiden Arbeitsleitungen erfolgt, liegt der Erfindung
die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Getriebe mit verbesserter Spülung zu schaffen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß dem Hydraulikkreislauf in
einem an die äußere Druckquelle angeschlossenen ersten diskontinuierlichen Spülkreislauf
und einen davon getrennten, zweiten, von dem Leckstrom der Hydropumpe abhängigen kontinuierlichen
Speisekreislauf unterteilt ist. Hierbei liegt die Überlegung zugrunde, den unvermeidlichen
Leckstroms der Hydropumpe zu nutzen und einem diese entsprechende Menge des Hydraulikmittels
zur kontinuierlichen, d, h. während des Betriebes, z. B. in einem Walzwerk beim Walzen,
stattfindenden Spülung der Hydropumpe über den äußeren Zufluß der äußeren Druckmittelquelle
in das entsprechende Hydrauliksystems einzuspeisen. Die Menge des eingespeisten Hydraulikmittels
hängt hierbei von der Leckstrommenge ab und entsprich dieser, da sich analog zum Druck
in der Hydropumpe über die äußere Druckquelle die Druckbilanz in dem Hydrauliksystem
selbsttätig einstellt. Bei diesem über das angeschlossene Düsensystem der äußeren
Druckmittelquelle erzeugten Spül- und Speisekreislauf ist gleichzeitig eine Anpassung
an die unterschiedlich hohe Leckrate gegeben. Durch die Unterteilung in zwei getrennte
Druckmittelkreisläufe läßt sich daher ermöglichen, daß somit während des Betriebes
und damit kontinuierlich gespült werden kann. Den durch den vom Leckstrom bestimmten
bzw. abhängigen Spül- und Speisekreislauf läßt sich frisches, gekühltes und gefiltertes
Druckmittel (öl) mit einem über dem Betriebsdruck des Systems liegenden Druck (bis
ca. 250 bar) einspeisen, ohne die hydraulische Verspannung zu beeinflussen, da der
Spül- und Speisekreislauf ausschließlich an die Hydropumpe gekoppelt und von dem Verbraucher
(Stellzylinder) getrennt ist. Hingegen läßt sich aufgrund des ersten Spülkreislaufs
eine diskontinuierliche, nämlich nur in den Betriebspausen wirksame Spülung durchführen
und damit ein Volumenaustausch in den Arbeitsleitungen und dem Verbraucher, d. h.
in den Systembereichen ermöglichen, die außerhalb des Spül- und Speisekreislaufs der
Hydropumpe liegen. Zur Versorgnung der beiden Kreisläufe kann im übrigen dieselbe
Druckmittelquelle benutzt werden.
[0006] Nach einem Vorschlag der Erfindung ist daher der kontinuierliche Spül- und Speisekreislauf
(d. h. der vom Leckstrom abhängige Kreislauf) über eine an die Druckmittelquelle angeschlossene
Zuführleitung mit einer sich zu den beiden Arbeitsleitungen verzweigenden, in jedem
Leitungszweig eine Düse aufweisenden Verteilerleitung verbunden. Sobald die entsprechend
der Leckstrommenge über die äußere Druckmittelquelle eingespeiste Druckmittelmenge
(Druckbilanz) in die Zuführleitung gegeben worden ist und in die Verteilerleitung
gelangt, stellt sich in Abhängigkeit von der Förderrichtung der reversierbaren Hydropumpe
ein Druckgefälle zum Rücklauf, d. h. zum Zufluß zur Hydropumpe selbsttätig ein, wobei
das Druckgefälle in der Mittellage der Hydropumpe nach beiden Pumpenseiten hin gleich
ist.
[0007] Es empfiehlt sich, als Hydropumpe eine verstellbare Axialkolbenpumpe einzusetzen.
Diese hat in Abhängigkeit vom herrschenden Arbeitsdruck und der Pumpen-Schwenkstellung
eine unterschiedlich hohe Leckrate, die gleichwohl stets ausreichend ist, das kontinuierliche
Spülen des Systems zu gewährleisten.
[0008] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß der diskontinuierliche
Spülkreislauf in seiner Speiseleitung ein Mehrwegeventil und in einer an beide Druckräume
des Verbrauchers angeschlossenen Verbindungsleitung ein Bypass-Ventil aufweist. Auf
diese Weise läßt sich eine - bei abgeschaltetem kontinuierlichem Spül- und Speise-Kreislauf
- außenliegende, diskontinuierlich wirkende Spülung erreichen, nämlich über den Anschluß
an die ohnehin vorhandene äußere Druckmittelquelle. Dabei wird während eintretender
Betriebspausen über die wahlweise Schaltung des vorteilhaft als Vier-/Drei-Wege-Ventil
ausgebildeten Mehrwegeventils und öffnen des Bypass-Ventiles die von außen angeschlossene
Spülmenge in entsprechender Durchflußrichtung wirksam und das in diesem Spülkreis
(Arbeitsleitungen, Stellzylinder) eingeschlossene Volumen weitestgehend ausgetauscht.
