[0001] Die Erfindung betrifft ein Feinstahlwalzwerk, insbesondere Drahtwalzwerk zur Optimierung
von Produktqualität und/oder Leistung der Fertigstraße.
[0002] Bei älteren Feinstahlwalzwerken, insbesondere Drahtwalzwerken, besteht fallweise
ein Bedarf zur Modernisierung und/oder Leistungssteigerung durch Um- und/oder Ausbau
der vorhandenen Fertigstraße. Insbesondere trifft dies auf mit älteren Walzgerüsten
ausgestattete Fertigstraßen zu, welche mit gesteigerten Anforderungen an Qualität
und/oder Produktivität moderner Anlagen nicht mehr Schritt halten können und insbesondere
dann, wenn zusätzlich zum vorhandenen Walzprogramm eine Aufstockung bezüglich Menge
und/oder Qualität aus wirtschaftlicher Sicht wünschenswert erscheint und die vorhandene
Walzanlage hierfür nicht ausreicht. Dabei wäre es aber aus wirtschaftlicher Sicht
unvorteilhaft, die vorhandene Fertigstraße insgesamt durch eine neue Anlage zu ersetzen,
weil die hierbei anfallenden Kosten nicht in ökonomischem Gleichgewicht zu dem zu
erwartenden Produktionsgewinn stehen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Feinstahlwalzwerk bzw. ein Drahtwalzwerk
zur Optimierung von Produktqualität und/oder Leistung der Fertigstraße anzugeben,
durch welches mit möglichst geringem Aufwand an Kosten sowie mit möglichst sparsamem
Platzbedarf und ohne nennenswerten umbaubedingten Produktionsausfall eine Steigerung
von Produktqualität und/oder Leistung der Fertigstraße möglich und/oder eine Erweiterung
des Produktionsprogramms erreichbar ist.
[0004] Zur Lösung der Aufgabe wird bei einem Walzwerk der im Oberbegriff von Anspruch 1
genannten Art mit der Erfindung vorgeschlagen, daß der Fertigstraße wenigstens ein
zweigerüstiger Standard-Vorblock vor- und/oder nachgeordnet ist.
[0005] Bei dem als Standard-Vorblock bezeichneten zweigerüstigen Anlagenteil handelt es
sich um ein ausgereiftes und bewährtes Grundelement in Form eines Bausteins, wobei
dieses Grundelement beispielsweise durch Aneinanderreihen mehrerer derartiger Bausteine
zu einer mehrgerüstigen Einheit zusammengefügt und ohne Adaptionsprobleme zu einer
mit beliebiger Anzahl von Gerüsten ausgebildeten Draht-Fertigstraße ausgebaut werden
kann. Beispielsweise kann ein einzelner Grundbaustein zur Nachtolerierung einer Drahtabmessung
der Fertigstraße nachgeordnet sein. Auch kann bei älteren Gerüsten einer Fertigstraße,
wenn solche Gerüste z. B. bei Reparaturen zeitweilig ausfallen, die dann fehlende
Walzkapazität durch Vor- oder Nachrüsten eines oder mehrerer Standard-Vorblöcke kompensiert
werden. Es ergeben sich somit durch variablen Einsatz von zweigerüstigen Standard-Vorblöcken
in einer Anordnung nach dem Baukastenprinzip eine Anzahl kostengünstiger und schnell
durchführbarer Möglichkeiten zum Leistungserhalt, zur Leistungssteigerung und/oder
zur Qualitätssteigerung einer vorhandenen Fertigstraße.
[0006] Nach einer Ausgestaltung der Erfindung können dabei zweigerüstige Standard-Vorblöcke
zu vier-, sechs-, acht- oder zehn-gerüstigen Vorblock-Einheiten zusammengeschaltet
und der Fertigstraße vor- und/oder nachgeordnet sein.
[0007] Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, daß beispielsweise zwecks Reparatur wirkungslos
gemachte Gerüste der Fertigstraße durch wenigstens einen Standard-Vorblock ersetzt
sind.
