[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Körpern aus intermetallischen
Phasen aus pulverförmigen, duktilen Komponenten, die in einem vorbestimmten Mischungsverhältnis
gemischt, nachfolgend kompaktiert, anschließend zur Bildung des Körpers stranggepreßt
werden und schließlich wärmebehandelt werden.
[0002] Ein Verfahren dieser Art ist bekannt (DE-PS 38 22 686). Der mit dem bekannten Verfahren
hergestellte Werkstoff weist eine homogene Struktur auf und ist gegenüber bekannten
Werkstoffen gleicher Art deutlich zäher. Auch ist mit dem bekannten Verfahren eine
beliebige Reproduzierbarkeit von Legierungen möglich, d.h. diese sind in beliebigen
Mengen mit fortwährend gleichen vorbestimmten Eigenschaften herstellbar.
[0003] Der Wärmebehandlungsschritt, der dem Strangpreßschritt folgt, ist erforderlich, um
die unreagierten duktilen Komponenten zur Bildung der gewünschten intermetallischen
Phasen reagieren zu lassen.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zu schaffen, mit dem die
Herstellung von Körpern aus intermetallischen Phasen der eingangs genannten Art erleichtert
sowie schneller und kostengünstiger durchgeführt werden kann, wobei auch die Eigenschaften
der derart hergestellten Körper in bezug auf Porosität und Homogenität des Werkstoffs
verbessert werden sollen.
[0005] Gelöst wird die Aufgabe gemäß der Erfindung dadurch, daß die für die Wärmebehandlung
nötige Wärme die im Zuge der Strangpressung erzeugte Wärme ist.
[0006] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht im wesentlichen darin, daß die
Herstellungszeit und damit die Herstellungskosten durch Wegfall eines bisher gesondert
nötigen Wärmebehandlungsschrittes gesenkt werden können, wobei gleichzeitig vorteilhafterweise
erreicht wird, daß die Porosität und/oder die Homogenität des derart hergestellten
Körpers verringert bzw. verbessert werden kann.
[0007] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung sind die Preßparameter beim
Strangpreßvorgang derart gewählt, daß die Körpertemperatur während der Pressung die
Phasenbildungstemperatur erreicht oder lediglich geringfügig überschreitet. Würde
das Kompaktieren oberhalb der Temperatur, bei der die Komponenten während des Pressens
zur Bildung der intermetallischen Phasen miteinander reagieren, erfolgen, könnte bei
der Anwendung des Strangpressens als Kompaktierungsverfahren gegebenenfalls der Vorteil
der Duktilität der Elementpulver aufgehoben werden. Kommt es nämlich während des Strangpressens
zur Bildung spröder intermetallischer Phasen, dann verläuft der Umformprozeß, bedingt
durch deren schlechte Bildsamkeit, instationär, was gegebenenfalls eine große Porosität
und Oberflächenfehler des Körpers zur Folge haben könnte. Durch die Wahl geeigneter
Preßparameter wie Bolzen-/Aufnehmertemperatur T
B/A, Preßverhältnis R, Stempelgeschwindigkeit v
St wird es ermöglicht, daß die vor allem durch innere Werkstoffverschiebungen hervorgerufene
Temperaturerhöhung im Preßstrang die Bildungstemperatur intermetallischer Phasen gerade
erreicht bzw. nur geringfügig überschreitet, so daß dann die Duktilität der Pulverkomponenten
beim Kompaktieren voll ausgenutzt werden kann, weil dadurch sichergestellt ist, daß
die Phasenumwandlung erst unmittelbar nach dem Umformvorgang einsetzt.
[0008] Schließlich kann es vorteilhaft sein, daß vor dem Preßschritt, bei dem es zur Phasenbildung
kommt, mindestens ein Preßschritt ohne Phasenbildung vorgeschaltet wird. Hierdurch
ist es möglich, die Porosität des hergestellten Körpers gezielt zu verringern.
[0009] Auch kann es schließlich vorteilhaft sein, das Preßverhältnis bei der weiteren Pressung
gegenüber dem Preßverhältnis der ersten Pressung zu erhöhen, wobei durch die Erhöhung
des Preßverhältnisses die Partikelgröße der Komponenten im Körper verringert und damit
auch aus diesem Grunde Einfluß auf eine geringe Porosität im Körper genommen werden
kann.