Zur Unterstützung der Spülwirkung läßt sich durch Umschalten des Vier-/Drei-Wege-Ventiles
die Durchflußrichtung umkehren.
[0009] Sowohl bei der kontinuierlichen als auch der diskontinuierlichen Spülung werden -
da keine besonderen zusätzlichen Systemkomponenten erforderlich sind und damit entfallen
können - zusätzliche Energieverluste vermieden; außerdem stellt sich durch die Spülmaßnahmen
keine nachteilige Beeinflussung des dynamischen Verhaltens ein.
[0010] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen
und der nachfolgenden Beschreibung, in der - schematisch als Schaltbilder - einige
Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der Erfindung näher erläutert sind. Es zeigen:
- Figur 1
- einen Schaltplan eines hydrostatischen Getriebes mit beidseitiger Einspannung des
Verbrauchers, dessen Hydraulikkreislauf zwei voneinander getrennte, an eine gemeinsame
äußere Druckmittelquelle angeschlossenen diskontinuierlichen Spülkreislauf und einen
kontinuierlichen Spül- und Speisekreislauf aufweist, in der Mittellage der Hydropumpe
dargestellt;
- Figur 2
- als Einzelheit des Schaltplanes nach Figur 1 den unteren, der Hydropumpe zugeordneten
kontinuierlichen Spül- und Speisekreislauf in einer Schwenklage der Hydropumpe dargestellt;
- Figur 3
- als Einzelheit des Schaltplans nach Figur 1 den diskontinuierlichen Spülkreislauf
während des Spülvorgangs in einer Betriebspause;
- Figur 4
- ein die druckabhängige Leckrate einer verstellbaren Axialkolbenpumpe bei konstantem
Schwenkwinkel zeigendes Diagramm; und
- Figur 5
- ein die schwenkwinkelabhängige Leckrate einer verstellbaren Axialkolbenpumpe bei konstantem
Druck zeigendes Diagramm.
[0011] Der Schaltplan nach Figur 1 zeigt einen geschlossenen Hydraulikkreislauf 1 für einen
bspw. in einem Walzwerk eingesetzten Stellzylinder 2, der beidseitig hydraulisch eingespannt
ist. Die beiden Arbeitsleitungen 3, 4 sind einerseits mit den Zylinderräumen 5, 6
des Stellzylinders 2 und andererseits einer verschwenkbaren, als Axialkolbenpumpe
ausgebildeten Hydropumpe 7 verbunden. Der Hydraulikkreislauf 1 weist einen über einen
Anschluß an eine äußere Druckmittelquelle 11 angeschlossenen ersten, diskontinuierlichen
Druckmittelkreislauf I, über den der zur Verspannung und diskontinuierlichen Spülung,
d. h. während Betriebspausen wirkende Volumenstrom von außen zu den beiden Arbeitsleitungen
3, 4 zugeführt wird, und einen zweiten Druckmittelkreislauf, nämlich einen das kontinuierliche
Spülen auch während des Betriebes ermöglichenden Spül- und Speisekreislauf II auf.
Dieser ist über den Anschluß 10 mit ebenfalls der Druckmittelquelle 11 verbunden und
der - von dem Stellzylinder 2 gegebenenfalls mehrere Meter entfernten - Hydropumpe
7 zugeordnet. Er ist über eine Zufuhrleitung 12 mit einer sich zu den beiden Arbeitsleitungen
3, 4, verzweigenden, in jedem Leitungszweig 13, 14 eine Düse 15, 16 aufweisenden Verteilerleitung
17 verbunden.
[0012] Der erste bzw. obere, diskontinuierliche Druckmittel- bzw. Spülkreislauf I besitzt
in der an die äußere Druckmittelquelle 11 angeschlossenen Speiseleitung 20 ein Vier-/Drei-Wege-Ventil
21, das elektrisch schaltbar ist. Außerdem zählt zu dem Druckmittelkreislauf I noch
eine an beide Druck- bzw. Zylinderräume 5, 6 des Stellzylinders 2 angeschlossene Verbindungsleitung
22, in der ein elektrisch schaltbares Bypass-Ventil 23 angeordnet ist.
