[0001] Die Erfindung betrifft einen Drehverschluß für die Auslauföffnung im Boden eines
metallurgischen Gefäßes.
[0002] Aus der DE 42 31 692 C1 ist ein Drehverschluß bekannt, der einen ortsfest im Boden
des metallurgischen Gefäßes angeordneten Auslausfstein aufweist, in welchem eine Auslaufhülse
mit einem schräg verlaufenden Gießkanal angeordnet ist. Gegenüber dem ortsfesten Auslaufstein
ist ein Ausguß um eine vertikale Achse drehbar angeordnet. In diesem Ausguß ist ebenfalls
eine Hülse eingesetzt., deren Form spiegelbildlich zur Auslaufhülse ausgebildet ist.
Die Auslaufhülse und die Hülse des Ausgusses berühren sich an ihren einander zugewandten
Flachseiten, d.h. im Bereich ihrer plan ausgeführten Dichtflächen. Durch Verdrehung
des Ausgusses gegenüber dem Auslaufstein können die Durchtrittsöffnungen, d.h. die
Mündungen des Gießkanals der Auslaufhülse und der Hülse des Aufgusses mehr oder weniger
zur Deckung gebracht werden, um unterschiedliche Offenstellungen zur Regulierung des
Schmelzenaustritts aus dem metallurgischen Gefäß zu erreichen, oder können vollständig
gegeneinander versetzt gehalten werden (Schließstellung). Der Auslaufstein, die beiden
Hülsen und der Ausguß sind aus üblichem Feuerfestmaterial hergestellt. Die Drehung
des Drehverschlusses erfolgt motorisch (z. B. elektrisch) über ein Getriebe.
[0003] Bei diesem bekannten Drehverschluß kann es im Betrieb zu stark unterschiedlicher
Erwärmung der beiden Hülsen infolge des schräg verlaufenden Gießkanals kommen. Durch
den temperaturbedingten einseitigen Verzug stellen sich vielfach Undichtigkeiten im
Bereich der Kontaktflächen ein. Hinzu kommt der unerwünschte Effekt, daß die hohen
Strömungsgeschwindigkeiten im Gießkanal des oberen Bereichs des Drehverschlusses einen
starken Unterdruck erzeugen, der dazu führt, daß Luft aus der Umgebung durch das poröse
Feuerfestmaterial hindurch angesaugt wird und mit der Schmelze in Kontakt tritt. Das
wiederum ruft vielfach unzulässige Oxidbildungen in der Schmelze hervor. Um dies zu
verhindern, ist es bekannt, den Drehverschluß mit einem Schutzgasschleier abzuschirmen.
Wegen der damit verbundenen Kosten ist dies jedoch nachteilig.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Drehverschluß der gattungsgemäßen Art dahingehend
weiterzubilden, daß der Zutritt von mit der Schmelze reagierenden Gasen mit möglichst
geringem Aufwand zuverlässig verhindert wird.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruch 1. Vorteilhafte
und bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
Die Erfindung wird im folgenden anhand zweier Ausführungsbeispiele mit Hinweis auf
die nachfolgenden Zeichnungen näher beschrieben. Die beiliegenden Zeichnungen zeigen:
Fig. 1 einen axialen Längsschnitt eines Drehverschlusses für ein Zwischengefäß einer
Stranggießanlage für runde oder quadratische Querschnitte,
Fig. 2 einen axialen Längsschnitt eines Drehverschlusses für ein Zwischengefäß einer
Stranggießanlage für rechteckige Kokillenquerschnitte.