[0010] Das Verfahren wird nun anhand der einzelnen Verfahrensschritte gemäß einer typischen
Ausgestaltung der Erfindung beschrieben. Zuerst werden die pulverförmigen, duktilen
Komponenten, die elementar oder vorlegiert vorliegen können, in einem vorbestimmten
Mischungsverhältnis gemischt. Eine typische Legierung kann beispielsweise aus Ti48Al2Cr
(in At.-%) bestehen. Ausgehend von reinen Ti-Al-Elementpulvern wurden die 2 At.-%
Cr zur Gewährleistung ihrer homogenen Verteilung im Ti48Al2Cr als Vorlegierungspulver
Al-15 Gew.-% Cr gemäß der stöchiometrischen Legierungszusammensetzung zugemischt.
Das anschließende Vorkompaktieren dieser Pulvermischung zu einem Körper, beispielsweise
zu einem transportfähigen Preßbolzen, erfolgt durch kaltisostatisches Pressen (CIP).
Mit einem Preßdruck von 450 Nmm⁻² konnten 93,8 % der theoretisch berechneten Werkstoffdichte
erreicht werden.
[0011] Zur Erzielung einer rißfreien Strangoberfläche werden die vorkompaktierten Körper
vor dem Strangpressen in AlMgSiO,5-Rohre gekapselt.
[0012] Nachfolgend erfolgt das Strangpressen, wobei die für die Wärmebehandlung nötige Wärme
die im Zuge der Strangpressung erzeugte Wärme ist. Dabei sind die Preßbedingungen
wie Bolzen-/Aufnehmertemperatur T
B/A, das Preßverhältnis R und die Stempelgeschwindigkeit v
St derart gewählt, daß einerseits die durch die Umformung erzeugte Temperaturerhöhung
im Preßstrang ausreicht, um eine in-situ-Reaktion nach dem Preßvorgang auszulösen,
und daß andererseits die Strangtemperatur während des Umformprozesses die Phasenbildungstemperatur
aber nicht soweit überschreiten darf, daß die Phasenreaktion schneller abläuft als
der Preßvorgang.
[0013] Zahlreiche Versuche haben belegt, daß durch Erhöhung des Preßverhältnisses R die
Al-Partikelgröße im Preßstrang verringert und damit Einfluß auf eine geringe Porosität
im Titanaluminid-Körper genommen werden kann. Die Größe des Preßverhältnisses wird
jedoch durch die damit verbundenen höheren Umformtemperaturen begrenzt, die zu einer
vorzeitigen Phasenbildung während des Strangpressens, siehe oben, führen können. Das
ist für Ti48Al2Cr bei T
B/A = 350° C bis zu R < 32:1 bzw. bei T
B/A = 450° C nur bis R < 18:1 möglich.
[0014] Durch nochmaliges Strangpressen bereits gepreßter Stränge (Doppelstrangpressen) muß
deshalb das Preßverhältnis weiter gesteigert und das Körpergefüge stärker verfeinert
werden.
[0015] Bei Versuchen standen dafür als Ausgangsmaterial von 85 mm Durchmesser an 20 mm Durchmesser
gepreßte Rundstangen (T
B/A = 350° C, R = 18:1, v
St = 3 mms⁻¹) zur Verfügung. Nach Abdrehen des Kapselmaterials von der Strangoberfläche
wurden 19 Stäbe mit je 16 mm Durchmesser in ein 85 x 1,5 mm Durchmesser AlMgSiO,5-Rohr
gesteckt und erneut stranggepreßt. Zur Vermeidung vorzeitiger Phasenreaktionen erfolgte
dabei eine Herabsetzung der Bolzen-/Aufnehmertemperatur auf 250 °C und der Stempelgeschwindigkeit
auf 0,8 mms⁻¹. Dadurch war es möglich, daß die durch die Umformwärme ausgelöste Phasenreaktion
tatsächlich nicht während, sondern unmittelbar nach dem Preßvorgang quasi zeitverzögert
im Körper ablief.
1. Verfahren zur Herstellung von Körpern aus intermetallischen Phasen aus pulverförmigen,
duktilen Komponenten, die in einem vorbestimmten Mischungsverhältnis gemischt, nachfolgend
kompaktiert, anschließend zur Bildung des Körpers stranggepreßt werden und schließlich
wärmebehandelt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die für die Wärmebehandlung nötige
Wärme die im Zuge der Strangpressung erzeugte Wärme ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Preßparameter beim Strangpreßvorgang
derart gewählt sind, daß die Körpertemperatur während der Pressung die Phasenbildungstemperatur
erreicht oder geringfügig überschreitet.
3. Verfahren nach einem oder beiden der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
vor dem Preßschritt, bei dem es zur Phasenbildung kommt, mindestens ein Preßschritt
ohne Phasenbildung vorgeschaltet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Preßverhältnis bei der
weiteren Pressung gegenüber dem Preßverhältnis der ersten Pressung erhöht wird.