[0013] Bei der in Figur 1 gezeigten Mittelstellung des Vier-/Drei-Wege-Ventils 21 ist die
obere, große, diskontinuierlich zum Einsatz kommende Spülung über die äußere Druckmittelquelle
11 abgeschaltet, wie das im Betriebszustand des Systems der Fall ist. Dennoch kann
trotzdem eine kontinuierliche Spülung eines Teils des gesamten Systems stattfinden,
und zwar des der Hydropumpe 7 zugeordneten Spül- und Speisekreislaufs II. Denn die
- in Abhängigkeit vom herrschenden Arbeitsdruck (vergl. Figur 4) oder der Pumpen-Schwenkstellung
(vergl. Figur 5) - unterschiedlich hohe Leckrate der Hydropumpe 7 wird dem System
druckbilanzabhängig in gleicher Menge von der an den Spül- und Speisekreislauf angeschlossenen
äußeren Druckmittelquelle 11 über die Zuführleitung 12 mit einem über dem Betriebsdruck
liegenden Druck wieder eingespeist, woraus sich eine stetige Spülung dieses Systemsabschnitts
ergibt. In der in Figur 1 dargestellten Mittellage der reversierbaren Hydropumpe 7
stellt sich dabei ein nach beiden Pumpenseiten hin gleiches Druckgefälle ein, so daß
das Druckmedium der Hydropumpe 7 entsprechend den Pfeilen 24 a, 24 b über die beiden
Leitungszweige 13, 14 der Verteilerleitung 17 und anschließend den Arbeitsleitungen
3, 4 zuläuft. Nimmt die Hydropumpe 7 eine von der Mittellage abweichende Schwenkstellungen,
wie in Figur 2 dargestellt, ergibt sich ein Rücklauf der gesamten eingespeisten Druckmittelmenge
definiert zu einer Seite hin; im Ausführungsbeispiel nach Figur 2 entsprechend den
Pfeilen 24 a über die Düse 15, den Leitungszweig 13 und die Arbeitsleitung 3.
[0014] Hingegen wird bei Betriebspausen das System mit dem diskontinuierlichen Spülkreislauf
I gespült, indem über die äußere Druckmittelquelle 11 und bei entsprechender, in Figur
3 gezeigter Stellung des Vier-/Drei-Wege-Ventils 21 die von außen angeschlossene Spülmenge
wirksam wird; da hierbei gleichzeitig das Bypass-Ventil 23 in seine offene Stellung
geschaltet worden ist, ergibt sich ein vollständiges Durchspülen der Arbeitsleitungen
3,4 und des Stellzylinders 2 in der in Figur 3 durch die Pfeile 25 angegebenen Durchflußrichtung.
Die Spülwirkung läßt sich dabei unterstützten, wenn das Vier-/Drei-Wege-Ventil 21
abweichend von der in Figur 3 gezeigten Stellung umgeschaltet und damit die Durchflußrichtung
umgekehrt wird.
[0015] Ohne zusätzliche Energieverluste und eine nachteilige Beeinflussung des dynamischen
Verhaltens des beidseitg ver- bzw. eingespannten Stellzylinders 2 kann somit ein diskontinuierlicher
und insbesondere auch während des Betriebes, d.h. kontinuierlicher Spülprozess durchgeführt
werden; letzterer nämlich mittels des abhängig von dem Leckstrom der Hydropumpe 7
mit einer gleichen Menge an Druckmittel versorgten Spül- und Speisekreislaufs II.
Bezugszeichen-Liste
[0016]
- 1
- Hydraulikkreislauf
- 2
- Stellzylinder
- 3
- Arbeitsleitung
- 4
- "
- 5
- Zylinderraum
- 6
- "
- 7
- Hydropumpe
- 8
- Anschluß
- 9
- Lecktank
- 10
- Anschluß
- 11
- äußere Druckmittelquelle
- 12
- Zuführleitung
- 13
- Leitungszweig
- 14
- "
- 15
- Düse
- 16
- "
- 17
- Verteilerleitung
- 18
- Pumpe
- 19
- Kühler
- 20
- Speiseleitung
- 21
- 4/3-Wege-Ventil
- 22
- Verbindungsleitung
- 23
- Bypass-Ventil
- 24a
- Pfeil
- 24b
- "
- I
- Spülkreislauf
- II
- Spül- und Speisekreislauf
1. Hydrostatisches Getriebe mit einem geschlossenen Hydraulikkreislauf, das einen von
einer äußeren Druckquelle beidseitig verspannten, über Arbeitsleitungen an eine reversierbare
Hydropumpe angeschlossenen Verbraucher (Stellzylinder) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hydraulikkreislauf (1) in einen an die äußere Druckmittelquelle (11) angeschlossenen
ersten, diskontinuierlichen Spülkreislauf (I) und einen davon getrennten zweiten,
von dem Leckstrom der Hydropumpe (7) abhängigen, kontinuierlichen Spül- und Speisekreislauf
(II) unterteilt ist.
2. Getriebe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß derSpül- und Speisekreislauf (II) über eine an die Druckquelle (11) angeschlossene
Zuführleitung (12) mit einer sich zu den beiden Arbeitsleitungen 3, 4, verzweigenden,
in jedem Leitungszweig (13, 14) eine Düse (15, 16) aufweisenden Verteilerleitung (17)
verbunden ist.
3. Getriebe nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Hydropumpe (7) eine verstellbare Axialkolbenpumpe eingesetzt ist.
4. Getriebe nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Spülkreislauf (I) in seiner Speiseleitung (20) ein Mehrwegeventil (21) und
in einer an beide Druckräume (5, 6) des Verbrauchers (2) angeschlossenen Verbindungsleitung
(22) ein Bypass-Ventil (23) aufweist.