[0006] Der Drehverschluß gemäß Fig 1 weist einen Auslaufstein 1 und ein damit korrespondierendes
Ausgußteil 2 auf, die beide aus üblichem Feuerfestmaterial gebildet sein können und
koaxial untereinander angeordnet sind. An den einander zugewandten Stirnseiten sind
eine obere Verschlußplatte 3 bzw. eine untere Verschlußplatte 4 koaxial zur Drehachse
des Drehverschlusses eingesetzt, die sich im Bereich ihrer planen Dichtflächen 17
berühren. Die Verschlußplatten 3, 4 sind nicht aus gewöhnlichem Feuerfestmaterial,
sondern beispielsweise aus einem hochtfesten Feuerfestmaterial mit einer Härte von
mindestens 2000 HV gebildet. Wesentlich ist, daß dieses Material im Hinblick auf die
in Abhängigkeit von der Metallschmelze zu erwartende Einsatztemperatur nicht nur ausreichend
temperaturstabil ist, sondern auch eine hohe Abriebfestigkeit aufweist. Das Ausgußteil
2 ist in diesem Fall zusammen mit der unteren Verschlußplatte 4 gegenüber dem feststehenden
Auslaufstein 1 und dessen oberer Verschlußplatte 3 drehbar. In der gezeigten Stellung
kann die Schmelze aus dem nicht dargestellten metallurgischen Gefäß durch die beiden
vertikal nach unten verlaufenden Gießkanäle 7, 8 durch die fluchtenden Durchtrittsöffnungen
9a, 9b und 10a, 10b in den Verschlußplatten 3, 4 und durch den Gießkanal 6 des Ausgußteils
2 beispielsweise in eine nicht dargestellte Kokille auslaufen.
[0007] Um eine gute Gasdichtigkeit zu erzielen, ist die Dichtfläche 17 an den beiden Verschlußplatten
3, 4 jeweils glatt geschliffen. Außerdem ist mindestens in einer der beiden Verschlußplatten
3, 4 eine ringförmige Dichtung 5 aus einem unter den jeweiligen Einsatzbedingungen
temperaturstabilen (bis zur Schmelzentemperatur) und elastisch verformbaren Dichtungsmaterial
(für Stahlschmelzen beispielsweise aus Graphit) angeordnet Ebenfalls positiv auf die
Dichtigkeit wirkt sich die Tatsache aus, daß im Auslaufstein 1 nicht wie im Stand
der Technik nur ein einziger, sondern zwei Gießkanäle 7, 8 angeordnet sind, die sich
diametral gegenüberliegen und parallel zueinander verlaufen. Hierdurch kommt es zu
einer wesentlich besseren Wärmeverteilung im Auslaufstein 1 und seiner Verschlußplatte
3, die das Problem der Undichtigkeit infolge unterschiedlicher thermischer Dehnungen
drastisch reduziert. Weitere Verbesserungen in dieser Hinsicht können durch zusätzliche
Gießkanäle (z.B. insgesamt 3) erzielt werden, wobei die Gießkanäle gleichmäßig über
den Querschnitt des Auslaufsteins angeordnet werden sollten. Durch die Ringdichtung
5 kann vielfach aber auch bereits bei einem einzigen Gießkanal eine ausreichende Dichtigkeit
gewährleistet werden. Selbstverständlich können auch mehrere konzentrische Ringdichtungen
vorgesehen sein.
[0008] Die Abschirmung der Schmelze vor dem Zutritt von Sauerstoff wird noch durch einen
weiteren Umstand verbessert. Dieser ist in der Dimensionierung der Gießkanäle 7, 8
in Relation zum Gießkanal 6 zu sehen. Die Querschnittsfläche A der Gießkanäle 7, 8
im Auslaufstein 1 sollte in der Summe größer gewählt werden als die Querschnittsfläche
B des Gießkanals 6 im unteren Ausgußteil. Hierdurch wird im oberen Teil des Drehverschlusses
eine im Vergleich zur Ausführung gemäß DE 42 31 692 C1 deutlich geringere Strömungsgeschwindigkeit
der Schmelze und somit ein entsprechend verminderter Unterdruck erzeugt, der zu einer
Verringerung der Ansaugwirkung für die Umgebungslust führt.
[0009] Der in Fig. 1 dargestellte Drehverschluß schirmt den Schmelzenfluß so gut vor dem
Zutritt oxidierender Gase ab, daß eine Anwendung eines Inertgasschleiers völlig überflüssig
ist. Dies vermindert die Betriebskosten beträchtlich. Hinzu kommt die günstige Herstellbarkeit
des Auslaufsteins 1, da die Gießkanäle vertikal, d.h. achsparallel zur Drehachse angeordnet
werden können. Die beiden Verschlußplatten 3, 4 sind weitgehend formgleich herstellbar
und unterscheiden sich lediglich durch die Aufnahmenut für die Ringdichtung 5. Neben
seiner zuverlässigen Funktion zeichnet sich der erfindungsgemäße Drehverschluß durch
eine vergleichsweise lange Lebensdauer aus. Außerdem hat er den Vorteil, daß er nur
sehr wenig Bauraum erfordert.