[0008] Nach einer anderen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß eine Fertigstraße
durch eine Anzahl zu einem Fertigblock zusammengefaßter, jeweils zweigerüstiger Standard-Vorblöcke
überbrückt ist. Hierbei kann beispielsweise die Maßnahme getroffen sein, daß in dem
die Fertigstraße überbrückenden Anlagenteil eine andere Drahtabmessung gewalzt wird,
als in dem Anlagenteil mit der vorhandenen Fertigstraße.
[0009] Ein nach der Erfindung ausgebildetes Feinstahl- bzw. Drahtwalzwerk weist somit wenigstens
einen der Fertigstraße vor- und/oder nachgeordneten Standard-Vorblock und/oder fallweise
eine Überbrückung durch Standard-Vorblöcke auf. Ein solcher Umbau- bzw. Ausbausatz
kann in überraschend unkomplizierter Weise nach dem Baukastenprinzip der Fertigstraße
angegliedert sein.
[0010] Die Erfindung wird in schematischen Zeichnungen in einer bevorzugten Ausführungsform
gezeigt, wobei aus den Zeichnungen weitere vorteilhafte Einzelheiten der Erfindung
entnehmbar sind.
[0011] Es zeigen:
- Fig. 1
- in Draufsicht einen zweigerüstigen Standard-Vorblock,
- Fig. 2
- in Draufsicht zwei zu einer Einheit zusammengeschaltete zweigerüstige Vorblöcke,
- Fig. 3
- in Draufsicht vier zu einer Einheit zusammengeschaltete zweigerüstige Standard-Vorblöcke,
- Fig. 4
- in Draufsicht eine herkömmliche Fertigblock-Einheit einer achtgerüstigen Drahtstraße
in einer Bauweise nach dem Baukastenprinzip,
- Fig. 5
- einen Stammbaum einer Produktionsanlage zum Walzen von Feinstahlprodukten, insbesondere
Drahtabmessungen.
[0012] Figur 1 zeigt einen einzelnen zweigerüstigen Vorblock (10) als beliebig kombinierbaren
Baustein zum Vor- oder Nachordnen an eine vorhandene Fertigstraße (1) (Fig. 5).
[0013] Figur 2 zeigt eine viergerüstige Einheit (11), zusammengesetzt aus zwei zweigerüstigen
Standard-Vorblöcken (10). Diese sind durch ein gemeinsames Antriebsaggregat (20) miteinander
verbunden.
[0014] Eine achtgerüstige Draht-Vorblockeinheit (13) zeigt Figur 3. Diese setzt sich aus
vier baukastenmäßig aneinandergereihten Standard-Vorblöcken (10) mit einem gemeinsamen
Antrieb (20) zusammen.
[0015] Die Figuren 2 und 3 zeigen insgesamt unkomplizierte Kombinationsmöglichkeiten mehrgerüstiger
Einheiten unter Verwendung von Standard-Vorblöcken (10) als Grundbausteinen. Dabei
ist die Anzahl solcher Grundbausteine (10) beliebig.
[0016] Durch "Aneinanderketten" von Vorblöcken zu Fertigblöcken können auf diese Weise vier-,
sechs-, acht- und fallweise zehn-gerüstige Anlagenteile zusammengestellt und vorhandene
Anlagenteile damit ergänzt bzw. weiter ausgebaut werden.
[0017] Figur 4 zeigt im Gegensatz zum baukastenmäßigen "Aneinanderketten" von einzelnen
Standard-Vorblöcken die Konstruktion eines herkömmlichen Fertigblockes in einer Ausführung
nach dem Stand der Technik. Es ist ersichtlich, daß ein schnelles Umrüsten dieser
Einheit im Gegensatz zum Baukastenprinzip durch Aneinanderketten gemäß Fig. 2 und
3 nicht ohne weiteres möglich ist.