[0010] Im Unterschied zur Ausführung des Drehverschlusses gemäß Fig. 1 ist der Drehverschluß
in Fig.2 für die Anwendung bei rechteckigen Kokillenquerschnitten (z.B. bei einer
Brammenstranggießanlage) vorgesehen. Der Grundaufbau und die Funktionsweise stimmen
weitgehend mit derjenigen in Fig. 1 überein, so daß entsprechend gleiche Bezugszeichen
verwendet wurden, die nicht erneut erläutert werden müssen. Im einzelnen wird daher
hauptsächlich nur auf die Unterschiede eingegangen.
[0011] Das Ausgußteil 2 ist in seinem unteren Teil anders geformt und weist anstelle einer
koaxialen stirnseiten Austrittsöffnung zwei seitliche Austrittsöffnungen 6a, 6b auf,
die im Einsatzfall in Breitenrichtung des Brammenformats weisen. Diese Stellung sollte
bei Betätigen des Drehverschlusses nicht verändert werden. Aus diesem Grunde wurde
die Funktion der unteren Verschlußplatte 4 aus Fig 1 aufgeteilt auf die untere Verschlußplatte
4a und die Zwischenplatte 11, die vorzugsweise auch aus hochfestem und abriebfestem
Feuerfestmaterial gebildet ist und die Verschlußfunktion übernimmt, während die Verschlußplatte
4a die Dichtfunktion zum Ausgußteil 2 hin ausübt. Bei dieser Ausführung sind die Berührflächen
zwischen den Bauteilen 3, 4a und 11 plan geschliffen und auf beiden Seiten der Zwischenplatte
11 Anordnungen von Ringdichtungen 5 vorgesehen. Die mit den Gießkanälen 7, 8 korrespondierenden
Durchtrittsöffnungen der Zwischenplatte 11 sind mit 12a, 12b bezeichnet. Die Aufnahmenuten
für die Ringdichtungen 5 können im Unterschied zur Darstellung in Fig. 2 auch beide
in der Zwischenplatte 11 vorgesehen sein, so daß eine völlig baugleiche Ausführung
für die Verschlußplatten 3, 4a möglich wäre. Anstelle der beiden Durchtrittsöffnungen
10a, 10b könnte in der unteren Verschlußplatte 4a auch eine große zentrale Öffnung
vorgesehen werden, die mindestens die in Figur 1 gezeigten Durchtrittsöffnungen 10
a, 10b vollständig erfassen, so daß sich eine besonders einfach herstellbare, insgesamt
etwa ringförmige Gestaltung der Verschlußplatte 4a ergeben würde. Dies ist möglich,
da dieses Bauteil nicht mehr die Funktion der Regulierung der Durchflußmenge hat.
[0012] Diese Gestaltung des Drehverschlusses ermöglicht es, das Ausgußteil 2 ebenso drehfest
zu halten wie den Auslaufstein 1, da die Verschließwirkung allein durch Drehen der
Zwischenplatte 11 bewirkt wird. Diese wird von unten durch einen als Zahnrad ausgebildeten
Drehkörper 13 gehalten und angetrieben. Der Drehkörper 13 bildet mit einem Antriebsritzel
14 (vorzugsweise 45°-verzahnter Zahnantrieb) das Getriebe zur Betätigung des Drehverschlusses.
Zur Begrenzung der Erwärmung dieses Getriebes sind Kühlnuten 16 vorgesehen, die eine
wirksame Kühlung des Getriebes durch Hindurchleitung eines Kühlmediums gestatten.
Das Ausgußteil 2 mit der unteren Verschlußplatte 4a wird durch ein auf Basis von beispielsweise
Tellerfedern mechanisch oder auch pneumatisch betätigtes Andrucksystem 15 nach oben
auf den Dichtsitz gepreßt.
[0013] Beim Einsatz des erfindungsgemäßen Drehverschlusses empfiehlt es sich, im geöffneten
Zustand ständig eine oszillierende Drehbewegung um die jeweils gewünschte Offenstellung
herum aufrechtzuerhalten, um die Ankristallisation von Schmelze im Bereich der Durchtrittsöffnungen
der unteren und der oberen Verschlußplatte bzw. der Zwischenplatte zu minimieren.