[0018] Figur 5 zeigt den Stammbaum einer Produktionsanlage für Feinstahlprodukte, insbesondere
für Drahtabmessungen. Die Anlage weist als Grundausstattung die Fertigstraße (1) mit
sechs einzelnen Gerüsten (2 - 7) auf. Erfindungsgemäß ist der Fertigstraße (1) zur
Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit bzw. zum Ersatz eines wirkungslos gemachten Gerüstes
ein zweigerüstiger Vorblock (10) vorgeordnet. Fallweise kann zum gleichen Zweck und/oder
zum Nachkalibrieren von Walzgut der Fertigstraße (1) ein zweigerüstiger Vorblock (10')
nachgeordnet sein.
[0019] Im Falle einer Produktionsanhebung und/oder zum Ersatz ausgefallener bzw. reparaturbedürftiger
Gerüste (2 - 7) kann der Fertigstraße (1) anstelle des zweigerüstigen Vorblocks (10')
eine mehrgerüstige Einheit, beispielsweise eine sechs-gerüstige Kombination (12) nachgeordnet
sein. Diese kann entsprechend dem Ausführungsbeispiel aus drei zweigerüstigen Grundbausteinen
(10) mit einem gemeinsamen Antrieb (20) bestehen. Die Anzahl von Bausteinen (10) einer
Einheit richtet sich dabei nach den gegebenen Anforderungen.
[0020] Eine weitere Möglichkeit von Leistungs- und Qualitätsaufstockung einer vorhandenen
Fertigstraße (1) ist beispielhaft mit der die Fertigstraße (1) überbrückenden Fertigblockeinheit
(15) gezeigt. Entsprechend dem in der Figur 5 gezeigten Beispiel kann die Fertigblockeinheit
(15) aus vier je zweigerüstigen Vorblöcken (10) zusammengesetzt sein. Die Anzahl der
Vorblöcke richtet sich nach dem Walzprogramm. Diese Fertigblockeinheit (15) ermöglicht
sehr vorteilhaft eine Anpassung im Baukastensystem an besondere Anforderungen und
ergibt die Möglichkeit, gegebenenfalls andere Drahtabmessungen oder andere Materialqualitäten
in der Umgehungsschleife (30) zu walzen, während Standard-Qualitäten nach wie vor
mit der vorhandenen Fertigstraße (1) gewalzt werden.
[0021] Insgesamt ergibt die außerordentlich flexible Aus- und Umbaufähigkeit einer vorhandenen
Fertigstraße (1) für Feinstahl- oder Drahtabmessungen durch zusätzlich vor- oder nachordenbare
Standard-Vorblöcke (10 - 13) einzeln oder in Kombination eine überraschend problemlose
Möglichkeit zur Ausweitung und Verbesserung der vorhandenen Walzanlage mit überschaubaren
Kosten und relativ sparsamem Platzbedarf, wobei der Um- bzw. Ausbau mit vertretbar
geringen Unterbrechungen des laufenden Betriebes durchführbar ist.
1. Feinstahlwalzwerk, insbesondere Drahtwalzwerk, zur Optimierung von Produktqualität
und/oder Leistung der Fertigstraße (1), dadurch gekennzeichnet, daß der Fertigstraße (1) wenigstens ein zweigerüstiger Standard-Vorblock (10 - 13)
vor- und/oder nachgeordnet ist.
2. Feinstahlwalzwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zweigerüstige Standard-Vorblöcke (10) zu vier-(11), sechs-(12), acht-(13) oder
fallweise zehngerüstigen Vorblock-Einheiten zusammengeschaltet und diese der Fertigstraße
(1) vor- und/oder nachgeordnet sind.
3. Feinstahlwalzwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wirkungslos gemachte Gerüste (2 bis 7) der Fertigstraße (1) durch wenigstens
einen Standard-Vorblock (10 bis 13) ersetzt sind.
4. Feinstahlwalzwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fertigstraße (1) durch eine Anzahl zu einem Fertigblock (15) zusamengefaßter
jeweils zweigerüstiger Standard-Vorblöcke (10) überbrückt ist.