Bezugszeichenliste:
[0014] Auslaufstein 1 (Feuerfestmaterial)
Ausgußteil 2 (Feuerfestmaterial)
obere Verschlußplatte 3 (hochfestes Feuerfestmaterial)
untere Verschlußplatte 4 (hochfestes Feuerfestmaterial)
ringförmige Dichtung 5 (Graphit)
Gießkanäle 6, 7, 8
Durchtrittsöffnungen 9a, 9b, 10a, 10b
Zwischenplatte 11 (hochfestes Feuerfestmaterial)
Durchtrittsöffnungen 12a, 12b
Drehkörper 13
Antriebsritzel 14
Andrucksystem
Kühlnuten 16
Dichtflächen 17
1. Drehverschluß für die Auslauföffnung im Boden eines metallurgischen Gefäßes, bestehend
aus einem im Gefäßboden angeordneten Auslaufstein und einem Ausgußteil, wobei Gießkanäle
vorgesehen sind, deren Öffnungen in einer bestimmten Darstellung fluchten, dadurch
gekennzeichent, daß
an den zueinander zugewandten Stirnseiten des Auslaufsteins (1) und des Ausgußteils
(2) an dem Auslaufstein (1) eine obere Verschlußplatte (3) bzw. an dem Ausgußteil
(2) eine untere Verschlußplatte (4) vorgesehen sind, und wobei die obere Verschlußplatte
(3) mit mindestens zwei Durchtrittsöffnungen für mindestens zwei zur Drehachse parallel
verlaufende Gießkanäle (7, 8) im Auslaufstein (1) und die untere Verschlußplatte (4)
mit mindestens einer Durchtrittsöffnung für mindestens einen Gießkanal (6) im Ausgußteil
versehen sind.
2. Drehverschluß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
sich die beiden Verschlußplatten (3,4) mit planen Oberflächen (17) dichtend berühren
und in mindestens einer der beiden Verschlußplatten (3, 4) eine oder mehrere ringförmige
Dichtungen (5) vorgesehen sind.
3. Drehverschluß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das Ausgußteil (2) zusammen mit der unteren Verschlußplatte (4) gegenüber dem feststehenden
Auslaufstein (1) und der oberen Verschlußplatte (3) drehbar ist.
4. Drehverschluß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Querschnittsfläche (A) der Gießkanäle (7, 8) im Auslaufstein (1) in der Summe
größer ist als die Querschnittsfläche (B) des Gießkanals (6) im Ausgußteil (2).
5. Drehverschluß nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen den Verschlußplatten (3, 4) zur Übernahme der Verschlußfunktion eine drehbare
Zwischenplatte (11) mit mindestens zwei Durchtrittsöffnungen vorgesehen ist und wobei
das Ausgußteil (2) drehfest ist.
6. Drehverschluß nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
das drehfeste Ausgußteil (2) mit der unteren Verschlußplatte (4) durch ein Andrucksystem
(15) nach oben auf Dichtsitz preßbar ist.
7. Drehverschluß nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Zwischenplatte (11) aus hochfestem und abriebfestem Feuerfestmaterial gefertigt
ist.
8. Drehverschluß nach den Ansprüchen 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
auf beiden Seiten der Zwischenplatte (11) Ringdichtungen (5) vorgesehen sind.
9. Drehverschluß nach den Ansprüchen 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Zwischenplatte (11) auf der Seite des Ausgußteils (2) durch einen als Zahnrad
ausgebildeten Drehkörper (13) gehalten wird und antreibbar ist.
10. Drehverschluß nach dem Anspruch 9, dadurch gekennzeichent, daß
zur Begrenzung der Erwärmung des Drehkörpers (13) Kühlnuten (16) vorgesehen sind.
11. Drehverschluß nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Dichtungsring (5) aus einem unter den jeweiligen Einsatzbedingungen temperaturstabilen
und elastisch verformbaren Dichtungsmaterial besteht.
12. Drehverschluß nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
der Dichtungsring (5) aus Graphit besteht.
13. Drehverschluß nach Anschluß 1, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl der Auslaufstein
(1) als auch das Ausgußteil (2) aus üblichem Feuerfestmaterial gefertigt sind.
14. Drehverschluß nach Anspruch 1, dadurch geknnzeichnet, daß die Verschlußplatten (3,
4) aus einem hochfesten Feuerfestmaterial mit einer Härte von mindestens 2000 HV gefertigt
sind.